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Als Scheldon am nächsten Morgen von der Plantage kam, um zu frühstücken, lag die Missionsjacht Apostel vor Anker, und die Mannschaft ließ gerade zwei Stuten und ein Fohlen an Land schwimmen. Er kannte die Tiere, sie gehörten dem Kommissar, und er dachte sofort, ob Joan sie etwa gekauft hätte. Sie machte offenbar ihre Drohung wahr, die Salomons in Erstaunen zu setzen, und er war auf alles gefaßt.
»Fräulein Lackland schickt sie«, sagte Welshmere, der Missionsarzt, als er an Land kam und ihm die Hand drückte. »Es ist auch eine Kiste mit Sätteln an Bord, dieser Brief von ihr und der Kapitän der Flibberty-Gibbet.«
Im nächsten Augenblick war Olson schon, ehe Scheldon ihn begrüßen konnte, aus dem Boot gestiegen und begann:
»Sie hat die Flibberty-Gibbet gestohlen, Herr Scheldon. Einfach damit weggesegelt. Das ist ja ein ganz tolles Frauenzimmer! Sie hat mir durch die Aufregung das Fieber verschafft. Und betrunken hat sie mich auch gemacht – glatt besoffen!«
Doktor Welshmere lachte herzlich.
»Immerhin ist sie kein schlimmer Teufel, Ihr Fräulein Lackland. Drei Leuten hat sie das Trinken abgewöhnt oder, was auf dasselbe herauskommt, ihnen den Whisky weggenommen. Sie kennen sie: Brahms, Curtis und Fowler. Sie hat sie mit auf die Flibberty-Gibbet genommen.«
»Jetzt ist sie Schiffer von der Flibberty-Gibbet«, warf Olson ein. »Und so wahr, wie die Salomons nicht vom lieben Gott gemacht sind, wird sie scheitern.«
Doktor Welshmere bemühte sich, ein empörtes Gesicht zu machen, lachte aber doch wieder.
»Sie hat ihren eigenen Kopf«, sagte er. »Ich habe versucht ihr auszureden, die Pferde herzuschaffen, indem ich ihr sagte, daß ich keine Fracht berechnen dürfte, weil die Apostel als Lustjacht eingetragen sei, und daß ich um Savo und oben um Guadalcanar herumführe. Aber es nützte nichts. ›Kümmern Sie sich nicht um die Fracht‹, sagte sie. ›Sie nehmen eben die Pferde aus Gefälligkeit mit, und wenn ich die Martha flott bekommen habe, werde ich Ihnen auch gelegentlich gefällig sein.‹«
»›Kümmern Sie sich nicht um Ihre Orders‹, sagte sie zu mir,« rief Olson. »›Ich bin jetzt Ihr Reeder, und Sie bekommen Ihre Befehle von mir.‹ ›Sehen Sie sich doch die Ladung von Elfenbeinnüssen an‹, sagte ich. ›Kümmern Sie sich nicht um die‹, sagte sie. ›Jetzt geht es um etwas mehr als um Elfenbeinnüsse! Sobald Sie in See gegangen sind, werfen wir sie über Bord.‹«
Scheldon hielt sich die Ohren zu.
»Ich weiß ja noch gar nicht, was überhaupt passiert ist, und Sie wollen mir die Geschichte von hinten erzählen. Kommen Sie mit ins Haus und in den Schatten und fangen Sie von vorn an.«
»Ich möchte nur eines wissen«, begann Olson, als sie Platz genommen hatten. »Ist sie Ihr Teilhaber oder nicht?«
»Das ist sie,« versicherte ihm Scheldon.
»Wer hätte das geglaubt!« Olson blickte hilfesuchend auf Doktor Welshmere und wieder auf Scheldon. »Ich habe ja schon manches Unglaubliche auf den Salomons gesehen – zwei Fuß lange Ratten, Schmetterlinge, die der Kommissar mit dem Gewehr schießt, Ohrgehänge, die den Teufel beschämt hätten, und Kopfjäger, neben denen der Teufel wie ein Engel aussieht. Das alles habe ich gesehen und mich daran gewöhnt, aber Ihr Fräulein Lackland –«
»Fräulein Lackland ist mein Partner und Teilhaber von Berande«, unterbrach ihn Scheldon.
»Das hat sie gesagt«, polterte der Kapitän ärgerlich. »Aber sie hatte keine Papiere, um es zu beweisen. Wie sollte ich es wissen? Und dann hatten wir doch die Ladung Elfenbeinnüsse! Acht Tonnen!«
»Beginnen Sie doch mit dem –« versuchte Scheldon einzuwerfen.
»Und dann hat sie diese Trunkenbolde angestellt, drei von den schlimmsten Kerlen, die je die Salomons unsicher gemacht haben – fünfzehn Pfund pro Kopf und Monat – was sagen Sie dazu! Ist noch dazu mit ihnen weggesegelt! Ach – geben Sie mir einen Schluck zu trinken. Der Missionar wird nichts dagegen haben. Ich bin jetzt vier Tage auf einem Abstinenzschiff gefahren und pfeife auf dem letzten Loch.«
Doktor Welshmere nickte als Antwort auf Scheldons fragenden Blick. Viaburi wurde geschickt, um Whisky und Sodawasser zu holen.
»Es steht also fest, Kapitän Olson«, sagte Scheldon, als der Seemann sich gestärkt hatte, »daß Fräulein Lackland mit Ihrem Schiff ausgerückt ist. Also jetzt erzählen Sie mir bitte mal klar und deutlich, was geschehen ist.«
»Schön: Also ich war gerade mit der Flibberty-Gibbet eingelaufen. Ehe der Anker unten war, war sie schon an Bord – in ihrem Boot mit ihrer Bande von Tahitianern, diesem großen Adamu-Adam und den andern. ›Ankern Sie nicht, Kapitän Olson‹, rief sie. ›Sie müssen nach Punga-Punga gehen.‹ Ich sah sie an, ob sie vielleicht zu viel getrunken hätte. Was sollte ich davon halten? Ich drehte gerade neben der Untiefe – einer kritischen Stelle – indem ich die Toppsegel einholte und die Fahrt verminderte, und daher sagte ich: ›Entschuldigen Sie, Fräulein Lackland‹, und rief nach vorn: ›Laßt fallen!‹ ›Wenn Sie auf mich gehört hätten, würden Sie sich die Mühe gespart haben‹, sagte sie, während sie über die Reling kletterte. Dabei sah sie vorn den ersten Schäkel auslaufen und stoppen. ›Fünfzehn Faden,‹ sagte sie; ›jetzt können Sie den Anker wieder aufhieven lassen.‹ Und dann gerieten wir aneinander. Ich glaubte ihr nicht. Ich glaubte nicht, daß sie Ihr Teilhaber sei, sagte ihr das und verlangte Beweise. Sie wurde laut und heftig, und ich sagte ihr, ich sei alt genug, um ihr Großvater zu sein und ließe mir von solch einem kleinen Ding wie sie nichts vormachen. Und dann befahl ich ihr, die Flibberty zu verlassen. ›Kapitän Olson,‹ sagte sie mit ihrer süßesten Stimme, ›ich habe ein paar Minuten Zeit für Sie. Und ich habe einen guten Whisky drüben auf der Emily. Kommen Sie mit. Ich möchte gern Ihren Rat wegen der Bergung der Martha hören. Alle sagen, daß Sie ein glänzender Seemann sind‹ – das hat sie gesagt: glänzend! Und ich ging in ihrem Boote mit, das Adamu-Adam steuerte, wobei er so ernst aussah wie bei einem Begräbnis. Unterwegs erzählte sie mir, daß sie die Martha gekauft hätte und das Schiff abbringen wollte; daß sie die Emily gechartert und, sobald ich die Flibberty klar hätte, in See gehen würde. Was sie sagte, schien mir ganz vernünftig zu sein, und ich erklärte mich bereit, nach Berande zu fahren und Order von Ihnen zu holen, nach Punga-Punga zu segeln. Aber sie sagte, daß sie keine Sekunde mit solchem Unsinn verlieren könne, daß ich direkt mit nach Punga-Punga segeln, und daß sie sich, wenn ich nicht an die Teilhaberschaft glauben wolle, eben ohne mich und die Flibberty behelfen müsse.
»In der Kajüte der Emily waren die drei Säufer – Sie kennen sie auch, Fowler, Curtis und dieser Brahms. ›Trinken Sie ein Gläschen‹, sagte sie. Die Leute schienen überrascht zu sein, als sie den Whiskyschrank aufschloß und einen Nigger nach Gläsern und Wasser schickte. Aber sie mußte sie heimlich eingeweiht haben, denn sie wußten genau, was sie zu tun hatten. ›Sie müssen mich entschuldigen,‹ sagte sie, ›ich muß für eine Minute an Deck.‹ Nun, die Minute wurde zu einer halben Stunde. Ich hatte seit zehn Tagen nichts getrunken. Ich bin ein alter Mann, und das Fieber hat mich geschwächt. Außerdem trank ich auf nüchternen Magen, und die drei Säufer gingen mir mit schlechtem Beispiel voran. Sie wollten mich überreden, die Flibberty nach Punga-Punga zu fahren, aber ich erklärte ihnen, daß meine Pflicht mir das nicht erlaubte. Das Schlimme war, daß während dieser Auseinandersetzungen andauernd getrunken wurde. Und ich bin doch kein Säufer und bin vom Fieber geschwächt . . .
»Nun einerlei, nach einer halben Stunde kam sie wieder herunter und sah mich scharf an. ›Das genügt völlig‹, sagte sie, wenn ich mich recht entsinne. Damit ergriff sie die Whiskyflasche und warf sie durch die Luke über Bord. ›Das war die letzte,‹ sagte sie zu den drei Säufern, ›bis die Martha flott ist und Sie wieder in Guvutu sind. Es wird eine lange Pause im Trinken geben‹, sagte sie. Und dann lachte sie. Sie sah mich an und sagte nicht zu mir, sondern zu den andern: ›Wissen Sie – es wird Zeit, daß dieser würdige Mann an Land geht' – ich, würdiger Mann! ›Fowler,‹ sagte sie – wissen Sie, es war ein direkter Befehl, und sie nannte ihn nicht einmal ›Herr‹; sie sagte nur ›Fowler‹ –. ›Fowler‹, sagte sie. ›Lassen Sie Adamu-Adam das Boot klar machen und Kapitän Olson an Land schaffen; unterdessen wird Ihr Boot mich auf die Flibberty bringen. Sie drei fahren mit mir; packen Sie Ihre Sachen. Wer von Ihnen sich am anständigsten benimmt, bekommt die Stelle des Steuermanns. Kapitän Olson hat keinen Steuermann, wie Sie wissen.‹
»An das, was nun geschah, kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Sie hoben mich über Bord, und ich bin wahrscheinlich im Boot eingeschlafen. Als ich aufwachte, sah ich, wie das Großsegel der Flibberty hochging, und hörte das Rasseln der Ankerkette beim Einholen. ›Bring mich auf die Flibberty‹, sagte ich zu Adamu. ›Ich setze Sie am Strande ab‹, sagte er. ›Missie Lackalanna sagen, Strand sehr gut für Sie.‹ Sie sehen, ich tat für die Firma, was ich tun konnte. Aber dieser Adamu schob mich einfach auf den Boden, setzte seinen Fuß auf mich, so daß ich mich nicht rühren konnte, und steuerte ruhig weiter. Das ist alles! Ich habe vor Aufregung das Fieber gekriegt. Und jetzt bin ich gekommen, um zu erfahren, ob ich der Kapitän der Flibberty bin oder dies kleine Ding von Ihnen mit ihrer heidnischen Seeräubermannschaft.«
»Machen Sie sich nichts daraus, Kapitän. Sie können einen Urlaub mit Gehalt nehmen.« Scheldon sprach mit größerer Sicherheit, als er tatsächlich fühlte. »Wenn Fräulein Lackland, die meine Teilhaberin ist, es für richtig gehalten hat, die Flibberty-Gibbet zu übernehmen, dann ist es in Ordnung. Sie werden zugeben, daß keine Zeit zu verlieren war, wenn die Martha abgebracht werden sollte. Es ist ein schlimmes Riff, und jede einigermaßen grobe See würde sie zertrümmern. Bleiben Sie hier, Kapitän, ruhen Sie sich aus und erholen Sie sich. Wenn die Flibberty zurückkommt, übernehmen Sie sie natürlich wieder.«
Nachdem Doktor Welshmere mit der Apostel abgefahren war, und Kapitän Olson sich in einer Hängematte auf der Veranda schlafen gelegt hatte, öffnete Scheldon Joans Brief:
»Lieber Herr Scheldon!
Bitte, verzeihen Sie mir den Diebstahl der Flibberty-Gibbet. Ich mußte es einfach tun. Die Martha bedeutet für uns alles. Bedenken Sie: nur fünfundfünfzig Pfund, nur zweihundertundfünfundsiebzig Dollar! Wenn ich sie nicht bergen kann, bin ich überzeugt, daß ich doch alle Auslagen durch den Verkauf dessen retten kann, was die Eingeborenen nicht fortgeschleppt haben. Und wenn ich sie berge, ist es das beste Geschäft in meinem Leben. Gelingt es mir nicht, so werbe ich mit der Emily und der Flibberty-Gibbet Arbeiter. Arbeiter sind für Berande jetzt nötiger als alles andere.
Bitte, bitte, seien Sie mir nicht böse. Sie sagten, ich dürfte nicht mit der Flibberty-Gibbet werben, und das tue ich auch nicht. Ich werbe mit der Emily.
Heute habe ich zwei Kühe gekauft. Der Händler auf Nogi ist am Fieber gestorben, und ich kaufte sie von seinem Teilhaber, Sam Willis, der sich bereit erklärte, sie uns zu schicken – wahrscheinlich mit der Minerva, wenn sie das nächste Mal hinkommt. Berande hat sich lange genug mit Dosenmilch behelfen müssen.
Und Doktor Welshmere ist bereit, mir einige Orangen- und Zitronenbäume von der Missionsstation in Ulava zu besorgen. Er will sie auf der nächsten Fahrt der Apostel bringen. Falls der Sydneyer Dampfer vor meiner Rückkehr ankommt, säen Sie den Mais, den er mitgebracht hat, zwischen den jungen Palmen an dem hohen Ufer des Balesuna. Dieses Ufer wird mit der Zeit von der Strömung weggespült, und wir müssen etwas für die Befestigung tun. In Sydney habe ich einige Feigenbäume bestellt. Doktor Welshmere will auch Mangosamen mitbringen. Das werden große Bäume, die viel Platz brauchen.
Die Martha ist mit einhundertundzehn Tonnen registriert. Sie ist der größte Schoner in den Salomons und der beste dazu. Ich habe sie mir genau angesehen. Sie wird segeln wie der Teufel. Wenn sie nicht vollgelaufen ist, wird der Motor noch in Ordnung sein. Er war nicht klar, und das war der Grund ihrer Strandung. Der Maschinist hatte das Benzinrohr auseinandergenommen, um es vom Rost zu reinigen. Das war dumm, denn solche Arbeiten sollten nur vor Anker oder auf hoher See vorgenommen werden.
Pflanzen Sie alle Bäume innerhalb des Grundstücks, selbst wenn die Palmen später fort müßten. Und säen Sie nicht den ganzen Mais auf einmal. Lassen Sie zwischen dem Säen immer ein paar Tage verstreichen.
Joan Lackland.«
Er drehte den Brief sinnend zwischen den Fingern und betrachtete die Handschrift genau, was sonst nicht seine Art war. Wie charakteristisch, dachte er, klar zu lesen, unangenehm klar, aber doch knabenhaft. Die Klarheit der Schriftzüge erinnerte ihn an ihr Gesicht, an ihre scharf gezeichneten Brauen, die feingeschnittene Nase, die auffallende Klarheit ihrer Augen, die fest und doch zart geformten Lippen und den Hals, der weder zu zart noch zu kräftig war, sondern – sondern gerade wie er sein soll – schloß er. Ein würdiger schöner Träger für eine schöne Last.
Lange blickte er auf den Namen. Joan Lackland. – Nichts weiter als eine Zusammenstellung von Buchstaben, gewöhnlichen Buchstaben. Aber eine Zusammenstellung, die einen feinen berauschenden Zauber auf ihn ausübte. Er schlich sich in sein Gehirn und beeinflußte seine Gedanken, bis sich alles, was ihn in diesem Augenblick beherrschte, in Liebe zu dieser hingeworfenen Unterschrift auslöste. Ein paar gewöhnliche Buchstaben – und doch deckten sie in seinem Innern eine Wunde auf, die ihm süßen Schmerz bereitete und ihren Ausdruck in köstlicher Sehnsucht fand. Joan Lackland! Jedesmal, wenn er auf den Namen blickte, erwachte die Erinnerung an sie in hundertfacher Gestalt. Wie sie nach dem Verlust ihres Schoners aus dem Sturm kam, wie sie das Boot zu Wasser brachte, um zu fischen, wie sie, von Wasser triefend, mit aufgelösten Haaren und enganliegendem Kleid zum Trinkwasserschuppen lief, wie sie achtzig Kannibalen mit einer leeren Medizinflasche in Schrecken setzte, wie sie Ornfiri das Brotbacken beibrachte, wie sie ihren Cowboyhut und den Patronengürtel an den Haken im Wohnzimmer hängte, wie sie ernst davon sprach, selbst für sich sorgen zu wollen, oder mit jugendlichem Eifer, glänzenden Augen und vor Begeisterung gerötetem Gesicht von Romantik und Abenteuern erzählte. Joan Lackland! Er sann über das verborgene Wunder des Namens nach, bis ihm die Geheimnisse der Liebe offenbar wurden und er verstand, wie Liebende ihre Namen in die Rinde der Bäume schnitten oder in den Sand am Strande schrieben.
Dann aber kehrte er zur Wirklichkeit zurück, und sein Gesicht wurde hart. Jetzt war sie an der wilden Küste von Malaita oder auf Punga-Punga, in einer der schlimmsten, gefährlichsten Gegenden der Welt, die von einer furchtbaren Bande von Kopfjägern, Räubern und Mördern bewohnt wurden. Im ersten Augenblick dachte er daran, seine Bootsbesatzung zu rufen und sofort im Boot nach Punga-Punga aufzubrechen. Aber gleich darauf verwarf er die Idee wieder. Was half es, wenn er hinfuhr? Vor allem würde sie es ihm übelnehmen; dann würde sie ihn auslachen und ihn einen Narren nennen, und außerdem würde er nur ein Gewehr mehr bedeuten, und sie hatte viele Gewehre bei sich. Wenn er hinfuhr, konnte er nur dreierlei tun: ihr befehlen, zurückzukommen, ihr die Flibberty-Gibbet wegnehmen oder die Teilhaberschaft auflösen. Er wußte, daß das alles töricht und zwecklos war, und er hörte sie schon im Geiste mit dürren Worten erklären, daß sie mündig sei, und daß ihr niemand etwas zu befehlen habe. Nein, sein Stolz erlaubte ihm nicht, nach Punga-Punga zu fahren, wohl aber flüsterte sein Herz, daß ihm nichts willkommener sein könnte, als eine Botschaft von ihr, daß sie ihn bäte, zu kommen und zu helfen. Und er bildete sich ein, daß sie diese Worte sprechen würde.
Ihr selbständiges Wesen beunruhigte ihn in vieler Beziehung. Er erschrak bei dem Gedanken, daß sie mit dem betrunkenen Gesindel der Händler und Abenteurer von Guvutu in so nahe Berührung kam. Das war schlimm genug für einen Mann, der etwas auf sich hielt, für ein junges Mädchen aber war es geradezu furchtbar. Der Diebstahl der Flibberty-Gibbet war eher belustigend, wenn ihn auch die Art und Weise, wie sie ihn ausgeführt hatte, verletzte. Aber er fand einen gewissen Trost in der Tatsache, daß sie die Aufgabe, Olson betrunken zu machen, den drei Säufern zugeteilt hatte. Und plötzlich sah er sie wieder im Geiste allein mit diesen drei Kerlen auf der Emily, wie sie in der Abenddämmerung von Guvutu in See gingen. Aber dann dachte er an Adamu-Adam und Noah-Noah und ihr ganzes braunes Tahitianergefolge, und seine Sorge schwand und machte der Aufregung darüber Platz, daß sie überhaupt etwas so Abenteuerliches tun konnte. Und die Erregung steckte ihm noch in den Gliedern, als er aufstand und ins Haus trat, wo er auf den Nagel an der Wand starrte und wünschte, daß der Cowboyhut und der Revolvergürtel noch daran hingen.