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siehe Bildunterschrift

Waldteich in der Mark
Farbendruck nach einem Gemälde von Walter Leistikow

Vorwort

Die Mark, unsere Heimat, ist allmählich auch draußen im Reiche wenn nicht berühmt, so doch bekannt geworden. Früher sah man in ihr nur den sandigen Pflanzboden Berlins, das unwirtliche Umland der Riesenstadt, zu deren größten Wundern es zählte, daß sie in dieser trostlosen, verrufenen Wüste so amerikanisch machtvoll aufgeschossen war. Heute hält wohl niemand mehr an dem oberflächlichen und leichtfertigen Urteil fest. Hinter den Sanddünen, die die Eisenbahngeleise einschließen, und den kümmerlichen Kuscheln errät der an Fontane geschulte Fremdling die herbe Anmut des brandenburgischen Landes, und wer gar eine Wanderung durch das weite Revier wagt, den nimmt es mit seinen Heiden und schön geschwungenen, wechselreichen Flußläufen, seiner Einsamkeit und kraftvollen Betriebsamkeit, seiner geheimnisvollen Vorzeit und glänzenden Geschichte rasch gefangen.

Ein Heimatbuch der Provinz Brandenburg braucht deshalb kein Entdeckerbuch mehr zu sein, so wenig, wie man von einer Schilderung Berlins unerhörte neue Aufschlüsse erwartet. Märkische Straffheit und Tüchtigkeit sind Edelsteine in der deutschen Krone, deren Wert jeder zu schätzen weiß; märkische Landschaft und märkisches Volkstum sind niemandem mehr unbekannte und fremdartige Welten. So darf denn neben den Mann der Wissenschaft und vor den lehrhaften Beschreiber, der bei seinen gänzlich unvorbereiteten Zuhörern mit dem Abc anfangen und ihnen deshalb systematisch trocken kommen mußte, immer mehr der Dichter treten, der künstlerisch Gestaltende, und statt langer, keinen Unterschied machender Aufzählungen, deren einziger und dabei furchtbarster Vorzug just ihre erbarmungslose Vollständigkeit zu sein pflegt, ist nun die fröhliche Auswahl möglich. Alles Wichtige und Wertvolle, Entscheidende in den Vordergrund! Die Nebensächlichkeit, die das Bild nur zerstört und verwischt, mag versinken. Brandenburgisch-berlinischer Geist, alter und neuer, hat ein Heimatbuch in großen Zügen geschaffen, dem, mein' ich, kein großer Zug der Heimat fehlt.

Vorm Kriege zum erstenmal aus der Presse gekommen, ist das Werk nach dem Kriege inhaltlich im wesentlichen unverändert geblieben. Wie die Mark im Kerne selber. Dagegen hat der Verlag dem Buche ein neues, hübsches Gewand geschenkt, statt des Photographen Künstler mit dem Bildschmuck betraut. Möge die »Märkische Heimat« dieser gewandelten Gestalt aus ungewandelter Seele auch weiterhin Freunde da finden, wo sie sie sucht!

Richard Nordhausen


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