Betty Paoli
Neueste Gedichte
Betty Paoli

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Nachruf.

                Des Wintermorgens fahles Licht
Spielt um dein bleiches Angesicht,
Und Jeder, der dich kannte, spricht:
Gottlob! er leidet länger nicht!

Dein Herz, für welches bis zuletzt
Der Kummer seinen Dolch gewetzt,
Das Sorge wie ein Wild gehetzt,
Zur Ruhe kam es endlich jetzt!

Ob dich auf deinem Erdenzug
Die eig'ne Hand mit Unglück schlug,
Ob alle Schuld das Schicksal trug? –
Du littest! – das dünkt mich genug.

Ich weiß, wie dumpf die Kette klirrt,
Wie leicht der Fuß des Weges irrt!
Der dunkle Fluch der Zweiheit wird
Nur von des Todes Hand entwirrt.

Doch wie auch deine Thräne floß,
Wie schwer die Schuld, das Leid wie groß:
Jetzt sinkst du, neidenswerthes Loos!
Zurück in deiner Mutter Schooß!

Die Glocken tönen in dem Wind,
Wie wenn ein Feiertag beginnt.
Es nimmt, erbarmend und gelind,
Die Erde auf ihr müdes Kind!


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