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Selig in Lust und Leid läßt die Liebe nur sein

Selig in Lust und Leid läßt die Liebe nur sein

Treue – – schwerwiegend Wort! Schwerer wiegend als das holde Wort Liebe ...

Treue ist eine feine Sammlungskraft, eine zähe Behaltungskraft – eine Form der schönsten Tugend: der Dankbarkeit. Treue zum Ideal, Treue zum Licht in uns und in andren; Dankbarkeit gegenüber allem, was uns Anlaß gab zur inneren Verarbeitung. Dann erst erhält Liebe höheren Wert, wenn Treue zwei Menschen adelt. Erst dann verlieren sich zwei Menschen, wenn sie nicht mehr dem einst gemeinsamen Ideal Treue halten. Treue zum Ideal – das einigt. Nicht der sinnenhafte Besitz.

Thüringer Tagebuch

»Ich bin dein« – drei Worte nur!
Ein Du und ein Ich bin,
Und beide Eins! Die tiefste Natur
Birgt keinen tieferen Sinn,
Kein tiefer Glück, weltaus weltein,
Als die Drei-Einheit: Ich bin dein.

Meister der Menschheit

Zu den schmerzlichsten und unbegreiflichsten Dingen dieser Erde gehört das Auseinanderwachsen ehedem befreundeter Herzen.

Menschen haben sich in günstiger Stunde kennen gelernt und ihr Inneres durch diese Berührung zum Aufleuchten gebracht. Die Umwelt wurde durch den erwärmenden Glanz dieser Freundschaft verklärt. Man ging mit dankerfülltem Herzen abends zu Bett und stand mit Spannung und Neugier morgens wieder auf. Jeder gemeinsame Tag wurde ein festliches Erlebnis.

Dann kamen Mißverständnisse, erst einzeln, kaum beachtet, dann häufiger und gefährlicher. Und mit den Mißverständnissen Unbehagen, eine unbestimmte Nervosität, eine Ahnung, daß sich diese Feiertage der Freundschaft erschöpft haben. Eines Tages steht der eine auf seinem neuen Weg allein und winkt den andren auf den andren Feldwegen Abschiedsgrüße zu, vielleicht mit Dank und Wehmut, vielleicht ernüchtert. Und fortan wandern sie wieder getrennt.

Manchmal glüht noch die Erinnerung an eine frohe Stunde oder an einen gemeinsam erlebten und durch Freundschaft geweihten Schmerz vorübergehend auf, wie etwa ein fernes Bergschloß in bengalischem Lichte aufblitzt. Aber der Glanz ist nicht natürlich und nicht von Dauer. Er erlischt. Nacht und Wolken rollen wieder darüber. Das Unvergängliche jener Tage haben wir in uns, nicht hinter uns. Weiter! Unsere irdischen Beziehungen haben sich überlebt. Wir sind auseinandergewachsen ...

Der Einsiedler und sein Volk

Zwei Worte bergen tiefstes Glück: Werk und liebendes Weib. In beiden glüht schöpferische Liebe.

Gesenkte Wimpern ... Eine Jungfrau, die mit gesenkten Wimpern in sich hineinlächelnd an einen geliebten Menschen denkt; eine Frau, die treue Gedanken still und stetig in ihre Stickerei hineinarbeitet; eine Mutter, die auf ihr trinkendes Kind hinabschaut: – es ist die gleiche Innerlichkeit. Bei allen Dreien ergreift uns diese Kraft gesammelter Liebe, die sich in ein Gedenken, in eine Stickerei, in ein Kind hinauswirkt. Gesenkte Wimpern eines liebend reinen weiblichen Menschen ... Wieviel Holdes hinter diesen halbgeschlossenen Fensterläden!

Meister der Menschheit

Was kettet die Gatten aneinander? Gemeinsames Erleben; seelisches Verständnis. Aber der Körper? Ach Gott, auch der lieblichste Körper, der je diesem Planeten entwuchs, wird durch Gewöhnung langweilig; Formenschönheit birgt kein Dauerglück. Nichts bleibt von allen Formen der Erde, als die Innenwelt der Pflicht, die Welt des Gedankens, die Lichtwelt des »Reiches Gottes«. Diesem Urgrunde aller Dinge, dieser ewigen Heimat entgegen zu pilgern, ist das einzige Glück hienieden. Alles Vergängliche läßt den phantasievollen Menschen, der sofort die letzten Folgen und das Ende aller Folgen in blitzschnellem Gedankenfluge durcheilt, nicht zur Ruhe kommen. Nur die wäre das Weib meiner Seele, die mit mir lebte und liebte in dieser Lichtwelt, so daß wir beide Hand in Hand emporwanderten, dasselbe Ziel vor den leuchtenden Augen, von Zeit zu Zeit den Kopf an die warme Brust des anderen schmiegend, von Zeit zu Zeit rastend auf einer sonntagsstillen Lichtung, Mund an Mund, überflutet von dem duftigen Haar meiner lebendigen Waldfrau ...

Wasgaufahrten


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