Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Erstes Kapitel

 

1

Der englisch-irische Krieg war beendet. Am Dienstag, dem 3. Januar 1922, nahm das Dail Eireann, das irische Parlament, wieder seine Sitzungen im großen Saal der Dubliner Universität auf. Michael Collins empfahl der Gegenpartei, den Vertrag mit England anzunehmen und darnach im Lande selbst für die Republik zu arbeiten. «Im Vertrag steht nichts, was uns hindern könnte, am Aufbau des gälischen Staates zu schaffen, der unser aller Ideal ist!» sagte er. Am zehnten Verhandlungstag, einem Mittwoch, sprachen acht Abgeordnete für die Unterzeichnung, acht dagegen. Oberst Eoin O'Duffy sagte unter anderm, den Vertrag ablehnen, hieße die Katholiken in Ulster kaltblütig dem Mord ausliefern. John O'Mahony sprach gleich mehreren andern gegen den Vertrag, aber da stand Arthur Griffith auf und sagte: «Als ich nach London ging, warst du es, der mich bat, den Frieden mitzubringen um jeden Preis – das geht doch nicht, John!» Andere wieder wendeten sich mit unerklärlicher Plötzlichkeit gegen die Männer, die sie selber zu Verhandlungen mit Lloyd George nach London geschickt hatten. An eben jenem Mittwoch schrieb der «Irish Independent», es sei«unmöglich, eine Erklärung für diesen plötzlichen Stimmungswechsel zu finden.» Als sich dann von neuem Gewölk über Irland zusammenzog, gab sich allenthalben der Unwille kräftiger kund, und der Kardinal Logue sagte im Dome zu Armagh, er bitte die Gemeinde, sich mit ihm in dem Gebet zu vereinen, Gott der Allmächtige möge Irland gnädig sein und es vor dem Unglück bewahren, das die Ablehnung des Vertrages bedeuten würde. Die Welt, die noch unter den Folgen des Krieges stöhnte, erwartete sich Wunder von der Konferenz in Cannes und dem Geddes-Bericht. Heute ist es leicht, darüber zu lächeln. In Irland schrieb eine Zeitung: «Der bloße Gedanke an eine neue Spaltung kann einem das Herz krank machen.» Eine Welt wartete gespannt auf die Abstimmung in Dublin. An dem einzigen Mittwoch, dem u. Januar, wurden auf dem Haupttelegraphenamt Depeschen mit insgesamt hundertsiebzigtausend Worten aufgegeben.

Nach einer historisch gewordenen Abstimmung fiel am dreizehnten Tag die Entscheidung: für den Vertrag wurden vierundsechzig, gegen ihn siebenundfünfzig Stimmen gezählt. Fräulein Mac Swiney erklärte das für den größten Verrat in der Geschichte Irlands, und de Valero stand auf und begann: «Bevor wir auseinandergehen, möchte ich noch ein letztes Wort sagen. Bis zum heutigen Tag hatten wir hier im Land eine glänzende Periode untadeliger Disziplin. Die Welt blickt auf uns …» Er brach zusammen und begrub sein Gesicht in den Händen. Erwachsene Männer fingen zu schluchzen an. «De Valeras unersättliche Eitelkeit war aufs tiefste verletzt», schrieb damals einer der bekanntesten politischen Schriftsteller Irlands. Manch andrer aber war tief ergriffen durch den Anblick des gefallenen Riesen. Am Montag, dem 16. Januar, zog Michael Collins mit den übrigen Mitgliedern der Regierung auf dem Dubliner Schloß ein, wo während der englischen Besetzung die Pläne für Tausende von Gewalttaten geschmiedet worden waren. Bei den Bankplünderungen, die nunmehr in ganz Irland einsetzten, wurden Hunderttausende von Schillingen geraubt.

Der 17. März muß als der Tag genannt werden, an dem in Irland der Massen-Brudermord ausbrach. Dieser Tag ist der Festtag des irischen Nationalheiligen St. Patrick. Eamon de Valera wollte wieder Blut rauchen sehen, wieder Blut riechen, sich wieder am Anblick der Tränen eines Volkes werden, dessen Land ihn nicht geboren hatte. Ohne Erbarmen schirrte er ein zusammengebrochenes Pferd wieder ein, das die Ruhe so bitter nötig hatte, um im Stall seine Wunden zu heilen.

 

2

An diesem 17. März geschah es, daß Peadar Phelan spätabends starb, auf dem Weg in sein hundertundsechstes Jahr. Die Uhr ging auf zehn, da begann sein kleiner schwarzer Esel draußen auf dem Feld an der Landstraße unter den fünf Birken zu schreien, die wie die Marmorsäulen eines Tempels aufragten und das leise zitternde Dach aus mondbeglänztem Laub trugen. Es fing damit an, daß der kleine Eselsleib sich wie ein Blasebalg zusammenzog, aufblies und wieder zusammenzog, und dabei Töne ausstieß, die Seufzern der Verzweiflung glichen; bis schließlich der richtige Jammer losbrach und in der Finsternis da draußen eine lebendige Ziehharmonika stand, die sich selbst mißhandelte. Es klang lächerlich und traurig zugleich. Der kleine Esel zog den Hals ein und reckte ihn wieder zu seiner äußersten Länge aus und heulte vor Einsamkeit. Zum Trost für ihn antwortete ihm aus einem kaum zweihundert Schritt entfernten Pferch ein andrer kleiner schwarzer Esel mit weißen Beinen und einer weißen Brille um die Augen – er gehörte der alten Frau O'Hegarty –, und gleichzeitig begann Schmied Gardiners lahmes Ponny teilnahmsvoll zu wiehern. So schlang sich ein Band von Herz zu Herzen und machte die Nacht etwas weniger kalt.

Obwohl Peadar Phelans Gehör den nahezu hundertsechs Jahren seinen Tribut entrichtet hatte, drangen doch alle diese Laute zu ihm, vom ersten verzweifelten Seufzer des kleinen Esels an, der ihm seit dreißig Jahren schon diente. Damit kam das Bild der Landschaft zu ihm herein, die er, wie er wußte, nie mehr sehen sollte. Er sah die Farben und Formen des Gesträuchs vor sich, das seinen Acker umgab – dieser Hecke, die so wirkte, als hätte sich hier alles zusammengerottet, was es in Irland an Stachligem und Dornigem gab, um sein Eigentum zu beschützen. Brennesseln, Weißdorn, Ginster und Brombeeren waren zu einem undurchdringlichen Dickicht verfilzt, zusammen mit Heckenrosen und anderen, sonst dornenlosen Pflanzen, die sich hier aber um des besonderen Zweckes willen bewaffnet zu haben schienen. Und drinnen auf den Ackern selber tummelte sich ein ganzer Schwarm von Disteln, so üppig wie sonst nirgends in diesem Bezirk. «Aber nur gutes Land trägt viel Disteln!» tröstete sich Peadar Phelan aus alter Gewohnheit.

Und wie der Iren Felder, so der Iren Sinn – zu allem fähig, was ein guter Verstand ersinnen mag, und von allem Unnützen erfüllt, was eine üppige Phantasie erfinden kann. Ein Überfluß an Armut, ein großartiger Aufwand an Sinnlosigkeit. Peadar Phelan kannte das alles und wünschte es sich nicht anders. Peadar war weise; und hatte er auch nicht lesen gelernt, weil es in seiner Jugend nur Buschschulen gab – gut vor den Engländern versteckt! –, so war er doch bis in sein hohes Alter ein guter Sprecher. Auf das Ziel, dem er sich näherte, sah er ohne Bitterkeit. «Man kann seinen Kuchen nicht gleichzeitig essen und in der Speisekammer behalten!» sagte er zu seiner Verwandten, die ihm den Haushalt führte. Und als eine Dame aus der benachbarten Stadt einige Tage vor seinem Ende ein paar teilnehmende Worte an ihn richtete, weil sie ihn mit den Beinen baumelnd auf der Friedhofmauer sitzen sah, übersprudelnd von dem Katarrh, der ihm dann das Lebenslicht ausblasen sollte, deutete er mit einer Kopfbewegung nach den Grabsteinen hinter seinem Rücken und sagte: «Dort drinnen liegt mancher, der gern meinen Katarrh hätte!»

Er starb um die Stunde, da die Nacht sich wie ein schwarzer Fittich hob und darunter die ersten kleinen Karren mit ihren zierlich zu Pyramiden gestapelten Kohlköpfen auftauchten und die ersten etwas überlasteten kleinen Kohlenwagen mit den Eseln armer Leute davor. Sie hoben seinen Sarg quer über die Friedhofmauer hinweg, denn man sagte, Peadar hätte sich, solange er noch auf einem Gaul sitzen konnte, niemals erst umständlich nach einer Zauntür umgesehen.

 

3

Eigentlich war nur Peadar Phelans Körper tot, denn solange sein Freund Patrick Walsh herumlief, war das Beste von ihm noch da: das, was inwendig in ihm und hinter seinen Narrenstreichen gesteckt hatte, nämlich sein warmes Herz und sein unerschütterlicher Glaube an die Zukunft Irlands. Ja, solange Patrick Walsh eine Pfeife rauchen konnte, würde das öfters hervorgeholt und abgestaubt werden, um wieder für ein paar Minuten lebendig zu sein. Erst wenn auch Patrick, das heißt: sein Körper, auf dem Friedhof eingescharrt wäre neben seiner Molly, die schon zwanzig Jahre dort unten auf ihn wartete, würde Peadar richtig tot sein. Und es war, als wüßte Patrick von dieser seiner Verantwortung und fühlte, wie hilflos Peadar wäre, wenn er – Pat – ihm nicht etwas zur Hand ging.

Darum nahm es auch niemand wunder, daß Patty, nachdem er seinem alten Freunde die Augen zugedrückt hatte – er selbst ging damals in sein sechsundsiebzigstes Jahr –, am frühen Morgen schon die vier Meilen nach der Bezirksstadt lief, um das Nötige mit dem Bestattungsinstitut zu ordnen und Whisky, Bier und alles das einzukaufen, was man bei solch einem Anlaß braucht. Die paar Leute, die er unterwegs traf, hielt er an und tauschte die üblichen Grüße mit ihnen. «Schöner Morgen!» sagte da der eine. – «Ja, fein!» antwortete der andere. Oder: «Schönes Wetter so früh schon im Jahr!», worauf der andre zurückgab: «Schön, aber frisch!» Nach dieser Einleitung fuhr Patty dann fort: «Peadar Phelan ist heute nacht gestorben!» Das verfehlte seine Wirkung bei keinem. Klang das doch so, als ob jemand des Weges gekommen wäre und gesagt hätte, der Kirchturm unten in der Stadt sei es müde geworden, dazustehen und die Stunden zu schlagen, und sei auf einem der Schiffe, die da am Kai zu seinen Füßen lagen, davongesegelt. – «Hundertundsechs Jahre alt ist er geworden!» fügte Pat hinzu, und jeder, mit dem er sprach, blieb in dem unklaren Gefühl stehen, als dürfe man an einem solchen Tag eigentlich nicht arbeiten.

In der Stadt besorgte Pat alles, was nötig war und es zu einer so heiklen Sache macht, bei schlechten Zeiten zu sterben: er verständigte das Bestattungsinstitut, kaufte die Getränke ein und sprach beim Kolonialwarenhändler und in vier oder fünf anderen Geschäften vor. Darüber wäre er beinah mit der Anzeige für die «Tribüne», das Tageblatt des Ortes, zu spät gekommen. Der bebrillte und rothaarige junge Mann dort machte zwar ein ziemlich bedenkliches Gesicht, aber dann regte sich doch sein Berufsinteresse, als er vernahm, daß Peadar fast hundertundsechs Jahre alt geworden war. Er führte Pat in die Redaktion und hätte beinah vergessen, sich die Anzeige bezahlen zu lassen, rettete aber doch im letzten Augenblick noch das Blatt vor dem Verlust von drei Schillingen. Der Redakteur (mit Brille und Flachsbart) war sehr freundlich und eifrig und versprach sogar eine redaktionelle Notiz in der nächsten Nummer, obwohl ihn kein Mensch darum gebeten hatte. Er ging in seiner Freundlichkeit so weit, daß er Pat fragte, ob er mit dem Verstorbenen verwandt sei. Als es sich zeigte, daß das nicht der Fall war, bedeutete dies das Ende der Audienz, und Pat stülpte seinen Hut, den er die ganze Zeit zwischen den Fingern gedreht hatte, erst auf den Kopf, als er rückwärts zur Tür hinausgegangen war und sie hinter sich zugemacht hatte. Draußen auf dem Treppenabsatz blieb er stehen und dachte nach, und da er nichts vergessen zu haben glaubte, ging er zur Brücke hinunter und erwischte gerade noch den Omnibus nach Dublin.

Der setzte ihn draußen bei Peadar Phelans Hof ab. Und dort zeigte sich's, daß er richtig vermutet hatte: Peadars Tochtersohn, der den Hof übernehmen sollte, war inzwischen eingetroffen, nur war er nicht allein gekommen, sondern hatte ein junges Mädchen mit, das überall herumlief und alles musterte, wie man's vor einer Auktion tut, um nicht am Ende zuviel zu bieten. Als sie sich die Hand gegeben und in feierlichem Ton gesagt hatten, was man in einem solchen Fall zu sagen pflegt, fragte Pat nach einigem Zögern: «Wie wär's mit einem Glas?» Der junge Barney Mac Cleary sah das Mädchen an, und da dieses nichts dagegen zu haben schien, griff er nach dem Glase und trank Pat zu.

Zwei Tage darnach hob man Peadars sterbliche Reste über die Friedhofsmauer und versenkte sie in ein Loch, das sich in nichts von anderen Grablöchern unterschied, woran Pat, der seit undenklichen Zeiten an keiner Beerdigung mehr teilgenommen hatte, im ersten Augenblick Anstoß nahm. Er war der einzige, der auf dem Friedhof weinte, wenn man von fünf, sechs Weibern absehen will, die da heulten, niemand wußte warum. Denn der Bezirk gehörte nicht zu denen, wo sich die alten Bräuche in ihrer ursprünglichen Form erhalten haben.

Vom Friedhof gingen ein paar Leute, darunter Pat, in Jack Murphys Wirtshaus am Kreuzweg draußen vor dem Dorf, andere aber, darunter der junge Barney Mac Cleary, zogen in die Stadt, um eine Stunde in «Onkel Toms Hütte» zu verbringen, einem der wenigen Wirtshäuser mit originellem Namen, die es noch gibt. In der Buttermilchgasse gelegen, wird es von allen Schichten besucht, aber nur von Leuten, die sich in der Stadt auskennen, denn die Buttermilchgasse erfreut sich keiner großen Beachtung, und man stößt nicht von selber darauf.

 

4

Als Pat eine Woche später nach seiner Gewohnheit auf Peadars Hof hereinsah, saß Maggie Phelan müßig am Herd in der Küche. Maggie war mit einem der beiden verstorbenen Söhne Peadars verheiratet gewesen, war also die Tante des jungen Mac Cleary, der an der Beerdigung teilgenommen hatte. Sie war etwas jünger als Pat, sah aber ebenso alt aus. In der Jugend sitzen einem die Brauen über den Augenhöhlen, bei diesen beiden hatten sie sich über die Augen herabgesenkt. In der Jugend sind die Kinnladen wie von einer Feder zusammengehalten, bei diesen beiden hatte sich der Unterkiefer ein wenig gelockert und die Haut voll Falten und Runzeln gleichsam vom Fleische gelöst. Während Maggie so am Herd saß, starrte sie auf ein Holzscheit, das mit einem Ende in der Glut lag, einer leise atmenden Glut, deren Farbe zwischen einem hellen und einem dunkleren Rot rhythmisch wechselte, indes die Asche unmerklich weiterkroch und die Oberfläche zudeckte.

Pat, der sich bei aller Einfalt auf Menschen verstand, wußte, daß Maggies Seelenleben einer Gefängniszelle glich, die sich nur von außen öffnen läßt. Er wußte, daß ihre Gefühle da drinnen hinter Gitterstäben lauerten und sehnlich danach verlangten, von jemand herausgelassen zu werden. Also mußte er das besorgen. Er fragte ohne besondre Betonung: «Wann soll denn die Hochzeit sein?» Dabei sah er das junge Frauenzimmer vor sich, das mit bei der Beerdigung gewesen war. Er wußte auch, was diese bevorstehende Heirat für Maggie Phelan bedeutete, die gleich nach dem Tode ihres Mannes auf den Hof gekommen war. Er sagte sich: Sie weiß, daß sie vielleicht nicht sofort an die Luft gesetzt wird, wenn der Junge den Hof übernimmt, und daß die junge Frau anfangs vielleicht die besten Absichten haben und sich denken wird: Kitty, die alte Frau hat schließlich auch ein Recht, irgendwo zu bleiben; und wo soll sie denn hin, wenn wir sie bitten, ihre Siebensachen zu packen! Nein, wir wollen sie gut behandeln, dann haben wir auch größeren Nutzen von ihr. So kann das vielleicht einen vollen Monat lang gut gehn, obwohl so etwas selten vorkommt. Hat doch die alte Frau die Erfahrung eines ganzen Lebens; und da Erfahrung nicht dasselbe ist wie Weisheit und Sanftmut, wird es sie ab und zu brennend reizen, diese Erfahrung auch geltend zu machen. An solchen Tagen hängt gleich ein Wetter in der Luft, und es kann leicht einschlagen und zünden, doch enden solche Tage meistens mit der Aussöhnung bei einer Tasse Tee. – Schau, das alles weiß die alte Frau, weil sie alt ist und Geschlecht auf Geschlecht hat heranwachsen und immer wieder in die Fehler der Alten verfallen sehen, genau so wie drei Geschlechter von Gänseblümchen sich gleich bleiben. Sie weiß auch, daß die Stuben, wenn diese Scharmützel sich soundso oft wiederholt haben, leise nach einer stillen Übereinkunft zwischen der jungen Frau und ihrem Manne zu riechen anfangen. Sie fester zu machen, bedienen sich junge Frauen vor allem der Nächte, das macht ihre Stellung oft so unverhältnismäßig stark. Und die Jungen sind sowieso in der Überzahl und neigen zum Zusammenhalt, dazu haben sie sich eine bestimmte Denkweise zu eigen gemacht, der zufolge alte Leute mit den Jahren immer wunderlicher würden. So wird das Bündnis stärker und stärker, bis eines Tages die alte Frau allein draußen steht.

«Wann soll denn die Hochzeit sein?» fragte Pat.

Ohne den Blick von dem schwach glimmenden Feuer zu erheben, antwortete sie: «Noch vorm Herbst, wenn ich ihn richtig verstanden hab'! … Sie brauchen ja auf nichts zu warten … Wir haben mit weniger geheiratet, als wir jung waren.»

Er lachte leise in der Erinnerung an die Zeit und sagte: «Ich weiß noch gut, wie sich Bob, dein Mann, mit den andern aus der Stadt brav auf die Seite der Bauern schlug, damals beim Kampf um den Landbund. Nachher suchte er dann in seiner Verlegenheit nach Arbeit auf den Höfen hier draußen … bei einem Taglohn von einem halben Schilling und – Zutritt zur Pumpe im Hof, wenn er Hunger hatte. Jawohl – er hat mit weniger geheiratet!»

«Damals kriegte man aber auch mehr für sein Geld», bemerkte sie. «Da kostete ein Krug Bier noch keine acht Pence.»

«Und ein Fingerhut voll Whisky keine anderthalb Schilling!» ergänzte er. Und beide lachten.

«Von der Beerdigung ist sicher noch ein Glas übrig!» murmelte sie, und das stimmte. Sie tranken jeder ein Glas und saßen dann noch eine Weile beisammen, bevor sie sich trennten. Mit hastigen Schritten und etwas vornübergebeugt ging er heim. Draußen, ein paar Meilen entfernt, schimmerte der Atlantik, und ein Leuchtturm fegte den dunkeln Raum für die nahende Frühjahrsdämmerung.

«Kalt, keusch und sehr einsam lag das unendliche Meer.»


 << zurück weiter >>