Höret mich, Leute der Provence,
Höret mir zu von Arles bis Vence!
Und schreckt der Sonne Glut euch, Freunde, ab: Nun denn,
Laßt uns an der Dürance Kanälen
Ruhsame Schattenplätzchen wählen
Um von Mirèio zu erzählen;
Und laut, landauf, landab, beklage man Vincèn!
Gleich einem Fischlein, leis und schnelle,
Durchschnitt ein flaches Boot die Welle.
Der kleine Andreloun war Fährmann auf dem Kahn;
Und jene, die mein Lied besungen,
Saß still, die Hand ums Knie geschlungen,
Vor sich der Rhone Niederungen,
Und maß umflorten Blicks des Stromes glatte Bahn.
Der Knabe sprach: Zur andern Seite
Ist weit, denn mächtig ist die Breite
Des Rhonelaufes hier. Zwischen Camarg' und Crau
Hei, welch ein Raum für Schifferstechen!
Dort vorn, wo sich die Wogen brechen,
Beginnen der Camargo Flächen
Und siebenfach geteilt durchfließt der Strom den Gau.
Und tapfer ruderte der Kleine.
Im rosenroten Morgenscheine
Fuhren der Schiffe viel am Boot vorbei stromauf.
Mit weiß besegelten Besanen
Zogen sie leuchtend ihre Bahnen;
Es trieb der Seewind die Tartanen
Gleich Lämmern, die ein Hirt antreibt zu raschem Lauf.
Eschen und Silberpappeln standen
Weit schattend in den Uferlanden;
Sie spiegelten im Fluß der Stämme grauen Glanz
Und ließen an den starken Zweigen
Uralte Rebenranken steigen,
Daran mit Nicken und mit Neigen
Die Traube niederhing in reichem Blätterkranz.
Gelassen, langsam, schläfrig zogen
Im Rhonebett die matten Wogen;
Sie sehnten sich zurück nach Avignons Palast
Und froher Farandolen Weise.
Der Strom gleicht hier dem müden Greise,
Der sich zur langen, letzten Reise
Anschickt und den am Ziel des Endes Leid erfaßt.
Doch jene, die mein Lied besungen,
War aus dem Boot ans Land gesprungen:
Geh, rief der Kleine, nur den Weg entlang voran!
Die Heil'gen führen dich zur Stelle
Der wundertätigen Kapelle
Ganz sicher dann. – Und in die Welle
Taucht er die Ruder ein und wendet seinen Kahn.
Unter des Junius Glutenpfeilen
Beginnt Mirèios Vorwärtseilen.
So weit ihr Auge reicht, ist alles öd und leer
Und nichts vermag es zu entdecken,
Als weite, grasbewachsne Strecken;
Kein Baumwuchs, außer seltnen Hecken
Von Tamariskenholz . . . und fern das blaue Meer . . .
Seefenchel, Melden, Salsoleen,
Sumpfkraut und Tamarisken stehen
Im salzigbittern Grund der Wiesen, längs dem Strand,
Wo schwarze, wilde Stiere brüllen
Und schlanke, silberweiße Füllen
Sich wohlig in den Salzgischt hüllen,
Wenn frischer Meereswind ihn fortträgt, über Land.
Die Kuppel mit dem Sonnenthrone
Umschloß, gleich einer Riesenkrone,
Tief leuchtend, rein und blau der Sümpfe weites Reich;
Zuweilen blitzte das Gefieder,
Fern, einer Möwe. Hin und wieder
Fuhr rasch ein Vogelschatten nieder,
Wenn ein bestelzter Gast aufflog vom nahen Teich;
Ein Rotfuß bald, vom Rand der Weiher
Und bald ein scheuer Silberreiher,
Des weißer Federbusch sich stolz vom Haupte reckt . . .
Erschlaffend steigt indes die Hitze
Ringsum aus jeder Bodenritze.
Das junge Mädchen löst die Spitze
Des weißen Busentuchs, die vorn im Gürtel steckt.
Und heißer wird es stets. Die Fluten
Der Wärme wandeln sich zu Gluten!
Und nieder vom Zenith, wo nun die Sonne blinkt,
Ergießt sie wie aus vollen Schalen
In Strömen sengend heiße Strahlen:
Sie gleicht dem Leu'n in Hungerqualen,
Wenn er die Wüstenei mit gierem Blick verschlingt.
Wie köstlich wär's, im Schatten liegen! . . .
Gleich dem Geschwirre wilder Fliegen
Durchzittert Glast die Luft, gleich einer Racheschar
Von Wespen, wenn auf Zornesschwingen,
Mit Stacheln, scharf wie Messerklingen,
Sie brausend einen Feind umringen.
Die Liebespilgerin, ermattet ganz und gar,
Sinkt atemlos zu Boden nieder
Und aus dem schöngeformten Mieder
Zieht sie den goldnen Stift, der das Gewand verschließt.
Ihr Busen, eine Zwillingswelle
In schnellbewegter Felsenquelle,
Gleicht jenem Blümlein Silberhelle,
Das sommerlich den Strand mit weißem Glanz umgießt.
Da, plötzlich, scheint vor ihren Blicken
Von ferne Busch und Baum zu nicken.
Und siehe, es erglänzt, ganz an der Ebne Rand,
Ein weitgedehntes Wasserbecken;
Waldsträucher, Gartenblumen recken
Sich riesengroß aus öden Strecken
Und bilden um den See ein weiches Schattenband.
Ein Traum aus Palästinas Gauen
Schien dort sich vor ihr aufzubauen!
Schnell, schnell wuchs eine Stadt am blauen See empor;
Da gürteten des Walles Steine
Paläste, Gärten, Tempel, Haine,
Es schimmerten im Sonnenscheine
Die Brunnen ohne Zahl und Zinne, Turm und Tor.
Und Schiffe jeder Größe trafen
Von allen Seiten ein im Hafen,
Die Segel sanft geschwellt. Es ließ ein frischer Wind
Im Mastenwald, auf stolzen Kielen,
Wimpel und bunte Fähnlein spielen . . .
Tropfen, die von der Stirn ihr fielen,
Trocknete fort und fort Mirèios Hand geschwind.
Und jenes Wunderbildes Schauen
Entflammt ihr gläubiges Vertrauen.
Sie springt empor und läuft und wähnt, sie sei am Ziel,
Am Grab der heiligen Marien.
Doch jetzt beginnt das Bild zu fliehen
Und gleitend vor ihr her zu ziehen,
Und mehr und mehr verblaßt des Truges leichtes Spiel.
Ein eitles Werk, im Nu zerstoben,
Vom Kobold Fantasus gewoben,
Mit einem Sonnenstrahl aus Wolkenglanz erstellt;
Doch wann er seinen Scherz getrieben,
Läßt er die Fäden sich verschieben
Bis vom Gebilde nichts geblieben . . .
Mirèio steht erstaunt allein im dürren Feld;
Und fort, durch Hügel heißen Sandes
Des schrecklichen, des Glutenlandes,
Und durch den Salzmorast, den gleißenden, nur fort!
Wo sich mit Krusten weißer Blasen
Die Sooletümpel überglasen,
Und fort durch sumpfig zähen Rasen,
Durch Rohr und Zypergras, der Mücken Zufluchtsort.
Vincèn nur immer im Gedanken
Durchmißt sie mühsam und mit Wanken
Den Uferstreif, der längs des Vacarés sich hebt.
Und sieh! schon schimmert durch die Helle
Am Strand die heilige Kapelle;
Sie taucht aus ferner Meereswelle
Empor, gleich einem Schiff, das nach dem Ufer strebt.
Doch jählings: weh! wie wird der Armen!
Sie fühlt, entsetzt, daß ohn' Erbarmen
Ein Strahl auf ihre Stirn die helle Flamme spie!
O Gott! Sie liegt am Uferrande,
Von glühend heißem Sonnenbrande
Zum Tod getroffen, auf dem Sande . . .
Crau, deine Blume stirbt! Jünglinge, weint um sie! . . .
Ein Schütz', die Büchse umgehangen,
Kommt spähend über Feld gegangen;
Da fliegt ein Taubenschwarm, nichts ahnend, vor ihm her.
Schnell zielt er, läßt die Waffe knallen
Und die von seinem Blei gefallen
Ist stets die lieblichste von allen:
Fühllos und grausam tat die Sonne so wie er. . . .
Mirèio, rücklings hingesunken
Lag reglos . . . und wie Feuerfunken
Umwirbelten ihr Haupt Stechmücken, dicht im Schwarm.
Sie sahn das Mädchen röchelnd liegen,
Sahn ihren weißen Busen fliegen;
Kein Strauch, sich über sie zu biegen,
Kein Zweiglein, das sie schützt mit seinem Schattenarm.
Mit Summen und mit Flügelschlagen
Begann das Mückenvolk zu klagen:
Komm, armes Kind, steh auf! Verweile hier nicht mehr:
Zu tückisch ist in diesen Flächen
Der Sonne Glut. Den Bann zu brechen
Geschieht es, daß wir nun dich stechen! –
Und ihr gesenktes Haupt traf manch ein spitzer Speer.
Zwar ihre heiße Stirne kühlte
Die See mit seinem Tau. Doch fühlte,
Erwacht, sie nur die Pein: Mir ist der Kopf so schwer!
Ertönt ihr ungehörtes Klagen. –
Auf, auf, ich muß es dennoch wagen! –
Die Füße können kaum sie tragen
Doch naht sie Schritt für Schritt den Heiligen am Meer.
Still weinend wankt sie bis zur Schwelle
Und hin, zu Boden der Kapelle,
Den kalte Feuchtigkeit der Meeresflut durchdringt,
Stürzt kraftlos sie, ohn' Widerstehen! . . .
Dann, leise, trägt des Windes Wehen
Zum Himmel auf Gebet und Flehen,
Das also ihrer Brust in Seufzern sich entringt:
O heilige Marien, zu Blumen wandelt ihr
Der Armen bittre Tränen, seid gnädig nun auch mir!
O seht auf meine Sorge, auf meine Qual und Pein,
Dann werdet für mein Bitten ihr voll Erbarmen sein.
Ich bin ein armes Mädchen, das einem Jüngling gut:
Vincèn! . . . Ihm gilt mein Sehnen und meiner Tränen Flut!
Ich lieb' ihn wie die Quelle zu Tal zu fließen liebt,
Ich lieb' ihn wie zu fliegen der flügge Vogel liebt.
Und nun soll ich das Feuer verlöschen, das nicht stirbt!
Soll wollen, daß im Blühen der Mandelbaum verdirbt!
O heilige Marien, in Blumen wandelt ihr,
Die Tränen, die wir weinen: seid gnädig denn auch mir!
Den Frieden hier zu suchen kam ich in weitem Lauf;
Nicht hielten mich die Wasser, nicht Land noch Marschen auf!
Ich fühle noch die Spitzen der Sonne, die mich stach,
Es schmerzen ihre Pfeile mich noch im Hirne nach.
Doch gebt mir den Geliebten, und ist er nur erst mein,
Werd ich mit ihm voll Freuden zu euren Füßen sein!
Dann schweigt in meinen Schläfen das heiße Pochen schnell
Und meine Blicke leuchten durch Tränen wieder hell.
Mein Vater widersetzt sich dem Bund und zürnet sehr;
Allein sein Herz zu rühren, ist, Heil'ge, euch nicht schwer!
Wie oft sind die Oliven im Herbste noch nicht lind,
Doch wer Advent erwartet, dem zeitigt sie der Wind.
Die Mispel und der Spierling sind herb, wenn man sie pflückt:
Ein wenig Streu und Harren, und ihre Reife glückt.
O heilige Marien, in Blumen wandelt ihr
Der Armen bitt're Tränen: seid gnädig nun auch mir!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Was blendet mich? Was schau' ich? . . . Ist das des Himmels Tor?
Es wächst der Kirche Wölbung zum Sternenzelt empor!
O Seligkeit! Sie kommen! . . . Dem wolkenlosen Raum
Entsteigen meine Heil'gen im goldnen Strahlensaum!
O schöne Schützerinnen! O himmlisches Gesicht!
Verbergt den Glanz der Kronen! Mein Aug' erträgt ihn nicht!
Was ward aus der Kapelle? O sagt, wo bin ich hier?
Ich hör' euch, Heil'ge, rufen? . . . Wie? Redet ihr zu mir?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Und knieend sah die Weltentrückte,
In Andacht atemlos Verzückte,
Ihr heißes Fleh'n erhört mit innigem Erbau'n.
Hinaus nach Petri Himmelstoren
Den traumhaft starren Blick verloren
Schien sie, den ird'schen Schleierfloren
Zum Trotz, das Jenseits schon in seinem Glanz zu schau'n.
Verstummt der Schmerz, versiegt die Zähren!
Es leuchtet himmlisches Verklären
Im schönen Angesicht, und frei und leicht beschwingt
Sind Leib und Seele. – So erblindet,
Wenn Frührot goldne Kränze windet,
Nachtlampenschein, den Taglicht findet
An eines Kranken Bett, der mit dem Sterben ringt.
Auf einem Pfad von kleinen Sternen
Entstiegen jetzt den Ätherfernen
Drei göttlich schöne Frau'n. – Wie sich im Feld verteilt
Ein Herdenvolk bei Morgenhelle,
So wichen lautlos von der Stelle
Gewölb' und Pfeiler der Kapelle,
Und öffneten den Weg den Hohen unverweilt.
Her schwebten nun, im Glorienscheine,
Die drei Marien. Es hielt die eine
Ein schimmerndes Gefäß aus Alabasterstein
Am Busen. Wenn die Nächte milde
Leuchtet den Hirten im Gefilde
Ein schöner Stern; und seinem Bilde
Kann ihre klare Stirn allein vergleichbar sein.
Im Winde spielen ließ die zweite
Ihr goldnes Lockenhaar; zur Seite
Blieb sie bescheidentlich, den Palmzweig in der Hand.
Die dritte, jüngste, der Gestalten
Barg in des lichten Mantels Falten
Ihr Antlitz. Schwarze Locken wallten
Vom Haupt. Es strahlt' ihr Blick weit mehr als Diamant.
Die Boten aus dem ew'gen Eden
Begannen, angelangt, zu reden.
So sanft und freundlich war, Mirèio zugewandt,
Ihr Wort, ihr Lächeln so voll Güte,
Daß sich im trauernden Gemüte
Mit milden Trostes reichster Blüte
Der harte Dornenkranz des Martyrtums umwand:
Laß, armes Kind, dein Leid entfliehen!
Wir, die judäischen Marien,
Die Heil'gen von Li-Baus, sind nahe: sei getrost!
Wir sind die Helfer, die den Nachen
In sturmbewegter Flut bewachen,
Auf deren Wink die Wogen flachen,
Wenn eben noch das Meer in wilder Wut getost.
Auf! Deinen Blick nach oben wende!
Sieh dort, bis an des Himmels Ende,
Den langen Sternenweg, Milchstraße nennt ihr ihn;
Dort ist es, wo wir eben waren.
Von dort aus sahen wir die Scharen
Der Pilger, singend und in Paaren
An unsres Teuren Grab nach Kompostella ziehn.
Und hoch erfreut, daß fromme Weisen
Hispaniens Apostel preisen,
Erquickten wir mit Lust im müden Pilgerchor
Die Herzen, die sich aufgeschwungen
Und Sankt Jakobi Ruhm gesungen.
Da lohte, heiß wie Flammenzungen,
Dein klagendes Gebet in unsre Höh'n empor.
Dich trieben Glaube, gute Lehren,
Doch töricht, Kind, ist dein Begehren!
Du willst zum Wunderborn der reinen Liebe gehn,
Und alle deine Wünsche streben
Schon vor dem Tod nach lichtem Leben?
Zu ihm kann Gott allein erheben!
Wann hast auf Erden du das wahre Glück gesehn?
Sahst du es bei dem reichen Manne?
Weich hingestreckt, im Trägheitsbanne,
Verleugnet er den Herrn und bläht sich, stolz und breit.
Doch wenn auch Schmeichler ihm gelogen:
Den Richter hat er nicht betrogen,
Der nach Jerusalem gezogen
Auf einer Eselin, Hosianna im Geleit.
Hast du's auf deren Stirn gelesen,
Die, eines Söhnleins froh genesen,
Ihm tiefbewegt die Brust hinbeut zum erstenmal?
Ein Zug nur böser Milch darf rinnen,
Und auf der Wiege weißem Linnen
Bedeckt sie, fassungslos, von Sinnen,
Ihr armes, totes Kind mit Küssen ohne Zahl!
Hast du es bei der Braut gefunden,
Wenn sie, die Schläfe kranzumwunden,
Den Weg zur Kirche geht mit jenem, den sie liebt?
Mehr als am Schlehenbusch der Heiden
Sind Dornen auf dem Pfad der beiden,
Weil es dort unten nichts als Leiden,
Mühsal und Ungemach und herbe Prüfung gibt.
Und wenn auch klar die Wellen fließen,
Sie werden bitter im Genießen,
Dort wo mit neuer Frucht zugleich der Wurm gedeiht;
Denn alles muß in Staub zerfallen . . .
Wo golden sich Orangen ballen,
Wähle die schönste dir von allen:
Sie wird, wenn noch so süß, zu Galle mit der Zeit!
Und manche, die zu lächeln scheinen
In eurer Welt, erstickt das Weinen . . .
Doch wer nach Labung lechzt und wessen Herz verlangt,
Zum Quell des Lebens durchzudringen,
Der muß mit Leiden ihn erringen!
Der Stein muß auch in Stücke springen,
Bevor sein Silberkern ans Tageslicht gelangt.
Beseligt drum, wes Leid sich mehret
Und wer im Wohltun sich verzehret;
Wer mit Betrübten weint, von seinem Gut sich trennt
Und seiner Mäntel gern den größten
Dem Armen gibt und dem Entblößten;
Auf wessen Herde, den zu trösten,
Der hungert und der friert, ein helles Feuer brennt!
Denn jene, die am Tande kleben,
Vergessen dies: Im Tod ist Leben!
Ja! selig, wer da sanft und arglos wie ein Kind!
Er wird mit leichten Windes Wiegen
In Frieden auf zum Himmel fliegen,
Durch Reinheit eine Welt besiegen,
In der die Heiligen stets gesteinigt worden sind.
Drum, wüßtest du, wie wir sie schauen
Von Empyreums Höhn: mit Grauen
Sähst du auf eure Welt, wie ärmlich sie, wie klein,
Wie torheitsvoll, wie bar der Labe,
Wie toll auf ihr die Jagd nach Habe,
Wie groß das Bangen vor dem Grabe,
Und schreien würdest du nach Tod und nach Verzeihn!
Doch steigt kein Weizen gleich in Ähren:
Er muß zuvor im Boden gären!
So will es das Gesetz . . . Auch wir, zu unsrer Zeit,
Haben den bittern Trank getrunken;
Und daß in neuen Hoffnungsfunken
Der Mut erglüh', der dir entsunken,
Erzählen wir dir nun von unserm Erdenleid.
Die Heiligen verstummten. Leise
Zogen die Wellen ihre Kreise
Und schmiegten lauschend sich ans Ufer, kaum bewegt.
Die Pinien an der flachen Halde
Winkten dem nahen Erlenwalde:
Die Möven staunten, wie so balde
Im weiten Vacarés die Wogen sich gelegt.
Und Sonn' und Mond im Abendscheine
Verneigten in des Himmels Reine
Anbetend beide sich und strahlten Purpurlicht;
Der salzigen Camargo Weiten
Erzitterten . . . Die Benedeiten,
Mirèio Stärkung zu bereiten,
Begannen also jetzt der Leidenszeit Bericht: |