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Jungmädchentum

Jungmädchentum

Jungmädchentum

Ein junges Mädchen ist ein Feingebilde, dem wir zart und ritterlich begegnen. Das Jungfräuliche ähnelt dem Blumenhaften, wir verbinden damit das Gefühl der Lichtempfänglichkeit. Wohl dem, der als Licht liebevoll beeinflussend in solche Seele einströmt! Sie entfaltet unter der Sonne der Freundschaft und Liebe doppelte Anmut. Und es ist sinnig, daß dem Dichter die Muse als weiblich Wesen erscheint, wie ja auch mit Nymphen, Nixen, Elfen der Begriff des Mädchenhaften verbunden ist: – sie sind schwebende, unbeschwerte Anmut. Meister der Menschheit

Schöne Frauen. Mädchen und Kinder, wenn sie umhaucht sind von Reinheit und Unbefangenheit, sind ein feiner Kunstwerk als alle Blumen und Bilder. Denn sie haben nicht nur Farben und Umriß, nein, es leuchten in diesen reichen Gesichtchen alle Möglichkeiten. Stolz, Zartheit, Schelmerei, Verlegenheit, Güte, Mutterglück, jungfräuliche Neugier, – was für ein Durcheinander ist doch so ein ausdrucksvolles Menschengesicht! Erst die Bewegung, das nicht festzuhaltende Spiel der Muskeln im Widerleuchten der Seele, erzeugt die eigentliche Schönheit.

Wege nach Weimar

Wegewart... »Ein Blümchen wartet am Wege...« So eilen manche Mädchen hinaus ins Menschenland, stehen am Wege und schauen sich um und warten, ob nun wohl »der Eine« komme. Der oder jener streift sie – sie leuchten auf und lauschen – sie warten weiter – und viele, zu viele warten umsonst.

Steht nicht, Mädchen! Schafft, seid gut, tapfer, tätig, da wo ihr seid! Es ist Romantändelei, daß irgendwo »nur der Eine« auf dieser bunten Welt »das Glück« bringe. Glück wächst an allen Waldecken, wenn du's kurzerhand ergreifst: mach' selber glücklich, ob ein Mütterchen am Weg oder alte Eltern oder Kinder, die der Erziehung bedürfen, oder Kranke oder auch einen Gatten – es ist von gleichem Wert, versuch's nur! Verwandle das harte Wort: »Ich muß« in das leichte Lied: « Ich will

Thüringer Tagebuch

Junge Mädchen sind wie wehende Flämmchen. Gott führ' ihnen gute Menschen über den Weg, die diese Lichtlein verstehend schonen!

Thüringer Tagebuch

Vignette

An Jung-Helga

(Bisher unveröffentlicht)

1.

Was wir verloren, grub des Schicksals Hand
In unser deutsches Herz mit festem Schnitt.
Dort steht es nun, gemeißelt in Granit,
Dort steht nun eingegraben Land um Land, Das uns geraubt ward, das wir einst besessen –
Wir fühlen's tief und werden's nie vergessen.

Doch wenn Jung-Helga einstens lesen kann – –
Vielleicht fängt Deutschlands Morgenröte an.

(Widmung zu dem Buch«: Was wir verloren haben – Entrissenes, doch nie vergessenes deutsches Land. Berlin 1920. Verlag Fr. Zillesen [H.Beenken].)

2.

Was wir verloren, ist uns bitter klar:
Noch spüren tief wir die erlebten Wunden.
Doch unklar ist noch, was wir neu gefunden
Vielleicht im Keime schon ein glücklich Jahr?
Vielleicht ein Jahr, worin wir ganz gesunden?
Oh, laßt uns schaffend hoffen immerdar!

(Widmung für das Buch: Ein glücklich Jahr. Im Geleit deutscher Dichtung dargeboten von Karl Storck. Stuttgart 1920. Verlag von Greiner und Pfeiffer.)

Weimar und Leipzig, am 7. Januar 1921.


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