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Das Tempo seiner Zeit, der Spanne von 1848 bis 1871, hat Daumier einmal geistvoll charakterisiert, indem er Kronos auf das Fahrrad setzte. Der Zeitgeist kam heraus aus dem bedächtigen Biedermeiertrott der voraufgegangenen Jahrzehnte, heraus aus der Enge der Gassen und Winkel auf die freie Straße der Geschichte, wo der Wind bläst und die eigenen Kräfte sich mit ihm erproben.
Das Tempo von heute ist das des Äroplans, das Hundert-Kilometer-Tempo, das Tempo, das im Fluge die Länder überquert, das keine Grenzpfähle duldet, und über die nationale Idee erhebt, den Horizont gewaltig erweitert und uns in Kontinenten denken lehrt. Dieses Buch bringt es uns zu Bewußtsein. Wie – fünf bis zehn Jahre nur liegen diese Probleme und diese Kämpfe hinter uns und schon so ferne? Zwischen heut und damals liegt in dicken Schwaden der Pulverdampf des Weltkrieges und lodern die Flammen der Revolution. Zwischen heut und damals haben wir unser Denken und Wollen so entschieden umgestellt, sind unsere Aufgaben und Vorsätze so riesig gewachsen, daß wir heut lächelnd auf manchen Streit zurückschauen, den wir damals so blutig ernst nahmen.
Wozu aber dann dieses Buch? Wir sitzen im Flugzeug und müssen vorwärts blicken, die Sinne konzentrieren auf die unbekannte Zukunft, die im Fluge Gegenwart sein wird, Gegenwart mit ihren Gefahren, ihren neuen Zielen, Aufgaben und Kämpfen.
Dies Buch will kein beschauliches Versenken in die Vergangenheit. Sein Verfasser ist so eingestellt auf das Heute und Morgen, daß es für ihn das Erledigte, Überwundene, Tote nicht mehr gibt. Er ist so voller Aktion, so erfüllt von dem Streben, alle Kräfte für den Kampf der Gegenwart mobil zu machen, daß es ihm ein Verbrechen erscheinen müßte, die Streiter abzulenken. Dies Buch dient ausschließlich dem Kampf von heute. Es will die Ereignisse, die wir jetzt erleben und an denen wir handelnd beteiligt sind, in die richtige Perspektive setzen. Es will uns den Blick schärfen für die historischen Tatsachen, uns Rücksichtslosigkeit im Denken lehren und die leitenden Gesichtspunkte für taktische Entscheidungen geben.
Die richtige Perspektive! Darauf kommt es wesentlich an. Wer die Revolution nur als die Folge des Zusammenbruchs im Kriege ansieht, und den Krieg selber als das Produkt einer wahnsinnigen Politik verwegener und verantwortungsloser Glückspieler, dem können die heutigen Ereignisse nur die Wirren einer Zeit sein, die aus ihrem Geleise geworfen ist, Wirren, die es zu besänftigen gilt, um die alte Ordnung wieder herzustellen. Wem es aber gelingt, Krieg und Revolution als unvermeidliche Notwendigkeiten der Geschichte zu erkennen und zwar nicht als Folgen zufälliger Einzelursachen, sondern als Produkte des alles umfassenden sozialen Prozesses, wer daraus die Unentrinnbarkeit der Forderungen unserer Zeit erkennt, der wird jede schwächliche Ausflucht ausschlagen und kühn der Geschichte ehernes Muß vollstrecken helfen. Die Rückschau eröffnet uns den Blick in die Zukunft.
Tiefschürfend wie kein anderer Praktiker der deutschen Politik, ausgerüstet mit den Erfahrungen einer Revolution (Rußland 1905) und der lebendigen Kenntnis der Klassenkämpfe anderer Völker, hat Karl Radek in den letzten anderthalb Jahrzehnten die Einzeltatsachen der weltpolitischen Entwicklung verfolgt, ihren Zusammenhängen nachgespürt und mit dem Stereoskop der marxistischen Methode die weiteren Etappen auf den einzelnen Entwicklungslinien und deren gemeinsamen Knotenpunkt abgesteckt. Hegels Grundsatz: Alles was ist, ist vernünftig! leitete ihn beim Studium des modernen Imperialismus, indem er jede moralische Entrüstung über die Politik, die die Arbeiterschaft knebelte und sie zum Kriege trieb, verschmähte, und statt dessen die Triebkräfte zu erkennen suchte, die jene Politik erzwang. Er fand bei jeder Einzelheit der modernen sozialen Entwicklung die Auffassung bestätigt, die er zusammen mit den anderen Radikalen, mit Rosa Luxemburg, Pannekoek usw. verfocht. Danach sank bei gleichzeitiger riesiger Entwicklung der Produktivkräfte die Profitrate immer tiefer. Die Lebenshaltung der Arbeiterklasse in den modernen Industrieländern mußte niedrig gehalten werden. Die Folge war, daß der innere Markt für die gesteigerte Produktion relativ immer weniger aufnahmefähig wurde. Das trieb den modernen Kapitalismus auf die Suche nach neuen Absatzgebieten für Waren und Kapital, entfesselte den Kampf um sie, in welchem die Staatsmacht immer stärker engagiert wurde, schuf immer neue, mühselig überbrückte Weltkonflikte und führte schließlich in den Weltkrieg hinein. Aber dieser Weltkrieg, ganz gleich wie sein Ausgang war, konnte keine Lösung der Fragen bringen. Selbst die Hoffnung der einzelnen Kapitalistengruppen, durch den Sieg über die Konkurrenten alle Schwierigkeiten zu heben, mußte sich als trügerisch herausstellen. Eine Zerrüttung der Wirtschaft mußte die Folge des Krieges sein, die die alten Schwierigkeiten verschärfte und neue hinzubrachte, und deren Überwindung das Wesen der kapitalistischen Profitwirtschaft selbst im Wege stand. Der Krieg konnte nur die Revolution beschleunigen, die objektiv das Ziel der Entwicklung war. Das sind die Leitgedanken der Arbeiten, die in diesem Buche vereinigt sind. Die Tatsachen haben ihre Richtigkeiten erwiesen und erweisen sie täglich mehr.
Aber diese theoretischen Ergebnisse genügten Radek nicht. Erkenntnisse haben für ihn nur insoweit Wert, als sie zu Taten führen. Für den Kampf jedes einzelnen Tages sollten sie fruchtbar gemacht werden. Der Arbeiterklasse sollten sie in jeder Tagesfrage den Weg zur Lösung weisen und damit der ganzen Politik eine Zielsicherheit, Geschlossenheit und Stetigkeit verleihen, die die Kräfte des Proletariats konzentrierte und potenzierte. Diesem Zwecke diente Radeks journalistische Tätigkeit.
In seinem Bestreben stieß Radek auf die Unbeweglichkeit der proletarischen Massen, die zwar die Notwendigkeit eines rücksichtslosen Kampfes gegen die imperialistischen Tendenzen empfanden, aber keine selbständige Initiative entfalten konnten. Sie waren gefesselt durch die Organisationen, deren Leiter in der Zeit groß geworden waren, als eine Kunktatorpolitik allein möglich war, die kleinbürgerlich versimpelt waren und vor der »unbestimmten Ungeheuerlichkeit« der revolutionären Zwecke immer wieder zurückschreckte. Um so unsicherer waren die Massen, weil die offizielle Parteipolitik von Männern verteidigt wurde, die bis dahin als die anerkannten Hüter des Marxismus einen Ruf in der Internationale genossen. Jede Anwandlung von Schwäche in den Massen, jede Erbärmlichkeit der Organisationsinstanzen fand hier ihre »wissenschaftlich« begründete Rechtfertigung. Kautsky, der selbst als einer der ersten auf die Konsequenzen der imperialistischen Politik hingewiesen hatte, war zum Verteidiger einer seicht opportunistischen Taktik geworden, die im Kielwasser der Fortschrittler und Pazifisten schwamm. Hatten Radek und seine Verbündeten nachgewiesen, daß der Imperialismus die Politik des krachenden Kapitalismus war, so suchte Kautsky nach Beweisen dafür, daß der Kapitalismus noch eine andere, sanftmütigere Politik treiben könne. Zeigte Radek immer wieder an den Tatsachen, wie die Entwicklung der Weltmarktkonkurrenz dem Weltkriege zueilte, so glaubte Kautsky in starken Schichten der Kapitalistenklasse ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und damit eine Garantie gegen den Krieg zu finden. Während Radeks Taktik darauf hinauslief, die Massen in einen konsequenten Kampf gegen den Imperialismus zu führen, anknüpfend an die Tagesfragen, appellierte Kautsky zusammen mit dem Parteivorstand an das Bürgertum und die Regierungen der Großmächte, indem er die pazifizierenden Wirkungen der Bündnisse, der Abrüstung und der internationalen Schiedsgerichte pries. In alle Schlupfwinkel der Sophistik ist ihm Radek nachgekrochen und hat das Illusionäre dieser Auffassung in jeder ihrer Nuancen nachgewiesen. Kautsky freilich ist dadurch von seinen Illusionen nicht geheilt worden. Er spielte weiter den Landpastor noch in der Zeit, als die Tragikomödie mit dem Völkerbund längst ausgespielt war.
Dem Kampfe gegen die Kriegsgefahr diente auch die Propaganda des Milizgedankens. Hier zeigte sich deutlich Kautskys Spießbürgertum. Er fand, daß die Miliz ebenfalls eine teure Sache für den Staat werden könne, und deshalb jagte er weiter dem bunten Schmetterling der Abrüstungsidee nach. Radek dagegen stellte sich mit beiden Füßen fest auf den Boden der Tatsachen. Er untersuchte die Entwicklungstendenzen des Militarismus und erklärte es nach marxistischem Grundsatze als die Aufgabe der Partei, das ganze Gewicht auf die Förderung jener Tendenzen zu legen, die auf eine Demokratisierung des Heeres hinausliefen und es dadurch für imperialistische Raubkriege und arbeiterfeindliche Unternehmungen immer mehr unbrauchbar machen mußten. Heute ist die Frage für Europa anders gelöst. Die Revolution hat in Rußland die Rote Arbeiterarmee, in Deutschland die weißen Garden und damit die Parole der Bewaffnung des Proletariats für die Revolution gebracht.
Diese theoretische Arbeit Radeks und ihre Ausmünzung in der täglichen Aufklärung durch die Presse hatte das Ziel der revolutionären Massenaktion gegen Imperialismus und Krieg. Er erreichte diese Wirkung nicht. Der radikalen Gruppe gelang es nur, eine kleine Schar revolutionärer Kämpfer um sich zu vereinigen. Obwohl Radek die Parteibureaukratie und die sozialdemokratischen Parlamentarier durchaus kennen gelernt hatte, »obwohl er keineswegs der Meinung war, daß die Massen sich in jeder kriegerischen Situation zu einer Abwehraktion aufraffen können«, traf ihn der moralische Zusammenbruch der Partei am 4. August doch furchtbar. Er schrieb uns damals nach der Redaktion der »Bremer Bürgerzeitung« einen Brief, in dem die tiefe Enttäuschung, Zorn und Scham erzitterten. Der Schlag war hart und schwer. Wohl hatte Radek am deutlichsten und sogar am eigenen Leibe die Versumpfung der Partei im Opportunismus erkannt. Aber politisch arbeiten kann man überhaupt nur dann, wenn man erfüllt ist von der Gewißheit, seine Partei in die eigene Bahn zu lenken. Er selber sprach die Hoffnung aus, daß der Opportunismus in der deutschen Sozialdemokratie überwunden werde. Wie tief war jetzt der Fall, wo sein spöttisches Wort: »Plechanow, Lenin, Parvus – diese vermaledeiten Kerle, gehören nicht zu denen, die so schnell umlernen!« sich so bös gegen ihn gewandt hatte. Heute wirkt es wie eine Blasphemie, den Namen Lenin mit denen des Chauvinisten Plechanow und des germanophilen Allerweltgeschäftsmannes Parvus in einem Atem zu nennen. Und mancher der alten Weggenossen hatte Radek verlassen. Hänisch schrieb ihm süßliche Briefe, in denen er zu rechtfertigen suchte, daß er künftig seinen Bedarf an Begeisterungsstimulanzen im Lager des Feindes zu decken gedenke. Paul Lensch, der Radek persönlich schon längst verraten, braute jetzt aus revolutionären Phrasen imperialistisches Gift zusammen. Alfred Henke, der trotz seiner massigen Gestalt ewig Schwankende, kam aus Bedenklichkeiten und Katzenjammer nicht heraus. Was blieb fest von der alten radikalen Gruppe? Der Nestor Franz Mehring, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Das war so ziemlich alles.
Aber mit Klagen hielt sich Radek nicht auf. Er stellte sich auf den neugeschaffenen Boden und wirkte im alten Sinne. Schon in dem erwähnten Briefe gab er eine Analyse und umriß die Aufgaben der Radikalen. Er benutzte die geringe Bewegungsfreiheit, die er unter dem Druck der Zensur und angesichts der Ängstlichkeit Henkes in der »Bremer Bürgerzeitung« noch hatte, und setzte diese Arbeit dann in den Blättern der Schweizer Linken fort. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen gab er dann konzentriert in der 1916 von Knief in Bremen gegründeten »Arbeiterpolitik«. Dabei zeigte sich die Tatsache: Wie der Weltkrieg die Konsequenz, die Fortführung der alten Politik mit großkalibrigen Argumenten war, so zeigten sich in dem sozialdemokratischen Reflex der Situation die alten Tendenzen, nur schärfer gefaßt und zu ihren Konsequenzen getrieben. Der rechte Flügel der Partei, wie sich jetzt herausstellte, ihr Gros, ging zum Gegner über. Das Parteizentrum, die späteren Unabhängigen haschten nach pazifistischen Illusionen, verkündeten den Arbeitern stets aufs neue das Nahen des Heilands: Verständigungsfrieden, Stockholm, Wilson, Völkerbund, und hoffte auf die Sittlichkeit und Einsicht der Regierungen, solange die Arbeitermassen das Objekt der Geschichte blieben, welches das Parteizentrum trotz aller Geschwätzigkeit selbst war. Die Aufgabe der Linken blieb hier die Zerstörung aller Illusionen. Sie war zu steigern auf unmittelbare Vorbereitungen der Massen für den revolutionären Kampf. Diese Vorbereitung hatte zu geschehen in der Klärung der weltpolitischen Probleme, in der Ausrodung aller nationalistischen Gedankengänge und moralischen Schwächen, der Ausnutzung aller Rebellionen der Arbeiterklasse gegen die sich verschärfende wirtschaftliche Lage zu politischen Aktionen und schließlich in der moralischen Zermürbung der Front. Die alten Aufgaben also im wesentlichen, aber in einer höheren Qualität.
Das Grundproblem war jetzt die Frage der Landesverteidigung geworden. Hier stieß Radek wiederum mit Kautsky zusammen. Um nicht zu Konsequenzen gezwungen zu sein, tüftelte dieser aus, daß der Weltkrieg keinen imperialistischen Charakter habe. Er glaubte weiter besonders marxistisch zu handeln, wenn er die Parolen von Marx und Engels bei früheren internationalen Konflikten ohne Rücksicht auf die gründlich veränderten Verhältnisse übernahm. Radek wandte im Gegensatz dazu die marxistische Methode zur Untersuchung der augenblicklichen Situation an und zog die der Gegenwart entsprechenden Schlüsse. Da zeigte sich, daß die Unterscheidung von Angriffs- und Verteidigungskrieg sinnlos geworden und auch kein historischer Fortschritt vom Siege einer bestimmten Ländergruppe zu erwarten war. Die Schlußfolgerung müßte sein, das internationale Proletariat aus seiner Selbstzerfleischung im Interesse seiner Herren herauszureißen und es in den Kampf gegen den Kapitalismus überhaupt zu führen. Das hieß aber Zertrümmerung der ausgehöhlten 2. Internationale und Vorbereitung einer Internationale der revolutionären Tat (Zimmerwald, Kiental). Das hieß zugleich Schaffung der Kampfkaders für das revolutionäre Proletariat in den einzelnen Ländern, Zermürbung des alten Parteiapparates und Zusammenfassung der Revolutionäre in einzelnen Gruppen mit dem Ziele der Bildung einer revolutionären Partei. Für diese Aufgaben hat Radek von Bern, von Stockholm und Petersburg aus aufklärend, beratend und anfeuernd gewirkt. Damit bereitete er mit den Boden vor für die Kommunistische Partei Deutschlands und ihre Taktik, der er seitdem in allen schwierigen Situationen mit seinem klaren Urteil zur Seite gestanden hat.
Die heutigen Differenzen in der Arbeiterklasse Deutschlands sind im Grunde dieselben, die Radek in der Zeit der nahenden Revolution untersucht hat: Unterwerfung der Arbeiterklasse unter den Kapitalismus, Ausflucht in pazifistische Illusionen oder Führung des Proletariats in den Kampf. Und erst wenn man das Wesen dieser Differenzen der vergangenen Zeit richtig erkannt hat, kann man die taktischen Wendungen der verschiedenen Parteien und die Notwendigkeiten der Stunde richtig erfassen.
In Karl Radeks wissenschaftlichen Arbeiten offenbart sich das, was er auch in der Regierung Sowjetrußlands praktisch gezeigt hat: er ist Realpolitiker. Freilich nicht so, wie ihn der Kleinbürger auffaßt. Nicht jener pfiffige Geschäftsmann, der wunder denkt, wie praktisch er ist, wenn er nur sieht, was vor seiner Nase kriecht, der als kleiner Räuber mit den großen Hain jagt, sich zu allem mißbrauchen lassen muß und als Regierungsmann nach dem Geständnis eines sozialdemokratischen Ministers stets in die Klemme kommt zwischen zwei Dummheiten, eine zu wählen. Radek ist der Realpolitiker großen Wurfs wie die Lenin, Bucharin, Trotzki. Sein stärkster Charakterzug ist die Kühnheit des Gedankens und der Tat. Die Kühnheit, die dem Bewußtsein der geistigen Beherrschung des gesellschaftlichen Prozesses entspringt. Und diese geistige Herrschaft ist bei ihm die Frucht eines von eisernem Willen vorwärts gepeitschten Fleißes, der nicht ruht, bis er alles Tatsachenmaterial in seinen Einzelheiten aufgenommen hat, wie der unerbittlichen Selbstkritik, die ihn treibt, den Problemen bis auf den Grund zu gehen, die keinen Zwiespalt zwischen Erkenntnis und politischer Entscheidung duldet. Für jeden seiner Entschlüsse aber wirkt und kämpft er mit der verhaltenen Begeisterung und Leidenschaft einer starken Seele. Sein klarer Blick in die Dinge und sein entschlossener Wille zum Handeln haben ihn zu einem der ersten Politiker des Proletariats geschmiedet, zu einem Staatsmann der Revolution.
Bremen, den 7. August 1920.
Paul Frölich.
Diese Sammlung enthält eine Auswahl von Arbeiten, die sich an das deutsche Proletariat wandten und es für die kommenden revolutionären Kämpfe vorbereiteten. Sie ist eine der geistigen Urkunden der Entstehung der deutschen kommunistischen Partei. Aus Raumrücksichten mußten die zahllosen weltpolitischen Arbeiten, inwieweit sie nicht prinzipieller und taktischer Natur waren, ausscheiden, da sie allein mehrere Bände füllen würden. Was die russische Revolution anbetrifft, so finden in diesem Bande nur diejenigen Artikel und Reden Platz, die von vornherein auf die deutschen Arbeiter berechnet waren, selbst wenn sie zuerst in russischer Sprache erschienen. Die anderen Arbeiten, die in den Organen der russischen Partei und Regierung, in der Petrograder und Moskauer »Prawda«, den »Izwestja«, dem Petrograder und Moskauer »Kommunist« erschienen sind und der Selbstverständigung des russischen Proletariats dienten, werden in einer besonderen Sammlung: »In den Reihen der russischen Revolution« erscheinen. Da ich nach Rußland abreise und die Herausgabe dieser beiden Sammlungen nicht selbst besorgen kann, wird Frau Charlotte Stucke-Kornfeld so freundlich sein, sie zu übernehmen.
Berlin, den 5. Dezember 1919
Gefängnis Lehrterstraße