Frederick Marryat
Der Pascha
Frederick Marryat

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Zwölftes Kapitel.

Huckabacks letzte Reise.

Eure Hoheit wird sich wundern über die unerhörten Abenteuer, die mir auf meiner letzten Reise zustießen; denn ich denke, dreist behaupten zu können, daß weder vorher noch nachher je ein Mensch so viel erfuhr, oder in so eigenthümlich gefährliche Lagen gerieth, als diejenigen waren, welche mir durch das Geschick zugewiesen wurden.

Ungeachtet der Gefahr, in welche mich mein früherer Ausflug nach dem nördlichen Oceane versetzte, ließ ich mich doch bereden, das Commando eines Wallfischfängers zu übernehmen und wieder in dieselben Breiten zu ziehen. Wir segelten früh im Jahre von Marseille ab, um zu guter Zeit nach dem Norden zu kommen und das Eismeer vor dem Eintritt des Winters wieder verlassen zu können. Glücklich in der Baffins-Bai angelangt, hatten wir sehr bald achtzehn Fische an Bord. Schon mit dem Beginne des Herbstes dachte ich an die Rückkehr, und wir steuerten in südlicher Richtung, als wir mit einemmale auf zwei oder drei große Eisberge trafen, an deren Rand ganze Heerden von Wallrossen oder Seepferden lagen. Da wir noch einige leere Fässer hatten, so beschloß ich, sie mit dem Thrane dieser Thiere zu füllen, und ließ meine Boote hinaushissen, um sie anzugreifen. Wir tödteten eine große Anzahl, die wir an Bord schickten, und setzten unsere Jagd mit gutem Erfolge fort, ohne mehr, als ein einziges Boot zu verlieren, dessen Kiel durch die Zähne eines dieser ungeschlachten Thiere eingestoßen wurde. Aber plötzlich schlug der Wind gegen Süden um, und die kleinen Eisberge, welche damals windwärts lagen, schloßen sich rasch an den großen an, auf welchem wir unsere Jagd betrieben. Die Harpuniere bemerkten dieß und empfahlen mir, nach dem Schiffe zurückzukehren; aber der Fang machte mir so viele Unterhaltung, daß ich nicht auf ihren Rath achtete. Ein Wallroß lag in einer Bucht, die sich zufällig an der aufrechtstehenden Kante des Eisberges gebildet hatte, und da ich es anzugreifen wünschte, so ließ ich mein Boot darauf zurudern. Zwischen den beiden Eisbergen befand sich damals nur eine zwanzig Ellen breite Wasserstraße, und ein schneller Windstoß brachte die Massen rasch mit einander in Berührung. Die Leute in den andern Booten ruderten hurtig davon, entkamen und langten, wie ich später erfuhr, mit dem Schiffe in der Heimath an; ich aber war so angelegentlich auf die Jagd erpicht, daß ich auf nichts achtete, sondern mit meiner Harpune im Buge stand, um sie nach dem Thiere zu werfen, bis der Stern meines Bootes von dem anderen Eisberge berührt wurde. Die Cohäsion der schwimmenden Körper wirkte nun dermaßen, daß sie mit Blitzesschnelle an einander schlugen und die Menschen sowohl, als das Boot in Atome quetschten. Ich hörte im Buge des Bootes das Krachen und hatte in einem Augenblicke der Verzweiflung just noch Zeit, in die Bucht und auf den Rücken des Wallrosses zu springen. Unmittelbar darauf schlugen die beiden gewaltigen Eismassen zusammen. Ich zweifle nicht, daß das Getöse furchtbar war, hörte aber nichts davon, da mich das Eis augenblicklich einschloß. Anfangs bemerkte ich noch in die Zwischenräume; da jedoch der Südsturm die Eisberge vor sich her nördliche Region blies, so wurde bald Alles durch den Frost verkittet, und ich fand mich in einem keine acht Quadratfuß fassenden Raume bei einem Wallrosse eingesperrt.

Ich will Eure Hoheit nicht mit einer Schilderung meiner Gefühle hinhalten. Ich stellte mir vor, ich könne nur eine gewisse Zeit leben und müsse dann aus Mangel an frischer Luft sterben; aber das war unrichtig. Anfangs wurde allerdings die Höhle durch die Ansammlung meines Athems unerträglich heiß und ich meinte bald ersticken zu müssen. Alle meine früheren Sünden kehrten in mein Gedächtniß zurück; ich flehte um Gnade und legte mich nieder, um zu sterben. Ich fand indeß bald, daß das Eis durch die Hitze schmolz und daß dadurch ein beträchtlicher Theil Luft frei wurde, so daß ich nach einigen Minuten wieder besser athmen konnte. Das Thier welches augenscheinlich über seine ungewohnte Lage sehr erschrocken war, verhielt sich vollkommen ruhig, und wie der Ertrinkende sogar nach dem schwächsten Strohhalme greift, so kam auch mir der Gedanke in den Kopf, wie ich mich vielleicht retten könne. Ich bedachte, wie viel Luft ein so ungeheures Thier verbrauchen müsse, und beschloß, es abzufertigen, damit mir mehr für mein eigenes Bedürfniß bleibe. Mein Messer herausziehend, bohrte ich es zwischen die Wirbelknochen, welche den Kopf mit dem Halse verbinden, und durchschnitt so das Rückenmark – eine Maßregel, welche den augenblicklichen Tod meines Mitgefangenen zur Folge hatte.

Sobald ich bemerkte, daß das Thier völlig todt war, kletterte ich von seinen Schultern herunter und suchte mir ein bequemeres Plätzchen in jenem Theile der Höhe, wo der Kopf des Wallrosses gelegen hatte; denn dahin hatte ich mich zu seinen Lebzeiten nicht wagen mögen, weil ich mich vor seinen ungeheuren Zähnen fürchtete. Die Luft war bald reiner, und ich athmete mit mehr Freiheit. Eure Hoheit wundert sich vielleicht über meine Behauptung und ich weiß in der That nicht, ob die Luft von dem Eise selbst ausströmte oder ob das Eis hinreichend porös war, um dieses Lebenselement einzulassen; so viel aber ist gewiß, daß von Stunde an mein Athmungsprozeß nicht mehr beschwert war. Wir haben in unserem Lande Beispiele, daß Weiber und Kinder zwei Monate im Schnee begraben lagen und doch lebendig wieder herausgeholt wurden und wieder genasen, obschon sie während ihrer Einscharrung wenig oder keine Nahrung zu sich genommen hatten. Ich erinnerte mich hieran, und da ich wohl wußte, das Fleisch des Thieres könne mich Jahre lang ernähren, so begann ich mich der Hoffnung hinzugeben, daß ich noch gerettet werden könne, wenn mich der Wind weit genug südwärts treibe, um meiner Stube das Aufthauen möglich zu machen. Ich fühlte die Ueberzeugung, daß die Eiskruste um mich her nicht mehr als sechs oder acht Fuß in der Dicke habe, denn ich hatte hinreichend Licht, um den Tag von der Nacht unterscheiden zu können. Nachher verschärfte sich auch mein Gesichtssinn dermaßen, daß ich ganz gut in jede Ecke der Höhle sehen konnte, in welcher ich eingebettet war.

Während des ersten Monats zwang mich der Hunger, häufig meinem Wallrosse zuzusprechen; mit der Zeit aber nahm mein Appetit ab, bis ich zuletzt Wochen lang keinen Mund voll zu genießen brauchte. Vermuthlich war dieß eine Folge des Mangels an frischer Luft und Bewegung, denn ich kann nicht sagen, daß ich im Stande war, mich dieser beiden Annehmlichkeiten zu erfreuen. Ich war ungefähr zwei Monate in meinem Loche gewesen, als plötzlich eine ungeheure Erschütterung ähnlich der eines Erdbebens stattfand; ich fiel von dem oberen Theile nach dem Boden nieder und wurde eine Zeitlang umhergeworfen wie eine Erbse in einer Klapper. Ehe dieß vorüber war, hatte ich fast meine Besinnung verloren und zuletzt lag ich auf dem vormaligen Dache der Höhle. Ich schloß hieraus, daß der Eisberg, welcher mich einschloß, mit einem andern zusammengeprallt und ich von der Hauptmasse losgerissen worden war; wahrscheinlich schwamm ich daher auf der See mit andern Stücken, die wenn sie sich zu größeren Massen sammeln, eine Eisfläche genannt werden. Ob sich meine Lage zum Bessern gewendet hatte, wußte ich nicht; aber schon der Wechsel flößte mir neue Hoffnungen ein. Meiner Rechnung nach waren jetzt fünf Monate entschwunden; es mußte tiefer Winter seyn, und ich hatte daher keine Hoffnung, vor dem nächsten Frühling erlöst zu werden.

 

»Allah wakbar, Gott ist überall!« unterbrach ihn der Pascha. »Indeß möchte ich doch wissen, Hukaback, wie Du die entschwundene Zeit so genau zu berechnen im Stande warst.«

»Min Baschi und Haupt von Tausenden!« versetzte Huckaback, »ich will dieß Eurer Hoheit erklären. Ich klemmte einmal meinen Fingernagel in einen Schiffsboden und glaubte, ihn zu verlieren. Er fiel jedoch nicht ab, sondern wuchs wie früher fort, und ich gewann dadurch die Befriedigung, zu wissen, wie oft die Leute im Laufe des Jahres ihre Nägel wechseln. Dies geschieht genau in zwei Monaten und darauf begründete ich meine Rechnung. Ich bemerkte nämlich Flecken an meinen Nägeln und nach ihrem Vorwärtsschieben bemaß ich die Zeit.«

»Maschallah, wie wunderbar ist Gott! Wattah thaib, wohlgesprochen, bei Allah! Daran hatte ich nie gedacht«, bemerkte der Pascha, »fahre fort in Deiner Erzählung.«

 

Nach meiner Berechnung waren die fünf Monate verflossen, als ich eines Morgens ganz in meiner Nahe ein kratzendes Getöse vernahm. Bald nachher bemerkte ich, daß die Zähne einer Säge in meine Wohnung eindrangen, woraus ich die richtige Folgerung zog, daß sich ein Schiff durch das Eis einen Weg bahnte. Obgleich ich mich nicht hörbar machen konnte, sah ich doch sehnlich meiner Befreiung entgegen. Die Säge näherte sich der Stelle, wo ich saß und ich fürchtete verwundet, wo nicht entzwei geschnitten zu werden; aber sie wurde just zwei Zolle von meiner Nase entfernt wieder zurückgezogen. Die Sache verhielt sich nämlich so, daß ich mich unter der Hauptfläche befand, welche zusammengefroren gewesen und sobald das feste Eis oben beseitigt war, stieg ich in die Höhe. Ein Strom frischer Luft drang augenblicklich durch den kleinen Einschnitt der Säge herein und benahm mir durch seine Schärfe nicht nur den Athem, sondern affizirte mich auch so sehr, daß ich Blut speien mußte. Da ich den Ton von Stimmen hörte, so hielt ich meine Befreiung für gewiß. Obgleich ich nur sehr wenig Englisch verstand, hörte ich doch den Namen » Captain Parry« häufig erwähnen – vermuthlich ist Eurer Hoheit diese Person nicht unbekannt.«

 

»Pah – habe nie von ihr gehört,« entgegnete der Pascha.

»Das nimmt mich Wunder, durchlauchtige Hoheit, denn ich meinte, Jedermann müsse von diesem abenteuerlichen Seefahrer schon vernommen haben. Ich muß hier noch bemerken, daß ich seitdem seine Reisen gelesen habe. Er erwähnt als einer sonderbaren Thatsache des Dampfes, der von dem Eise aufstieg – dieser war weiter nichts, als die heiße Luft, die aus meiner Höhle entwich, als sie angesägt wurde: ein merkwürdiger Punkt, da er nicht nur die Genauigkeit seiner Beobachtungen, sondern auch den Umstand beweist, daß ich, wie ich Eurer Hoheit mittheilte, daselbst eingeschlossen war.«

 

Aber leider schwanden meine Hoffnungen bald wieder dahin, denn ich fühlte, daß ich abermals unter die Fläche gedrückt wurde, um für die Durchfahrt des Schiffes Platz zu machen. Als ich mich wieder hob, war das Wasser, welches den Sägeneinschnitt ausgefüllt hatte, fest gefroren, und ich sah mich auf's Neue eingeschlossen – vielleicht auf immer. Ich kam nun vor Verzweiflung ganz von Sinnen, zerriß meine Kleider, stieß meinen Kopf gegen die Ecken der Höhle und versuchte so meinem verhaßten Daseyn ein Ende zu machen. Endlich sank ich erschöpft von meinen ungestümen Anstrengungen nieder und verharrte mehrere Tage in düsterem Stumpfsinne.

Aber der menschliche Geist besitzt eine Spannkraft, in deren Folge sich das Haupt über die Gewässer der Verzweiflung erhebt. Die Hoffnung verläßt uns nie, nicht einmal in einem Eisberge. Sie ist unsere Stütze und Begleiterin bis auf den letzten Augenblick, und obschon wir in unserer Wuth ihre freundlichen Dienste zurückweisen, bewacht sie uns doch immer, stets bereit, uns beizustehen und uns zu trösten, sobald wir geneigt sind, auf ihr ermutigendes Flüstern zu lauschen.

Ich hörte wieder auf ihre Stimme und zehrte sechs weitere Monate an ihr, nur hin und wieder zur Abwechslung mir ein Stück von dem Fleische des Wallrosses zu Gemüth führend. Es war nun spät im Sommer, und das Eis, in welches ich eingeschlossen war, schmolz augenscheinlich dahin. Eines Morgens war ich nicht wenig erstaunt, zu bemerken, daß das Licht der Sonne regelmäßig jede Viertelstunde seine Stellung zu wechseln schien. Wäre dies den Tag über nur gelegentlich und nicht in bestimmten Zwischenräumen geschehen, so würde ich geglaubt haben, das Eis ändere nach den Winden und Strömungen seine Lage; aber die Regelmäßigkeit überraschte mich. Ich gab Acht und fand, wie das gleiche Phänomen fortdauerte, aber in stets kürzeren Zwischenräumen, bis das Licht zuletzt in jeder Minute von einer Seite zur andern umschlug. Nach einiger Ueberlegung kam mir der schreckliche Gedanke, ich müsse nach der Küste von Norwegen getrifftet und in den Einfluß des schrecklichen Wirbels, welcher der Maelstroom genannt wird, gerathen seyn. In einigen Minuten war ich vielleicht für immer verschlungen: und während ich über diese Möglichkeit nachdachte, sprang das Licht alle fünfzehn Sekunden um.

»Es ist so!« rief ich in Verzweiflung, und wie ich diese Worte ausstieß, wurde es ganz dunkel. Ich wußte, daß mich der Wirbel Verschlungen hatte und jetzt Alles vorüber war.

Es mag Eurer Hoheit sonderbar erscheinen, daß ich, nachdem die erste Erschütterung über den voraussichtlichen Untergang vorüber war, nicht weiter entsetzt war über meine Lage, sondern im Gegentheil darüber spottete und höhnte. Ich konnte nicht mehr fühlen und sah dem Resultate mit vollkommener Gleichgültigkeit entgegen. Aus den Zeichen aus meinen Nägeln entdeckte ich später, daß ich fast sechs Monate im Innern der Erde zugebracht haben mußte. Endlich wurde ich eines Tages durch das gewaltige Licht, welches in meine Behausung hereinbrach, fast geblendet und ich entnahm daraus, daß ich wieder auf dem Wasser schwamm.

 

»Allah Kebir! Gott ist höchst gewaltig!« rief der Pascha. »Heiliger Prophet und wo kamst Du wieder herauf?«

»In dem Hafen von Port-Royal in Jamaika. Eure Hoheit werden es kaum glauben, aber es ist auf Ehre wahr.«

 

Die Hitze der Sonne war so groß, daß in kurzer Zeit das Eis, welches mich umgab, aufthauete und mich in Freiheit setzte; aber ich schwamm noch immer auf dem Körper des Wallrosses und auf dem Eise, das sich unter dem Wasser befand. Letzteres verschwand bald. Mit gespreizten Beinen auf dem Rücken des todten Thieres stehend, fast geblendet von den Strahlen der Sonne und beinahe erstickt von dem plötzlichen Wechsel des Klimas, wartete ich geduldig, bis ich das Ufer gewonnen, welches keine halbe Stunde entfernt lag; aber die Seebrise war noch nicht eingetreten und ehe ich dasselbe erreichen konnte, pflanzte sich an meiner Seite ein ungeheurer Hayfisch auf, der den Engländern unter dem Namen Port-Royal-Tom wohl bekannt war und von dem Gouvernement täglich Rationen erhielt, damit er in dem Hafen bleibe und die Matrosen hindere, ans Land zu schwimmen und zu desertiren. Ich hielt es für hart, daß ich, nachdem ich den Maelstroom hinuntergeschwommen war, solche neue Gefahren erstehen sollte; aber da war nicht zu helfen. Die Bestie öffnete ihren ungeheuren Rachen und hätte ich nicht augenblicklich mein Bein zurückgezogen, so würde sie mir es abgenommen haben. So aber begnügte sie sich mit einem Stücke von meinem Rosse, das auf diese Weise (wie es die Matrosen nennen) von der Seite gestutzt wurde. Sie machte einen abermaligen Angriff und fuhr fort, ein Stück nach dem andern von meinem Wallroß abzulangen, bis ich fürchtete, die Reihe werde endlich auch an den Reiter kommen. Zum Glück kam aber jetzt ein Boot voll Schwarzer heran, welche sich mit der Jagd auf den fliegenden Fisch abgaben und, als sie meiner ansichtig wurden, zu meinem Beistand herzuruderten. Sie nahmen mich ans Land und brachten mich vor den Gouverneur, dem ich meine Geschichte erzählte; aber die Engländer glauben, daß Niemand wunderbare Abenteuer erleben könne, als sie selbst. Er nannte mich einen Lügner, setzte mich in das Clink und erklärte, daß ich zu einem Piratenschooner gehöre, der kürzlich aufgegriffen worden war und dessen Mannschaft den Tod am Galgen hatte erleiden müssen. Es wurde übrigens klärlich dargethan, daß sich auf dem Schiffe nur dreißig Mann befunden hatten, und da bereits siebenundvierzig baumelten, so erlaubte man mir, die Insel zu verlassen. Ich bewerkstelligte dies in einem kleinen, nach Nordamerika bestimmten Schiffe, welches mich unter der Bedingung mitnahm, daß ich meine Fahrt abverdienen solle.

Wir kamen nordwärts von den Bahama-Inseln und steuerten vor einer leichten Brise nach Westen, als sich eines Morgens in verschiedenen Richtungen die Bildung mehrerer Wasserhosen bemerken ließ. Ich hatte die Wache unten; da ich aber nie zuvor eine so merkwürdige Naturerscheinung gesehen hatte, ging ich auf das Deck, um meine Neugierde zu befriedigen.

 

»Sprich, was ist eine Wasserhose?« fragte der Pascha. »Ich habe nie zuvor etwas davon gehört.«

»Eine Wasserhose, durchlauchtige Hoheit, ist das Ansteigen einer großen Wassermasse zu den Wolken – eine jener riesigen Operationen, durch welche die Natur scheinbar ohne Anstrengung ihren Willen erfüllt, indem sie den Menschen auf die Geringfügigkeit seiner gerühmtesten Unternehmungen aufmerksam macht.«

»Hum – das ist also eine Wasserhose?« versetzte der Pascha. »Jetzt bin ich so klug wie vorher.«

»Ich will sie Eurer Hoheit deutlicher beschreiben, denn es gibt Niemand, der ein besseres Recht hätte, zu wissen, was eine Wasserhose ist, als ich.«

 

Ueber unserm Kopfe schwebte eine schwarze Wolke, und wir bemerkten, daß sie sich eine Zeitlang rasch immer tiefer und tiefer herabließ. Die Hauptmasse blieb damals fest stehen, und ein gewisser Theil derselben fuhr fort, sich niederzubauchen, bis er die Gestalt eines Ungeheuern Filtrirbeutels angenommen hatte. Von dem Ende dieses Sacks lief eine dünne, drahtförmige, schwarze Dunstzunge aus, welche niederstieg, bis sie den halben Weg zwischen der Wolke und der See erreicht hatte. Das unten befindliche Wasser kräuselte sich nun und bewegte sich immer wilder und wilder, bis es wie ein großer Kessel sprudelte und kochte, nach allen Richtungen seinen Schaum hinauswerfend. Nach einigen Minuten sah man einen schmalen, spiralförmigen Wasserfaden in die Luft aufsteigen und sich auf der Zunge vereinigen, welche von der Wolke niederhing. Sobald die Vereinigung stattgefunden hatte, nahm der Faden mit jedem Augenblicke an Umfang zu, bis er zu einer Wassersäule von mehreren Fußen im Durchmesser anschwoll, und dieses dauerte fort, bis die Wolke gesättigt war und nicht mehr trinken konnte. Dann brach die Säule wieder zusammen; die See war so glatt, wie zuvor, und der Bote des Himmels flog auf den Fittigen des Windes dahin, um – seine Last über die ausgetrocknete Erde in erfrischenden, fruchtbar machenden Schauern hinzustreuen.

Wahrend ich an dem Hackebord stand und dieses merkwürdige Hülfsmittel der Natur bewunderte, wich die große Spiere und traf mich mit solcher Gewalt, daß ich in die See geworfen wurde. Eine andere Wasserhose bildete sich dicht neben dem Schiffe. Der Kapitän und die Mannschaft setzten in ihrem Schreck alle Segel bei, um zu entkommen, und schenkten mir keine Beachtung, denn sie wußten, wenn die Wasserhose über ihnen zusammenbräche, so müßten sie mit Schiff, Mann und Maus unter der ungeheuren Last versinken. Ich hatte mich kaum wieder auf die Oberfläche gehoben, als ich bemerkte, daß das Wasser um mich her in Bewegung gerieth. Vergeblich bot ich alle meine Kräfte auf, um von der Stelle wegzuschwimmen, denn ich befand mich bereits in dem Kreise der Anziehung. So blieb ich meinem Schicksale überlassen, und überzeugt, daß es nun für geraume Zeit mit dem Schwimmen vorbei war, schluckte ich, so schnell ich konnte, Salzwasser, um meinem Kämpfen desto bälder ein Ende zu machen.

Aber wie die See aufkochte, bemerkte ich, daß ich allmählig mehr gegen den Mittelpunkt gezogen wurde, und als ich mich genau in demselben befand, gerieth ich auf den spiralförmigen Wasserfaden, der, wie ich Eurer Hoheit auseinander gesetzt habe, sich gegen die Wolkenzunge erhob, in eine sitzende Stellung. Mit jeder Sekunde stieg ich höher und höher, im Gleichgewicht erhalten, wie die vergoldete Elfenbeinkugel, welche von dem senkrechten Wasserstrahle der Fontaine getragen wird, die in dem innern Hofe von Eurer Hoheit Palast spielt. Ich blickte abwärts und bemerkte in nicht weiter Entfernung das Schiff, dessen Mannschaft erstaunt dem außerordentlichen Schauspiele zusah.

 

»Das nimmt mich nicht Wunder,« bemerkte der Pascha.

 

Ich erreichte bald die Zunge der Wolke, welche mir ungeduldig entgegen zu lechzen schien. Das Haar meines Kopfes, welches zuerst in ihre Anziehungskraft gerieth, richtete sich auf, wurde dann erfaßt und im Kreise gedreht. Jeden Augenblick wurde ich mit erhöhter Schnelligkeit weiter gerissen und bei meinem Hinansteigen stets im Kreise gewirbelt. Endlich sah ich mich wohlbehalten gelandet, und ich setzte mich nieder, um meinen Athem Wieder zu gewinnen, der mir fast für immer ausgegangen war.

 

»Und auf was hast Du Dich niedergesetzt, Huckaback?« fragte der Pascha.

»Auf die Wolke, durchlauchtige Hoheit.«

»Heiliger Prophet! Wie, eine Wolke hätte Dein Gewicht tragen können?«

»Wenn Eure Hoheit sich ins Gedächtniß rufen will, daß die Wolke zu gleicher Zeit mehrere Tonnen Wassers aufgenommen hatte, so kann es Euch nicht Wunder nehmen, wenn sie auch mich trug.«

»Sehr wahr,« versetzte der Pascha. »Das ist eine höchster wunderbare Geschichte. Aber ehe Du fortfährst, möchte ich doch auch wissen, aus was die Wolke gemacht war.«

»Dies Eurer Hoheit zu erklären, dürfte etwas schwierig sehn. Ich kann meine Unterlage nur mit einer nassen Decke vergleichen. Ich fand sie ungemein kalt und feucht, so daß ich mir bei diese Gelegenheit einen Rheumatismus holte, den ich noch heutigen Tages spüre.«

 

Sobald die Wolke gesättigt war, wich die Wassersäule zurück und wir stiegen rasch hinan, bis die Kälte ganz übermäßig war. Wir kamen im Weiterschwimmen an einem Regenbogen vorbei, und ich war nicht wenig überrascht, finden zu müssen, daß nicht nur mein Kofferschlüssel, sondern auch mein Taschenmesser sich durch das Tuch meiner Jacke einen Weg bahnten und mit großer Geschwindigkeit darauf zuflogen, um an den violetten Strahlen hängen zu bleiben. Daraus entnahm ich, daß der so gefärbte Theil des Regenbogens magnetisch war. Ich berührte diesen merkwürdigen Umstand gegen eine englische Reisende, mit der ich zusammentraf, und habe seitdem erfahren, daß sie den gelehrten Gesellschaften die Entdeckung als ihre eigene mittheilte. Na, sie ist eine sehr hübsche Frau und so will ich ihr verzeihen. Da es mir angelegentlich darum zu thun war, nach der Erde niederzuschauen, so bohrte ich mit meinem Finger ein Loch in den Boden der Wolke, und war nicht wenig erstaunt, mich nun durch den Augenschein zu überzeugen, wie schnell sie sich im Kreise dreht. Wir hatten uns über die Sphäre ihrer Anziehung erhoben und blieben deshalb fest stehen. Ich war ungefähr sechs Stunden oben gewesen, und obgleich ich dicht an der Küste von Amerika aufgestiegen, konnte ich doch bemerken, daß mir jetzt das Cap der guten Hoffnung in Sicht kam. Ich war nunmehr im Stande, mir eine sehr gute Idee von dem Bau der Erdkugel zu bilden, denn von dieser ungeheuren Höhe aus konnte ich bis auf den Boden des atlantischen Oceans sehen. Verlaßt Euch darauf, durchlauchtige Hoheit, wenn Ihr mehr zu entdecken wünscht, als andern Leuten möglich ist, so geht dies nicht anders an, als wenn Ihr Eure Beobachtungen von den Wolken aus anstellt.

 

»Sehr wahr,« entgegnete der Pascha; »aber fahre fort.« »Ich interessirte mich sehr für den chemischen Prozeß der Umwandelung von Seewasser in süßes Wasser, der während meiner Wolkenfahrt mit großer Geschwindigkeit von Statten ging. Vielleicht beliebt es Eurer Hoheit, die Erklärung anzuhören, da sie Eure Aufmerksamkeit nicht länger als eine Stunde in Anspruch nehmen wird.«

»Nein, nein,« erwiederte der Pascha. »Ueberspring dies, Huckaback, und erzähle weiter.«

 

Sobald ich meine Neugierde befriedigt hatte, begann ich über meine Lage unruhig zu werden, – nicht so fast wegen der Unterhaltsmittel, denn deren waren mehr als zureichend vorhanden.

 

»Mehr als zureichend? Ei, was konntest Du denn da zu essen haben?«

 

»Frische Fische in Menge, durchlauchtige Hoheit, die zu gleicher Zeit mit mir von der Wassersäule in die Höhe genommen wurden; auch befand sich das süße Wasser bereits in kleinen Teichen um mich her. Aber die Kälte war furchtbar und ich fühlte, daß ich es nicht viele Stunden langer aushalten konnte, obschon ich mir das Problem nicht zu lösen vermochte, wie ich wieder herunter kommen sollte.

Die eigene Lösung der Aufgabe blieb mir jedoch erspart; denn sobald die Wolke ihre chemische Arbeit vollendet hatte, fiel sie wieder eben so schnell, als sie sich gehoben hatte. Dabei traf sie auf so viele andere, daß es zu einem scharfen Kampfe kam. Als ich sie so gegen einander anstürmen und in dem Ungestüm ihres Zusammenpralls das elektrische Fluidum entladen sah, gerieth ich in höchste Angst; denn ich fürchtete beim Treffen auf einen Gegner in den Abgrund hinunter geschleudert oder durch die Artillerie des Himmels erschlagen zu werden. Indeß wollte es doch mein gutes Glück, daß ich entkommen sollte. Die Wolke, welche mich trug, sank bis auf hundert Fuß gegen die Erde nieder, und dann wurde ich von dem Winde mit solcher Schnelligkeit und so großem Getöse weiter gejagt, daß ich wohl bemerkte, wie wir bei einem Orkane mithalfen.

Als wir uns der Erde näherten, konnte die Wolke der Anziehungskraft derselben nicht länger widerstehen und sah sich genöthigt, ihre Bürde auszuliefern. Ich fiel unter solchen Strömen Wassers hinunter, daß ich dadurch an die Sündfluth erinnert wurde. Aber der Tornado wüthete jetzt in voller Gewalt. Der Wind sauste und tobte in wildem Grimme, und so geschah es denn, daß ich in einem spitzigen Winkel niederfiel.

 

»In was fielst Du nieder?« unterbrach ihn der Pascha; »ich weiß nicht, was dies ist.«

»Ich sank in einer schrägen Richtung, durchlauchtige Hoheit, die Hypothenuse zwischen der Basis und dem Perpendikel beschreibend, welche durch die Gewalt des Windes und die Gravitation der Erde gebildet wurden.«

»Heiliger Prophet, wer kann solches Zeug verstehen! Sprich deutlich oder lachst Du uns in die Bärte?«

»Min Allah! Gott verhüte dies! Euer Diener würde in der That lieber Staub essen,« versetzte Huckaback.

 

Ich wollte nur die Gewalt des Windes andeuten, der mich fast in der Luft festhielt, und als ich zum erstenmal auf das Wasser traf, hüpfte ich wieder auf und ricochettirte mehrere Male von einer Welle zur andern, gleich der Kugel, die aus einer Kanone längs der Meeresfläche abgefeuert wird, oder gleich der Austerschale, die ein müßiges Kind über dem See Hüpfsteine machen läßt. Der letzte Aufprall, den ich erlitt, stieß mich in das Takelwerk eines kleinen, auf der Seite liegenden Schiffes, und ich hatte kaum Zeit, Athem zu holen, als dasselbe ganz überstürzte. Ich kletterte die Krümmung hinan und setzte mich rittlings auf den Kiel.

So blieb ich zwei oder drei Stunden, bis der Orkan ausgetobt hatte. Die Wolken verschwanden, die Sonne brach in aller ihrer Pracht hervor, das Meer gewann seine frühere Ruhe wieder und es schien, als lächle die Natur boshaft über den Schaden, den sie angerichtet hatte. Das Land war ganz in der Nahe und das Schiff trifftete ans Ufer. Ich fand, daß ich auf Isle de France war und im Laufe von zwölf Stunden in der wunderbarsten Weise die Fahrt von einer Seite des Erdballs nach der andern gemacht hatte. Die Insel war in einem traurigen Zustande von Verwüstung. Die Wuth einer Stunde hatte die Mühe von Jahren zerstört – die Ernten waren weggefegt – die Hauser dem Erdboden gleich gemacht – die Schiffe lagen zertrümmert an der Küste – überall nichts als ein Bild des Elends und der Verödung. Ich wurde jedoch von den Bewohnern der Inseln, meinen Landsleuten, freundlich aufgenommen und ehe noch vierundzwanzig Stunden vorüber waren, tanzten und sangen wir wieder wie zuvor. Ich erfand eine sehr hübsche Quadrille, der Orkan genannt, welche die ganze Insel in Ekstase versetzte und für alle Leiden reichlichen Ersatz leistete. Es war mir jedoch angelegentlichst darum zu thun, wieder nach Hause zu kommen, und da ein holländisches Schiff unmittelbar nach Marseille fuhr, so schätzte ich mich glücklich, an seinem Borde Ueberfahrt zu finden, indem ich mich bereitwillig denselben Bedingungen unterwarf, welche mich in die Lage gesetzt hatten, Westindien zu verlassen. Wir segelten aus; aber noch ehe wir vierundzwanzig Stunden zur See gewesen waren, machte ich die Entdeckung, daß der Kapitän ein ungestümer Mann war, der seine Leute aufs grausamste tyrannisirte. Ich war nicht sehr stark, und da ich den ungewohnten Dienst vor dem Mast nicht gehörig erfüllen konnte, so wurde ich so unbarmherzig geschlagen, daß ich mit mir zu Rathe ging, ob ich den Kapitän umbringen und dann über Bord springen, oder mich meinem harten Geschicke unterwerfen solle. Einmal Nachts aber, als ich nach einer Züchtigung, die ich von dem Kapitäne erhalten hatte, ächzend auf dem Vorderkastell lag und für den weitern Dienst unfähig war, trug sich ein erstaunlicher Umstand zu, welcher mich nicht nur bewog, die mahomedanische Religion anzunehmen, sondern auch von jenen Ausdrücken Gebrauch zu machen, welche Eurer Hoheit Aufmerksamkeit auf mich zogen, als Ihr verkleidet an mir vorüberginget.

»Warum muß ich stets so verfolgt werden?« rief ich in meiner Verzweiflung.

Aber kaum hatte ich diese Worte ausgestoßen, als ein ehrwürdiger Mann mit wallendem Barte und einem Buche in der Hand vor mich hintrat und mir antwortete:

»Deshalb, Huckaback, weil Du Dich nicht zum wahren Glauben bekennst.«

»Welches ist der wahre Glaube?« fragte ich voll Furcht und Erstaunen.

»Es ist nur Ein Gott«, versetzte er, »und ich bin sein Prophet.«

 

»Barmherziger Allah!« rief der Pascha. »Ei das muß ja Mahomed selbst gewesen seyn!«

Es war so, durchlauchtige Hoheit, obschon ich ihn damals noch nicht kannte.

 

»Beweise mir, daß dies der wahre Glaube ist,« sagte ich.

»Ich will es thun,« versetzte er. »Ich werde das Herz des ungläubigen Kapitäns umwandeln.«

Und mit diesen Worten verschwand er.

Am andern Tage kam zu meinem großen Erstaunen der Kapitän des Schiffs zu mir nach dem Vorderkastell, bat mich um Verzeihung wegen der Grausamkeiten, die er an mir verübt hatte, vergoß Thränen an meiner Seite und ertheilte Befehl, mich nach seiner Kajüte zu bringen. Er legte mich in sein eigenes Bett und wachte über mir, wie über einem geliebten Kinde. Nach kurzer Frist war ich wieder genesen; aber nun wollte er mir nicht gestatten, wieder Dienst zu thun, sondern bestand darauf, daß ich sein Gast seyn müsse. Mit einem Worte, er überhäufte mich mit allem nur erdenklichen Wohlwollen.

 

»Gott ist groß!« rief der Pascha.

 

Ich lag in meinem Bette und dachte über alle diese Dinge nach, als die ehrwürdige Gestalt abermals vor mir erschien.

»Bist Du jetzt überzeugt?« fragte sie.

»Ja,« antwortete ich.

»Dann beweise es dadurch, daß Du Dich dem Gesetz unterwirfst, sobald Du es im Stande bist. Du sollst belohnt werden – nicht sogleich, sondern erst, wenn Du die Treue Deines Glaubens bewiesen hast. Merke auf mich – verfolge Deinen Beruf auf dem Meere, und wenn Du einmal im Divan von Caïro, ohne Beiseyn einer weiteren Person, in der Gesellschaft von zwei Leuten sitzest, die ursprünglich Deinem Gewerbe angehörten, so sollst Du, nachdem Du ihnen dieses Geheimniß mitgetheilt hast, zum Commandeur der Flotte des Paschas ernannt werden, die unter Deinen Befehlen stets glücklich seyn wird. Dies soll der Lohn des treuen Glaubens seyn.«

Es ist nun vier Jahre, daß ich mich zu dem wahren Glauben bekenne, und die drückende Last der Armuth bewog mich zu jenem Ausrufe, den Eure Hoheit mit anhörte; denn wie kann ich je hoffen, im Divan mit zwei Barbieren zusammenzutreffen, ohne daß andere Leute anwesend wären?«

 

»Heiliger Prophet! Wie wunderbar!« rief der Pascha. »Mustapha war ein Barbier, und ich war es gleichfalls.«

»Gott ist groß!« antwortete der Renegat, sich auf sein Angesicht niederwerfend: »Dann werde ich also Eure Flotte kommandiren?«

»Von dieser Stunde an,« entgegnete der Pascha. »Mustapha, mache meine Wünsche bekannt.«

»Der gegenwärtige Commandeur ist bei der Mannschaft sehr beliebt,« versetzte Mustapha, der sich nicht in dieser Weise durch den schlauen Renegaten übertölpeln lassen wollte.

»So schicke nach ihm und laß ihm den Kopf abschlagen. Darf er den Befehlen Mopands hinderlich in den Weg treten?«

Der Vezier verbeugte sich, und der Pascha verließ den Divan.

Der Renegat und Mustapha, ersterer mit einem Lächeln auf seinen Lippen und letzterer in höchlichem Erstaunen, sahen einander einige Sekunden an.

»Du hast großes Talent, Selim,« bemerkte der Vezier.

»Dank sey es Euch, der Ihr mich einführtet, und einer eigenen Erfindungsgabe, daß es endlich in Thätigkeit kommen soll. Vergeßt nicht, Vezir, daß ich dankbar bin – Ihr versteht mich.«

Und der Renegat, entfernte sich, den Vezier noch immer in großer Verblüffung zurücklassend.


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