Fritz Reuter
Kein Hüsung
Fritz Reuter

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5. De Grull.

             

Micheli is 't, dat Feld is klor;
De Aust tau Schick, un wedder denkt
De Minsch all up dat negste Johr.
Dörch fahle Stoppel lustig drängt
De gräune Klewer sick nah baben;
De Wintersaat, de ward bestellt,
Un wedder gräunt up 't kahle Feld
De Hoffnung 'rut up Gottesgaben. –

Dat Gaus'volk schriggt, de Pogg, de swiggt;
De Wind geiht æw'r 'e Hawerstoppel;
De Metten treckt, un sülwern liggt
Ehr fin Gewew up Feld un Koppel.
Un flitig spinnt de lütte Spenn
Un spinnt sick in ehr helles Sarg,
Un æwer Busch un æwer Barg –
Dorhen! dorhen! –
Treckt s' 'ruppe nah de goldne Sünn
Treckt s' dörch de reine, blage Luft.
Oh, wer doch künn
Eins slapen in so helle Gruft!
Un wenn uns' Herrgott dat nich will,
Un rauh 'ck in düstre Ird' eins still,
Denn müggt ick, dat ick frank un fri,
So lang' ick lewt,
Hoch baben swewt,
As an den Hewen treckt de Wih
Un dat ick künn von baben dal
Up däglich Noth un däglich Qual
Deip unner mi
Herunner seihn,
Fri æwer Land un Water teihn!
Herrgott! Du gawwst mi frisches Blaut,
Du gawwst mi hellen, starken Mauth,
Du gawwst mi Mark, Du gawwst mi Knaken
Tau 'm Eigendum;
Oh, giww mi Rum!
Dat Anner wull ick denn woll maken.

So dacht Jehann, as hei dor lag,
Un æwer em de Metten tog.
Hei dacht nich d'ran, dat, wat dor lewt,
Ok an den ollen Irdbodd'n klewt,
Dat noch kein Wesen funnen is,
Wat nich mit Keden bunnen is;
Dat Friheit is en golden Licht,
Wat nich up Irden is tau seihn.
Un wat in 't Minschenog allein,
Wenn 't breken deiht, herinner lücht. – –
Jehann liggt acht'r 'e Steinmur wedder,
Wo vör en Virteljohr hei lag;
All'ns, wat hei süht, dat drückt em nedder
Un wenn hei in den Hewen sach
Un in sin reines Sünnengold
Un æwer 'n firnen blagen Holt,
Un wenn 't em mächtig vörwarts tüht,
Wenn hei de Swælken trecken süht,
Denn fäuhlt hei, dat en swor Gewicht
Em hängt an sine rasche Flücht.
Wat was hei doch ganz anners word'n!
Wenn süs ok was Verdruß un Zorn
Hell in sin Hart mal upbegährt,
Dat güng vörbi, nu fäuhlt hei, dat
Em Grull un Haß in 'n Harten satt
Un an sin frisches Lewen tehrt,
Un dat Vertwiwlung mit sin Lag'
Sick fast un faster üm sin Dag'
Un üm sin jungen Glider snert,
Un wenn hei ok mal trotzig red't:
»Oh, giww mi Rum!
Dat Anner wull ick denn woll maken!«
Denn glöwt sin Hart dat sülben kum,
Dat 't mal eins anners warden deiht,
Hei süht de Fohr, hei süht den Haken,
Un süht de Pietsch; sin Lewen steiht
Vör em un süht em isig an,
Un kolt un isig ward sin Hart.
»'Ran an den Haken! Her den Start!«
Un vörwarts rastert dat Gespann.
»Man ümmer jüh!Ein Ausruf, der beim Antreiben des Zugviehes gebraucht wird. (R.) De Fohr entlang!
Wardst Du mal olt un swack un krank
Un kannst den Haken nich mihr räuken,
Denn möt w' Di anner Arbeit säuken
För slichtern Lohn. Dat is Din Dank!
Man ümmer jüh! Feld up, Feld dal!
All Ding hett jo en Enn' enmal.
'Rin in den Sarg! Den Deckel tau!
In 't käuhle Graf, dor findst Du Rauh.
Man ümmer jüh! Wat helpt 't Gestæhn?
Man ümmer jüh! Un denn för wen?«
Wo blitzt un dunnert dat in sin Hart!
Wo ret hei herümme den Hakenstart!
Wo ret hei herute de harte Schull!
As wenn hei 'n Graf hir grawen wull.
»För wen? För wen? – Du Hund, för Di!
Oh, still doch, Hart! Man ümmer jüh!« – –

As hei de Kawel ut hett hakt,
Un as hei Fierabend makt,
Dunn kümmt Mariken antaugahn.
Sei hett den besten Dauk ümdahn,
Ehr Gang is rasch, ehr Bussen flüggt,
Ehr Back is roth, ehr Og, dat lücht.
»Wo willst Du hen? Wat hest Du vör?« –
»»De Möllerfru is bi mi west,
De redt mi fründlich tau un säd':
Sei glöwt, dat wir för uns dat Best,
Wenn ick uns' Fru mal bidden ded';
Ick süll 't ehr recht an 't Hart mal leggen
Un süll 't ehr recht beweglich seggen,
Wo uns dat güng, denn, meint sei, ded' s' 't.
Un wenn Du em denn nochmal bed'st . . .
Wat kickst Du mi so düster an?
Sall ick dat nich? Is Di 't nich mit?««
»Ih, ne. – Worüm? – Ne, dauh Du 't man.«
»»Ach, wenn Du wüßt, min leiw Jehann,
Wo mi dat bang vör 'n Harten sitt,
Dat ick dor nah de Fru sall hen!
Un doch is mi tau Maud, as wenn
Nu ann're Tiden för uns kamen,
Paß up, Jehann, nu breckt sick 't Weder!««
Sin Hand up ehre Schuller läd 'e
Un seggt tau ehr: »Nimm Di tausamen!
Hoff nich tau vel un törn Din Hast!
Dat kann tauwilen anners kamen;
Un kümmt dat anners, denn stah fast!
Hürst Du? De Tähn tausamen beten
Un wenn s' Di ok dat Hart utreten!«
»»Ach hadd'st Du doch ditmal nich Recht!«« –
Sei geiht un steiht nochmal un fröggt:
»»Wo drap 'ck Di nahst?«« – »Äs süs, Marik.
Bi 'n Flederbom an 'n Mæhlendik.« – –

»»Gu'n Abend ok,«« seggt Daniel
Tau r' Möllerfru. »»Hut giwwt noch wat.«« –
»Ih, in den Nurden is 't noch hell.« –
»»Ja, 't schadt em nich, dat föllt all natt,
Hut Abend ded' de Sünn nich dægen;
Ick glöw, wi krigen velen Regen.«« –
»Dat wir nich gaud; dat Dack, dat is
Nich dicht in desen ollen Kathen.«
»»Na, möten 't mal eins nahseihn laten.
So wahnen S' frilich nich, as süs.
Wenn ward dat nige Hus denn farig?««
»Ach Gott, de Arbeit geiht so tarig!
Martini meint jo min Gesell. –
Wat was 't för 'n Füer, Daniel!«
»»Ja, dat was dull. Na, ick satt jüst
En beten up min Fauderkist
Un dacht an nicks, dunn hürt ick Larm . . .«« –
»Ach, Daniel, ick, dat Gott erbarm!
Ick stunn un wüßt nich, wat ick ded',
Ick was verbas't un lep un rönnt,
Un wenn Jehann nich was tau Städ',
Min Korl, de wir verbrennt, wir rein verbrennt.« –
»»De wir verbrennt, Fru Rosenhagen.«« –
»De wir verbrennt! – Ick heww 't versöcht
Un wull em girn min Schuld afdragen;
Doch weit Hei, Daniel, wat hei seggt?
För Geld ded' hei den Hals nich wagen.« –
»»Ih, dormit is em ok nich deint;
Kümmt 't mit sin Hüsung nich tau Schick,
Denn ward 't mit em en dulles Stück.
Sin arm Mariken sitt un weint;
Sei weiten doch . . .?«« – »Ih woll! Ick weit;
Ick was vör 'n Beten jo noch dor
Un säd' tau ehr: »Ih, sitt un ror'!«
Säd' ick, »kumm, mak Di up de Fäut,
Wenn Hei nich will, denn gah nah EhrHei un Sei wird auf gleiche Weise von jedem Ehepaar gesagt; vorzugsweise jedoch wird damit der Herr und die Herrin bezeichnet. (R.)
Un stell Ehr dat mal orndlich vör,
Du sallst mal seihn,« säd' ick, »Sei deiht 't.«
»»Sei is ok hen nah Ehr: sei gung,
Grad as dat an tau schummern fung,
Dwars æwer 'n Hof. Dat hett sei dahn.««
»Wo? Kümmt sei dor den Weg nich her? –
Du! – Hür . . .!« – »»Oh, nich! Oh laten S' gahn,
Wer weit, ehr is dat Hart woll swer.
Mi dücht binah, in 'n Düstern kann en
Ehr anseihn, wat de Fru ehr säd'.
Ne, laten S' gahn! Sei söcht Jehannen,
De steiht all up sin olle Städ'
Un lurt. De armen jungen Lüd'!««
»Ja, Daniel, dat 's en grot Mallür!«
»»Wat wull dat nich, Fru Rosenhagen. –
Wat helpt dat All? Sei möten 't dragen. –
Gu'n Nacht! Ja, 't was en gruglich Füer.«« –

'Ne swart Gestalt, de wankt vörbi
Un slickt so lis' entlang den Dik
Nah 'n Flederbusch. – »Büst Du 't, Marik?« –
»»Ick bün 't, Jehann.«« – »Wat säd' s' tau Di?« –
Sei sett't sick up en Stubben dal
Un treckt den Dauk sick æwer 'n Kopp;
Hei fröggt datsülw'ge noch einmal,
Süht in de Nacht herin, as ob
De Nacht em Antwurt gewen süll;
Doch Allens swiggt, de Nacht is still. –
»Mariken, kumm un antwurt mi!
Wes man getrost! Wat säd' s' tau Di?« –
»»Dat weit ick nich, ick weit man blot,
Dat wi verlur'n up ewig sünd,
Un dat dat Kind in minen Schot
Ach, Gott, Jehann, min armes Kind! –
Verflucht dörch uns're Sünnen is.
Dat heww'n Sei seggt, dat weit ick wiß,
Dat brus't mi noch dörch mine Uhren.
Ach Gott, Jehann, All drei verluren!«« –
»Wat? Glöwst Du dat? – Wer hett Di 't seggt? –
'Ne Fru, de sick up 't Beden leggt
Un fram is word'n in alle Il,
Wil dat s' nicks Beteres versteiht,
De Ort ward fram ut Langewil;
Dat weit ick ok, wat so Ein weit;
Un ick segg Di, dat is nich wohr;
Dat is nich wirth, dat Ein d'rüm ror'.«
»»Sei was de Irst, de mi den Beker
Vull Schimp un Schann' tau smecken gew,
Em vull got, bet hei æwerdrew;
Un ach! Ick glöwt und hofft so seker.
Sei gew mi all de slichten Würd',
Sei hett mi 't seggt, wo 't mit mi wir,
Sei hett mi 't seggt, wo 't mit mi kem,
Un wat dat för ein Enn' eins nem.««
»So? Hett s' Di 't seggt, min arm Mariken? –
Säd' s' Di denn gor nicks von de Riken
Un von de Herrn in unsern Lann'?
Vertellt s' Di nicks von de ehr Schann'?
Un säd' s' Di nich, dat de de Sünn',
De wi ut reine Leiw begahn,
Un wil wi uns nich frigen künn'n,
Ut pure Schändlichkeiten dahn?
Dat ganze Dörpe sünd vergift't?
Un wo de Tucht is unnergahn,
Dat dor de Herrn dat angestift't?
Dat wi 't mit Elend büßen möten,
Wenn wi mal Gottes Wurt vergeten?
Un unsre Herren blot mit Geld?
Dat säd' s' Di nich? – Denn säd' s' Di nicks,
Un Lægen hett sei Di vertellt.«
»»Ne, ne, Jehann, so kann 't nich sin.
Uns' Herr Pastur, de was dorbi,
De redte just so up mi in:
Dat Richtigst wir för Di un mi,
Dat w' öffentlich vör de Gemein
Vör 't Altor up den Schandstaul seten,
Wil dat wi 't sößt Gebot vergeten
Un wat hei dauhn künn, süll gescheihn,
Dat de oll Mod kem wedder up,
U n ick süll denn tau 'm irsten 'rup.««
»Dat säd' de Pap? Hoho! Hoho!
Dat würd' en Spaß, dat würd 'ne Lust!« –
»»Oh Gott, Jehann, oh lach nich so!«« –
»Hoho! Hoho! Dat wir dat just,
Wat Knecht un Herrn makt wedder glick.
In 'n Lewen sünd wi Arm un Rik,
Vör 't Altor is dat richtig Flag,
Wo glik wi west sünd männigdag.
Un deiht 't nich mihr uns' Religion,
Denn mag de Schimp un Schann' dat dauhn.
Sei krigen Win un Brod apart,
Wil dat för uns ehr ekeln ward,
De Schandstaul æwer wir uns glik.
Hoho! Hoho! Lach doch, Marik!«
»»Oh lat dat! Du versünnigst Di.«« –
»Versünn'gen? Ick? – Wo denkst Du hen? –
Wil 'ck 't Kind bi 'n rechten Namen nenn? –
Ick red man von de Preisteri;
Ick red nich gegen Gotts Gebot,
Dor stecht nicks in von so 'ne Mod,
Dor steiht vel Gauds för Arme schrewen,
Un dat uns' Herrgott vel vergewen.«
»»Uns' oll Herr Paster hadd 't nich dahn,
De hadd' mi nich so schrecklich richt't,
De hadd' en Hart, uns tau verstahn
Oh, dat de unnr' 'e Wrausen liggt!«« –
»Ja, de was brav; ja, de was gaud,
De hadd' nich mit den Schandstaul drauht.«
»»De hadd' mi in 't Gewissen redt,
Un hadd' mit mi un för mi bedt.««
»De hadd' en Hart for arme Lüd'.«
»»Oh, dat de bi uns blewen wir!
Nu heww ick unner Gottes Sünn
Un up de wide Welt nich Einen,
An denn' sin Hart ick mir utweinen,
An denn' sin Knei ick bichten künn.
Ach, ick heww Keinen, Keinen, Keinen!«« –
»Ick un Din Vader sünd Di tru.
Wi stahn noch ümmer fast bi Di.«
»»Min Vader is kein Trost för mi –
Du weitst worüm, Jehann – un Du . . . .« –
Hir steiht sei up, fött sinen Arm –
»»Din Hart slog woll eins weik un warm
Un was för mi de sekerst Lad';
Un wat ick up den Harten hadd',
Min Denken all un all min Dauhn,
Dat künn dor woll un ruhig rauhn.
Doch dat 's vörbi, dat is nu west;
Din Hart beharbargt anner Gäst,
De kænen mine swacken Klagen,
Min Noth un Jammer nich verdragen.«« –
»Ick bün Di, wat ick ümmer was,
Kannst woll in minen Harten rauhn,
Un rögt sick in mi Grull un Haß,
So heww'n s' doch nicks mit Di tau dauhn.« –
Sei drückt sick faster an em 'ran:
»»Lat fohren Haß un Grull, Jehann!
Min Hart, dat is bet baben vull
Von bange Noth un bitt're Qual,
Dor is kein Platz för Haß un Grull.«« –
Hei sett't sick up den Stubben dal
Un treckt sei sacht up sinen Schot
Un tröst't un minnert ehre Noth,
Un rings umher
Liggt swart un swer
De düstre Nacht
Un flustert sacht
Un süfzt dörch 't Ruhr
Un dörch den ollen Flederbom
Un dörch dat Läusch an 'n Watersom!
Un 't Regenschur,
Dat 'ruppe tüht,
Glitt singend æwer 't Water hen,
As süng de Nacht en Truerlied,
Un weint so sacht herun, as wenn
Sülwst swarte Nacht sick barmen deiht
Üm 't Minschenhart un üm sin Leid.


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