Frederick Marryat
Der Pascha
Frederick Marryat

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünfzehntes Kapitel.

Am folgenden Tage saß der Pascha seiner Gewohnheit gemäß im Divan und Mustapha befand sich an seiner Seite, dem Flüstern verschiedener Leute, welche sich ihm in der hochachtungsvollsten Haltung näherten, bereitwillig Gehör schenkend. Die Bittsteller fanden höchst gnädige Aufnahme, denn der Zweck ihrer Aufdringlichkeit bestand darin, den Vezier zu bestimmen, daß er sich für sie interessire, wenn ihre Sache vor dem Pascha zur Entscheidung komme, denn man wußte wohl, daß sich derselbe stets durch die geflüsterte Ansicht Mustaphas leiten ließ. Mustapha war ein gutherziger Mann, stets sehr dankbar, und vergaß nie einen ihm geleisteten guten Dienst. Die Folge davon war, daß eine Andeutung, es werde ein Beutel von so und so vielen Zecchinen zu des Veziers Füßen niedergelegt werden, im Falle der Prozeß zu Gunsten des Bittstellers entschieden würde, unseren Mustapha stets für eine Person geneigt stimmte; und Mustaphas Ansicht traf noch außerdem stets mit der des Paschas zusammen, weil man annahm, daß derselbe die Hälfte der also angebotenen Zecchinen erhalte. Das Sprichwort sagt allerdings »man müsse zuerst gerecht und dann erst freigebig seyn,« aber Mustaphas Argumente, als er dem Pascha zum Erstemale diese Methode zu Füllung des königlichen Schatzes vorschlug, waren so vortrefflich, daß wir sie der Nachwelt überantworten müssen. »Erstlich,« sagte Mustapha, »ist es augenscheinlich daß in allen diesen Fällen die Kläger und die Beklagten gleich große Spitzbuben sind. Zweitens ist es unmöglich, was immer für einer Partei auch nur ein Wort zu glauben. Drittens kann man, selbst wenn man seine Urtheilskraft aufs Schärfste anstrengt, ebensogut einen unrechten als rechten Bescheid geben. Viertens, wenn ein Mensch durch unsere Entscheidung beeinträchtigt wird, so verdient er es als Strafe für seine übrigen Missethaten. Fünftens, da die einzige Achtbarkeit der Parteien in ihrem weltlichen Reichthum besteht, so gilt, wenn man dem Meistgebenden Recht gibt, die Entscheidung dem achtbarsten Manne. Sechstens ist es unsere Pflicht, dankbar zu seyn für empfangene Wohlthaten und wenn wir diesen Grundsatz zur Richtschnur unseres Urtheils machen, so üben wir eine Tugend, welche von dem Koran strenge eingeschärft wird. Siebentens gewinnen beide Parteien aus der raschen Entscheidung einen Vortheil, weil ein Verlust immer besser ist, als ein langer Prozeß. Achtens aber und letztens brauchen wir Geld.«

An demselben Tage kam eine Rechtsfrage zur Abhör und obgleich gewichtige Gründe bereits das Verdikt entschieden hatten, so wurden doch pro forma noch die beiderseitigen Zeugen vernommen. Als man einen derselben fragte, was er über die Sache anzugeben wisse, versetzte er, »es sey ihm unzweifelhaft, daß in der Sache Zweifel obwalteten; indeß zweifle er doch, ob die Zweifel richtig seyen.«

»Er zweifelt und zweifelt nicht – was soll Alles dieß heißen? Lachst du uns in die Bärte?« entgegnete Mustapha mit der strengen Miene, die er stets als Richter zur Schau zu tragen pflegte. »Ist es Thatsache oder nicht?«

»Eure Hoheit, ich treffe selten auf eine sogenannte Thatsache, ohne daß sich ein halbes Dutzend Zweifel daran hängen. Ich erdreiste mich daher zu keiner Behauptung, ohne mir die Zweifel vorzubehalten.«

»Antworte mir klärlich,« versetzte der Vezier, »oder die Ferasches und der Bambus werden sich in Bälde mit dir abgeben. Hast du das Geld ausbezahlen sehen?«

»So viel ich irgend etwas in dieser Welt glauben kann, glaube ich, daß ich Geld bezahlen sah; aber ich stehe im Zweifel wegen der Summe, wegen des Metalls, und habe auch noch meine andere Zweifel. Eure Hoheit halten zu Gnaden, ich bin ein unglücklicher Mann und habe von Geburt an unter dem Einfluß der Zweifel gestanden; sie sind bei mir zu einer Krankheit geworden, welche ohne Zweifel nur mit meinem Daseyn enden wird. Ich zweifle stets an einer Thatsache, wenn nicht – –«

»Was sagt der Esel? Ist Alles dieß etwas Anderes, als dummes Getratsche? Laßt ihn eine Thatsache versuchen.«

Der Pascha gab ein Zeichen, – die Ferasches erschienen, – der Mann wurde niedergeworfen und erhielt fünfzig Hiebe auf die Fußsohlen. Dann befahl der Pascha aufzuhören.

»Ha, bei unserem Barte, ist es nicht eine Thatsache, daß Du die Bastonade erhalten hast? Wenn du noch immer daran zweifelst, so wollen wir fortfahren.«

»Das Faktum ist über jeden Zweifel erhaben,« versetzte der Mann sich niederwerfend. »Aber Eure durchlauchtige Hoheit möge mich entschuldigen, wenn ich zu behaupten fortfahre, daß ich nicht immer eine Thatsache anerkennen kann, wenn sie nicht durch so unläugbare Beweise erhärtet ist, wie Eure Weisheit sie beizubringen geruhte. Wenn Eine Hoheit mit der Geschichte meines Lebens bekannt wäre, so würdet Ihr zugestehen, daß ich Grund zum Zweifel habe.«

»Die Geschichte seines Lebens, Mustapha? Der muß etwas zu erzählen haben.«

»Noch fünfzig Sohlenstreiche dürften wohl alle seine Zweifel beseitigen, durchlauchtige Hoheit,« entgegnete Mustapha.

»Ja; aber dann zerschlagen wir ihm auch seine Geschichte. Nein, nein, laß ihn bis auf den Abend einsperren, und dann wollen wir sehen, was wir aus seinem Falle machen können.«

Dem Wunsche des Pascha gemäß ertheilte Mustapha seine Weisungen. Sobald sie Abends ihre Pfeifen angesteckt hatten, erhielt der Mann Befehl zum Eintreten und zugleich aus Rücksicht für seine verschwollenen Füße die Erlaubniß, sich niederzusetzen, damit er seine Geschichte gemächlicher erzählen könne.

Hudusis Geschichte.

Durchlauchtigster Pascha, erlaubt mir zuerst zu bemerken, daß ich, obgleich ich in der letzten Zeit meinen eigenen Ansichten folgte, doch nicht so intolerant bin, um nicht Anderen dieselbe Freiheit zu gestatten; das heißt, ich will nicht gerade in Abrede ziehen, daß es in der Welt überhaupt wirkliche Thatsachen gebe, und mache es auch denen nicht zum Vorwurf, welche nicht daran glauben. Man hat mir erzählt, es gebe fliegende Drachen, Greifen und andere wunderbare Thiere; für mich aber und für jeden Andern dürfte es wahrhaftig zureichen, an das Vorhandenseyn solcher Thiere zu glauben, wenn wir einmal so glücklich gewesen sind, sie zu sehen. In gleicher Weise bin ich geneigt, an ein Faktum zu glauben, wenn es von dem Nebel der Zweifel befreit ist; indeß kann ich wohl sagen, daß ich bisher nur selten auf eine ganz von Zweifeln freie Thatsache traf, und jedes Jahr bestärkt mich in der Ueberzeugung, es gebe überhaupt nur wenig ächte Fakta. Der Zweifel ist so in meine Organisation eingewoben, daß ich bisweilen nicht einmal mein eigenes Daseyn als Faktum anerkennen mag. Ich glaube zwar, daß ich existire, fühle aber doch, daß ich kein Recht habe zu dieser Behauptung, bis ich weiß, was der Tod ist, und hieraus einen Schluß ziehen kann, der mich vielleicht zu einer maßgebenden Folgerung führt.

Mein Name ist Hudusi. Von meinen Eltern kann ich nur wenig sagen. Mein Vater behauptete, er sey der tapferste Janitschar in des Sultans Dienste und habe sich sehr ausgezeichnet. Er sprach stets von Rustam, der nur ein Einfaltspinsel gegen ihn selbst sey, von der Zahl seiner gefochtenen Schlachten, von den Wunden, die er erhalten, als er seinen Trupp in die verzweifeltsten Scharmützel führte; da jedoch mein Vater oft in meiner Gegenwart badete und ich keine andere Wunden an ihm bemerken konnte, als eine, die sein Hintertheil zierte, so kamen mir, wenn er von seiner Tapferkeit sprach, allerlei ernste Zweifel in Betreff der Thatsachen.

Meine Mutter hätschelte mich sehr und hielt viel auf mich; sie erklärte, ich sey das Ebenbild meines Vaters, ein süßes Pfand ihrer Liebe und ein Segen, den der Himmel ihrer Ehe geschenkt habe. Doch mein Vater hatte eine Adlernase und einen großen Mund, ich dagegen eine Mops- oder umgekehrte Adlernase, nebst einem kleinen Mund; seine Augen waren roth und wieselartig, die meinen aber hervorstehend; da sie ferner eine sehr schöne Frau war, und häufig die Höhle eines heiligen Mannes zu besuchen pflegte der in hohem Rufe stand und dem ich sehr ähnlich sehen sollte, so bezweifelte ich sehr die Thatsache, wenn sie von der Vaterschaft des Janitscharen sprach.

Ein alter Mollah lehrte mich lesen, schreiben und die Verse des Koran auswendig lernen. Ich war so weit vorgerückt wie irgend ein Knabe unter seiner Obhut; aber er konnte mich aus Gründen, die ich nie erfuhr, nicht leiden und töffelte mich unaufhörlich. Er erklärte, ich sey ein Bösewicht, ein Ungläubiger, ein Sohn von Jehanum, welcher nächstens dem Spieße verfallen werde. Ich bin übrigens fünf und vierzig Jahre alt geworden ohne einen Pfahl durch meinen Leib, und Eure Hoheit muß zugeben, daß ich gerechtfertigt war, das Faktum sehr zu bezweifeln, als er mir Alles dieß in die Ohren höhnte.

Als ich heranwuchs, wollte mein Vater, daß ich mich in das Janitscharen-Corps einreihen lasse und ein Löwentödter werde, wie er selbst. Ich machte Gegenvorstellungen, aber vergeblich; er bewarb sich in meinem Namen, – ich wurde angenommen und erhielt auf meinen Arm das Zeichen, das mich zum Janitscharen stempelte. Ich steckte mich in die Montur und schwadronirte mit vielen andern jungen Leuten meiner Bekanntschaft, welche mit Schwüren betheuerten, sie wollten ihre Feinde lebendig auffressen, und ihre Schnurrbärte drehten, um die Wahrheit ihrer Behauptung zu betheuern. Da wurden wir eines Tages abgeschickt, um einen rebellischen Pascha zu Paaren zu treiben. Wir rannten mit einem Geschrei, das wohl den Teufel hätte in Angst jagen können, gegen seine Truppen an; aber diese ließen sich nicht einschüchtern, sondern hielten Stand, und da sie nicht davon laufen wollten, so thaten wir's, indem wir es den Narren überließen, sich in Stücke hauen zu lassen. Wenn nun später einer meiner Kameraden von seiner Tapferkeit sprach oder mein Vater erklärte, er werde bald zum Rang eines Spahis befördert werden, und ich sey das Junge eines Löwen, so bezweifelte ich sehr die Thatsache.

Der Pascha hielt viel länger Stand, als man anfänglich erwartet hatte, – in der That so lange, daß man in der Hauptstadt nicht wenig in Angst gerieth. Der Sultan schickte zu seiner Ueberwältigung weitere Truppen ab, und da unsere Anstrengungen erfolglos blieben, so sah sich der Vezier nach altem Brauche in die unangenehme Notwendigkeit versetzt, seinen Kopf herzugeben, den man zu brauchen schien, weil wir dem Feinde den Steis zugewendet hatten. In der That hatte der Sultan nur uns zu Gefallen eingewilligt, sich der Dienste eines sehr fähigen Mannes zu berauben, denn wir umringten den Palast und behaupteten, daß die Schuld ganz an ihm liege. Wenn man übrigens unser Benehmen auf dem Schlachtfeld ins Auge faßt, so wird Eure Hoheit wohl zugeben, daß Grund vorhanden war, die Thatsache zu bezweifeln.

Wir wurden abermals gegen den rebellischen Pascha ausgesandt, welcher auf den Böschungen seiner Veste saß und für jeden Janitscharenkopf, der ihm von seinen Truppen gebracht wurde, dreißig Zecchinen auszahlte, – eine Verschwendung, die, wie ich fürchte, ihn viel Geld kostete. Wir geriethen in einen Hinterhalt und die Hälfte des Corps, zu welchem mein Vater gehörte, wurde in Stücke gehauen, ehe wir Beistand gewinnen konnten. Endlich zog sich der Feind zurück. Ich sah mich nach meinem Vater um und fand ihn sterbend. Wie früher hatte er eine Wunde an der unrechten Seite erhalten, indem ihm ein Speer zwischen den Schultern stack. »Erzähle es weiter, wie ich als Tapferer gestorben sey,« redete er mich an, »und sage deiner Mutter, ich sey ins Paradies eingegangen.« Ich hatte den Charakter meines geehrten Vaters sehr genau gekannt und wußte, daß er ein Dieb, ein Lügner und eine Memme war; dennoch versprach ich ihm, seinem Auftrage Folge zu geben, obschon ich die Thatsache sehr bezweifelte.

Damit Eure Hoheit begreife, wie es zuging, daß ich allein übrig blieb und lebend von dem Schlachtfeld kam, muß ich Euch mittheilen, daß ich eine beträchtliche Portion von meines Vaters Muth geerbt hatte. Es gefiel mir gar nicht, wenn man mir Pistolen ins Gesicht abschnappte, weßhalb ich mich auf den Boden warf und ruhig da liegen blieb, mich lieber zertreten lassend, als daß ich mich in das Treiben über mir eingemischt hätte.

 

»Bei dem Schwerte des Propheten, da haben wir wenigstens eine Thatsache, – Du bist eine sehr große Memme,« bemerkte der Pascha.

»Unter meinen übrigen Zweifeln, durchlauchtige Hoheit, gehört gewiß auch ein kleiner Zweifel gegen meine Tapferkeit.«

»Bei dem Barte des Pascha, dieser Gegenstand ist für mich über alle Zweifel erhaben,« bemerkte Mustapha.

»Ohne mich auf die Vertheidigung meines Muthes einlassen zu wollen, möchte ich mir gegen Eure Hoheit die Bemerkung erlauben, daß es mir völlig gleichgültig war, ob der Sultan oder der Pascha den Sieg davon trug. Um harte Hiebe war mir's durchaus nicht zu thun, wenn sie mir nicht die Gelegenheit boten, einige Zecchinen für meine Tasche zu gewinnen. Ich habe nie einen Soldaten gekannt, der, wie tapfer er auch seyn mochte, aus bloßer Kampflust oder um der Unterhaltung willen gefochten hätte. Wir alle suchen in dieser Welt Geld zu gewinnen, und dieß ist, glaube ich, die geheime Triebfeder aller unserer Handlungen.

»Ist dieß wahr, Mustapha?« fragte der Pascha.

»Eure durchlauchtige Hoheit halten zu Gnaden, wenn es auch nicht gerade eine unumstößliche Wahrheit ist, so hat doch der Mann wenigstens nicht weit fehl geschossen. Fahre fort, Hudusi.«

Die Gedanken, die ich vor Euer durchlauchtigen Hoheit auszudrücken wagte, beschäftigten eben meinen Geist, als ich so unter den Todten und Sterbenden saß. Ich stellte Betrachtungen an, wie weit besser die Soldaten des Paschas daran wären, als die unseres erhabenen Sultans, welche nichts als harte Schläge kriegten, während die ersteren für jeden Janitscharenkorps dreißig Zecchinen einstreichen durften; und wie ein Gedanke den andern nach sich zieht, so meinte ich, es dürfte, wie der Pascha augenscheinlich die Oberhand gewann, am räthlichsten seyn, auf die rechte Seite zu treten. Nachdem ich hierüber mit mir einig geworden, fiel mir ein, ich könnte bei dem Tausche noch einige Zecchinen gewinnen, wenn ich mit etlichen Janitscharenköpfen, die neben mir lägen, vor den Pascha träte. Dem gemäß legte ich Alles ab, was mich selbst als einen Janitscharen verrathen konnte, visitirte drei Kameraden die Taschen, schnitt ihnen die Köpfe ab, und war eben im Begriffe aufzubrechen, als ich mich noch meines geehrten Vaters entsann, zu welchem ich zurückkehrte, um ihm ein letztes Lebewohl zu sagen. Der Abschied von einem Vater ist schwer, und ich konnte mich nicht entschließen, mich ganz von ihm zu trennen; so fügte ich denn seinen Kopf und den Inhalt seines Beutels den drei andern Köpfen und Börsen bei, beschmierte mein Gesicht und meinen Leib mit Blut und machte mich, in der einen Hand meinen Scymetar und in der andern die vier in ein Tuch gebundenen Köpfe, nach der Festung des Paschas auf den Weg. Vor den Mauern aber wüthete noch immer der Kampf, und ich entwischte mit knapper Noth einem Janitscharencorps, das mich erkannt haben würde. Dennoch folgten mir ein paar bis an das Thor der Festung nach, und ich sah mich, trotz meiner Belastung, genöthigt, mich zum Kampfe umzuwenden. Niemand ficht besser, als ein Mensch, der nicht anders kann; denn in einem solchen Falle hält sich auch derjenige wacker, welcher sonst gar nicht kämpfen würde. In meinem Leben war ich nie so tapfer gewesen. Ich hieb den Einen nieder und der Andere lief davon.

Da dies vor den Augen des Paschas geschehen war, welcher auf der Mauerzinne saß, so wurde ich in das Fort eingelassen. Ich eilte vor den Pascha und legte ihm die vier Köpfe zu Füßen. Er war über meine außerordentliche Tapferkeit so erfreut, daß er mir einen Beutel von fünfhundert Goldstücken zuwarf, zu meiner Beförderung Befehl ertheilte und mich fragte, zu welcher Abtheilung seiner Truppen ich gehöre. Ich versetzte, daß ich ein Freiwilliger sey. So wurde ich denn zum Offizier ernannt, und ich war mit einemmale ein reicher, vornehmer Mann, blos weil ich die Seite gewechselt hatte.

»Das ist keine ganz so ungewöhnliche Methode, sich in der Welt fortzubringen, als Du wohl glauben magst,« bemerkte Mustapha trocken.

»Mustapha,« sagte der Pascha, fast keuchend, »all dies ist nichts, als Wortklauberei, – Wind, – Geträtsche. Bei den Brunnen, die an dem Throne Mohameds spielen, meine Kehle ist mir von den Zweifeln dieses Kerls so heiß und so trocken geworden, als wäre sie mit glimmendem Zunder gepflastert. Ich zweifle, ob wir je im Stande seyn werden, sie wieder anzufeuchten.«

»Diesen Zweifel muß Eure Hoheit ohne Zögerung lösen. Hudusi, Murakhas – mein Freund, Du bist entlassen.«

Kaum hatte der Zweifler seine Pantoffeln wieder aufgenommen und dem Divan seinen Rücken zugekehrt, als der Pascha und sein Minister in ehrenhaftem Wetteifern ans Werk gingen, mit einemmale ihre Zweifel und ihren Durst zu beseitigen; auch gelangen ihnen ihre Versuche so gut, daß sie nach kurzer Zeit ihren Zustand des Bedenkens in den sehr glücklichen des Betrinkens umgewandelt hatten.


 << zurück weiter >>