Jack London
Die Insel Berande
Jack London

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Eine Nachricht von Boucher

Am nächsten Tage war Scheldon sich selbst überlassen. Joan war ausgezogen, um Pari-Sulay zu erforschen, und konnte erst spät am Nachmittag zurückkommen. Scheldon fühlte sich durch die Einsamkeit bedrückt, und am Nachmittag veranlaßten ihn mehrere Böen, häufig mit dem Glas in der Hand auf die Veranda zu treten, um die See ängstlich nach dem Boote abzusuchen. Dazwischen brütete er finster über seinen Abrechnungsbüchern, nahm oberflächliche Schätzungen vor, addierte und subtrahierte und brütete nur um so finsterer. Der Verlust der Jessie hatte Berande schwer getroffen. Es handelte sich nicht allein um das Kapital, sondern auch um die mit dem Schiff erzielten Einnahmen, denn sie waren es gerade gewesen, die in der Hauptsache die laufenden Ausgaben der Pflanzung gedeckt hatten.

»Armer alter Hughie«, murmelte er plötzlich. »Ich freue mich, daß du das nicht mehr erlebst, alter Freund, dies Elend, dies Elend!«

Unter Böen lief die Flibberty-Gibbet ein, und ihr Schiffer, Peter Olson (ein Bruder des Kapitäns von der Jessie) schleppte, alt, zusammengefallen, aufgeregt, vom Fieber ausgezehrt, seinen müden Körper die Treppe herauf und ließ sich in einen Liegestuhl fallen. Whisky und Soda belebten ihn soweit, daß er Bericht abstatten und seine Abrechnungen vorlegen konnte.

»Das Fieber hat Sie ja vollkommen heruntergebracht«, sagte Scheldon. »Warum gehen Sie nicht nach Sydney, damit Sie wieder in ein vernünftiges Klima kommen?«

Der alte Kapitän schüttelte den Kopf.

»Ich kann nicht, ich bin schon zu lange im Archipel; ich würde sterben. Dort unten würde das Fieber noch viel schlimmer zum Ausbruch kommen.«

»Sterben oder gesund werden«, meinte Scheldon.

»Es ist der sichere Tod für mich. Vor drei Jahren habe ich es versucht. Das kalte Wetter warf mich nieder, ehe ich noch an Land gekommen war. Man trug mich in ein Hospital. Volle zwei Wochen war ich ununterbrochen bewußtlos. Dann schickten die Ärzte mich wieder in die Südsee zurück. Sie sagten, das wäre die einzige Rettung für mich. Nun, noch bin ich am Leben, aber ich bin völlig vom Fieber durchseucht. Ein Monat Australien würde mir den Rest geben.«

»Aber was wollen Sie jetzt tun?« erkundigte sich Scheldon. »Sie können doch nicht bis zu Ihrem Tode hierbleiben.«

»Was bleibt mir sonst übrig? Ich würde sehr gern in meine Heimat zurückkehren, aber ich könnte es nicht vertragen. Ich muß eben hier aushalten und bis zu meinem Ende bleiben; aber, weiß Gott, ich wünschte, ich hätte die Salomons nie gesehen.«

Er weigerte sich, an Land zu schlafen, nahm seine Aufträge entgegen und begab sich an Bord des Kutters.

Ein düsterer Sonnenuntergang wurde durch die schwerste Bö dieses Tages ausgelöscht, und da sah Scheldon das Walboot auftauchen. Das Sprietsegel wurde eingeholt, das Boot hielt auf den Strand zu, und er empfand ein gewisses Unbehagen, als er sah, wie Joan, aufrechtstehend, sich mit ihrer ganzen Kraft auf das Steuerruder legte, um den Druck zu überwinden, der das Boot quer in die See zu werfen drohte. Ihre Tahitianer sprangen über Bord und schoben das Boot schnell auf den Strand, und sie führte ihre seltsame Gesellschaft zur Pforte herein.

Die ersten Regentropfen fielen schwer wie Hagelschloßen, die hohen Kokospalmen bogen sich unter der Gewalt des Windes, während die dichten Wolkenmassen der Böen die kurze Tropendämmerung unvermittelt in Nacht verwandelten.

Ganz unbemerkt verlor sich die Angst, die Scheldon den ganzen Nachmittag bedrückt hatte, und er fühlte sich merkwürdig angeregt durch ihren Anblick, wie sie mit lachendem, gerötetem Gesicht, wehenden Haaren und vor Anstrengung wogender Brust die Stufen heraufsprang.

»Wundervoll, wirklich wundervoll, dieses Pari-Sulay«, keuchte sie. »Ich kaufe es, noch heute abend schreibe ich an den Kommissar. Der Platz für das Bungalow – ich habe ihn schon ausgesucht – ist herrlich. Sie müssen einmal mit hinüberkommen und mir Ratschläge erteilen. Sie haben doch nichts dagegen, daß ich hierbleibe, bis alles erledigt ist? War die Böe nicht prächtig? Vermutlich komme ich zu spät zum Essen; ich mache mich schnell etwas zurecht und bin in einer Minute wieder hier.«

Während der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit ging er in dem großen Wohnzimmer auf und nieder und erwartete mit Ungeduld und Sehnsucht ihre Wiederkehr. »Hören Sie, ich werde mich nicht wieder mit Ihnen zanken«, verkündete er, als sie sich gesetzt hatten.

»Zanken,« lautete die Antwort, »das ist ein häßliches Wort. Sagen wir, ehrlich streiten.«

»Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber jedenfalls wollen wir es nicht wieder tun.«

Er räusperte sich nervös, denn ihre Augen verkündeten, daß die Eröffnung der Feindseligkeiten unmittelbar bevorstand.

»Entschuldigen Sie«, warf er schnell ein. »Ich hätte das für mich behalten sollen. Ich wollte nur sagen, daß ich meinerseits nicht mehr streiten will. Sie haben eine schreckliche Art, mich ohne ein Wort abzufertigen. Ich begann mit den besten Absichten, und jetzt mache ich –«

»Unpassende Bemerkungen«, beendete sie den Satz.

»Das ist Ihre Art, mich hereinzulegen«, klagte er.

»Wieso? Ich habe kein Wort gesagt. Ich saß ruhig hier und träumte von Frieden auf Erden und so weiter, und da fangen Sie plötzlich an, mich zu beschimpfen.«

»Das wohl kaum.«

»Nun, Sie sagten, ich wäre schrecklich, oder ich hätte eine schreckliche Art, was ja auf dasselbe herauskommt. Ich wollte nur, mein Bungalow wäre fertig, dann würde ich morgen schon ziehen.«

Aber ihre zuckenden Lippen straften ihre Worte Lügen, und im nächsten Augenblick war dem Manne noch ungemütlicher zumute, denn sie lachte laut.

»Ich wollte Sie nur necken. Und wenn Sie nicht lachen, muß ich glauben, daß Sie mir böse sind. So ist's recht, lachen Sie. Aber wenn es Ihnen Mühe macht,« fügte sie schnell hinzu, »dann lassen Sie's bleiben. Sie sehen aus, als ob Sie Zahnschmerzen hätten. Schon gut, sagen Sie nichts. Sie haben versprochen, nicht zu streiten, während ich das Recht habe, weiter so streitbar zu sein, wie es mir beliebt. Zunächst: da liegt die Flibberty-Gibbet. Ich wußte nicht, daß sie ein so großer Kutter ist, aber sie befindet sich in einer traurigen Verfassung. Ihre Takelung ist etwas merkwürdig, und bei der nächsten starken Böe wird der obere Teil weggerissen. Ich habe Noah-Noahs Gesicht beobachtet, als wir vorbeifuhren, er sagte nichts, lächelte nur höhnisch, und ich kann es ihm nicht verdenken.«

»Der Kapitän hat schweres Fieber«, erklärte Scheldon. »Er mußte seinen Steuermann abgeben, der in Ugi blieb – das ist die Plantage, wo ich meinen Händler Oskar verloren habe. Und Sie wissen, was für Seeleute die Nigger sind.«

Sie nickte zustimmend, und während sie ernsthaft nachzudenken schien, bat er sie um ein zweites Stück Büchsenfleisch. Nicht, weil er hungrig war, sondern weil er gern ihre schlanken, festen, ganz schmucklosen Finger beobachten wollte, während er sich gleichzeitig an der Rundung ihres Unterarms erfreute. Der kam aus dem Ärmel hervor und ging in das glatte, runde Handgelenk über, das noch nicht durch das Adernnetz verunstaltet war, welches sich mit dem Alter einzustellen pflegt. Die Finger waren von der Sonne gebräunt und sahen wie die eines Knaben aus. Da kam ihm plötzlich das Verständnis für sie. Ja, das war es, er hatte die Lösung zu ihrer rätselhaften Persönlichkeit gefunden. Die sonnenverbrannten, knabenhaften Finger gaben sie ihm. Kein Wunder, daß sie ihn so oft bis aufs Blut gereizt hatte. Er hatte sie als Frau behandeln wollen, und sie war gar keine Frau. Sie war eben nur ein Mädel – und ein halber Junge dazu – mit sonnenverbrannten Fingern, die mit Vorliebe knabenhafte Dinge taten; ein Mädel, das Schwimmen und Anstrengungen aller Art liebte, das von kühnem Wagemut beseelt war, sich aber nicht weiter als bis zu knabenhaften Abenteuern verstieg und seine Freude hatte an Gewehren und Revolvern, Cowboyhüten und einer geschlechtslosen Kameradschaft mit Männern.

Beobachtete er sie jetzt sinnend, so war es ihm, als ob er daheim in der Kirche säße und dem Gesang der Chorknaben lauschte. Sie erinnerte ihn an diese Knaben, oder doch wenigstens an deren Stimmen. Es war dieselbe geschlechtslose Art. Körperlich war sie zwar eine Frau, aber geistig war sie nicht dazu erzogen. Ihr hatte der weibliche Einfluß gefehlt. Sie hatte keine Mutter gehabt. Von, der Vater, eingeborene Diener und das rauhe Inselleben hatten sie erzogen. Pferde und Gewehre waren ihr Spielzeug gewesen, Lager und Wald ihre Kinderstube. Nach dem, was sie erzählt hatte, waren ihre Schultage nur eine Verbannung gewesen, die sie neben dem Studium der unablässigen Sehnsucht nach dem wilden Reiten und Schwimmen auf Tahiti gewidmet hatte. Die Erziehung und die Ansichten eines Knaben. Das erklärte ihre Abneigung gegen Weiberröcke, ihre Empörung über Dinge, die doch nur schicklich waren. Eines Tages mußte sie wohl erwachsen sein. Jetzt aber war sie noch in der Entwicklung begriffen.

Ihm blieb eben nur übrig, sich mit ihrem knabenhaften Wesen abzufinden und nicht den Fehler zu begehen, sie als Frau zu behandeln. Er fragte sich, ob er die Frau, zu der sie sich entwickeln würde, und ob er sie geradeso, wie sie war, lieben könnte. Wie dem auch immer sein mochte, so nahm sie doch jedenfalls einen ziemlich großen Raum in seinem Leben ein, das hatte er an diesem Nachmittag empfunden, als er die See zwischen den Böen nach ihr absuchte. Dann fiel ihm wieder die finanzielle Lage von Berande und der unvermeidliche Zusammenbruch ein, und er runzelte die Stirn.

Jetzt erst wurde er gewahr, daß sie sprach.

»Verzeihen Sie«, sagte er. »Was meinten Sie?«

»Sie haben auch nicht ein einziges Wort gehört, ich wußte es«, schalt sie. »Ich sagte, daß die Flibberty-Gibbet sich in einer traurigen Verfassung befindet, und daß ich morgen, sobald Sie es dem Kapitän gesagt haben, und wenn er es nicht übel nimmt, mit meinen Leuten an Bord gehen und das Schiff überholen werde. Wir werden auch den Boden abschrapen, denn der Kupferbeschlag ist fast vier Zoll dick bewachsen. Ich sah es, als sie rollte. Vergessen Sie nicht, daß ich eines Tages mit der Flibberty-Gibbet fahren werde, und wenn ich mit ihr durchbrennen müßte.«

Als sie auf der Veranda Kaffee tranken, hörten sie Satan in der Nähe der Pforte anschlagen, und Scheldon mußte schließlich einen zerzausten, verängstigten Schwarzen befreien, den er zum Verhör auf die Veranda brachte.

»Was fella Herr du gehören?« fragte er. »Was Name du kommen dies fella Platz, Sonne er gehen unter?«

»Mich gehören Boucher. Zuviel Jungen gehören Port Adams bleiben bei mein fella Herrn. Zuviel machen Lärm.«

Der Schwarze zog ein Stück Papier aus dem Gürtel und reichte es ihm. Scheldon überflog es hastig.

»Es ist von Boucher,« erklärte er, »dem Mann, der Packards Stelle übernommen hat. Packard wurde, wie ich Ihnen erzählte, von seiner Bootsmannschaft getötet. Boucher schreibt, daß fünfzig Port-Adams-Leute in großen Kanus an seinem Strand gelandet sind und sich häuslich niedergelassen haben. Sie haben schon ein halbes Dutzend Schweine getötet und scheinen Streit zu suchen. Er fürchtet, daß sie sich mit den fünfzehn Ausreißern aus Lunga vereinigen könnten.«

»Und dann?« fragte sie.

»Dann würde Billy Pape genötigt sein, einen Nachfolger für Boucher zu senden. Es ist Papes Station. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich möchte Sie nicht allein hier lassen.«

»Nehmen Sie mich mit.«

Er schüttelte lächelnd den Kopf.

»Dann nehmen Sie wenigstens meine Leute mit«, riet sie. »Es sind brave Jungens, die nichts fürchten – außer Utami, der sich vor Geistern fürchtet.«

Die große Glocke wurde geläutet, und fünfzig Schwarze trugen das Boot zum Wasser hinunter. Die Bootsbesatzung nahm ihre Plätze ein. Matauare und drei andere Tahitianer setzten sich mit Patronengürteln und Gewehren bewaffnet ans Heck, und Scheldon selbst übernahm das Ruder.

»Ach, ich wollte, ich könnte mit Ihnen fahren«, sagte Joan sehnsüchtig, als das Boot absetzte.

Scheldon schüttelte den Kopf.

»Ich bin so gut wie ein Mann«, drängte sie.

»Sie sind wirklich jetzt hier nötig«, erwiderte er. »Diese Lunga-Bande könnte gerade, wenn wir beide abwesend sind, hier landen und die Pflanzung überfallen. Leben Sie wohl! Wir werden morgen früh zurückkommen. Es sind nur zwölf Meilen.«

Als Joan ins Haus zurückkehrte, mußte sie zwischen den Bootsträgern hindurchgehen, die sich am Strande herumtrieben und in wunderlicher, affenartiger Weise über die Ereignisse des Tages schwatzten. Sie machten ihr Platz. Als sie aber mitten zwischen ihnen war, überkam sie ein Gefühl ihrer eigenen Hilflosigkeit. Es waren ihrer so viele, was hinderte sie, sie niederzumachen, wenn sie wollten? Dann fiel ihr ein, daß ein Schrei von ihr Noah-Noah und ihre andern Leute herbeirufen würde, und daß jeder von ihnen im Kampfe gut ein Dutzend der Schwarzen aufwog. Als sie das Tor öffnete, trat ein Schwarzer auf sie zu. In der Dunkelheit konnte sie ihn nicht erkennen.

»Was Name?« fragte sie scharf. »Was Name gehören dir?«

»Mich Aroa«, sagte er.

Sie erkannte in ihm einen der beiden Kranken, die sie im Hospital gepflegt hatte; der andere war gestorben.

»Mich nehmen Masse fella Medizin zuviel«, sagte Aroa.

»Ja, und du all right jetzt«, antwortete sie.

»Mich wollen Tabak, viel fella Tabak; mich wollen Kaliko; mich wollen Schweinsfischzähne; mich wollen ein fella Gürtel.«

Sie blickte ihn belustigt an, in der Erwartung, ein Lächeln oder wenigstens ein Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. Aber das blieb völlig ausdruckslos. Mit Ausnahme eines Schurzes um die Lenden, zweier Ohrenpflöcke und eines Kranzes aus weißen Kaurimuscheln in seinem wolligen Haar war er nackt. Sein Körper war frisch geölt und glänzend, seine Augen leuchteten im Sternenlicht wie die eines Raubtieres. Die andern Leute hatten sich hinter ihm zu einer richtigen Mauer zusammengedrängt. Die einen kicherten, aber die andern beobachteten sie mit mürrischem, gespannten Schweigen.

»Schön,« sagte sie, »wozu brauchen diese vielen fella Sachen?«

»Mich nehmen Medizin«, sagte Aroa. »Du bezahlen mich dafür.«

»Das ist der Dank«, dachte sie – Scheldon schien schließlich doch Recht zu haben. Aroa wartete stumpfsinnig. Ein springender Fisch klatschte draußen aufs Wasser. Eine kleine Welle murmelte schläfrig am Strande. Der Schatten eines fliegenden Hundes huschte schweigend über sie hinweg. Ein leichter Wind fächelte kühlend ihre Wangen. Es war die Landbrise, die zu wehen begann.

»Ihr gehen in die Baracken«, sagte sie, im Begriff die Pforte zu durchschreiten.

»Du bezahlen mich«, sagte der Schwarze.

»Aroa, du sein ein großer Narr. Ich nicht bezahlen dich, jetzt du gehen.«

Aber der Schwarze blieb stehen. Sie fühlte, daß er sie fast unverschämt ansah, als er wiederholte:

»Ich nehmen Medizin. Du bezahlen mich. Du bezahlen mich jetzt.«

Da verlor sie die Geduld und gab ihm eine so kräftige Ohrfeige, daß er zwischen seine Genossen taumelte. Aber die ließen sich nicht vertreiben. Ein anderer trat vor.

»Du bezahlen mich«, sagte er. Seine Augen hatten einen mürrischen, unruhigen Blick, wie sie ihn bei Affen gesehen hatte. Aber er hielt ihrem unbehaglich prüfenden Blick geduldig stand, und seine dicken Lippen preßten sich in mürrischer Entschlossenheit zusammen.

»Wofür?« fragte sie.

»Mich Gogoomy«, sagte er. »Bawo Bruder gehören mir.«

Sie entsann sich, daß Bawo der Name des Kranken war, der gestorben war.

»Geh weg«, befahl sie.

»Bawo nehmen Medizin. Bawo fertig. Bawo mein Bruder. Du bezahlen mich. Vater gehören mir ein groß fella Häuptling auf Port Adams. Du bezahlen mich.«

Joan lachte.

»Gogoomy, du gerade wie Aroa, ein großer Narr. Mein Wort, wer bezahlen mir Medizin?«

Sie wollte die Sache beenden, indem sie durch die Pforte schritt und sie hinter sich verschloß. Aber Gogoomy drängte sich dagegen und sagte in unverschämtem Tone:

»Vater gehören mir ein groß fella Häuptling. Du nicht schlagen Kopf gehören mir. Mein Wort, du bange zuviel.«

»Mich bange?« fragte sie, während der Zorn sie übermannte.

»Du zuviel bange, schlagen Kopf gehören mir«, sagte Gogoomy überlegen.

Da langte sie über die Pforte hinüber und versetzte ihm einen so kräftigen Schlag, daß er zur Seite taumelte und beinahe hingestürzt wäre. Er sprang auf die Pforte zu, als wollte er sie mit Gewalt öffnen, während sich die Menge gegen den Zaun drängte. Joan überlegte blitzschnell. Ihr Revolver hing an der Wand im Grashause, doch ein Schrei von ihr mußte ihre Leute herbeirufen, und sie wußte, daß sie dann in Sicherheit war. Aber sie rief nicht um Hilfe. Statt dessen pfiff sie Satan und rief seinen Namen. Sie wußte, daß er im Schlafzimmer eingesperrt war, aber die Schwarzen warteten gar nicht erst, sondern flohen unter wildem Geschrei in die Nacht hinaus, während Gogoomy nur zögernd folgte.

Als sie das Bungalow betrat, lachte sie, dann aber traten ihr vor Ärger Tränen in die Augen. Eine ganze Nacht hatte sie bei dem Verstorbenen gewacht, und jetzt verlangte sein Bruder Bezahlung für sein Leben.

»Oh! Diese undankbaren Geschöpfe!« murmelte sie, während sie überlegte, ob sie den Vorfall Scheldon berichten sollte oder nicht.

 


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