Fritz Reuter
Kein Hüsung
Fritz Reuter

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6. De Lust.

                 

Hubertusdag steiht in den Klenner,
Un in de BuchtUmzäunung. Das Wort hat stets den Nebenbegriff, Theil eines Ganzen zu sein. (R.) ein Virteihnenner,
De is dor sorgsam faudert word'n
Un sall – so seggen s' – heran vermorr'.
Un sall hüt lopen vör de Hunn'.
Natt is 't von baben un von unn';
De Dak liggt gris up Dörp un Feld;
De Sünn kickt 'runne up de Welt,
As wull s' hüt gor nich ut dat Bedd,
Un kickt so mäud dörch de Gardinen,
As hadd' s' 't sick in den Kopp 'rin sett't:
Hüt künn ok woll en Anner schinen.
Natt is de Ird', de Luft, de Schall;
De Döscherschlag,Drescherschlag. – Jetzt kommt wohl nur hauptsächlich der Zweischlag vor; in früheren Zeiten redete man von Dreischlag und Vierschlag; ja, auch des Sechsschlages erinnere ich mich. (R.) de klappt so stump,
Un af un an is ut den Stall
En Bröll'n tau hür'n, dat klingt so dump,
As wir 't oll Veih in deipen Drom
Un drömte von den gräunen Bom
Un von de Weid un von dat Gras,
As 't Frühjohr un as 't Sommer was,
Un de oll Bull, de lümmeltWenn der Bulle nach seinem Jauchzen noch still vor sich hin brummt, so nennt man das: lümmeln. Der Kinder-Singsang lautet:

»Lümmel, Lümmel, Lepelstel,
Unse Jakob frett so vel.«

An andern Orten giebt es eine Variation, welche heißt:

»Rühr, rühr, Lepelstel,
Unse Jakob frett so vel.«

(R.)

mang,
As wir in 'n Stall em nicks tau Dank.
De ollen Wiwer swingen Flaß
Un sitten up de Schapstalldel
Un kiken mäud un sleprig 'rut
Un seihn as Ulenküken ut
Un klappen, klætern, pläternBeides in übertragener Bedeutung = klatschen. Eigentlich heißt ›klætern‹ einen klappernden Ton hervorbringen, und ›plätern‹ – nur vom Spielen der Kinder im Wasser gebraucht – patschen, panschen, klatschen. (R.) vel,
Doch hürt 't sick so verdraten an,
As wenn Ein müggt un nich recht kann.
De Lust, de fehlt, de helle Slag,
As früher an den Brakeldag.
De Manns de dragen ut de Schün
Ehr Döscherbund nah de Maschin;d. h. Häckerlingsmaschine. (R.)
Lud burrt tau Höcht de SparlingsschauwSchwarm; aber nur vom kleinen, wilden Geflügel gebraucht. (R.)
Un makt 'ne Swenkung irst tau Prauw
Un wackelt up un wackelt dal,
Makt halwe Swenkung noch einmal
Un smitt sick up en anner Flag,
Tau seihn, ob dor von Gottes Segen
För ehr en Beten æwrig lag.

De Nebel föllt; en finen Regen,
De fisselt 'runne as en Faden,
Un wo em was en Löckschen baden,
Dor makt hei sick noch mal so dünn
Un fädelt sick allmählich 'rin
Un bohrt sick 'run bet up de Hut
Un jöggt dat Beten Warmniß 'rut,
Dat Ein 't mit Tähnenklappen kriggt,
As wenn Ein in 't koll Fewer liggt.
De Hofhund krüppt in sine Hütt,
Un de oll schawwige Kapun
Krüppt einsam unner 'n Gorentun.
De Hahn mit sine Häuhner sitt
In einen Klumpen unner 'n Wagen;
Hut Morgen hett hei noch so kreiht,
Nu sitt hei as up 't Mul geslagen,
Un wenn hei mal wat seggen deiht
Un scheif den Kopp tau Höchten böhrt,
Denn seggt hei blot: »Ick säd 't, ick säd 't
Wi kregen Regen, kregen Regen.«
Un ein oll Hauhn, dat seggt dorgegen:
»Kein Stück an 'n Hewen blewen klor!
As Mehlgrütt dick!
Is dit en Stück!
Natt sitt ick dor, nu, nu, nu ror'!«
'T is All'ns verdreitlich, Gaus allein
Steiht still vergnäugt up einen Bein,
Behaglich plirt s' in 't Weder 'rin
Un in de dicke Regensupp
Un kickt nah 't Ad'bors Nest herup;
Wo de oll Burß nu woll müggt sin?
Un wo de woll herümmer tög?
Un kek sick üm, wat Swælk noch flög:
Wo dat oll fipprig Ding woll wir?
Un säd' nich vel, dacht desto mihr,
Dacht an de schöne Grabenburd
Glik linkschen acht'r 'e Gorenpurt,
Ob 't dor villicht nich Gras noch gaww,
Un wucht't sick up un wackelt af.
Un de oll Ahnt kümmt ehr entgegen
Un rætert, plätert wat taurecht
Un deiht sick gor tau höflich rögen
Mit 't Achterdeil, as Gaus ehr fröggt:
»Vör 'n Dur is 't woll sihr natt? Wat? Wat?«
Un seggt mit höflichen Gesnatter:
»»Ja, Gnaden Gaus, schön natt, schön natt!
Un böhr'n S' tau Höcht Ehr leiwen Röck.
Dor 's nicks as luter Water, Water,
Un wat noch fast is, dat is Dreck.«« –

Oll Daniel steckt de Näs' herut
Un süht nah baben hir un dor:
»Ih,« seggt hei, »'t süht all klütrigvon Klut = Kloß, von Flüssigkeiten gebraucht; daher mit »geronnen« zu übersetzen; von festen Körpern sagt man: klutig. (R.) ut,
Un achter Dam'row ward 't all klor.
Ick glöw, wi krigen hüt noch Weder.Vorzugsweise: gutes Wetter. (R.)
Un wes't parat! Un paß en Jeder
Gaud up, de Pird' herut tau ledd'n!
Sei warden s' glik herup bestell'n,
Un wenn s' nich dor sünd, künn hei schell'n;
Hüt is kein Spaßen mit den Herrn.

De Sünn breckt dörch. De Herr, de röppt,
En Jeder deiht un schirrt un löppt,
Un Daniel ledd't den Hingst herut;
Dunn kümmt Mariken hastig an
Un süht so bang und ängstlich ut
Un fröggt den Oll'n: »Wo is Jehann?« –
»»De Knechts, de halen Holt vermorr'n.««
»Ach Daniel, mi 's so angst un bang'n;
Min Vader is so krank mi word'n,
Ick heww nah 'n Dokter so 'n Verlang'n;
Ach Daniel, bidd' Hei doch den Herrn,
Dat hei den Dokter halen lett.«
»»Ja, gah man – lat Di man nich pedd'n!
Segg'n will 'ck 't em woll. Un täuw man hir!
Wenn hei man sinen Gauden hett.««
De Rüters swenken sick tau Pird',
De Herr sick up den Schimmelhingst;
Oll Daniel steiht un hollt den Bægel:
»»Wenn d' dit doch mal recht klauk anfüngst!««
Denkt hei un fuschertvon einer Handtierung gebraucht, die man nicht sehen lassen will. (R.) an den Tægel
Un fummeltvon einer Handtierung gebraucht, die man nicht fertig kriegt. (R.) 'rüm an de Kandar.
»Was hat Er noch, Er alter Narr?« –
»»Den Dokter möt w' woll halen laten?«« –
»Was? Dokter? Was? Ist Jemand krank?« –
»»Ick kreg den falschen Tom tau faten.««
»Das frag ich nicht. Wer ist denn krank?« –
»»Ih, in den Stall is, Gott sei Dank!
Nich tau verreden,nicht zu verreden; eine allgemein gebräuchliche captatio benevolentiae gegen Zauberei und den Neid der bösen Geister. (R.) All'ns gesund.
Oll Brand is blot so up den Hund,
Un dunn dacht ick . . .«« – »Das Denken lass' Er!
Was Er auch denkt, ist einerlei.
Mit Brandten ist es doch vorbei;
Stellt vor sein Bett ein Eimer Wasser
Und vor ihn legt ein Bündel Heu;
Der Dokter wird ihm doch nichts nütz.«
Un lachte æwer sinen Witz,
Red ut dat Dur de Annern nah.
Dat Hurn, dat schallt. Trarah, trarah!
De Hingst, de bömt sick vör Gewalt,
De Hund, de jault, de Pietsch, de knallt;
Oll Gnaden Gaus, de retürirt
Un buttertklopft, stampft. (R.) 'rüm un krischt vör Schreck,
Hei hett so dägern sick verfirt.
Hell lüchten in den Sünnenstrahl
De roden un de gräunen Röck.
So treckt de Tog dat Feld hendal
Nah 't Rangdewuh. Un Ann're kamen,
Von allen Siden kamen s' 'ran,
Un sünd so lustig All tausamen
Un segg'n sick fröhlich gauden Morr'n:
»Wat süll dat för 'ne Lust hüt warden,
Wenn s' em irst vör de Swäpen hadden!«
De Mähren stampen up den Bodden,
De Nüster blost, dat Og, dat blitzt;
De Hunn', de gnurr'n sick an un schulenvon unten auf ansehen, mit dem Nebenbegriff des Neides; mit dem Nebenbegriff des Hasses wird ›glupen‹ gebraucht. (R.)
Nah Köterort, gnittschäwsch,von Gnitt = Krätze, Grind, und schäwsch = schäbig, hier in übertragener Bedeutung so viel als: neidisch. (R.) vergritzt,innerlich ergrimmt. (R.)
Un zawwern 'rüm un bläken, hulen,
Bet Ein de Pietsch tau faten kriggt
Un dat Gezauster all befredigt
Un de Moral von de Geschicht
Ehr üm de Uhren 'rümmer predigt.

De Hirsch is los! Hei steiht un dreiht,
Den Kopp tau Ird', sick in de Runn';
En Bewern dörch de Glider geiht,
Hei süht de Jägers, süht de Hunn',
Hei smitt 't Geweih up sine Schuft
Un wind't un sichert dörch de Luft.
In sinen Og de Sünnenstrahl,
De Friheit rings up Barg un Dal,
De Friheit un dat Sünnengold,
In blage Firn dat lust'ge Holt! –
Hei 's fri! Hei 's fri! – En mächt'gen Satz! –
»Halloh! Halloh!« – Los geiht de Hatz!
Dörch gräune Saat un grise Stoppel,
Dörch Busch un Feld un Wisch un Koppel.
Hei 's fri! Hei 's fri! – Dor kümmt 'ne Heck.
Wo sett't hei an! – Hell d'ræwer weg!
Un achter her folgt dat Geläut,
De ganze scheck'ge Kötermäut,
Un krüppt hendörchen, jichernd, jaugelnd,
Witt, bunt un brun herüm krawaugelnd.das Iterativum von »krawweln« = kriechen. (R.)
De Hirsch, de flüggt; de Pietsch, de knallt;
De Herr voran, de Annern nah;
De Hingst, de stiggt; dat Hurn, dat schallt:
»Wat Friheit hir? – Trarah! Trarah!
Wi sünd de Herrn, wi sünd de Frien,
Lat doch dat Pack noch Friheit schrien!« –
Noch schütt hei furt, noch is hei fri
Un lacht up all de Köteri.
Doch swack un swäcker ward sin Lop,
Un enger snert sick 't Nett tauhop,
Un twischen Graben, twischen Mur,
Dor ward hei stellt un senkt 't Gehürn;
Dor schallt 't Hallali em in 't Uhr,
Dat helle, lichte Og ward trüw,
Weck seggen, dat dat Thranen wiren –
Un wiren 't Thranen, wir 't kein Wunner. –
Ji, Köter all, bliwt em von 'n Liw!
Nemt Jug in Acht! Dat Hurn, dat slitzt.
So geiht de goldne Friheit unner,
Mit Hunn'n ward sei tau Dode hitzt,
Wat is doch twischen Mur un Graben
För goldne Friheit all begraben! – –

»Ih wat!« seggt Buer Swart tau Witten,
As s' sacht den Weg entlanken führen,
»Wat hest Du 'rüm tau spinkeliren
Nah de oll Jagd? Willst, Deuwel, sitten!«
»»Ih, hir führst Du jo doch man Schritt,««
Seggt tau den Ollen Vadder Witt,
»»Kik, wo dat Volk sick afmaracht,
Un wo sick dat all lewig rögt!
Stell Di doch ok mal blot tau Höcht!««
»Ih wat! Üm so 'n oll Hasenjagd,
Dor ward 'ck mi vel noch afstrapziren! –
Ne, wenn D' wat seihn willst, süllst mal seihn,
Wenn s' richtig Stäwelschit mal riden;
Dor gelt dat doch noch Arm un Bein.«
»»Na, schön is 't doch! – Süh, Vadder, kik!««
Röppt Witt un kloppt sick up de Hosen,
»»Ick wull, ick wir entfamten rik,
Denn wir ick dörch mit all de Schosen.
Mi mein ick sülwst – verstah mi recht –
Ick wir denn rik, dat heit as ick.««
Swart kickt em dwaslings an un seggt:
»Na, Vadder, dat wir mal en Stück!
Wullst Du denn Stäwelschit mit riden?«
»»Ih, Gott bewohr! Ne, Vadder, führen!
Vir Swarte vör, un ümmer up un dal!
De Landstrat ümmer up un dal!
Blot de Vertehrung, glöw' mi, is 't,
Wenn Du mal rik eins warden süst,
Dat Eten, Drinken un de Staat,
Blot de Verehrung, nich dat Riden.
Un mit den Staat würd 'ck woll parat,
Un de Vertehrung wull 'ck woll lihren.
Ach Gott, wat heww'n wi up de Welt?
Kein Eigendaum, kein Recht, kein Geld
Un blot en smucken Hümpel Kinner.«
Oll Swart kickt in dat Stroh herinner
Un grifflacht vör sick hen un seggt:
»Ih, Vadder, Du redst ungerecht.
Twors Eigendaum, dat heww'n wi nich,
Un mit uns' Recht is 't tægerig,
Un an uns' Geld, dor sæl wie just
De Fingern uns nich blag an maken;
Doch heww'n wi noch recht schöne Saken:
Des Sommers Warmniß, Winters Frost,
Des Dags fri Lüchtniß, up de Nacht
Fri slapen, wenn wi slapen kænen,
Un alle Johr de schöne Pacht
Un bi 't Betahlen fries Stæhnen,
Un denn noch af un an en Posten
Gerichts- un wat noch süs för Kosten
Un denn – un denn – den Herrn Drosten.
Bet jitzt hadd' w' ok noch fri Vernunft,
Doch de 's nu in de Krümp 'rin gahn;
Uns' Paster un sin ganze Zunft,
De is dor nich mit inverstahn.
Un dorin weit 'ck mi nich tau raden,
Denn wat uns' Landrost is, de seggt.
Wenn bloß Vernunft die Bauern hadden
Un bloß 'ne Art Verstand davon,
Denn kem dat Allens richtig t'recht,
Denn konn dat möglich sin, denn konn
Das mal mit sie eins nüdlich warden.
Un wat uns Paster is, de seggt.
Wi sælen glöwen, Vadder, glöwen
Un de Vernunft gefangen gewen.« –
»»Dat sæl wi? – Ne, dat dauhn wi nich!
Nu kik mal an! Wat denkt hei sick?
Wo? De Vernunft wir afgeschafft?
Ick haust in 't Amt un all de Herrn
Un in de ganze Ridderschaft;
Ick lat mi an de Näs' nich ledd'n
Un lat mi von kein Schap nich biten,
Ick dauh mi up den JüchstockJoch. – Die Redensart ist von einem widerspänstigen Ochsen hergenommen. (R.) smiten
Un will de Herrn . . .«« – »Heda! Er! Bauer!
Oh, bieg Er hier mal um die Mauer
Und nehm Er uns den Hirsch mal mit!«
»»Dau! Fixing!«« roppt oll Witt un ritt
De Tægel Swarten ut de Hänn'
Un fängt an üm de Mur tau wenn'n.
»Dat nennst Du up den Jüchstock smiten?
Un willst de Herrn . . .?« – »»Ih, Vadder, red!
Sei sünd so höflich in ehr Bed,
Un denn is 't ok 'ne grote Ihr.««
»'Ne grote Last för mine Pird'!«
Brummt in den roden Bort oll Swart,
As em de Hirsch upladen ward. –
De lust'ge Jägertog, de treckt
Nu nah den Hof taurügg voran;
Oll Witt, de sitt un windt un reckt
Den Kopp grad' as en Hampelmann;
Sett't bald sick dal, bald steiht hei up
Un snackt un drænt von grote Ihr.
Oll Swart seggt: »Büst 'ne Klæterpupp!ein Kinderspielzeug, eine hohle, mit Erbsen gefüllte Puppe. (R.)
Du snackst jo Allens kort un klein.
Dat wir 'ne Ihr, dat Hunn' un Pird'
Un Herrn uns mit den Start anseihn?« –
»»Ob Ein mi mit den Start ansüht,««
Seggt Witt, »»dat is mi ganz egal,
Wenn 't blot mit 'ne Manir geschüht.
Ne, kik doch blot den stolzen Herrn,
Dor up den Schimmelhingst, dor vörn.««
»Den seih 'ck hüt nich tau'm irsten Mal,«
Seggt Swart. »Wat sin Großvader wir,
De drog de Näs' noch nich tau Höcht
Un satt noch nich so stolz tau Pird',
Dat was en richt'gen Scheperknecht,
Von denn' deiht all sin Rikdaum stammen,
Von 't Bucken, Vadder, un von 't Lammen.«
»»Ih, Vadder, Du hest kein Gefäuhl.
Kik blot dat lustige Gewäuhl,
Wo sick dat treckt den Weg entlang,
Un all de roden Rock mit mang.««
»Oh, ja, ick seih s',« seggt Swart un grint,
»Dat is nich Allens Gold, wat schint.
Kik blot mal nipping tau; bi Weck
Liggt up de schönen roden Röck
Doch ok entfamten velen Dreck.« – –

Na, endlich kümmt de ganze Trupp
Nah den bekannten Hof herup.
De Buren hollen vör de Dör,
De Herren stigen von de Pird'.
Un de von ehr de Vornehmst wir,
De winkt, un Vadder Witt trett vör.
De Herr klemmt sin Lorjett in 't Og,
Kickt Witten fiw Minuten an
Un fröggt: »Sein Name, lieber Mann?«
Ne, wo dat Hart oll Witten slog!
Blot ut Respekt kreg hei dat Sweiten
Un ann're Unbequemlichkeiten.
»»Herr Gnaden,«« seggt hei, »»ick heit Witt,
Wo süll ick grot noch anners heiten?
Un de dor up den Wagen sitt . . .««
»So? so? – Der Name, lieber Freund?«
De Oll hadd' fast vör Freuden weint
Bi all de Ihr un dukt sick nedder:
»»Min Nam is Witt, un de dor sitt . . .««
»Der Name?« fröggt de Herr em wedder.
»»Min Nam is Witt.«« – »Na, lieber Schmidt,
Ich wollt' nur sagen – Ihm nur sagen,
Er hat sich heute gut betragen.
Ich kann den Bauersmann wohl leiden,
Wenn er gefällig und bescheiden,
Das kann Er auch dem Andern sagen. –
Heda! 'nen Schnaps für diese Beiden!«
Doch würd' binah de Red em led,
As hei herup kek nah den Wagen,
Wo Vadder Swart recht patzig set.
Den Oll'n kek ut sin dwaslings Og
So 'n rechten kloren Spitzbauw 'rut,
Un üm sin breides Mul, dor flog
So 'n snurrig Lüchten un so 'n Blitzen,
Dat let binah as luter Witzen,
Dat sach binah as Lachen ut.
Un sitt un rögt nich Hand un Faut
Un seggt, as Witt so wollgemauth
Nah 'n Wagen wedder 'ruppe krawwelt:
»Na, Vadder, hest Di schön besawwelt!«besawweln, auch beseiwern, wird von kleinen Kindern gebraucht und heißt = begeifern. Im übertragenen Sinne bedeutet es: sich unpassend aufführen, sich blamieren. (R.)
Un seggt, as Witt nah 'n Snaps deiht janken:Sehnsucht, Gelüste, Appetit, Verlangen nach etwas haben. (R.)
»All gaud! Wi lat uns schön bedanken.«
Un as oll Witt redt von de Ihr,
Sleiht Swart swabb! dwaslings mang de Pird';
Un as sei in den Landweg kamen,
Dunn fröggt hei Witten: »Wo 's der Namen?«
Un as oll Witt von ›Herren‹ seggt,
Dunn singt oll Swart entfamte Lieder
Von ›Scheperknecht‹
Un ›dauh mi recht‹,
Von 'n ›Durweg‹ un von: ›so wider‹;
Un bedt ganz allerleiwste Stückschen
Un halt en Daler ut de Tasch
Un wis't em denn' un lacht so tückschen:
»Na, Vadder, mak en Diner rasch!« – –

Un dusend von Lichter dörchstrahlen den Saal,
De Pore, de schesenWollte man das Wort mit Tanzen übersetzen, so würde dadurch nicht Alles ausgedrückt sein. Schesen (chasser) wird nur von einer wiegenden, schleifenden Tanzbewegung gebraucht. (R.) herup un hendal;
Sei knicken un bücken un tillfäutenvon tillern, d. h. eine hüpfende, zitternde Bewegung machen und von Faut = Fuß. (R.) 'rüm
Un flustern so leiflich mit säutliche Stimm
Un tuscheln tausam;
De Herr un de Dam,
Sei laten as Duwen un Lämmer so fram.

Un häweln un snäweln un kurrengirren, von Tauben gebraucht. (R.) so zort,
Sei strickt de Frisur sick, hei strickt sick den Bort;
Hei drückt ehr den Hanschen, sei kickt in den Schot,
Un nu ward hei drister un nu ward sei roth.
Un 't weit doch de Welt,
Dat s' em nich geföllt,
Dat hei sei blot frigt üm dat leidige Geld.

De Herrin von 't Hus is in Gold un in Sid'.
Dor drückt 't sick un bückt 't sick bet dal up de Ird'.
Snitt stiw' Kumpelmenten up knick'rige Bein;
Sei freut sick so gnedig un nimmt sei as ein
Unschülliges Kind
För bore Münt,
Un weit doch all längst, dat dat Lægen sünd.

Un Eten un Drinken up Sülwer un Gold!
Dat Is is so frisch un de Win is so olt.
De Herr böhrt den Beker: »Recht lang' so man noch!
Wat schern uns de Annern? Vir Daler de Rogg!«
Dat RappwaterRapswasser. Als durch glückliche Preise und glücklichen Bau des Rapses die Landleute reich geworden waren, floß der Champagner und wurde nach seiner eigentlichen Quelle »Rappwater« genannt. (R.) flütt,
Ein Jeder drinkt mit,
Stött an mit den Nahwer, de neben em sitt.

De gruglichste Lüderjahn rings in de Runn',
De fischt den Herrn Paster dat Wurt ut den Munn',
As de in sin geistliches Füer un Fett
Up Kirchenbuß un up den Schandstaul gerött,
Un drückt em de Hand.
De Sak wir bewandt,
Dat heit för dat Volk, för den Daglöhner-Stand.

Un 't is so 'n Behagen, un 't is so 'ne Lust!
Nah Specksiden smiten s' vergnäuglich mit Wust,
Dat smeichelt un lawt sick so drist in 't Gesicht
Un kettelt un kratzt sick un rökert un lüggt.
Nu jæk Du irst mi,
Denn nahst jæk ick Di!
Doch plötzlich is 't all mit de Lust vörbi. – –

En Flustern geiht den Saal entlang:
»Der Wirth, er lief so schnell hinaus –
Ist etwa Feuer in dem Haus? –
Was ist passirt? – Ist Jemand krank? – –
Ein Tagelöhner? – So! – Nu, Gott sei Dank!
Ich glaubt', es würd' was Schlimmes sein. –
Ein Tagelöhner bloß. – Nein, nein!
Der nicht! – Eins von den Pferden,
Der Schimmelhengst hat Harnbeschwerden. –
Der Hengst? – Der Hengst? – Der Worsleyhall?
Ich würd' verrückt – parole d'honneur!
Wenn ich so 'n edles Thier verlör.« –
Un 'rute lopen s' nah den Stall
Un stahn un durn un gewen Rath;
De Ein, de hollt de Snirt parat,
Dat Vieharzneibauk bedt en Anner,
As wir 't sin däglich Lex, utwennig;
De Drüdd', de slept de Decken 'ranner
Un deckt sei æwer eigenhännig.
De Herr, de röppt. »Wo 's Jehann Schütt?
Dat glik hei nah den Dokter ritt
Un em vertellt, wat hir passirt!
Min schöne Hingst, min düres Dirt!«
Un de oll Daniel trett heran:
»»Bi Vadder Branden sitt Jehann.
Herr, dor 's en gor tau grotes Leiden,
Herr, ick will riden, wat ick kann,
Sall ick nich leiwerst glik de Beiden,
Den Pird'- un Minschendokter halen?««
»Hei deiht, wat ick em heww befahlen.
Marsch! Vörwarts! Rasch! Wat lurt Hei denn?« –

Un Daniel jöggt den Weg dorhen,
Sin wittes Hor spelt in den Wind,
Un düster liggt de Nacht herüm,
Un düster spreckt in em de Grimm:
»»Sei segg'n jo, dat w' ok Minschen sünd,
Na, Gott sei Dank!
Noch bün 'ck nich krank;
Doch kümmt mal eins an mi de Reih,
Denn wull 'ck, ick wir ein leiwes Veih.
Sei segg'n jo, dat w' ok Minschen sünd.
Ick heww kein Kegel un kein Kind;
Dat was mal eins 'ne ann're Tid,
Doch de liggt wid!««
Un stött de Spuren in de Rippen
Un fluster't æw'r 'e bleiken Lippen:
»»Wenn blot kein Unglück mal geschüht!««


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