Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Heimfrau

Der Heimfrau

Jugendlust

Gespielin meiner Jugend!
Weißt du, wie oft ich in Halmen lag.
An jenem Hang, an der steinernen Bank?
Der Knabe spähte nach dir,
Ob auf der fernen Höhe,
Wo die Pappelstraße zu Tal geht,
Du kommen würdest mit deinem Bruder –
Wie eine Lilien-Madonna kommt,
Die sich vom Goldgrund löst –
Über Berg und Tal, durch Sommerwald,
Auf staubiger Straße und heißem Feldweg,
Kommen in unser Haus,
In die köstlichen Ferien ...

Gespielin, den Weg, den ich ging,
Mußt' ich allein gehn,
Den harten Weg.
Oft lag ich auf einem Hügel
Und spähte hinab und hinaus
Nach Meistern und Menschen –
Wandrer kamen und gingen.
Gute Gesellen, holde Frauen,
Ein sorglicher Vater, Bruder, die treue Schwester.
Dankbar war ich allen – –
Doch meinen Weg ging ich allein.

Ob der Wald in der Ecke von Rotbach,
Wo die Allmende entlang der Schäfer zieht,
Noch umdornt ist von Schlehen und Hagebutten?
Ob auf dem Zügel,
Wo ihr zu winken pflegtet,
Noch eine letzte wilde Rose blüht?

Es quellen in unserm Lande
Über die Gartenmauern
Verfallender Herrenhäuser
Blumenbüschel genug –

Ich aber würde die Rose pflücken,
Die kleine wilde Rose,
Und niemand anders reichen als dir,
Gespielin meiner Jugend!
Lebensfrucht

Vignette

Milde Nacht

Hinter dem Turm hängt
Der verglühende Mondball
Wie ein Heiligenschein.
Dunkel steht das Kloster,
Ein Träumer der Mondnacht,
Der über die Nebel der Tiefe schaut,
Das Haupt umleuchtet.
Hab' ich's erlebt, was mir im Sommer
Das Herz erschüttert?
Hab' ich's geträumt nur? ...
Kein Blättchen zittert im Wasgau.
Tief nur rauscht ein Wasser zu Tal.
Da flüstr' ich traumhaft
In die liebliche Nacht:
»Waldfrau, wo bist du?«
Und horch!
Tönt mir die Waldfrau Antwort?
Weiße Birken zittern im Nachtwind.
Mondflimmer fliegen vorüber,
Wie über ein bleich Gesicht
Ein wunschlos Lächeln der Wehmut,
Und ein Stimmchen hör' ich im Hain:
»Trauter, wo bist du?« ...

Lebensfrucht

 

Auf der Düne

Hätt' ich als Gattin dich am Arme stehn!
Ach, dürft' ich durch der Brandung weißes Schäumen
Barfuß mit dir im Spiel des Meeres gehn,
Wie dort im Waldbach unter Tannenbäumen!
Wie wollten wir auf dieser Düne träumen!
Und wenn vom Meer die Abendstimmen wehn
Und keine Gäste mehr im Mondlicht säumen –
Wir lauschten lang noch in die See hinaus,
Das Glück der Mondnacht brächten wir nach Haus!

Das soll nicht sein. Ich bin zu arm dazu.
Mit deiner Fülle, Weib, und Liebeskraft
Das Glück zu bannen, das mein Blick erschaut,
Mit klarem Haupte und mit festem Schuh
Glutvoll zu schaffen eine innre Welt,
Und spät in unsres Wasgaus Wipfelzelt
Als Edelpaar zu sterben, ich und du – –
Ach du Geliebte, du vielsüße Braut.
Es soll nicht sein! Ich bin zu arm dazu.

Lebensfrucht

Vignette

 << zurück weiter >>