Wilhelm von Polenz
Das Land der Zukunft
Wilhelm von Polenz

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Besiedelung

Von den vielen merkwürdigen Überraschungen der Neuen Welt ist diese wohl die merkwürdigste, daß jeder, der mit Entdeckerabsichten hingeht, Amerika noch einmal entdecken kann. Ein Recht, über Amerika zu schreiben, hat nur der verwirkt, dem die gewaltigen Eindrücke in jenem Wunderlande den kritischen Sinn umnebelt haben. Ich habe gefunden, daß man sein Deutschtum nirgends stolzer empfindet als auf Reisen, aber ich meine auch, daß unser Blick für die Schwächen deutschen Wesens sich nirgends mehr schärft, als wenn wir Gelegenheit haben, uns mit einer anderen großen Nation zu vergleichen.

Es ist Mode geworden, amerikanische Einrichtungen zu bewundern und uns als nachahmenswert vorzuhalten. Aber es wäre das Unsinnigste, was wir tun könnten, wollten wir amerikanisches Wesen gedankenlos bei uns einführen. Daß jenseits des Ozeans in einem jungen Volke mit einer demokratischen Verfassung freiere Sitten und zeitgemäßere Einrichtungen entstehen konnten als in dem beengten Europa, ist klar. Von Europa verlangen, daß es sich amerikanisieren solle, ist ebenso verkehrt, wie den Amerikanern Rückkehr zu unseren Anschauungen zuzumuten. Jede Art hat ihre Berechtigung, wenn sie nur organisch entstanden ist. Etwas 2 anderes ist es, in einer fremden Volksindividualität wehrlos aufgehen, wie es der Deutsche zu seinem Schaden oft genug getan; ein anderes, versuchen, fremdem Wesen liebevoll gerecht zu werden. Grenzenlose Bewunderung ist gerade Amerika gegenüber durchaus nicht am Platze. Den »unbegrenzten Möglichkeiten« möchte ich das deutsche Wahrwort entgegensetzen: »Es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen«.

Was Amerika für uns werden mag in der Zukunft, wird in erster Linie von uns selbst abhängen. Sollten die beiden großen Nationen wirklich dazu ausersehen sein, einander zu bekämpfen, so würde es erst recht wichtig sein für uns, den Gegner zu kennen. Unterschätzung wäre im Kampfesfalle noch schlimmer als Überschätzung. Aber ich hoffe mit vielen diesseits und jenseits des atlantischen Ozeans, daß die Zukunft nur friedlichen Wettbewerb um die Palme hoher Kultur zwischen den stammverwandten Völkern bringen möge.

Keine außereuropäische Nation ist in der letzten Zeit so in den Vordergrund getreten auf allen Gebieten menschlicher Betätigung, wie die amerikanische. Die Rollen scheinen vertauscht zu sein; während früher Europa die Welt europäisiert hat, will, wie es scheint, Amerika nunmehr seine Mutterländer amerikanisieren. Mit keinem Lande der Erde haben wir seit der Einigung des Reiches stärkere Fäden des äußeren Verkehrs angeknüpft als mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Es gibt nicht zwei Völker auf dem ganzen Erdenrund, die so viel voneinander lernen könnten, wie das 3 amerikanische und das deutsche, und es gibt keine zwei Völker, die vorläufig sich so wenig im innersten Kern ihres Wesens verstehen, wie gerade diese beiden. Riesenhaft ist der Verkehr, den alljährlich die Schiffahrtsgesellschaften von Wasserkante zu Wasserkante vermitteln. Die Leiber der beiden Völker berühren sich trotz des Ozeans, aber die Seelen haben einander noch nicht gefunden.

* * *

Niemand wird seine Väter abschütteln; der Yankee kann seine europäische Kindheit nicht verleugnen. Die besten Eigenschaften des amerikanischen Volkes sind in den Eichenwäldern Deutschlands, auf den Marschen Holsteins, in den Dörfern Englands und Irlands, in der Einöde des schottischen Hochlands erwachsen. Aber erst der vierhundertjährige Kampf mit der Natur, die großartigste aller Völkerwanderungen, die Besiedlung Amerikas von Ozean zu Ozean, haben dem Volkscharakter die besondere Prägung gegeben. Es ist in der Neuen Welt genau wie in der Alten: auf der breiten Basis des Grund und Bodens ruht die menschliche Gesellschaft. Im platten Lande wächst die gesunde Volkskraft, das Dorf ist die Kinderstube jeder Rasse. Auch die Amerikaner waren ursprünglich ein Volk von Ackerbauern und Pflanzern, ehe sie zu Kaufleuten, Industriellen und Bankiers wurden. Jetzt freilich wohnt die Hälfte von ihnen wohl in Städten. Das Stadtleben hat seinen nivellierenden, die Züge des Stammes wie der 4 Einzelpersönlichkeit verwischenden Einfluß auch auf das Volk von Nordamerika ausgeübt.

Gleichmachend hat aber vor allem auch die Verfassung gewirkt, die sich dieses Land gegeben hat. Die Konstitution von 1787 war ein weitspannendes Dach, unter dem die Vereinigten Staaten wie Zimmer von verschiedener Größe eingebaut sind. Der Bundesgedanke hat den Partikularismus der Einzelteile allmählich besiegt. In erster Linie fühlt sich heute der Yankee als Bürger Großamerikas, wenn er auch auf seine Herkunft von Kentucky, Ohio, Pennsylvanien noch so stolz, oder von den Vorzügen New Yorks, der »Empire-city«, oder ihrer jungen Rivalin Chicago noch so tief überzeugt sein mag. Die englische Sprache hat einer aus aller Herren Ländern zusammengeströmten Menge das gemeinsame Verständigungsmittel gegeben. Und schließlich haben die Eisenbahnen, deren Bedeutung für Nordamerika kaum überschätzt werden kann, die einzelnen Teile des Riesenlandes einander nahe gebracht und das Volk vollends zur Einheit zusammengeschweißt.

Die Besiedlung Nordamerikas durch die Europäer, die Entstehung einer neuen, großen Nation im hellen Lichte der Weltgeschichte wird kommenden Geschlechtern vielleicht als die wichtigste, jedenfalls aber als die außerordentlichste Erscheinung der Weltentwicklung in der neueren Zeit erscheinen.

Verwandte Stämme hatten sich vor fünfzehn Jahrhunderten an der holsteinisch-niedersächsischen Küste getrennt, um nach guter Germanenart, gelockt von dem, was scheinbar unerreichbar, von Gefahren umgeben, in 5 sagenumwobener Ferne nur des Kühnen Beute werden konnte, jeder Stamm, ja womöglich jeder kleine Häuptling für sich, auf abenteuernde Entdeckungsreisen auszugehen. Die Zurückgebliebenen hatten das beschwerlichere Los gezogen , den ärmlichen Boden des Vaterlands urbar zu machen und gegen eine Welt von gierigen Eindringlingen zu verteidigen, sowie im Innern einen fast noch ärgern Ansturm selbstzerstörerischer Triebe abzuhalten. Die leichtherzigen Seefahrer dagegen, die sich die britische Inselwelt zur neuen Heimat erkoren hatten, fanden ein Land, das im Silbergürtel der ozeanischen Brandung seine natürlichen Wälle besaß.

Nachdem sie sich in Bürgerkriegen und Verfassungskämpfen sondergleichen zur politischen Nation erzogen haben, werden sie von ihrer kleinen Festung aus zu Eroberern der Welt, weil sie den Mut finden, den Ozean, der bis dahin als eine Schranke des Verkehrs betrachtet worden war, als offene, jedermann zugängliche, nach allen Punkten des Erdballs führende Landstraße anzusehen und zu benutzen.

Die Angelsachsen mit normannischem Einschuß waren es, die lange bevor die übrigen Germanen ihnen in größeren Scharen nachgerückt kamen, Nordamerika an seiner atlantischen Küste besiedelten. Sie fanden bereits europäische Kolonien vor: Franzosen am St. Lorenz, Holländer am Hudson, Spanier am Golf von Mexiko. In den ersten zwei, drei Jahrhunderten nach der Entdeckung Amerikas haben die Kolonisten angelsächsischer Abkunft durchaus nichts voraus vor 6 ihren europäischen Rivalen um den Besitz der neuen Welt; im Gegenteil, ihnen ist der von Haus aus am kärglichsten bedachte Teil jenes Gestades zugefallen.

Aber dieser Ausschnitt, arm wie er zunächst schien an leicht zu erringenden Schätzen, hatte andere große Vorzüge; er war nach der europäischen Seite offen, nach der kontinentalen geschützt durch undurchdringlichen Urwald auf steilen Bergketten. Diese Lage zog befreundete Kräfte vom seefahrenden Mutterlande an und schützte vor dem roten Manne, der damals noch eine Gefahr für die schwachen Ansiedlungen bedeutete. Der ärmliche Boden des rauhen Küstenstrichs reizte die benachbarten Franzosen und Spanier nicht, sie gingen im Norden, Süden und Westen ertragreichen Beutezügen nach, verloren sich in ihrer Gier nach schnellem Erwerb ins Uferlose, verzettelten schöne Kräfte in ziellosen Kämpfen, Kreuz- und Querzügen und Besiedelungen, denen es an Dauerbarkeit gebrach. Wohl besaßen die Führer staatsmännischen Blick, Kühnheit und Ehrgeiz, aber den Massen der hispanischen und gallischen Einwandrer fehlte es an Selbstzucht. Die Nachkommen der Romanen brachten es weder im Lande Acadie noch in den Golfgebieten zu wirtschaftlicher Blüte und auch nicht zu bürgerlicher Verfassungsfreiheit. Ihre mangelnde Selbstachtung aber bewiesen sie am deutlichsten durch häufige Blutvermischung mit den Eingeborenen.

Die angelsächsischen Kolonisten dagegen machen aus ihrer Not eine Tugend, rücken auf engem Raume nahe zusammen, gründen Städte und Staaten und führen 7 früh in Stadt und Land jene freie, auf die Verantwortlichkeit des Einzelnen, auf Bürgersinn und männliche Tüchtigkeit berechnete Selbstverwaltung ein, die bereits im Mutterlande ihre Lebenslust gewesen war. Um ihre Beengung zu korrigieren, lassen sie sich auf Seefahrt und Handel ein. Bald haben sie auch solche Güter zu verkaufen, die andern Ländern den Warenaustausch mit ihnen wertvoll erscheinen lassen.

Vom Mutterlande her waren den ersten Siedlern immer neue Auswandererscharen nachgesandt worden, verschieden in Abkunft und Konfession. Bald kamen auch Mitglieder aristokratischer Kreise in die jungen Kolonien. Südlichere Striche der atlantischen Küste waren von ihnen unter dem Schutze der heimischen Regierung mit Beschlag belegt worden, Striche auf denen sich der Anbau von Handelsgewächsen lohnte. Die südlichen Staaten erzeugten das Rohprodukt, das wiederum den nördlichen die Gründung von Manufakturen ermöglichte. Organisch erwuchsen so aus dem Ackerbau Handwerk, Industrie und Handel. Kurz, die Väter der jetzigen Anglo-Amerikaner taten auf allen Gebieten das Zweckmässige und das Nächstliegende, und zeigten damit schon früh den eigentlichen Kern ihres Wesens: Tatkraft, praktischen Sinn und gesunden Menschenverstand.

Es muss als eine besondere Gunst des Schicksals für die Rassenentwicklung der Europäo-Amerikaner betrachtet werden, daß die Pilgerväter im Jahre 1620 die Neue Welt an einer ihrer unwirtlichsten Küsten betraten. Niemand ahnte damals auch nur entfernt den 8 unerschöpflichen Reichtum des Erdteils. Es war ihr und der Nachgeborenen Glück, daß sie, die vom Geschick auserkoren waren den Sauerteig für die werdende Nation abzugeben, durch die Verhältnisse zunächst gezwungen wurden, auf übersichtlichem, von der Natur nur mäßig mit Schätzen ausgestattetem Raume herbe Erfahrungen zu sammeln, im Kleinen ihre Kräfte zu üben und zu stählen, Kräfte, die sie in bevorstehenden Kämpfen gegen Natur und Menschen im Großen brauchen sollten. Wären sie an der Golfküste gelandet wie die Spanier, so würden auch ihnen diese üppigen Striche mit ihrem erschlaffenden Klima sicherlich zum Kapua geworden sein.

Die spätere politische Entwicklung jener vier schwachen Staatengebilde, die im Jahre 1643 unter dem Namen »Vereinigte Kolonien von Neu England« zusammentraten, zur Vormacht des ganzen riesenhaften Kontinents ist ein geschichtlicher Vorgang, der an das Wachstum Preußens aus ursprünglicher Armut und Winzigkeit zum Haupt des deutschen Völkerbundes erinnert, oder auch zum Vergleich mit den Anfängen Roms unter den Stämmen der Apenninischen Halbinsel herausfordert. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika zeigten bereits in jenen, ihren keimhaften Anfängen, die der emporsteigenden Weltmacht eigene Kraft der Anziehung und des Festhaltens des einmal Besessenen und vor allem ein gesundes Verdauungsvermögen. Wieviele verbrecherische Elemente, verfehlte Existenzen, unzufriedene Köpfe, die die alte Kultur von sich stieß, hat dieses Land nicht mit offenen Armen aufgenommen. 9 In der neuen Welt wurden sie aus Störern der öffentlichen Ordnung ganz von selbst zu rüstigen und freudigen Bauleuten an einem Hause, das fürs erste den Charakter einer großen, luftigen Schutzhütte hatte, und haben mußte.

Niemals in der Weltgeschichte hat die weiße Rasse ein größeres, und bei aller Mannigfaltigkeit einheitlicheres, mit allen denkbaren Naturkräften reicher ausgestattetes Gebiet besiedelt, als Nordamerika. Niemals fanden Einwanderer eine so dünne und hinfällige Urbevölkerung vor wie hier; nirgends hat daher die Besiedlung einen so ungestörten Verlauf nehmen können, wie in der Heimat der harmlosen Rothaut, die nur dann gefährlich wurde, wenn Arglist und Landgier der Weißen den Wilden in ihnen weckte und das unglückliche, dem Tode geweihte Volk aus seinem angebornen Fatalismus zur Rachsucht aufstachelten.

Die Indianer Nordamerikas hatten es trotz unleugbarer Schlauheit, Körperkraft, scharfer Sinne und hoher Begabung Einzelner doch niemals auch nur zu den Anfängen einer Civilisation gebracht. Es fehlte ihnen am wichtigsten Untergrund der bürgerlichen und häuslichen Tugend, dem sozialen Triebe. Sie waren Jäger und Krieger, keine Staatengründer. Die Gestaltung des Erdteils, in den sie in grauer Vorzeit eingewandert waren, schien geeignet, sie in ihren Untugenden zu bestärken. Die weiten unbegrenzten Räume Nordamerikas verlockten zum ziellosen Umherschweifen. Keine gegen die Außenwelt durch Gebirgsschranken abgeschlossenen Täler, Kessel und Tiefebenen, wie 10 etwa die Schweiz, Böhmen, Ungarn, keine weit ins Meer hinausragenden Halbinseln wie Italien, Griechenland, Norwegen, boten dort der Sonderkultur sichere Zuflucht. Alles lag frei und schutzlos da in diesem unerhört übersichtlichen, der Gliedmaßen baren Kontinente. Normaler Zustand primitiver Völker aber ist der Kampf. Hier durfte er ungehindert durch Naturschranken toben. Die Künste des Friedens konnten nicht gedeihen, staatliche Einrichtungen nicht Wurzel schlagen, weil alle Ansätze kaum begonnen, sofort wieder ausgerottet wurden. Wenn je einmal ein Stamm anfing Feldbau und Handwerk mit Eifer zu treiben, so erregte er dadurch sofort den Neid der Nachbarn, die mit vereinten Kräften über ihn herfielen, seine Schätze raubten und seine Krieger erschlugen. So kam zur natürlichen Anlage für Krieg und Raub auch noch die Auslese des Kampfes hinzu; die Wilden behielten das Übergewicht, die Zahmen und Fleißigen wurden vertilgt. Hinderlich für die Civilisation war in diesem Erdteil wohl auch das Fehlen sämtlicher Haustiere mit Ausnahme des Hundes. Wie sollte eine Kultur entstehen, wo diese besten Helfer des Menschen beim Bestellen des Feldes, für die Ernährung, Kleidung und die Fortbewegung fehlten! –

Die Europäer kamen also in ein jungfräuliches Land. Niemals war dieser Boden mehr als nur ganz oberflächlich bestellt worden, niemand hatte sich an seinen Schätzen vergriffen, die seit Jahrhunderttausenden des Entdeckers harrend hier aufgespeichert lagen. Die Ansiedler, die an der Ostküste gelandet waren 11 und allmählich nach dem reicheren Westen vordrangen, nahmen gleichsam an einer Tafel Platz, die sich wie durch verborgene Zauberkraft, je länger man speiste, immer üppiger füllte. Das Wunder von Kanaan ging hier buchstäblich in Erfüllung, erst bekamen die Gäste den geringen, dann den kostbaren und immer kostbareren Wein zu genießen.

Und auch das Klima erwies sich als guter Freund. Es war in den von den Angelsachsen, den Holländern, Franzosen und später den Deutschen und Skandinaviern besiedelten Strichen jenen Witterungsverhältnissen sehr ähnlich, die diese Stämme daheim verlassen, an die sie sich durch Jahrtausende gewöhnt hatten, auf die alle ihre häuslichen, wirtschaftlichen und sozialen Einrichtungen zugeschnitten waren. Der kostspielige Prozeß der Anpassung an ein unzuträgliches tückisches Klima, wie er so manchen Besiedlungsversuch der Weißen in den Tropen verzögert, ja gänzlich erstickt hat, blieb diesen Ansiedlern der gemäßigten Zone erspart.

Dabei war das Klima durchaus nicht mild, es wies stärkere Gegensätze auf als das europäische. Es vereinigte die Sommerhitze Italiens mit dem Winter Rußlands. Welch besseres Mittel hätte die Natur ersinnen können, um eine an sich schon harte Rasse vollends abzuhärten und ihr jene wichtige Abwechslung zu bieten, die Grundbedingung ist für originelles Kulturleben: den anregenden Gegensatz von kalt und warm, von langen und kurzen Tagen, von winterlichem Leben im Haus und von Sommerlust im Freien. Ein 12 Gegensatz, der schon in den Charakter unserer indogermanischen Väter unverwischbare Linien eingegraben hat.

Ein Phäakendasein, wie es die spanischen Missionare in Südkalifornien und Florida, und die Kreolen von Mexiko und Louisiana führten, verbot sich für Leute von selbst, die in der warmen Jahreszeit vorsorgen mußten, wenn sie im Winter nicht verhungern oder erfrieren wollten. Vor dem westeuropäischen hatte dieses Klima einen großen Vorzug voraus, es war zuverlässig, es betrog den Menschen nicht heimtückisch um die besten Früchte seiner Arbeit, wie nur allzu oft im alten Lande. Wie haben die langen Vegetationsperioden des niederschlagsreichen amerikanischen Sommers und der herrliche trockene Indian Summer die Landwirtschaft erleichtert und gefördert! Durch die ungeheure Ausdehnung seines ackerbaufähigen Landes ist dieser Kontinent vor völligen Mißernten so gut wie geschützt. Versagt die Brotfrucht ja einmal an einer Stelle, so gedeiht sie dafür an einer anderen um so herrlicher. Denn die Trockenheit, der Sturm, die Heuschrecken- oder Mäuseplage, die ganz Nordamerika verwüsteten, müßten erst noch kommen. Niemals, auch in der Kolonialzeit des jungen Volkes nicht, hat es eine die Existenz des Ganzen bedrohende Hungersnot gegeben.

Zu den natürlichen Schätzen der Neuen Welt, zu ihrem Überfluß an Holz, Steinen, Mineralien, Wild, Fischen, Früchten brachte der Europäer nun auch noch die Fülle seiner in Jahrtausenden des Landbaus erworbenen Erfahrungen aufschließend hinzu. Er brachte 13 vor allem seine treuen Gefährten mit: die Haustiere, und ein nicht minder wertvolles Gut: die Getreide und Gartengewächse, die die Alte Welt mit Kunst und viel Fleiß aus wilder Wurzel allmählich zu edlen ertragreichen Sorten herangezogen hatte. Die Indianer bereicherten diesen Stamm nützlicher Gewächse nur um zwei neue: das Indian Corn und den Tabak. Der Mais war bestimmt durch seine wunderbare Anpassungsfähigkeit bei der Kolonisation des Westens eine große Rolle zu spielen; er schien für jene oberflächliche Landwirtschaft, die zunächst auf kaum geklärtem Urwaldboden erwuchs, die gegebene Frucht, und im Tabak fand die Plantagenwirtschaft des Südostens, neben Zucker und Baumwolle ihr einträglichstes Handelsgewächs.

Die Striche, die die Angelsachsen zuerst betraten, zeichneten sich durch grossen Waldreichtum aus. Ähnlich wie bei der Besiedlung unseres Vaterlandes durch die Germanen hieß es auch hier wieder dem Urwalde das ackerbaufähige Land mühsam abringen. Auf Rodungen stehen viele Städte des jetzt so volkreichen amerikanischen Ostens. Aus Blockhäusergruppen in den Urwaldlichtungen sind die Uranfänge der Gemeindebildung hervorgegangen. Axt und Beil und Feuer mußten Jahrzehnte hindurch arbeiten, ehe der Pflug zur Verwendung kommen konnte. Gewehr und Angelhaken spielten in jenen primitiven Zeiten eine wichtige Rolle für die Ernährung der Familien. Nur kühne Gesellen und tapfere Frauen suchten ein solches Leben auf und vermochten es zu ertragen.

Die Gesellschaft mußte hier noch einmal von 14 Grund aus aufgebaut werden. Daß bei einem solchen Geschlecht, das sich alles selbst verdankt, ein Unabhängigkeitssinn heranwuchs, der niemandes Untertan sein wollte, kann nicht verwundern. Ja viele dieser Urwaldbauern trieb der bloße Anblick eines fremden Rauches oder das Pochen einer Schmiedewerkstatt aus ihren einsamen Horsten, sie gingen als Spitzen und Plänkler dem langsameren Zuge der weißen Civilisation weit voraus ins Neuland hinein. Andere Naturen wiederum wurden durch das enge Beisammenleben im Urwalde, durch die Erkenntnis, daß nur im Zusammenschluß Rettung sei, zur Entwicklung sozialer Tugenden erzogen. Der unbändige Freiheitsdrang des Einzelnen fand seine Grenze in dem Bedürfnis der Familie und Gemeinde nach Gesetz und Ordnung. Früh schon entstanden hier musterhaft geleitete Gemeinwesen. Diese Ansiedlungen wahrten auf lange Zeit hinaus jene dem Charakter ihrer Gründer tief eingeprägte Eigenschaften: die rauhe Einfachheit der Puritaner und ihre wohl engherzige aber um so unverwüstlichere Gottesfurcht.

Es war jedoch nicht die historische Aufgabe dieses Geschlechts an dem schmalen Küstenstreifen des Ostens kleben zu bleiben und eine beschränkte Zahl nur durch ein schwaches politisches Band miteinander verknüpfter kleiner Staaten zu bilden. Die durch englische Kurzsichtigkeit und Überhebung der loyalen Kolonialbevölkerung aufgedrängte Revolution schweißte erst eigentlich die dreizehn Staaten zu einer in Kampf und Not erprobten Einheit zusammen. Die Folgen des Freiheitskriegs für die Charakter- und Geistesbildung dieser bis 15 dahin weltentrückten Farmer, Holzfäller und Kaufleute waren: erweiterter Horizont, politisches Denken und gehobenes Selbstgefühl.

Jetzt wurde ihnen der Raum mit einem Male zu eng, und in den Köpfen fing der Gedanke zu dämmern an, daß sie das zur Beherrschung dieses Kontinents bestimmte Volk seien. Mit elementarer Gewalt durchbrach der Menschheitsstrom jene Gebirgsschranke, die den östlichen Farmer so lange vom kontinentalen Hinterlande getrennt hatte; die Urwälder der Alleghanies wurden erst von einzelnen dann von tiefen Kolonnen der Westwanderer überschritten. Karren auf Karren rollte über die Bergpässe mit Hab und Gut der Pioniere in die grasreichen Vorländer des Mississippitales hinab. »Zieh nach dem Westen, mein Sohn und wachse mit dem Lande«! sagte in jenen Tagen einer neuen Völkerwanderung das Alter zur Jugend. Westwärts, immer westwärts war die Losung der Tausende und Abertausende, die nun leichten Herzens den Wanderstab ergriffen. Die unendlichen Flächen unentdeckten Landes reizten die Phantasie. Zur Schrankenlosigkeit des modernen Yankees wurde hier der Grund gelegt. Optimist mußte werden wer Glück und Erfolg so mühelos auf seinem Wege fand. Pietät konnte nicht erwachsen in einem Volke, das in dem Boden, den es bewohnte, keine Gräber hatte. Mit Gewalt wurden Gedanken und Sinne in die Zukunft gerissen nach vorwärts, auf den Erfolg, nicht nach rückwärts gerichtet oder nach innen.

Es war mehr als gewöhnlicher Landhunger, was 16 diese Männer mit Weib und Kind von Bodenwelle zu Bodenwelle westwärts trieb. Der Wunsch, seine Lage zu verbessern, Beute zu machen, reich zu werden, mochte das Motiv des Einzelnen sein; das Volk als Ganzes war von einem edleren Triebe beseelt, als Habgier ist. Den Massen schwebte in verschwommenen Umrissen ein gewaltiges Ziel vor, das große Wasser auf der anderen Seite des Felsengebirges zu erreichen, den Kontinent von Ozean zu Ozean der einen Nationalität, Sprache und Gesittung zu unterwerfen.

Es war die welthistorische Aufgabe der Angelsachsen Führer zu sein in dieser großartigsten Völkerwanderung der Neuzeit. Aus ihrem engen Verließ hinter den Wäldern und Bergen traten sie mit einem Male hervor wie einst das Volk Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft jugendstark und unversehrt. Auch Neuengland hat theokratische Anfänge gehabt. Auch die Amerikaner waren von jenem Selbstgefühl der Gotteskindschaft erfüllt, ohne das es keinen weltgeschichtlichen Erfolg gibt. Den Juden gleich hielten sie sich für das auserwählte Volk. Und auch sie fanden das gelobte Land, in welchem, wie einst im Jordantale, Milch und Honig floß.

In zwei mächtigen, voneinander unabhängigen Heersäulen ging zunächst die große Westwandrung vor sich. Im Norden, wo der Kontinent breiter ist, hatten sich die englischen Kolonisten, den Spuren der kanadischen Franzosen folgend, schon frühzeitig an den großen Seen hin nach der Mitte des Kontinents und den Quellströmen des Mississippi und Missouri weitergetastet. 17 Ihnen lief parallel ein ebenfalls westwärts gerichteter Vorstoß ihrer Landsleute vom Süden. Die Virginier sandten ihren Bevölkerungsüberschuß nach Kentucky und weiter am Ohio hin in das mittlere Mississippital hinein. Die Verschiedenheit dieser beiden Kolonistenheere, in denen Aristokratie und Demokratie, Hochkirche und Puritanertum, Plantagenbau und Urwaldfarm, Sklavokratie und Freibodenwirtschaft einander wie zwei Welten fremd gegenüberstanden, hat jenen tiefen Gegensatz geschaffen, der später ganz Nordamerika in zwei wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch scharf getrennte Heerlager sonderte: den sklavenhaltenden, leichtlebig sanguinischen Süden und den zielbewußteren, sachlicheren, dem Geschäft vor allem nachgehenden, durch und durch bürgerlichen Norden. Erst der Bürgerkrieg hat diesen Gegensatz zum endgültigen Austrag gebracht. In der wirtschaftlichen Lage, der Agrarverfassung, im Gesellschaftsleben, in dem Bevölkerungstypus zeichnen sich noch heute die von den Nachkommen der Puritaner besiedelten Striche von denen ab, welche die Kavalierssöhne kolonisiert haben.

Je zahlreicher aber die Anglo-Amerikaner das Land ihrer ersten Wahl an der Ostküste verließen und sich dem großen Westen zuwandten, desto sicherer mußten sie ihre bisherige nationale Abgeschlossenheit, die ein Produkt war der Enge, aufgeben, und sich mit anderen Völkern vermischen. Denn inzwischen waren von allen Seiten her Einwanderer aus verschiedenster Herren Länder in den einladenden Kontinent gedrungen. Aus dem brittischen Mutterlande selbst waren 18 die Irländer und Schotten den Engländern in zahlreichen Scharen nachgezogen. Die keltische Art zeigte jedoch früh die Neigung, in den Städten hängen zu bleiben. Ganz anders die Teutonen! Deutsche aus dem Reich, aus der Schweiz und aus Österreich gingen, ihrer Bauernnatur getreu, ins platte Land. Das ganze große Gebiet, das die Amerikaner jetzt den »Westen« nennen, die vom »Vater der Ströme« und seinen Nebenflüssen entwässerte Mitte des Kontinents, zwischen Felsengebirge und Alleghanies einerseits, den großen Seen und dem Golf andererseits, trägt unauslöschliche Spuren, im Rassencharakter sowohl wie in den Sitten und Anschauungen, von der teutonischen Einwanderung.

Die starke Aufnahme deutschen Blutes im Jünglingsalter des Volks ist für die werdende Nation von unberechenbarem Segen gewesen. Der Deutsche brachte gerade die Eigenschaften mit, die dem stark vom sanguinischen Temperament der Kelten beeinflußten Yankee fehlten, um ihn zur vollen Persönlichkeit zu gestalten: Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit, haushälterischen Sinn. Dabei hatten unsere Landsleute vor den Iren die bequeme Eigenschaft voraus, daß sie sich nicht um Politik kümmerten. Mit deutscher Gründlichkeit machten sie das Feld urbar, suchten sie sich in Handwerk und Wissenschaft die schwierigsten und undankbarsten Posten aus. Sie achteten die ihnen fremde Verfassung und die Landesgesetze heilig; im Grenzkriege und späterhin im Bürgerkriege verspritzten sie ihr Blut für Ziele, Streitfragen und Ideale, die sie im Grunde gar nichts angingen. Und zu alledem 19 brachte der Deutsche all die guten, wertvollen Kenntnisse mit aus der alten Heimat, zu deren Aufspeicherung Jahrhunderte rastloser Forscherarbeit und Handwerkskunst nötig gewesen waren. Kurz, er war die selbstlose, emsige Arbeitsbiene, die in der neuen Welt die Urzellen der Gesellschaft aufbauen half und sie mit dem köstlichen Honig seiner heimischen Künste füllte.

Zum Ausgleichen, Ergänzen, vielleicht auch Mildern, hat der Zufluß deutscher Kräfte wohl beitragen können; auf die Bildung des eigentlichen amerikanischen Typus hat er wenig Einfluß gehabt. Der war von Anfang an nur eine Fortbildung des Engländers. Mit der Sprache und dem Recht des brittischen Mutterlandes übernahm das Tochtervolk auch ein gut Teil englischer Sitten, Anschauungen und Lebensgewohnheiten. An der staatlichen Verfassung der angelsächsischen Kolonien aber, in die sie einwanderten, konnten die Deutschen nichts mehr ändern, auch wenn ihnen dazu nicht jede Begabung gefehlt hätte. Diese Verfassung war von einem politisch höher veranlagten, in Selbstverwaltung und parlamentarischer Regierung vorgeschulten Volke in ihren Grundzügen bereits festgelegt, ehe Pennsylvanien ein Kleindeutschland in Amerika wurde.

Entdeckt war die Neue Welt seit Jahrhunderten, besiedelt an den Küsten auch schon lange, erschlossen in ihrer ganzen Größe wurde sie der kaukasischen Rasse jedoch erst am Ende des achtzehnten Säkulums, als größere Scharen der Westwanderer sich das Mississippibecken zum Wohnsitz erkoren.

20 Es ist schwer scheinbare Übertreibung zu vermeiden, will man von der Bedeutung dieses Stromtales für die Weltwirtschaft einen Begriff geben. Das vom grandiosen »Vater der Ströme« und seinen Nebenläufen durchströmte Gebiet umfaßt nicht weniger als ein Drittel des Gesamtareals der Vereinigten Staaten. Der Mississippi selbst ist zwischen St. Paul-Mineopolis und New-Orleans auf zweitausendzweihundert Meilen schiffbar. Auf dem ganzen Erdball kann nur noch in China eine annähernd große zusammenhängende Fläche ackerbaufähigen Landes gefunden werden, wie sie sich hier als große Mulde zu beiden Seiten der gewaltigen Wasserader zwischen dem den Rocky Mountains vorgelagerten Steppengürtel und den Waldregionen der Alleghanies einsenkt. Der Boden, ein Geschenk des Vaters der Ströme, ist von schier unerschöpflicher Güte und Tiefgründigkeit.

Die aus den steinigen, sandigen, zum Teil auch sumpfigen Strichen des Ostens kommenden, an einen schweren Kampf mit dem Wald gewöhnten Bewohner Neuenglands betraten hier das gelobte Land des Ackerbaus. Die Gefühle der ersten Ansiedler auf solchem Boden kamen in dem Worte zum Ausdruck: »Nur zu kitzeln brauchst du das Erdreich mit der Hacke, und es wird dir die reichste Ernte hervorlachen«. – Die ganze für Nordamerika charakteristische Wirtschaftsmethode: extensiver Betrieb, höchste Ausnutzung der Maschine, Ersparnis an Menschenkraft, hat von diesen weiten, leicht zu bestellenden, ewig fruchtbaren Böden ihren Ursprung genommen. Von hier stammt auch 21 die vorbildlich nordamerikanische Agrarverfassung: Besiedlung des Landes mit Einzelhöfen. In den Neuenglandstaaten hatte es an den Wasserläufen und auf gerodetem Urwaldboden doch hie und da dorfartige Anlagen gegeben, im Süden machte der Plantagenbau mit Sklaven eine den Verhältnissen unserer östlichen Rittergüter entfernt ähnliche Gruppierung abhängiger Leute um den Großunternehmer notwendig. An der pacifischen Küste waren Klöster und Kirchen gegebene Centren für die wirtschaftliche Angliederung gewesen. Im centralen Ackerlande des Kontinents jedoch konnte die Neigung des Yankees zu unbehindertem, schrankenlosem Walten ohne Anlehnung an einen Gemeindeverband sich voll ausleben.

Hier im unbegrenzten, fast baumlosen Flachland senkte sich jener Begriff in die Seele des Amerikaners, der wie kein anderer sein Denken und Fühlen beeinflußt hat: der endlose Raum. Die See gibt einen tieferen Horizont als das Gebirge, der Bewohner eines schmalen Tales wird sich ein beschränkteres Weltbild machen als der Sohn der Steppe oder der Marschen. Die Kinder des amerikanischen Westens wurden geboren mit dem Bewußtsein, daß es Schranken für Ausdehnung und Fortschritt ihrer Rasse überhaupt nicht gibt. Die wirtschaftliche Erschließung des bis dahin von der Rothaut nur als Jagdgrund benutzten Gebiets, seine Umwandlung in blühendes Farmland, das Emporschießen von Städten aus dem Nichts, waren Wunder, die sich vor aller Augen vollzogen; die Mitlebenden 22 konnten so leicht alles Maß verlieren für die Grenzen des Möglichen.

Die Beschaffenheit dieses Stromtales, in dem Deutschland mehrfach Platz hat, deutete darauf hin, daß hier ein Volk von Millionen und Abermillionen wohnen sollte. Die gütige Natur hatte auch dafür gesorgt, daß der Mensch leicht an die wunderbaren Schätze herankommen konnte, die von ihr aufgespeichert worden waren. Wie ein großer Fächer breitet sich das Stromnetz des Mississippi von Süden her über das Land. Wie eine Hand, die eine andere sucht, streckt sich jene gewaltigste Ansammlung von Süßwasser, die die Erdoberfläche kennt, die Gruppe der großen Seen, vom atlantischen Ozeane her tief in das Festland hinein dem Strome entgegen. Ehe die Ära der Eisenbahnen begann, gab es im mittleren Westen Nordamerikas eine Periode des Flußboots, dann eine des Dampfschiffs. Im Jahre 1811 bereits verkehrte zwischen Pittsburg am Ohio und New Orleans eines der ersten großen Dampfschiffe, und leistete für die Aufschließung dieser kostbaren Gebiete ächte Pionierarbeit.

Das wunderbarste bei der an erstaunlichen Glücksfällen so reichen äußeren Geschichte Nordamerikas ist wohl die scheinbar zufällige Art und Weise, wie die Vereinigten Staaten in den Besitz des Mississippigebiets gelangt sind. Bonapartes Welterobererträume, sein auf die Unterwerfung Europas erpichter Sinn, haben bewirkt, daß Frankreich die Perle seiner ausländischen Besitzungen, Louisiana, verloren hat. Niemand auf dieser oder jener Seite des atlantischen Ozeans hat im Jahre 23 1803 den wahren Wert jener noch halb unerforschten, weiträumigen Gebiete erkannt. Wie Hohn klingt es uns heute, daß sich Präsident Jefferson, dem der Erwerb des fruchtbarsten aller Stromgebiete für den Pappenstiel von fünfzehn Millionen Dollars gelang, von der damaligen Föderalisten-Partei Leichtsinn und Verschwendung vorwerfen lassen mußte. Vollständig gerechtfertigt aber erscheint es, daß das Volk von Nordamerika die Centenarfeier des Louisiana-Ankaufs mit einer Weltausstellung begeht; denn von diesem Landerwerb datiert eine Epoche nicht nur der amerikanischen Geschichte, sondern der Weltgeschichte überhaupt.

Wäre es den Vereinigten Staaten nicht geglückt, den mittleren Westen des Kontinents und die Mississippimündung in ihren Besitz zu bringen, so würden sie wahrscheinlich auch nicht zur pacifischen Küste vorgedrungen sein. Hätten aber außer der englischen noch andere europäische Mächte größere Gebiete von Nordamerika auf die Dauer gehalten, so wären drüben ähnlich verzwickte Verhältnisse entstanden, wie in dem unter Vielstaaterei seufzenden Europa. Die Vereinigten Staaten hätten dann auch niemals jene Mission erfüllen können, die ihrer Geschichte den Zug von Größe und ihrer Verfassungsentwicklung die Wucht des Naturnotwendigen gibt, die welthistorische Mission, einen großen Kontinent für eine Rasse, eine Sprache, ein Recht und eine Kultur zu erobern. Sie wären unfehlbar in den engen Verhältnissen der dreizehn ursprünglichen Kolonien stecken geblieben; der Partikularismus der einzelnen Staaten, der Unterschied zwischen Nord und 24 Süd, zwischen Alteingesessenen und Neuzugewanderten, der Parteizwist, der Konfessions- und Nationalitätenhader hätten sich verderbenbringend entladen und den Bund auseinandergesprengt, wenn der Nation nicht rechtzeitig das große Ziel gesteckt worden wäre, den Westen zu erobern.

Dieses Ziel, das seiner Natur nach viel mehr wirtschaftlich war als politisch und national, machte erst die verschiedenen, durch die Konstitution lose zusammengefügten Gebiete zu einer Einheit. Die neu gewonnenen Territorien erwiesen sich als der beste Kitt der Konföderation. Wie das oft so geht, die jüngeren Glieder einer Gemeinschaft sind viel eifrigere und begeisterungsfähigere Anhänger als die alten. Jeder der zu einem »ewigen Freundschaftsbündnis« zusammengetretenen Staaten hatte seine eigene Geschichte gehabt, seine besonderen Eigentümlichkeiten im Verfassungsleben herausgebildet, von denen er ungern etwas dem Ganzen zu Liebe opferte. Die neuen Glieder hatten überhaupt nichts aufgegeben, sie konnten nur gewinnen durch Anschluss an das bereits feststehende Bewährte. Das Bismarcksche Wort, daß Preußen einer wollnen Jacke gleiche, die im Anfang etwas zwänge und kratze, schließlich aber recht angenehm wärme, war im Verhältnis des Westens zur Union längst wahr geworden. Keinen größeren Ehrgeiz kannten diese Territorien fortan, als zum Rang vollberechtigter Staaten der Union erhoben zu werden.

Der Westen entwickelte sehr bald auch eine ganz neue Schule von Politikern, Männer von glühendem 25 Patriotismus, Nationalisten durch und durch. Der Anfang zum Imperialismus ward gemacht, als die Union ihre Hand auf den größten und wichtigsten Teil des Kontinents legte. Henry Clay, wohl der bedeutendste Sohn des jungen Westens, wurde die Seele des Krieges von 1812 gegen England. Dieser Krieg war nicht ein Nationalkrieg wie der Unabhängigkeitskrieg, auch nicht ein Bürgerkrieg wie der von 1861, 65. Die Neuenglandstaaten betrieben ihn nur lau. Männer des neuen Westens führten ihn. Der Sitz der Großmachtsucht hat von Anfang an im Westen gelegen. Der Osten mit seinen konsolidierten Verhältnissen fürchtete stets beim Erwerb neuer Landstrecken für seine Vormacht; Kriege mit auswärtigen Mächten ließen ihn immer für Börsenkurse, Handel und Kapitalbesitz zittern.

Monroe machte sich nur zum Sprachrohre seiner schnell zum Selbstbewußtsein eines Eroberergeschlechts erwachsenen Rasse, als er der Welt jene Doktrin verkündete, die für immer seinen Namen tragen sollte, und die nichts geringeres besagt als: Allamerika, nicht die Union allein, den Amerikanern! Und vier Jahrzehnte später, als der große Gegensatz von Nord und Süd endlich zum blutigen Austrag kam, war es wiederum ein Mann des Westens, Abraham Lincoln, dessen Wahl zum Präsidenten den Stein ins Rollen brachte. Ganz anders wäre der Ausgang dieses notwendigen Bruderkrieges wohl gewesen, hätte man fremde Nationen und Machthaber im Rücken gehabt, die schwerlich unparteiische Zuschauer geblieben sein würden. So blieb dieser Krieg ein Familienzwist und konnte, nachdem 26 die Waffen gesprochen hatten, mit einer Neuvermählung enden.

Aber die Besiedlung des Mississippitales sollte nur eine Station bleiben auf dem Zuge der amerikanischen Nation gen Westen. Niemals hat sich vielleicht das Wort: »L'appétit vient en mangeant« so bewahrheitet, wie in dem Verhalten der Yankees den schwächeren, mit ihnen auf einem Kontinent zusammenlebenden Nationen gegenüber. Der Cession Floridas durch Spanien folgte die Annexion von Texas. Der künstlich herbeigeführte Krieg mit Mexiko war eine jener Vergewaltigungen, die die Weltgeschichte dann gern zu verzeihen scheint, wenn von einer gesunden und starken Herrscherrasse an einem elenden zukunftslosen Volke begangen. Mit der Gewinnung Kaliforniens, dem wertvollsten Beutestück dieses Eroberungskrieges, hatte die Union den stillen Ozean erreicht, nach dem sich die Zweige des Baumes schon lange unbewußt als nach der wahren Sonnen- und Lichtseite hingestreckt hatten. Das Ziel der Anglo-Amerikaner »our manifest destiny« wie sie es genannt haben, den Kontinent von Ozean zu Ozean zu unterwerfen, die Verbindung herzustellen zwischen Asien und Europa, war damit erreicht und gleichzeitig der wirtschaftlichen Entwicklung Nordamerikas, durch Einfügung des kostbarsten Schlußsteins, Hinterland wie Küste gesichert.

Getrennt von der centralen Ackerebene durch einen doppelten Wall wüstenartiger Steppe und wilden Gebirges liegt die pacifische Küste. Von Reisenden war sie ihrer großartigen Szenerie wegen wohl schon 27 geschildert worden, aber in ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung wurde sie damals doch nur von den wenigsten erkannt. Ein Staatsmann wie Daniel Webster konnte folgende für seine Herkunft aus den Neuenglandstaaten charakteristische Worte über den »wilden Westen« im Kongreß zu Washington äußern: »Was wollen wir eigentlich mit diesem weiten nutzlosen Gebiete anfangen? Mit diesen Regionen der Rothäute und wilden Tiere, des Triebsands und des wirbelnden Staubes, der Kakteen und Präriehunde! Wie dürfen wir hoffen, diese unzugänglichen Bergöden mit ihrem ewigen Schnee jemals irgendwie nutzbar zu machen? Was sollen wir mit dieser Westküste anfangen, einer Küste von 3000 Meilen, felsig, trostlos, unwirtlich, ohne jeden Hafen? –«

Kein Zweifel, daß Webster mit diesen Worten nur die Ansicht des auf den Fortschritt des Westens verachtend und eifersüchtig zugleich herabschauenden Ostens zum drastischen Ausdruck brachte. Wenige Jahre gingen ins Land, und die kalifornischen Goldfunde brachten eine Revolution hervor in der Weltwirtschaft. Gold aber war nur die Morgengabe, die die pacifische Küste in den neuen Bund einbrachte; bessere weil dauerbarere Geschenke folgten nach. Wenn man den düstren Propheten, der damals »nicht einen Cent votieren« wollte, um diese Küste »einen Zoll näher an den Atlantischen Ozean« zu bringen, heute aus der Vogelschau nur einen flüchtigen Blick tun lassen könnte auf den Küstenstreifen von Alaska hinab bis an jene Landenge, die für den Durchstich 28 des interozeanischen Kanals vorgesehen ist, wenn man Daniel Webster bloß ein paar von den Städten zeigen dürfte, die an jener von ihm als »trostlos« bezeichneten Küste entstanden sind, so würde er vielleicht schmerzhaft erkennen, wie die Wage, die damals für den Osten unverrückbar günstig zu stehen schien, allmählich durch das Schwergewicht, das der Westen in die andere Schale geworfen hat und fortgesetzt wirft, mehr und mehr ihre Stellung ändert.

Noch zwar bleibt New York unbestritten die Empire-City der Union, und die Ostküste wahrt ihre bevorzugte Stellung im Verkehr mit Europa. Nordamerika jedoch hat zwei Gesichter, das eine blickt nach dem europäischen Mutterland, das andere nach Asien. In Europa liegt seine Vergangenheit; die Beziehungen zu den Ländern und Inseln, die der pacifische Ozean bespült, mögen seine Zukunft werden. Durch das Golden Gate vermitteln tausende von stolzen Schiffen den Handel mit Japan, China, Indien, den Philippinen, Neu-Guinea und Australien, Der Geschäftsverkehr von San Francisko läßt sich schon längst jährlich nur noch nach Milliarden Dollars beziffern. Und neben San Francisko blüht ein guter Hafen nach dem andern auf. Der Weizenexport dieser Küste beträgt in manchen Jahren den dritten Teil der Gesamtausfuhr an Brotfrucht der Vereinigten Staaten. Durch den billigen Wassertransport unter Vermeidung des Umladens gelangt die Ladung um das Kap Horn herum immer noch billiger nach Liverpool, als von den Staaten des mittleren Westens aus über einen der östlichen Ausfuhrhäfen. Und welche kaum 29 ausdenkbare Zukunft blüht dieser Küste, wenn der Panama Kanal sie erst um tausende von Seemeilen näher an die Alte Welt herangebracht haben wird! –

So kurz die Geschichte Kaliforniens ist, so wechselvoll, ja geradezu romantisch erscheint sie. Drei Perioden in ihr heben sich scharf voneinander ab, als erste: die spanisch-mexikanische, die man als ein Idyll bezeichnen kann. Die Kirche spielte da auch in wirtschaftlichen Dingen die führende Rolle. Behäbige Franziskanermönche civilisieren die Eingeborenen gerade soweit, daß sie den geistlichen Herrn beim Aufziehen ihrer Herden und in der Feldwirtschaft helfen können; wofür sie mit kargem Naturallohn und reichlicher christlicher Belehrung bezahlt werden. Dann kommen die ersten Yankee-Pioniere ins Land, Squatter, Spekulanten, Promotoren, eine abenteuerliche Gesellschaft untermischt mit tüchtigen Handwerkern, Kaufleuten, Holzfällern und Farmern. Gemeinsam ist diesen buntscheckigen Elementen die Unternehmungslust. Vor dieser Einwanderung einer energischeren Rasse schmilzt das liebliche Idyll des alten Kalifornien dahin wie der leicht angeflogene Schnee der Sierra im Sommersonnenbrand. Das Jahr 1848 ist der Wendepunkt. Der Friede zwischen der Union und Mexiko bestätigt nur die längst vollzogene Eroberung des Felsengebirges und der pacifischen Küste durch die Yankees, zugleich führen die ersten Goldfunde eine Ära des Erwerbsfiebers über das bis dahin weltentrückte Land herauf, die zehn Jahre hindurch jene Küste zum heißersehnten Ziele aller unruhigen, leichtherzigen, beutegierigen 30 Menschenkinder der Alten und der Neuen Welt macht.

Diese Periode im Leben Kaliforniens ist so phantastisch und grotesk, so verbrecherisch und wüst und auch wieder so reich an ungewöhnlichen Taten und Tugenden, mit einem Worte so menschlich, daß sie wohl wert gewesen wäre, einen großen Sänger zu finden. Bret Harte hat in seinen Kalifornischen Erzählungen etwas von dem Stimmungsgehalt jener außerordentlichen Tage für alle Zeiten aufbewahrt, wenn von ihm auch nicht die packende Wahrhaftigkeit und Großzügigkeit erreicht worden ist, die Fenimore Coopers Lederstrumpf zur klassischen Epopöe des ersten Westzuges der Anglo-Amerikaner gemacht hat.

Den Abschluß der pastoralen und der darauf folgenden romantischen Ära bildet für Kalifornien die prosaisch solide Periode seiner jetzigen wirtschaftlichen Ausnutzung. Noch heute ist die pacifische Küste das Ziel von Hunderttausenden; aber die Physiognomie der Westwanderer hat sich sehr geändert. Die Männer kommen nicht mehr allein, nur von dem Gedanken beseelt, dem Lande in hastiger Arbeit möglichst viel zu entreißen, sie kommen als Familienväter mit Hab und Gut und schönen Kenntnissen, um sich dort dauernd niederzulassen und eine gesicherte Existenz zu finden. Gold hatte jene ersten Argonauten ins Land gelockt, Gold haben sie gefunden, zu Anfang in Klumpen; heute wird es, nachdem das erste heillose Fieber sich längst gelegt hat, und die oberflächlichen Fundstellen im Flußgeröll und Bergschotter durch den hydraulischen 31 Prozeß gänzlich ausgebeutet sind, den Quarzgängen der Tiefe in bergmännischer Weise abgewonnen.

Aber in noch edlerer Form wird es dem Boden entlockt durch den Landbau. Kalifornien ist auf dem Wege, eine der großen Getreidekammern der Welt zu werden. Sein Weizen wird in Qualität von keinem, in der Menge nur noch von wenigen der Mittel- und Nordstaaten übertroffen. Südkalifornien gleicht einem botanischen Garten; es weist neben dem Pflanzenreichtum der gemäßigten Zone eine subtropische Flora auf. Seite an Seite gedeihen hier alle unsere Getreidearten, unsere Blumen, Obstsorten und Gemüse mit den meisten Südfrüchten; der nordische Apfel und die englische Wallnuß neben Palmen, Mandeln, Pfefferbäumen, Granatäpfeln. Hier ist der Weinberg Amerikas. In den Bergen machen sich unsere Waldbäume den Rang streitig mit der Rotzeder, der Sequoia und den mannigfaltigsten Lebensbäumen. Die Bergwässer, genährt vom ewigen Schnee, wimmeln von Salmoniden. In der Ebene dehnen sich Gärten von Orangen, Oliven, Feigen, Ananas. Bienenzucht, Taubenzucht, Milchwirtschaft, Zuckerrübenbau vertragen sich mit Straußenzucht, Austernfang und Gewinnung von Schiffsbauhölzern. Die Bonanza-Farmen bringen Riesen-Schafherden hervor. Alfalfa, die Königin der Futtergewächse, ergiebt vier, fünf Schnitte in einem Sommer. Die Kalifornische Landwirtschaft ist rationeller als die des übrigen Nordamerika; nirgendwo in der Welt wird die Maschinenkraft ergiebiger für den Ackerbau ausgenutzt als hier vom Großgrundbesitz. Im Kleinbetriebe hingegen 32 nähert sich hier der Landbau der Gärtnerei. Aus dem Konservieren der Früchte und ihrem Versand ist eine blühende Industrie entstanden.

Unberechenbar erscheint die Zukunft des Landbaus in diesen Strichen, wenn sich erst jener Traum der westlichen Volkswirte verwirklicht haben wird, der den ganzen Arid West, also den größten Teil von Kalifornien, Neumexiko, Arizona, Nevada, Utah, Kolorado, bis hinauf nach Oregon und Idaho, in ein Paradies von Fruchtbarkeit verwandeln soll; dieser Traum heißt: Irrigation. Ein Wort, das man sich wird einprägen müssen, denn die Sache, die es bezeichnet, ist bestimmt, eine Rolle in der Weltwirtschaft zu spielen.

Als die Staatsmänner von Neuengland sich noch vor einem reichlichen halben Jahrhundert ernsthaft bedachten, ob sie den Arid West für die Union annektieren sollten, hatten sie zu solcher Bedenklichkeit volles Recht. Unter einem Himmel, der oft vom März bis zum November keinen Tropfen Regen spendet, dehnt sich hier eine baumlose, steinige Steppe, nur hie und da von fruchtbareren Tälern unterbrochen, eingehegt von den zerklüfteten Hängen der Rocky Mountains der Sierra Nevada und des Küstengebirges. Wie aber, wenn der Mensch den Schnee jener Bergketten dem dürren Lande zuführte, die klaren Gebirgswässer anstaute und die lechzende Wüste damit wässerte? Die Yankees müßten nicht Yankees sein, das heißt das unternehmendste Volk der Welt, wenn sie die ihnen von der Natur an die Hand gegebenen Hilfsmittel nicht ausnutzen wollten. Die Spanier konnten ihnen 33 ihnen in diesem einen Lehrmeister sein; und auch sie hatten die künstliche Bewässerung großen Stiles erst von den Mauren gelernt. So hat ein guter Gedanke seinen Siegeszug von Nordafrika über Europa an die pacifische Küste angetreten; im Arid West von Amerika hat er schon heute manche an Mesopotamien oder das Niltal erinnernde Oasen geschaffen.

Man hat der pacifischen Küste darum alle Zukunft absprechen wollen, weil sie so gut wie keine Kohlen besitze. In der Tat ist dieses Gebiet, im Vergleich mit dem übrigen Nordamerika, mit Schwarzkohle schlecht versorgt. Aber die gewaltigen Urwälder Nordkaliforniens, Oregons und Washingtons bieten für diesen Mangel einen gewissen Ersatz. Man hilft sich auch mit Petroleum, das neuerdings dort immer häufiger gefunden wird.

Kalifornien ist kein Schlaraffien, wo die Früchte dem Menschen in den Mund wachsen; vor die Ernte ist auch in der Neuen Welt überall die Arbeit gesetzt. Jene, die hier genießen wollten, ohne zu arbeiten, die Hispano-Mexikaner, sind bis auf schwache Spuren verlöscht, von der Kultur der Franziskaner sprechen nur noch Ruinen im sogenannten »Missionsstil«. Auch jener goldgierige Schwarm, der hier spielend zu Reichtum zu kommen hoffte durch Raub und Spekulation, gehört bereits der Geschichte an. Sie haben alle nur den Boden gedüngt, auf dem jetzt eine gründlichere, verständigere Wirtschaftsweise und eine gefestigte Gesellschaftsordnung heranblüht. Kalifornien, früher der Staat sprichwörtlicher Korruption, scheint das Versuchsfeld für innere Reform werden zu sollen.

34 Die Vergangenheit der Union lag im Osten, die Gegenwart hat der Westen, ihre Zukunft ruht an der pacifischen Küste. Das fühlen die Bewohner der alten dreizehn Kolonien längst, wenn sie es auch ungern zugeben. 35

 


 


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