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Siebzehntes Kapitel.

Ein oceanisches Stiergefecht. – »Um ein Haar!« – Die Araukaner.

 

Noch an demselben Tage liefen Nachrichten ein, welche die Informationen, die wir aus den Papieren der beiden Banditen geschöpft, als richtig erkennen ließen. Kapitän Deinhard sah sich daher veranlaßt, sich sofort mit den übrigen Kreuzern in Verbindung zu setzen und dann nach dem Chonos-Archipel zu segeln, um dort einige besonders verdächtige Küstengebiete zu blockieren.

Mit dem gegen abend einsetzenden Landwind ging die »Santissima Trinidad« unter Segel, zunächst nach Iquique, wo wir den »Huascar« und die »Diana« anzutreffen hofften. Auf dieser Fahrt hatten wir ein Erlebnis, welches ich nicht unerwähnt lassen darf.

Wir waren mit schwachem südöstlichen Winde bis zur Höhe von Coquimbo gelangt und mochten uns gegen hundert Seemeilen von der Küste entfernt befinden, als wir einer Bark aufliefen, in der die erfahreneren Seeleute an Bord der Korvette sogleich einen Walfischfänger erkannten. Das Fahrzeug mußte bereits eine geraume Zeit unterwegs sein, dafür sprachen das unsaubere und verräucherte Aussehen seiner Segel und Masten, sowie die Vernachlässigung des ganzen äußeren Rumpfes; denn an Bord eines solchen Schiffes haben die Mannschaften, wenn sie auf ihren Jagdgründen angelangt sind, ganz etwas anderes zu thun, als die Masten zu schrapen und mit der Fettpütz oder dem Farbentopf zu hantieren.

Der Wind wurde immer flauer; wir hatten sämtliche Leesegel stehen, die Bark dagegen lag unter aufgegeieten Untersegeln und führte keine höhere Leinwand, als das Großbramsegel. Allem Anschein nach hatte sie nicht die mindeste Eile. Als wir langsam bis in Rufweite herangekommen waren, stieg ein Mann in die Besahnswant der Bark, brachte ein langes Sprachrohr zum Vorschein, das er ansetzte, als ob er mit einer alten Muskete auf uns schießen wollte, und fragte an, ob wir ihm nicht unsere Längen- und Breitenberechnung mitteilen könnten. Dies geschah, und dann erfuhren wir, daß die Bark der »Präsident Washington« aus Nantucket und bereits dreizehn Monate in See sei; bis jetzt habe sie fünfhundert und sechzig Fässer Thran an Bord. Wir liefen sachte an ihr vorüber und mochten sie vielleicht eine Seemeile hinter uns gelassen haben, als der Wind gänzlich aufhörte. Die See lag so unbeweglich wie Quecksilber. Nirgends zeigte sich die geringste Trübung, der Himmel war absolut wolkenlos, so daß ich mich nicht erinnern konnte, jemals eine solche Ähnlichkeit der Meeresoberfläche mit einem Spiegel beobachtet zu haben.

Die Leesegel wurden weggenommen, um die Raaen zum Herumbrassen frei zu haben, wenn sich irgendwoher etwas Wind zeigen sollte.

»Walfische in Sicht! Eine ganze Herde! backbord voraus vier Strich!« rief plötzlich eine Stimme von vorn.

Das war eine Unterbrechung der beginnenden Langweile. Wir liefen an die Regeling, blickten in der angegebenen Richtung nach vorn und gewahrten die riesenhaften Tiere ganz deutlich. Sie zogen ruhig daher, in regelmäßigen Zwischenräumen die Köpfe fünf oder sechs Fuß emporhebend und dabei dicke Wasserstrahlen in die Luft sendend, die im Sonnenlicht flimmerten und glitzerten. Nur einer aus der Schar schien sich vor Übermut nicht lassen zu können; er stand mit dem Kopfe nach unten, so daß nur der Schwanz sichtbar war, mit dem er nach links und rechts um sich schlug, bis die See in seiner Nachbarschaft einem kochenden Kessel glich; man hätte meinen können, daß dort ein unterseeisches Erdbeben stattfände und daß der inmitten des weißen, schäumenden Aufruhrs so wild hin und her fahrende schwarze Schwanz ein Stück Inselland wäre, welches soeben von vulkanischen Kräften emporgestoßen würde und seinen ersten Schöpfungstag erlebte. Wenige Sekunden später war er verschwunden; die übrigen Fische aber blieben an der Oberfläche, blasend und langsam in nordwestlicher Richtung weiter ziehend.

Man kann sich denken, daß der Walfischfänger die Tiere ebenfalls sehr bald in Sicht hatte. Im Handumdrehen waren vier seiner Boote zu Wasser gebracht, jedes mit einer Crew Sprich »Kru«; Bootsmannschaft. von sechs Mann besetzt – einem Bootssteuerer, einem Harpunierer und vier Ruderern. Die Boote waren vorzügliche Fahrzeuge, und man konnte hier recht beobachten, was fortwährende Übung zu bewirken vermag; die Riemen blitzten in prachtvollem Takt, und jegliche Bewegung geschah sicher, schnell, dabei aber so ruhig und ohne Überstürzung, als wenn man sich die Mütze aufsetzt oder eine Pfeife anzündet. Und doch ging's auf eine Jagd, bei der der Jäger ebenso leicht das Leben wie die Mütze verlieren konnte.

Das Wetter war gerade wie geschaffen zur bequemen Beobachtung eines solchen oceanischen Stiergefechts, wie man eine Walfischjagd, wie sie zu meiner Zeit noch geübt wurde, mit Fug und Recht nennen konnte. Heutzutage tötet man die Tiere mit Dynamitgeschossen, der kühne Mannesmut und die Romantik der Tiefe sind dahin, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn die wissenschaftliche Entartung der Menschheit, denn eine solche hält mit der wissenschaftlichen Vervollkommnung gleichen Schritt, schließlich auch das edle Weidwerk zu Lande in ein einfaches Massenmorden, vielleicht mit Hilfe der Elektricität, verwandelt.

Wenngleich die Windstille und die damit verbundene Verzögerung unserer Fahrt bereits allerlei Mißstimmungen hervorgerufen hatte, so schwanden dieselben jetzt bei der Aussicht des Schauspiels, dem wir so unerwartet beiwohnen sollten.

Die herankommenden Walfische gewährten einen herrlichen Anblick. Die Sonnenstrahlen brachen sich in ihren Springwassern, so daß es schien, als regneten funkelnde Edelsteine hinab in die See; dazu erglänzten ihre braunschwarzen Leiber wie schimmernder Atlas und von ihren Köpfen rieselte das Wasser in kräuselnden, goldig leuchtenden Streifen nach hinten, so ruhig und gleichmäßig schoben sie sich durch die stille Flut. Die Boote näherten sich den Tieren direkt im Kielwasser derselben, während der Fahrt sich voneinander entfernend und ausbreitend, wie jetzt auch die Walfische thaten, und hinter jedem Boot zeigte sich eine lange Furche, als ob jeder der Bootssteuerer an seinem Steuerriemen ein endloses Silberband hinter sich herschleppte. Der Anblick war, wie gesagt, herrlich und einzig, denn obgleich es noch gewaltigere Meergeschöpfe geben mag, so ist uns doch bis heute keins bekannt, das den Walfisch an Größe überträfe, und wenn man die Winzigkeit der Boote und der Leute darin mit diesen Leviathanen verglich, von denen doch nur erst ein kleiner Teil über Wasser sichtbar war, dann mußte man sich unwillkürlich gestehen, daß ein hoher, ein seltener Mut in der Brust jener Seeleute wohne und daß ein Walfischjäger sicherlich das Zeug zu einem echten und rechten Manne in sich tragen müsse, was die übrigen Seefahrer im allgemeinen auch über den unreinlichen und wenig wohlriechenden Beruf desselben zu spotten haben mochten.

Es dauerte gar nicht mehr lange, da hatte eins der Boote den größten der Fische »festgemacht«. Ich hielt zufällig mein Glas gerade auf dieses Boot gerichtet und sah daher genau, wie der Harpunierer warf. Die erste Harpune fehlte, die zweite aber saß, und im Nu schoß der Fisch in die Tiefe, eine beträchtliche Länge der Leine mit sich hinabreißend. In einiger Entfernung tauchte er wieder auf, und dann raste er mit einer solchen Schnelligkeit davon, daß es der Bootsmannschaft unmöglich wurde, die Leine einzuholen und sich auf diese Weise an den Fisch heranzubringen. Im Augenblick war das Wasser in tobendem Aufruhr, als ob ein Sturm vom klaren Firmament herabgekommen wäre und das Stück des Oceans peitschte, auf welchem der Walfisch und hinter ihm das Boot dahinjagten. Alte Fänger versichern, daß ein Spermwal, das Eisen im Leibe, leicht mit einer Fahrt von zwanzig Knoten (fünf deutsche Meilen in der Stunde) davonliefe und diese Fahrt auch eine ziemliche Weile beibehalten könne; später mindert er seine Schnelligkeit auf etwa zwölf Knoten, und dann liegt er plötzlich still, so daß das Boot herankommen und ihm den Rest geben kann; wenn ein Fisch »gründet«, das heißt in die Tiefe schießt, dann reißt er bisweilen dreihundert Faden Leine in weniger als vier Minuten mit sich.

Auch dieser Fisch, den ich jetzt beobachtete, mußte, mit dem Boot im Schlepptau, zum mindesten zwanzig Knoten Fahrt machen, als er so dahinraste. Das Gebahren des Riesengeschöpfes in seiner Wut und seinem Schmerz bot einen gewaltigen Anblick dar. Seine mächtigen Fluken peitschten das Wasser bald an Steuerbord, bald an Backbord, als ob er die Ursache seiner Pein erfassen und zerschmettern wollte; vor seinem breiten Kopfe türmten sich die Schaummassen hoch auf und schossen dann zu beiden Seiten wirbelnd nach hinten, in einer Weise, die mich an ein Schiff gemahnte, welches in einem Orkan dahinbrauste und dem die Sprühwogen über die Back hereinbrachen.

Auf der »Santissima Trinidad« standen und saßen alle Mann an und auf der Regeling, die Mannschaften mittschiffs und vorn, die Offiziere auf dem Achterdeck und die Kadetten, wo sie gerade Platz fanden. Onkel Konstantin stand hinten in der Nähe des Ruders, neben ihm der erste Offizier. Ich lehnte nicht weit von den beiden Herren an einem der Bootsdavits, in denen die Gig hing.

»Heiliger Donner!« hörte ich plötzlich den ersten Offizier rufen. »Ich bitte um Vergebung, Herr Kapitän – aber der Fisch ist über Stag gegangen und hält nun direkt auf uns ab!«

Der Kapitänleutnant hatte recht.

In dem Augenblick war mir die Situation nicht klar, da meine ganze Aufmerksamkeit dem interessanten Schauspiel zugewendet gewesen war. Jetzt aber sprang ich zurück, wie von einer Kugel getroffen.

»Gütiger Gott!« rief ich erschreckt. »Er stürmt gerade auf uns zu und wenn er uns trifft –?«

Es rührte sich kein Lüftchen. Die Korvette lag regungslos, wie vor Anker im Hafen. Der Walfisch kam auf der Backbordseite schräg gegen das Achterteil des Schiffes heran. Es ist ein eigenes Ding, sich als die Zielscheibe zu fühlen, gegen die ein so ungeheurer Meereskoloß herangeschossen kommt – ein Ungetüm von mehr als hundert Fuß Länge und von Gott weiß wie vielen Hunderten von Zentnern Gewicht, in blinder, wahnsinniger Wut, das unser Schiff erwählte, seinen tollen Zorn daran auszulassen, und das nun mit einer Schnelligkeit auf uns losstürmte, die seiner ungeheuren Masse die zerschmetternde Wucht eines Donnerkeiles verleihen mußte.

Ich sah die in meiner Nähe stehenden Männer erbleichen. Sie überschauten die drohende Katastrophe und sahen ein, daß unser festes Kriegsschiff durch einen solchen Zusammenstoß zu Grunde gerichtet werden mußte. Einige von den mittschiffs stehenden Matrosen streiften ihre Schuhe ab, um besser schwimmen zu können, wenn es so weit kommen sollte.

Es blieb uns keine Zeit, an die Boote zu denken. Seit der Fisch gewendet und uns, dem Anschein nach, zum Zielpunkt ausersehen hatte, vollzog sich das übrige mit Gedankenschnelle. Im Geiste schon fühlte jeder den fürchterlichen Stoß, der uns den Boden unter den Füßen Wegreißen mußte, im Geiste schon sah ich die zersplitterte Öffnung unter den Kreuzrüsten der Korvette, so groß wie des Untiers gewaltiger Kopf ...

Die durchschnittene Flut bäumte sich schäumend nach rechts und links von dem hochragenden, stumpfen Oberkiefer des Wals, wie das Wasser am Buge eines unter vollem Dampf gehenden Oceansteamers von fünftausend Tonnen. Wieder und wieder hob sich der Kopf, gleichsam in langen Sätzen, infolge der furchtbaren Schläge der Fluken, und dann glich das Tier einem von wilder Brandung umtosten Fels in einem Tornado. Das Boot hinter ihm war in dem aufstäubenden Gischt völlig unsichtbar. Näher und näher kam er, mit dem Getöse eines immer heftiger rollenden Donners, sein Schweif beschrieb in seinen Schlägen von einer Seite zur andern einen Bogen von mindestens vierzig Fuß Weite.

Ich stand und hielt die Regeling krampfhaft gepackt – jetzt, ich hätte darauf geschworen, mußte der Stoß erfolgen – – aber er erfolgte nicht – der Fisch schoß dicht unter unserm Heck entlang, zwei Sekunden später gefolgt von dem Boot, das er nach sich schleppte und das beinahe ganz in blendendem, brüllendem Schaum vergraben war. Der Harpunierer kauerte im Buge, der Bootssteuerer stand wie eine Figur aus Eisen und die übrigen vier saßen ohne einen Finger zu regen.

Das war ein Bild ruhigen, stahlharten Mutes, eisiger Geduld und wunderbarer Festigkeit, an welches ich bis auf den heutigen Tag nicht zu denken vermag, ohne eine tiefe Bewunderung für jene Seeleute und alle ihre Berufsgenossen zu empfinden. Noch heute sehe ich ihre glänzenden Augen, ihre starren Züge, noch heute sehe ich das lange Haar des einen und die Enden des roten Shawls eines andern in dem Sturmwind flattern, den ihre rasende Fahrt hervorrief. Die ganze Erscheinung fuhr vorüber, wie ein Wirbelsturm, und die Korvette rollte schwer hinüber und herüber in der langen Woge, die der Wal hinter sich zurückließ.

Wir schauten aufatmend einander an.

Kapitän Deinhard blickte sehr ernst.

»Um ein Haar!« murmelte er. »Um ein Haar! Wie wunderbar! Wie sagt doch Hiob vom Leviathan? ›Er macht, daß das tiefe Meer siedet wie ein Topf, und rührt es ineinander, wie man eine Salbe menget. Nach ihm leuchtet das Meer, er machet die Tiefe ganz grau. Auf Erden ist ihm niemand zu gleichen; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein‹.«

»Ganz recht, aber auch um den Thrankessel jener Yankees zu füllen,« sagte der Kapitänleutnant. »Da, schauen Sie hin; es ist aus mit seiner Gewalt und Herrlichkeit.«

Der Fisch hatte eine Minute nach seinem Vorüberkommen gegrundet und war dann regungslos wieder nach oben gekommen. Das Boot holte heran, und gleich darauf machte ein Stich von der Lanze des Harpunierers seinem Leben ein Ende. Eine Fontäne roten Blutes stieg empor, und dann färbte sich das Wasser rings um das Boot und um den Fisch mit einem Schein, wie ihn die untergehende Sonne, wenn sie recht dunkelrot ist, über das Meer zu ergießen pflegt. – –

In Iquique fanden wir keinen der dort erwarteten Kreuzer, und da die Zeit drängte, beschloß Kapitän Deinhard zunächst auf eigene Faust mit der Blockade der verdächtigen Küstenstriche zu beginnen, so gut sich dies eben mit einem einzigen Schiffe ausführen ließ.

Die »Santissima Trinidad« segelte daher nach Valparaiso zurück. Wir hatten auf diese Weise zwei Monate verloren.

Der Tiefgang der Korvette verhinderte sie, in die engen Buchten und Flußmündungen der Chonos-Inseln und der benachbarten Küsten einzulaufen, es ward daher nötig, einige kleine Fahrzeuge zu erwerben und auszurüsten, welche diesen Specialdienst zu versehen hatten.

Wenn es Alvarado gelungen wäre, die »Medusa« hier herauszubringen, so wären uns große Schwierigkeiten daraus erwachsen. Trotz seiner sonstigen Mißerfolge hatte Kapitän Dickson das große Verdienst, dieses verhindert zu haben, und deshalb wußten wir ihm Dank. Ich sage »wir«, denn da ich nun einmal in den Schiffslisten der Korvette als Seekadett figurierte, hatte ich das Recht und die Pflicht, die Interessen derselben, wie des ganzen Kreuzergeschwaders, zu meinen eigenen zu machen.

Die Korvette sollte vor dem Archipel auf und nieder kreuzen, während die kleinen Fahrzeuge die Schlupfwinkel der Inseln und Küsten absuchten.

Leutnant Korkfender erhielt das Kommando einer zweimastigen Smack, die man notdürftig in ein Kanonenboot umgewandelt hatte, und zu meiner großen Freude gestattete mir Onkel Konstantin, den treuen, erprobten Genossen zu begleiten.

Das Kanonenboot hatte den Namen »Dickson« erhalten. Dasselbe war fünfzig Fuß lang und hatte eine Besatzung von dreißig Mann, die Offiziere, darunter meine Wenigkeit, eingerechnet. Die Mannschaft bestand zum größten Teil aus Araukanern, oder »Moluchen«, wie sie sich selber nannten, lauter starke, gelbhäutige Kerle mit langen, schwarzen Haaren und verwegen wie die Teufel. Eine Anzahl von ihnen war aus den Reihen der Piraten zu uns gekommen, vielleicht, weil der Verdienst in letzter Zeit ihren Ansprüchen nicht genügt hatte. Wir waren sehr zufrieden mit den Kerlen und kümmerten uns wenig darum, ob dieselben später zu ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Seeräuberei, zurückkehrten oder nicht. Ein araukanischer Dolmetscher, der an Bord des »Dickson« den Rang eines Bootsmanns bekleidete, vermittelte den Verkehr zwischen uns und den Indianern, auch erteilte er denselben die Kommandos in ihrer Muttersprache.

Es vergingen noch einige Wochen, ehe die Blockade organisiert, alle Maßnahmen getroffen, die Küstenfahrzeuge ausgerüstet und die Mannschaften derselben einexerziert waren. Während dieser Zeit studierte Korkfender eifrig die araukanische Sprache; als jedoch seine ersten praktischen Versuche mit derselben bei unseren Indianern das höchste Erstaunen erregten – die Kerle starrten ihn mit unverhohlenem Mitleiden an, da sie meinten, der arme » Capitan« sei übergeschnappt – da gab er die Geschichte auf und bediente sich für die Folge nur noch des Dolmetschers, den die Araukaner »Toqui«, Häuptling, nannten.

Die Kleidung dieser Leute bestand in einer Hose aus dem Fell des Guanaco, einer Art von Lama, die allenthalben in den patagonischen Pampas zu finden ist, einem starken Leibgurt und einem um den Kopf geschlungenen bunten Tuch, unter welchem die langen Haare glatt über den Rücken fielen. Als Waffen führten sie lange Messer und Dolche im Gürtel; einige hatten auch die Bolas an demselben hängen, an Riemen befestigte Eisenkugeln, die Nationalwaffe der Pampasindianer. Die Araukaner sind die stärksten und tapfersten der Ureinwohner Südamerikas, dabei aber nichts weniger als ein seefahrendes Volk. Wie sie mit den Chonospiraten in Verbindung gekommen sind, darüber vermag ich keine Aufklärung zu geben; vielleicht hatte sie ihr alter Haß gegen ihre Unterdrücker, die Chilenen, zu diesem Schritt bewogen, vielleicht auch war es nur verkommenes und durch Halbcivilisation verkommenes Gesindel, welches sich dem Seeräuberwesen zugewendet hatte, da ihnen dasselbe mehr zusagte, als der Ackerbau am Lande.


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