Leo Leipziger
Der Rettungsball
Leo Leipziger

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X.

In gehobener Stimmung kehrte am Nachmittag des nächsten Tages der Makkabäer von der Börse nach Hause zurück. Die politische Lage wurde günstiger aufgefaßt, die Tendenz war erholt und zuversichtlich, das Geschäft sehr rege, und Max konnte zufrieden sein.

Sein langjähriger und zuverlässiger Diener Richard, dessen kochkundige Gattin Ernestine gleichzeitig den Posten einer Wirtschafterin bekleidete, half ihm beim Umziehen.

Aber Richard teilte nicht die freudige Stimmung seines Herrn, und als er seine Obliegenheiten verrichtet hatte, fragte er in etwas wehmütigem Tone:

»Würden der gnädige Herr gestatten, daß ich mit meiner Frau heute abend um sieben Uhr ausgehe? . . . Wir haben Gelegenheit, einen anderen guten Dienst zu bekommen, und da der gnädige Herr 127 nu heiraten, so werden wir ja doch bald ziehen müssen . . .«

Max stutzte.

Daran hatte er noch gar nicht gedacht, und die Sache war ihm sehr unangenehm. Aber er konnte sich der Logik der Tatsachen nicht entziehen und erwiderte sehr leutselig:

»Na, aber selbstverständlich gebe ich Ihnen den gewünschten Urlaub . . . Und wenn man bei mir anfragt, werde ich die beste Auskunft über Sie und Ihre Frau geben . . .«

Dann streckte er sich im Wohnzimmer auf den Diwan nieder, zündete eine Zigarette an und sah den blauen Rauchwolken nach, die zur Decke emporschwebten . . . Er dachte an Meta, die, wie Moritz ihm erzählt hatte, mit Irma in Paris war . . . Im letzten Jahre war er mitgefahren . . . Sie hatten zusammen die Modemagazine besucht, den alten Park von Trianon durchstreift und sogar – auf Metas besonderen Wunsch – hoch oben auf dem Friedhof des Montmartre einen Kranz auf Heines Grab niedergelegt . . .

Ein lautes Klopfen an der Tür störte ihn in seinen Träumen . . .

»Herein!«

128 »Herr Professor Malthus wünscht dem gnädigen Herrn seine Aufwartung zu machen . . .«

Max sprang vom Diwan auf und brummte unwirsch und verdrießlich:

»Unangenehme Störung . . .«

Wieder glitten seine Gedanken unwillkürlich zu Meta . . . Die wußte, daß er zwischen 4 und 6 nicht gestört sein wollte, und hatte immer Rücksicht auf ihn genommen . . .

Professor Malthus trat ein und begrüßte seinen künftigen Schwiegersohn durch einen kräftigen Händedruck, den Max etwas weniger begeistert erwiderte . . . Er bot dem Professor eine Zigarette an und bat ihn, Platz zu nehmen . . .

»Womit kann ich dir dienen, mein lieber Schwiegervater?« . . .

Der alte Professor zögerte . . . Es wurde ihm scheinbar nicht leicht, sein Anliegen vorzubringen.

Endlich aber begann er:

»Sieh mal, lieber Max, ich habe mir so gedacht, daß wir beide, du und ich, eigentlich alle Ursache hätten, der guten Tante Ida von Herzen dankbar zu sein . . . Da wäre es doch richtig, wenn wir uns überlegten, wie wir ihr eine kleine Aufmerksamkeit erweisen könnten? . . .«

129 Max, der noch nichts Böses ahnte, nickte zustimmend, worauf der Professor fortfuhr:

»Ich glaube nun, nach dieser Richtung hin eine ausgezeichnete Idee zu haben: Die Porträts von dir und Lene in Oel gemalt! . . . Ganz genau in der Größe wie die Bilder deiner seligen Eltern . . . . . Das gäbe dann in der Fischerstraße so eine Art Susemausscher Ahnengalerie . . .«

»Der Gedanke scheint mir nicht übel,« meinte Max, und nach einer Weile fügte er etwas mißtrauisch hinzu:

»Was würdest du denn dafür beanspruchen? . . .«

Wieder stockte der Alte. Nach einer Weile brachte er heraus:

»Zehntausend Mark . . . . . natürlich für beide

»Das habe ich mir auch gedacht,« bemerkte Max ein wenig ironisch, »aber« – er kratzte sich hinter dem Ohr – »das ist immerhin eine ganz hübsche Summe, trotzdem sie selbstverständlich für einen Meister, wie du einer bist, ganz angemessen erscheint . . . Aber bei den augenblicklichen schlechten Zeiten möchte ich mir die Sache doch noch mal in Ruhe überlegen« . . .

130 Der Professor sah ein wenig enttäuscht aus. Dann faßte er sich jedoch ein Herz:

»Ich muß dir ganz offen sagen, mein lieber Max, daß ich auf eine etwas freudigere Aufnahme meines Vorschlages gerechnet hatte . . ., um so mehr, als ich mich ja nicht aufdrängen würde, wenn es nicht unbedingt nötig wäre . . .«

»Wie soll ich das verstehn? . . .« fragte Max.

»Leider, mein lieber Sohn,« stammelte der alte Herr, »sind meine Vermögensverhältnisse außerordentlich desolat . . . Es sind zwar lauter Läpperschulden, aber sie läppern sich eben doch zusammen . . . Die Gläubiger laufen mir das Haus ein, und trotz aller Güte des Fräulein Susemaus kann ich nicht mehr weiter . . . Das Wasser steht uns schon an der Gurgel . . . Ich wollte dich daher nicht nur um den Auftrag bitten, sondern dich auch ersuchen, mir möglichst bald einen Vorschuß in Gestalt des Honorars von zehntausend Mark zu bewilligen . . .«

Max machte ein verdutztes Gesicht.

»So schlimm steht es bei euch? . . . Das hatte ich gar nicht geahnt.«

Der Herr Professor zögerte jetzt nicht mehr und legte eine offene Beichte ab . . .

131 »Die Lebensmittel sind so teuer, und ich verdiene doch recht wenig . . . Georg steuert zur Wirtschaft nichts bei, trotzdem er dazu in der Lage wäre . . . und wenn auch Lenchen an allen Ecken und Kanten spart und wirklich mustergültig wirtschaftet – ohne Geld kann auch der klügste Finanzminister nichts leisten . . . Nun meine ich, daß doch Lenchen jetzt deine Braut ist, und daß es dir am Herzen liegen muß, ihr die tägliche Not und die täglichen Sorgen zu ersparen, und darum wollte ich . . .«

Max stand auf.

»Unter diesen Umständen ist es natürlich ganz selbstverständlich, daß ich dir beistehen werde . . .«

Er entnahm seinem eisernen Kassenschrank sein Scheckbuch und überreichte dem Herrn Professor das Papier über zehntausend Mark . . .

»Ich hoffe nur,« fügte er hinzu, »daß damit auch alles beglichen ist, und ich bin überzeugt,« fügte er liebenswürdig hinzu, »daß die Bilder auf der nächsten Kunstausstellung die große goldene Medaille erhalten werden . . .«

Kaum hatte der Professor das Geld in der Tasche, so wurde er wieder großspurig.

»Am Ende«, lächelte er, »machst du ja dabei ein glänzendes Geschäft . . . Du bist ja der 132 einzige Erbe von Tante Ida, und die Porträts, die viel mehr wert sind als lumpige zehntausend Mark, gehen ja doch einmal in deine Hände über . . .«

»Na, weißt du,« bemerkte Max etwas pikiert, »vom geschäftlichen Standpunkt habe ich die Sache bisher nicht betrachtet, aber wenn du meinst . . .«

Der Alte erhob sich.

»Also besten Dank, mein lieber Junge, und auf Wiedersehen! . . . Leider ist es heute abend mit uns nichts . . . . Lenchen läßt dich schön grüßen und dich bitten, erst morgen zu kommen. Das Verlobungsfest ist ihr nicht gut bekommen, sie hat Migräne, braucht Ruhe, und will früh schlafen gehen . . .«

»Grüße sie recht herzlich, und ich lasse gute Besserung wünschen,« sagte Max kühl, während er den alten Herrn hinausbegleitete. . . .

Also für heute abend war er ausgeladen! . . . Das war ihm eigentlich ganz recht . . . da konnte er ja wie früher mit seinem Freunde Moritz zusammen sein . . . Er ging also ans Telephon und ließ sich mit dem Berg-Hirsch verbinden.

»Guten Abend, Moritz . . . Na, schon ausgeschlafen? . . . Das ist recht . . . Ich bin heute abend frei . . . Was? . . . Du nicht? . . . Ein 133 Vetter aus Breslau?.. Dem du Berlin bei Nacht zeigen mußt? Palais de Danse? . . . Famos! . . . Da komme ich mit! . . . . Du meinst, das schickt sich nicht für einen Bräutigam? . . . Na ja . . . da hast du auch recht . . . Also amüsiere dich gut . . . . Auf Wiedersehen . . . morgen!«

Gerade als sich Max enttäuscht und übellaunig wieder zur Ruhe niederlegen wollte, erschien der Diener Richard mit der Meldung, daß Herr Georg Malthus den gnädigen Herrn zu sprechen wünsche. . . .

»Ich lasse bitten . . .« knurrte Max.

Georg machte einen höchst bejammernswerten Eindruck. Seine Augen waren noch verglaster als sonst, er sah nicht mehr blaß, sondern beinahe grün aus . . .

»Setz' dich, mein Junge,« . . . meinte Max mit erkünstelter Freundlichkeit, »was führt dich zu mir?«

»Schwere Sorgen, lieber Schwager, schwere Sorgen!« –

»Nanu,« unterbrach ihn Max, »was kannst du für Sorgen haben? . . . . Du hast bei Reißer & Co. fünfhundert Mark monatlich, zu Hause freie Wohnung und freie Station, damit kannst du doch glänzend auskommen? . . .

134 Georg sah beschämt zu Boden.

»Ich habe seit sechs Wochen hundert Stück Kanada in der Hausse,« hauchte er fast unhörbar.

»Auch du . . . mein Sohn Brutus? . . .«

»Ich habe mir das Geld, um die Differenzen zu begleichen, auf ganz kurzfristige Wechsel verschafft, die morgen fällig sind. Wenn ich nicht bezahlen kann, fliege ich bei Reißer & Co. 'raus und weiß nicht, was ich anfangen soll . . .«

»Wie kommst du als Angestellter überhaupt dazu,« brauste Max heftig auf, »dich in Börsenspekulationen einzulassen? . . . Das überlaß doch gefälligst anderen Leuten!«

»Entschuldige nur,« versetzte Georg ein wenig spöttisch, »daß auch ich dieselbe Idee gehabt habe, wie die ›andern Leute‹ . . . nur mit dem Unterschied, daß ich keine reiche alte Tante habe, die meine Differenzen bezahlt.«

»Ich verbitte mir solche Unverschämtheiten,« schnauzte Max seinen Schwager an . . . »aber im übrigen möchte ich bloß wissen, zu welchem Zweck du überhaupt derartige waghalsige Operationen machst? . . . Um wieviel handelt es sich denn?«

Georg versetzte wieder kleinlauter:

»Um 5000 Mark . . . Ich habe mehr ausgegeben, als mir zukommt, und da dachte ich, daß ich das Geld an der Börse verdienen 135 würde . . . Die Kombination hat sich nicht als richtig erwiesen . . .«

Max inquirierte weiter.

»Wofür hast du denn das Geld ausgegeben?«

Georg sah seinem Schwager ziemlich frech ins Gesicht und bemerkte, als wenn die Antwort ganz selbstverständlich wäre:

»Natürlich für Irma . . .«

Die Nennung dieses Namens war Max sichtlich unangenehm . . . . Noch peinlicher berührte ihn aber der Gedanke, daß diese Irma jetzt mit seiner Meta in Paris herumgondelte, und der Zusammenhang zwischen ihm, Georg und dem gesamten »Salon Andrée« löste in ihm unbehagliche Empfindungen aus . . . Er zog es daher vor, der unangenehmen Situation wiederum durch einen Scheck ein Ende zu machen und überreichte dem hoffnungsvollen Schwager die Hälfte der Summe, die er kurz vorher dem Herrn Papa eingehändigt hatte . . .

Als Georg sich mit heißen Danksagungen empfohlen, ging Max verstimmt im Zimmer auf und ab . . .

Der Gedanke, allein auszugehen, war ihm höchst unsympathisch, und so beschloß er denn, zu Hause zu bleiben und sich von Ernestine ihr 136 berühmtes Kalbsgulasch mit Nockerln zubereiten zu lassen, wodurch er wieder in bessere Stimmung zu kommen hoffte . . .

Er drückte also auf die Klingel . . . aber niemand erschien.

Er drückte wieder – mit demselben Mißerfolg, und da fiel ihm endlich ein, daß er den beiden ja Urlaub gegeben hatte und somit kein Mensch außer ihm im Hause war . . .

Dieses Bewußtsein der gänzlichen Vereinsamung trat noch deutlicher zutage, als es draußen an der Korridortür wiederholt läutete.

Endlich entschloß sich Max, nachzusehen, wer ihn denn zu so später Stunde noch besuchen könnte.

Er öffnete die Tür.

Draußen stand ein alter, einfach aussehender Mann mit einem struppigen grauen Vollbart und einem Paket unter dem Arm.

»Ick habe wohl die Ehre, mit Herrn Max Susemaus?« . . .

»Jawohl, der bin ich. Was wünschen Sie?«

»Mein Name is Aujust Pietschke . . . . Ick habe mit Sie zu reden,« und damit trat der neue Gast ungeniert in den Korridor und machte die Tür geräuschvoll hinter sich zu.

137 Der Makkabäer wich unwillkürlich einen Schritt zurück . . .

Er witterte in dem Paket entweder einen Totschläger oder eine Browningpistole und verfluchte den Augenblick, wo er Richard und Ernestine den Urlaub bewilligt hatte. Nun saß er ganz richtig in der Falle und wußte nicht ein noch aus . . .

»Bitte, wollen Sie nähertreten, Herr Pietschke,« sagte er zitternd und öffnete die Tür zu seinem Wohnzimmer.

Ohne die Aufforderung, Platz zu nehmen, abzuwarten, setzte sich Herr August Pietschke neben das Arbeitspult von Max und deutete auf den gegenüberstehenden Sessel, was Max als einen nicht mißzuverstehenden Befehl auffaßte, sich ebenfalls niederzulassen. So folgte er denn prompt der pantomimischen Aufforderung . . .

»Ick komme im Auftrage von meine Dochter Meta,« begann Herr Pietschke, »und zwar bringe ick Ihnen hier den Schmuck wieder, den Sie ihr im Laufe der Zeit – es sind ja woll janze zehn Jahre – jeschenkt haben.«

Max rückte etwas ängstlich auf dem Stuhl hin und her.

Der Blick des Alten flößte ihm Besorgnisse ein, trotzdem er es im Grunde seines Herzens 138 als eine Erlösung empfand, daß das Paket etwas anderes enthielt, als einen Totschläger oder eine Browningpistole . . .

»Also . . . Fräulein Meta hat Sie ›beauftragt‹«? . . .«

»Na«, brummte der Alte, »uff de Worte kommt's ja nich so an . . . . Ick bin hier in meenem Namen, und, wenn Se wollen, ooch im Ufftrage von meene Dochter . . . Sozusagen als Vertreter von de Familie und ick bringe Ihnen hier de Schmuckjegenstände zurück . . . Nur eene Kleinigkeit fehlt – ein joldenes Medaljon mit Ihr wertes Porträt und de dazu jehörige joldene Kette . . .! Dat hat meine Dochter verloren oder verlegt. Das schadet wohl ooch nischt, weil's ja det Wertloseste von allens is . . .! Nur wollte ick Ihnen aber doch fragen, wat det Ding jekostet hat, da ick die Absicht habe, Ihnen det in bar wieder zu ersetzen.«

Max machte eine abwehrende Handbewegung . . .

»Ne, ne, lieber Freind,« sagte Pietschke in schärferer Tonart, »so nich! . . . Und mit de Verächtlichkeit dürfen Se mir ooch nich kommen! Ick habe zwar meene Dochter mein Ehrenwort jejeben, dat ick von jede Körperverletzung Abstand zu nehmen jewillt bin, aber ick bitte mir 139 doch eene entsprechende Behandlung aus . . . . Ick halte nämlich mein Ehrenwort, ooch wenn ick's nich erst beim Notar bestätigen lasse, wojejen andere Leute es selbst mit sowat nich jenau nehmen! . . . Det sind nämlich Lumpen, die dat machen, Herr Susemaus . . . womit ick aber selbstverständlich Ihnen nich gemeint haben will . . . Un nu sagen Se mal schleunigst, was det Ding jekostet hat.«

Max war derartig verängstigt, daß er es für das Beste hielt, irgend eine Summe zu nennen.

»Etwa zweihundert Mark, Herr Pietschke . . .«

Metas Vater stand auf, holte seine Brieftasche hervor und zählte drei Hundertmarkscheine auf den Tisch.

»Ick habe einen zujelegt, Herr Susemaus, damit Se nich sagen können, dat Se bei dem Jeschäft wat zujesetzt haben . . . und wat Se da sehn, dat is sauer erspartes Jeld von eenem Droschkenkutscher, der bei Wind und Wetter Tag und Nacht for sein eenzigstes Kind seine Pflicht jetan hat . . . Sie brauchen sich also nich zu jenieren, das Jeld anzunehmen, det is ehrlich verdient, Herr Susemaus, und nich von 'ne reiche olle Tante zusammenjepumpt . . .«

Nach dieser Rede erhob er sich.

140 »So! . . . Nu haben wir uns wohl weiter nischt zu sagen . . . Bloß eens hätt' ick beinahe verjessen . . . Wenn Sie in Ihre neue Ehe 'ne Dochter haben sollten, denn wünsch' ick Ihnen, daß det Mädel ooch so eenen feinen Kavalier kennen lernt im Leben, wie meene Meta . . .«

Er ging langsam wieder der Tür zu, und Max machte Anstalten, ihn hinauszubegleiten. Da drehte sich aber der Alte kurz vor der Schwelle noch einmal um und sagte barsch:

»Ihre Höflichkeit behalten Se man ooch for Ihre Sorte übrig . . . ., ick finde meinen Weg schon alleene . . .« und damit warf er dröhnend dem Makkabäer die eigene Tür vor der Nase zu, und gleich darauf krachte die Korridortür . . .

Max ließ sich erschöpft auf den ersten besten Stuhl nieder und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Er überdachte die Situation:

Meta und Irma waren in Paris . . . . Richard und Ernestine – seine Getreuen – standen im Begriff, ihn zu verlassen . . . Lenchen war froh, wenn sie ihn nicht sah . . . Moritz hatte etwas anderes vor . . . Seine neue Familie hatte ihn nach Kräften angepumpt, und der alte Droschkenkutscher, der Vater seiner 141 Geliebten, hatte ihm den Schmuck und das Geld zurückgebracht . . .

»So . . .«, murmelte er vor sich hin, »so sieht der Rettungsball aus, den mir Tante Ida zugeworfen hat . . . Da hätte sie mich wirklich lieber ertrinken lassen sollen . . .«

Trotzdem er Hunger und Durst verspürte, begab er sich in sein Schlafzimmer, riegelte es von innen zu und legte sich um neun Uhr ins Bett . . . 142

 


 


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