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Viertes Capitel

Annemareili wird von allerlei Uebel befreit und kömmt sich wie eine Prinzessin vor.

Wie's Annemareili war, als es in einem hellen großen Saale mit nur wenig Betten und Kranken sich geborgen fand, nicht mehr gehetzt ward, sich nicht umherschleppen, nicht betteln mußte, nur um ein Stücklein trockenes Brot oder ein elendes Lager zu finden, das können sich nicht viele Leute vorstellen. Es konnt' es selber lange nicht glauben, sich nicht drein finden, meinte zu träumen. In einem Bette lag's, wie es seiner Lebtage keines gesehen, geschweige gehabt, so weich und so sauber Jedes. Eine besondre Wärterin reichte ihm Alles, was es brauchte, wie einer vornehmen Frau, Mixtur, Suppe, zu seiner Zeit ein jedes, gab ihm dabei freundliche Worte, verband seinen bösen Arm, wusch ihm das Eßgeschirr, bettete ihm. kurz, pflegte es wie eine Mutter ihr Kind. Und so ergieng's jetzt dem gleichen Annemareili, das bisher Jedermann im Wege gestanden, nichts als Schimpfnamen und Scheltworte erhalten, das von allen Menschen verachtet worden und im Unrathe hätte können zu Grunde gehen, dem man ein jedes Bißlein Brot mißgönnt. Hier zum ersten Mal fiel dem Mädchen seine Unreinlichkeit und Unordentlichkeit auf. Früher hatte es nichts Andres gewußt, hatte nichts Bessres gesehn, hier aber, wo die Leintücher wie Schnee so weiß, wo ein Jedes sein Plätzchen hatte, das Geschirr, die Fensterscheiben blinkten, der Boden so sauber war, daß man hätte darauf essen können, hier wurde Annemareili ganz roth, als die Wärterin seine armseligen unsaubern Lumpen mit einigem Ekel aufhob und in den Fingerspitzen hinaustrug. Aber nicht nur mit den Kleidern war nicht Alles in der besten Ordnung, in den wirren Haaren hatte sich ebenfalls eingeschlichen, was auf einen ordentlichen Kopf nimmer gehört und diese zappelnde Unordnung hatte sich in dem Gehülst der Haare ungestört vermehrt wie Mehlthau, wenn die Sonne in einen Regen hinein scheint. Das, fand selbst Annemareili, gehöre sich eigentlich nicht und schämte sich deßhalb besonders. Indeß gelang es den wiederholten Anstrengungen der Wärterin und einem handfesten engen Kamme auch hier Ordnung zu schaffen und der Verwilderung Einhalt zu thun.

Bei der Ruhe, in dem guten Bette mit der passenden Kost und der sorgsamen Pflege besserte sich's zwar mit der Krankheit ziemlich bald, das Fieber hörte auf, der Kopfschmerz verzog sich, die Schwäche ließ nach, nur der böse Arm machte noch längre Umstände. Die schlecht geheilte Narbe hatte sich in weitem Umkreise entzündet und die Geschwulst mußte endlich eingeschnitten werden. Dieß und ein Dutzend Blutsauger, nachher warme Ueberschläge, schafften übrigens bald Linderung der gröbsten Schmerzen, die Heilung dagegen gieng nicht so schnell von Statten. Alle Tage zwar kam der Herr Dokter, manchmal zwei Mal sogar, an das Bette, sah die Hand an, reinigte sie, drückte auch wohl dran herum, daß Annemareili auf die Zähne beißen mußte, dann wurde Alles wieder sorgfältig und säuberlich verbunden, kurz, zu einer Prinzessin hätte man nicht besser sehen können.

Freundlich war man mit Annemareili obendrein, so freundlich wie mit andern Kranken, und doch waren solche darunter, die Bürgerskinder waren oder in den vornehmsten Häusern in Dienst standen und von ihren Herrschaften in zweispännigen Kutschen besucht wurden. Was dem Mädchen auch besonders auffiel, das war, daß die Herren Dokter alle Tage über sein Befinden und den Gang der Krankheit etwas aufschrieben, denn daß man je einen Buchstaben von ihm schreiben würde, hätte es sich nimmer eingebildet.

Als Annemareili besser war und nicht mehr nur den grauen Schleim zu essen bekam, sondern Gemüse, Fleisch und zwei Mal Caffe, mit Zucker sogar, als es das Bette verlassen und herumgehen durfte, da fieng ein wahres Herrenleben für das Mädchen an. Allerhand war aber vorher in ihm vorgegangen, der Spruch, der grad über seinem Bette an der Wand stand: »Glaub' nur feste – daß das Beste – über dir beschlossen sei!« – dieser Spruch hatte zuerst auch in seinem Kopfe angefangen aufzuräumen, wie die Wärterin und ihr Kamm <em>auf</em> demselben. Es hatte zuerst freilich nur an sein leibliches Leiden gedacht, wie da Alles viel besser gegangen als es sich vorgestellt, und es gerade auf dem besten Wege war zur Rettung, da es gemeint, elend zu Grunde gehn zu müssen und keines Senfkornes groß mehr Hoffnung gehabt. Dieß war aber nicht Alles, nicht einmal die Hauptsache, das erkannte Annemareili immer mehr und deutlicher, je länger es im Spitale verblieb. Wie wenig Kinder sonst mochte das Mädchen verwahrlost sein, kannte zur Nothdurft nur die grob gedruckten Buchstaben, vom Schreiben war keine Rede, von Nähen und Stricken auch nicht, und dieß Alles verstand doch jedes Andre in dem Krankenzimmer, mochte es nun her sein von wo es wollte. Dumm hingegen war Annemareili doch nicht, hatte seine gesunden Sinne, war wohl roh und ungeschult, aber gelehrig und begriff Alles, meist schon am Anfang. Es ließ sich's daher gerne gefallen, daß ihm die Wärterin auf ein Stück Papier Buchstaben hinschrieb, ihm sagte, die hießen so und so und nun solle es sie nachmachen. Die Feuerhaken wurden bald kleiner, die Klexe seltener, man konnte einzelne Buchstaben, die leichtern, richtig erkennen; kurz, es gieng nicht sehr lange, so lag an einem schönen Morgen die Bibel vor Annemareili und es schrieb daraus ab. Mit dem Nähen und Stricken giengs freilich langsamer, denn hiezu brauchte es beide Hände und den linken Arm, den man ihm fest eingewickelt, konnte es geraume Zeit gar nicht außer der Schlinge tragen. Je mehr die Wärterin ihrerseits sah, das Mädchen gebe sich Mühe und begehre etwas zu lernen, mit um so größerm Eifer gab sie ihm zu Dem und Jenem Anleitung, ließ es in der Stube nachhelfen, sprach wohl auch mit ihm von seiner Zukunft und Annemareili seinerseits hätte nicht höher geschworen als bei seiner Lehrmeisterin, konnte ihr nicht dankbar genug sein und vergalt ihr mit dem Einzigen, das es besaß, dem rückhaltlosesten Vertrauen, der kindlichsten Hingebung. Es bekam selber nun immermehr das Bedürfniß sich nützlich zu machen, Dienste zu leisten, nicht blos der Wärterin, sondern auch den andern unbehilflichern Kranken, denn der Geist der Thätigkeit war über das Mädchen gekommen und es wollte mit dem guten Willen wenigstens von seiner großen Schuld, darin es stand, Einiges abzahlen. Es war als wolle es zeigen, es sei im Grunde doch kein so hergelaufnes und verwahrlostes Mädchen, wie es geschienen, sondern mit dem Unsaubern habe es auch sein strubes und unordentliches Gebaren abgelegt. Darum war es denn bei seinen Mitkranken wohl gelitten und die Genesenden hatten ihre Freude und eine Kurzweil daran, in Diesem oder Jenem Annemareili einen guten Rath zu geben, es etwas Neues zu lehren, irgend eine Ecke an ihm abzuschleifen, denn es ist ein süßes Gefühl sich Jemanden zu verpflichten und dabei die eigene Ueberlegenheit in ein helles Licht zu setzen. Wie viel darum auch an Annemareili zu hobeln, feilen und zu polieren war, so genug Hände waren bereit, es hierin ja an nichts fehlen zu lassen und es gehörte vielleicht des Mädchens kernige und gesunde Natur dazu und sein aufgeräumter Kopf, um nicht vor lauter guten Meinungen und Rathschlägen doch irre zu werden und neben dem Nutzen nicht auch eine gute Portion Nachtheils in den Kauf zu kriegen.

Als endlich der Herr Doktor eines Morgens beim Besuche dem Annemareili erklärte, es könne nun wieder austreten, da fuhr diesem wohl ein Stich durch's Herz, als fürchte es, nun sei sein schöner Traum zu Ende. Allein das war doch nur so im ersten Augenblicke, gleichsam um dem Mädchen den Unterschied zu zeigen, der zwischen dem Annemareili sei, das in den Spital getreten, und demjenigen, das nun denselben wieder verließ. Das austretende Annemareili war ein ganz andres als das eintretende, auch von Gesundheit oder Krankheit abgesehen. Um von Außen anzufangen, so hatte sich's, was man sagt, herausgegessen, auf dem Kopfe sah es nicht mehr aus wie in einem vorjährigen Vogelnest, vielmehr waren die Haare glatt gekämmt, versteht sich auch unbevölkert, das Gesicht ohne Kruste, so sauber gewaschen, daß die Backen noch einmal so roth schienen als früher und sogar die Augen lautrer draus hervorschauten. Die Kleider waren rein, ganz, sahen freilich etwas zusammengelesen aus, denn ein gut Theil davon hatte es vom Spital erhalten, weil seine Fetzen das Waschen nicht überstanden hatten und jetzt im Altelumpentroge ausruhten von den Strapazen. Die natürliche Gutmüthigkeit, die gesunde Natur lugte dem Mädchen jetzt unverschmiert aus dem Antlitz und gewann sich das Zutrauen im Voraus, besonders da noch etwas Andres nebenzu mit herausguckte: so eine Art Muth in die Zukunft, eine gewisse Achtung vor sich, ein Vertrauen zu sich selber, das Gefühl, es könne und werde noch was Rechtes aus ihm werden, es sei schon auf dem guten Wege dazu und tappe nicht mehr blind und dumm in der Irre darnach. Andre Mägde hatte es kennen gelernt, wußte worauf es ankomme, hatte gleich gemerkt, woran es ihm hauptsächlich gefehlt und darum mit allem Eifer seiner guten Natur darnach gestrebt. Annemareili konnte jetzt wenigstens stricken und nähen, was Gröberes war, ja sogar schreiben! wußte was Ordnung sei, was aufräumen, ein Zimmer auslüften und reinigen bedeute, hatte erfahren was Staub sei und daß man denselben nicht liegen lasse bis er das Uebergewicht bekomme und abfalle, ebenso wenig als daß man Messer und Gabel nur ablecke um sie zu reinigen und daß die Teller nicht halb so wasserscheu seien, wie es sich bisher vorgestellt. Während seines Aufenthaltes im Spital hatte es sich nach einem Dienste umgesehen, freilich nicht gleich für zwölf Neuthaler, denn wenn es schon zehn Mal besser war als da es von Hause fortgelaufen, so gab es sich doch nicht für eine Magd aus, die alles aus dem Fundament verstehe, der auf Himmel und auf Erden nichts mehr zu lernen übrig geblieben, eine Hauptköchin, im Stricken und Nähen Jeder überlegen, und nur die Hälfte Holz, und Butter wie gewöhnliche Mägde brauchend. Nein, für so Eine, wie es deren zu Hunderten giebt, stellte sich Annemareili nicht hin, jetzt erst fühlte es ja recht, wie gar viel ihm noch fehle, es nicht wisse, wie in hundert Dingen noch, welche Andre gleichsam mit der Muttermilch eingesogen, ihm seine Verwahrlosung nachgieng und es der Nachsicht, der Weisung, des Unterrichtes fast bei jedem Schritte bedürfe. Jetzt erst sah es auch ein, warum es als Magd nirgend ankommen gemocht, und es konnte nun den Leuten, die es so kurz und mißtrauisch abgewiesen, dieß nicht einmal so übel nehmen.

Zu diesem ersten Anfange der Weisheit hatten ihm redlich seine verschiednen Lehrmeisterinen im Spital verholfen, die es alle mit viel größerm Respekt ansah, als ein halbjähriger Student seinen Professor. So begnügte sich denn Annemareili in seiner Bescheidenheit mit einem geringen Plätzlein bei einem jungen, nicht sehr wohlhabenden Handwerker, der bisher keine Magd gehabt, dessen Frau aber, seit sie ein kleines Kind bekommen, nicht mehr allein die Haushaltung besorgen konnte. Gleichwohl sah das Mädchen diesen ersten Dienst in der Stadt nicht viel weniger wichtig an, wie ein General seinen ersten Feldzug, den er unternimmt. Muth und Vertrauen und doch wieder ein heimliches Bangen zuweilen und ganz im Innern, ob die Kräfte auch der großen Aufgabe gewachsen, und wie es gehen werde? dieß sind die Gefühle, welche unter der Feldherrnuniform mit den Orden drauf so gut das Herz ein wenig schneller klopfen machen, als unter dem geschenkten und geflickten Tschopen Annemareilis. Dachte da aber Annemareili an seine frühere Lage zurück und wie es ihm ergangen, durch alle Trübsal hindurch zu seinem Besten, dann verlor sich jenes Bangen und immer trat an dessen Stelle ein getrostes Vertrauen und eine herzinnige Dankbarkeit durchwärmte sein ganzes Wesen.

Beim Austritt aus dem Spitale, als es den Abschied nahm, wurde es noch besonders gefragt, ob es gut besorgt worden von der Wärterin? und ob es mit dem Essen zufrieden gewesen, oder aber etwas zu klagen habe? in dem Falle solle es Alles herzhaft heraussagen. Auf diese Frage sah Annemareili Anfangs ziemlich einfältig aus, denn was damit wirklich gemeint war, verstand es durchaus nicht. Nachher aber, als es sich besonnen über den Sinn, da erschrak es fast, daß es Jemand so frage; als käme etwas drauf an: noch nie hatte man sich um seine Meinung bekümmert, keine Seele es je gefragt, ob es zufrieden sei, oder nicht? und hier im Spital hatte es ja nicht einmal einen Kreuzer bezahlt, war um Gottes Barmherzigkeit willen aufgenommen und gepflegt worden, wie eine Fürstin so gut, hatte ein Bette gehabt und zu essen, wie noch nie seinen ganzen Lebtag, war an Leib und Seele aus Unordnung und Schmutz gezogen worden zu einem ordentlichen Menschen; – dieß Alles, und da frage man noch, ob es zufrieden sei? oder ob es was zu klagen habe? Annemareili konnte das nicht fassen, es übernahm es, denn sein Herz war ihm durch den Abschied von seiner Zufluchtsstätte ohnehin schon schwer und bewegt genug; die Thränen schossen ihm in die Augen, Thränen, wie es noch nie solche geweint, denn es war nicht Schmerz, nicht Zorn, nicht Traurigkeit, sondern etwas ganz Andres, das sein Innres eigen ergriff und wobei ihm doch gar seelenwohl war.

So trat Annemareili aus dem Spitale und in seinen neuen Dienst ein. Vieles gab's da zu lernen und besonders von Anfang. Es mußte, wie man's heißt, unten durch, in Alles, was in einer Haushaltung mit einem kleinen Kinde vorkommt, die Finger stecken und bei viel Sorgen und Arbeiten des Tages und auch weniger Ruhe des Nachts, verdiente es nur einen geringen Lohn, so daß es eine gute Weile dauerte, bis es sich nur einige Kleider und Wäsche anzuschaffen vermochte. Aber der Lohn war für Annemareili einstweilen nicht die Hauptsache, sondern die Ordnung, der Fleiß, die Reinlichkeit, das Erlernen der gewöhnlichen Hausgeschäfte, und darin war seine Frau die rechte Lehrmeisterin, die nicht bloß sagte, thu Das und Jenes, und dann aus dem Hause lief oder sich nicht weiter darum kümmerte, nein, sie griff selber mit an, zeigte wie ein Jedes recht gemacht werde, ließ sich und Andern kein Gras wachsen unter den Füßen, sondern wußte jede Minute, am frühen Morgen, wie am Abend, zu etwas zu benützen. Annemareili seufzte manchmal, aber wurde davon nicht magrer und die freien Augenblicke schmeckten ihm nur um so besser. Jeden andern Sonntag Nachmittag hatte es für sich, konnte hingehn wohin es wollte; das war jedesmal ein Freudenfest. Nicht weil es etwa irgendwohin zum Tanze gieng, oder in lustige Gesellschaft, auf einen Spaziergang, zu einem Glase Wein; nein, an diesen Sonntag-Nachmittagen wanderte Annemareili nach dem Spitale, zu seiner Wärterin, die es so wohl besorgt und den ersten Stein zu seinem Glücke gelegt, denn als ein solches erschien dem Mädchen jetzt sein Loos, wenn das gleichwohl nur in einem strengen Dienste bestand. Daß es dieser Wärterin zeigte, wie ihre Mühe nicht vergebens gewesen, noch an eine Unwürdige verschwendet worden, das war seine größte Freude und es hatte das Gefühl, daß dieß auch der beste Dank sei.

So war Annemareili eine brave rechtschaffene Magd geworden, und wenn es auch keinem Menschen gegenüber dieß in ein besondres Licht setzte, so that es ihm doch wohl, wenn die Wärterin dieß und jenes Gute an ihm neu bemerkte und lobte, hatte die es doch auch von seiner übeln Seite lange genug gesehen! Darum war es denn ebenfalls ein besondres Fest, als es später, an Kleidern wohl versehen, mit den ersten Paar Neuthalern, die es auf die Seite legen konnte, in den Spital wanderte, sie sorgfältig aus einem Papier wickelte und sein Orakel, die Wärterin, fragte, wie es wohl das Geld am besten nach Hause an den Vater schicken könnte? Im geheimen Rathe wurde beschlossen, es dem Herrn Pfarrer des Orts zuzustellen, damit der dann nach Gutfinden und worin es am zweckmäßigsten sei, den Vater daraus unterstütze und die sauer erworbnen Thaler nicht beim Wirthe in's Faß fielen. Annemareili schrieb einen Brief dazu, worin es auch die Stiefmutter um Verzeihung bat für den Verdruß, den es ihr so manches Mal gemacht, das kleine Brüderlein aber ließ es ganz besonders grüßen. Der Brief lag verschlossen vor Annemareili, es blickte lange wie in Gedanken darauf hin, denn durch das Schreiben war es wieder in die alten Zeiten zurück versetzt worden. Wie eine andere Person sah es sich die Treppen hinunter, von Hause fort und aus dem Dorfe schleichen, sah sich unterwegs von Aller Augen argwöhnisch und geringschätzig angesehen, abgewiesen an jedem Ort, und wie es krank, elend und hilflos auf dem Spänhaufen lag, dann in Kleinmuth und Verzweiflung, vom Fieber geschüttelt, durch das Stadtthor einzog und erschrocken vor dem prächtigen Spitale stand. Dieß sah es Alles im Geiste; es sah aber auch –, und seine Augen glänzten wie von einer innern Sonne, die ihm aufgieng, – es sah auch deutlich und mit einem Ueberblick, wie dann doch dieß Alles zu seinem Besten umgewandelt worden, ohne sein Zuthun und ohne sein Verdienst freilich. Und wenn es den alten Spruch schon nicht wirklich aussprach, er wurzelte doch lebendig in seinem Herzen und durchdrang es mit der unwiderstehlichen Kraft der eigenen Erfahrung, der Spruch nämlich: die Wege des Herrn sind wunderbar!


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