Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zwanzigstes Kapitel

Kehren wir nunmehr zu den Operationen in Virginien zurück! – Wir verließen den General Mühlenberg, wie er den Verräther Arnold in Portsmouth beobachtete. Der Mangel an Lebensmitteln, Waffen und sonstigen Artikeln, sowie die allgemeine Noth und Dürftigkeit, welche wie im Lager, so im Staate herrschten, machten es ihm unmöglich, den Feind anzugreifen, geschweige denn einen entscheidenden Streich zu führen. So verbrachte Mühlenberg den größten Theil des Februar in Unthätigkeit und war, obwohl ihm diese erzwungene Ruhe höchst zuwider war, doch nicht im Stande, der Lage der Dinge eine andere Wendung zu geben. Er hatte zwar 2000 Mann unter sich; aber wir dürfen nicht vergessen, daß es Milizen waren und daß diese sich in eben so kläglichem Zustande befanden, wie die im vorigen Kapitel erwähnten Rekruten zu Chesterfield. Er hatte für seine ganze Streitmacht nur 300 Bayonnets und zwei messingene Sechspfünder. Er konnte deßhalb an keine regelmäßige Belagerung des stark befestigten Platzes denken. So blieb ihm nichts weiter übrig als mit dem Feinde zu scharmützeln; dieses aber that er so oft wie möglich, um seine Truppen an den Krieg zu gewöhnen. Arnold war andererseits sehr vorsichtig und blieb ruhig in Portsmouth. Auf Verstärkung wartend, trug er kein Verlangen nach offenem Kampfe, um so weniger, als seine bloße Gegenwart genügte, die ganze Streitmacht des Staates zu fesseln und die Beförderung von Verstärkungen und Lebensmitteln für die Süd-Armee zu verhindern. Anfangs Februar war Mühlenberg von Jefferson mit der Ausführung eines Planes betraut worden, dessen Zweck die Gefangennahme Arnold's und dessen Einlieferung an den Gouverneur war; der Plan scheiterte jedoch an den außerordentlichen Maßregeln, welche Arnold zu seiner persönlichen Sicherheit getroffen hatte. Bowen's Life of Steuben pag. 59.

So standen die Dinge, als am 16. Februar drei Französische Schiffe, eins von 64 Kanonen und zwei Fregatten, an der Mündung des James River erschienen. Oberst Dabny, der die unteren Posten commandirte, hielt dieselben für die ganze französische Flotte und berichtete in diesem Sinne an Nelson. »Was Sie erwarteten,« – schrieb dieser darauf am 16. Februar an Steuben, – »ist eingetroffen. Ich freue mich darüber aus ganzer Seele. Jetzt ist unsere Zeit gekommen; kein Augenblick darf verloren werden!«

Bald indessen wurde der Irrthum entdeckt. Die Schiffe kamen von Rhode Island, wo ein Sturm sie aus der britischen Blokade befreit hatte; gegenwärtig waren sie unter dem Commando eines Herrn de Tilly auf einer Kreuzfahrt zwischen New-York und Charleston begriffen. Steuben sandte sofort den Kapitain Duponceau an Bord, um den französischen Commandeur von seiner Lage in Kenntniß zu setzen, und ihm die Erwartung auszusprechen, daß er mit ihm gegen Portsmouth operiren würde; gleichzeitig traf er alle nöthigen Vorbereitungen sowohl für dieses Unternehmen als auch für die Sicherheit der französischen Schiffe, falls ihnen Gefahr drohen sollte. Zu ersterem Zwecke befahl er dem General Gregory, seine ganze Streitmacht auf der anderen Seite des Dismal Swamp zusammen zu ziehen und sie für den richtigen Augenblick zu seiner Unterstützung in Bereitschaft zu halten. Er errichtete eine Expreßlinie zwischen seinem Posten und Suffolk, vermittelst deren er ihm in weniger als 24 Stunden die nöthigen Befehle ertheilen konnte.

General Mühlenberg rückte mit ungefähr 1000 Mann bis auf sechszehn Meilen nach Portsmouth vor und ließ auf dem Posten zu Cooper's Mill und zu Suffolk eine hinlängliche Besatzung zur Deckung seines Rückzuges zurück. General Nelson hatte Ordre, sich auf den ersten Wink marschfertig zu halten. General Weedon, welcher zu Fredricksburg ein Milizencorps von 800 Mann formirte, hatte Befehl, nach Williamsburg zu marschiren, falls ein Angriff auf Portsmouth gemacht würde. Dieses Corps war nach Newport News bestimmt, um, falls die französischen Schiffe sich nach dem York River hätten zurückziehen müssen, die daselbst zu ihrem Schutze errichteten Batterieen zu decken. Sechs bis sieben bewaffnete Handelsschiffe waren im James River bereit, sich mit den französischen Schiffen zu vereinigen und bei Steuben's Unternehmen zu helfen; alle Boote, die aufzutreiben waren, wurden bei Sandy Point gesammelt, um Truppen zu transportiren, und endlich acht Achtzehnpfünder und zwei Mörser in Bereitschaft gesetzt. Steuben hatte diese Vorbereitungen gerade getroffen, als Herr de Tilly ihn benachrichtigte, er würde nicht in der Bay bleiben, da er Befehl habe, zwischen New-York und Charleston zu kreuzen, weßhalb er, sobald der Wind es ihm gestatte, absegeln würde.

Das Erscheinen dieser Schiffe hatte den Feind in Portsmouth eben so sehr beunruhigt wie den Muth der virginischen Miliz erhöht. General Mühlenberg, der bis in die Nähe von Portsmouth vorgerückt war, überraschte ein Piquet, nahm einen Sergeanten nebst zwölf Mann gefangen, tödtete zwei Jäger und erbeutete einen Wagen mit zwölf Pferden. Während des ganzen folgenden Tages hielt er sich nur anderthalb Meilen von dem Platze entfernt, ohne daß sich der Feind in der Festung gerührt hätte. Die Abfahrt der französischen Schiffe vereitelte jedoch alle Hoffnungen auf den Erfolg eines Angriffs. Greene's Man.-Pap. Herr de Tilly giebt als Grund gegen die Cooperation mit Steuben an, daß die Größe seiner Schiffe den Versuch gefährlich gemacht hätten, den Elizabeth River, wo Arnold's Schiffe lagen, hinaufzugehen, Diese Entschuldigung war aber deßhalb absurd, weil, wenn er sich mir vor die Mündung des Elizabeth River zu legen brauchte, und wenn er dies gethan hätte, er Arnold's Rückzug abgeschnitten und ihn zur Uebergabe gezwungen haben würde. Life of General Peter Mühlenberg by Henry A. Mühlenberg. Philadelphia 1849, pag. 230.

Während Steuben und Mühlenberg dergestalt enttäuscht wurden, hatte Washington, voll Verlangen den Verräther Arnold gefangen zu nehmen, den französischen Admiral dahin vermocht, daß er bei dem Angriff aus Portsmouth die Mitwirkung seiner ganzen Flotte versprach. Demgemäß beschloß Admiral Destouches nach der Chesapeake Bay zu segeln, um Arnold zu blockiren und etwaige Hülfe für ihn abzuschneiden. Graf Rochambeau, der Commandeur der französischen Truppen, sandte 1120 Mann Infanterie unter Baron de Vioménil an Bord der französischen Flotte, um Washington's Plane noch kräftiger zu unterstützen.

Alle Vorbereitungen versprachen einen günstigen Erfolg. Im Hauptquartier betrachtete man Arnold's Loos als bereits entschieden. Aus der Wichtigkeit, welche man seiner Gefangennahme beilegte, möchte man fast schließen, daß die Expedition mehr aus Rache gegen Arnold's Person unternommen wurde, als wegen des viel wichtigeren und reelleren Zweckes, den General Greene zu unterstützen und durch Vernichtung des Feindes in Virginien den ganzen Süden zu retten. Es ist sonderbar, daß ein so ruhiger und nüchterner Geist wie Washington so viel Gewicht auf die Gefangennahme des verabscheuten Führers der britischen Streitmacht legen konnte, da das Projekt strenggenommen doch nicht viel mehr als eine romantische Grille war. In ähnlicher Weise faßte Washington zu Anfang des Jahres 1778 den Plan, Sir Henry Clinton aus New-York zu entführen, und nur Alexander Hamilton's kluges Abmahnen verhinderte den Versuch der Ausführung. Wash. Irvings Life of Washington. 8° Edition III. 392.

Nachdem Steuben den Oberst Campbell mit 400 Mann zur Südarmee befördert hatte, blieben keine Kontinental-Truppen mehr, sondern nur noch Milizen unter seinem Befehle. »Ueberzeugt,« – schreibt ihm Washington am 20. Februar 1781 aus New Windsor, Washington's Writings by Sparks VII. 421 u. 419. – »daß eine Operation zu Wasser allein wahrscheinlich erfolglos und, daß die Miliz nicht im Stande sein wird, die Uebergabe Arnold's zu bewerkstelligen, habe ich deshalb ein 1200 Mann starkes Corps, hauptsächlich aus leichter Infanterie bestehend, unter der Anführung des Marquis de Lafayette von meiner Armee abgesandt und hoffe, daß dasselbe ungefähr am 6. März am Head of Elk eintreffen wird, um sich daselbst einzuschiffen und die Bay hinab nach Hampton Roads oder nach dem Operationspunkte zu segeln. Dieses Corps wird einiges schwere Geschütz mit sich führen, doch wäre es von großer Wichtigkeit, wenn Sie noch mehr davon anschaffen könnten. Ich wünsche, daß Sie wegen der Miliz und der Anschaffungen solche Anordnungen treffen und außerdem solch' eine Stellung einnehmen, wie Sie es für den Erfolg des Unternehmens am förderlichsten halten. Der Marquis de Lafayette wird sich zu diesem Zwecke mit Ihnen in Correspondenz setzen.«

In den an Lafayette für das Unternehmen gegen Portsmouth gegebenen Instruktionen sagt Washington: Washington's Writings by Sparks VII. 421 u. 419. »Wenn Sie am Orte Ihrer Bestimmung angekommen sind, müssen Sie so handeln, wie es Ihnen Ihr Urtheil und die Umstände gebieten. Sie werden sich mit dem Baron Steuben, der jetzt in Virginien commandirt, in Correspondenz setzen, ihn von ihrem Herannahen unterrichten und ihn ersuchen, daß er ein hinreichendes Corps von Milizen in Bereitschaft halte, um mit Ihrem Detachement zusammen zu handeln. Es wird rathsam für ihn sein, daß er zuverlässige und der Gegend bei Portsmouth kundige Personen auftreibe, die theils im Stande sind, Ihnen eine militärische Idee von der Lage des Platzes ZU geben, theils aber als Führer zu dienen. Sie sollten sich zunächst eine Kenntniß der verschiedenen Flüsse, vornehmlich des James River, zu erwerben suchen, um beurteilen zu können, welche Häfen dem mitwirkenden Geschwader den sichersten Schutz gewähren, falls eine stärkere feindliche Macht es blockiren sollte. Sie dürfen Arnold nicht das geringste Zugeständniß machen, wodurch er direkt oder indirekt der seinem Verrath und seiner Desertion würdigen Strafe entgehen könnte, sondern Sie müssen dieselbe, falls er Ihnen in die Hände fällt, in höchst summarischer Weise an ihm vollstrecken.«

Lafayette brannte vor Begierde, Virginien zu erreichen: sein einziger Zweck, der Gegenstand seines glühendsten Verlangens war die Gefangennehmung Arnold's. Er schwebte daher in beständiger Besorgniß, daß tiefer dem Garne, worin er ihn zu fangen hoffte, entwischen würde.

»Es soll an nichts fehlen,« – schrieb er am 24. Februar 1781 aus Morristown an Steuben, Horatio Gate's Manuscr.-Papiere in der New-Yorker historischen Gesellschaft, Bd. XIX. S. 12, 13 u. 16. – »um das Detachement, Worin Sie ein ausgezeichnetes Corps erkennen werden, rasch an seinen Bestimmungsort zu bringen. Ich hoffe, daß die französischen Schiffe den Herrn Arnold streng blockiren werben und daß wir, da Ihre Position ihm zweifelsohne die Möglichkeit, zu Lande zu entkommen, abschneiden wird, in Kurzem seiner habhaft sein werden. Sollte er vielleicht Vorschläge machen, so dürfen Sie sich darauf nicht soweit einlassen, daß er die Prätension, als Kriegsgefangener betrachtet zu werden, darauf stützen könnte.«

»Der in meinem letzten Berichte vom 24. d. berührte Punkt,« – fährt Lafayette in einem Schreiben aus Philadelphia vom 26. Februar fort, Horatio Gate's Manuscr.-Papiere in der New-Yorker historischen Gesellschaft, Bd. XIX. S. 12, 13 u. 16. – »betreffs der von Arnold vielleicht zu stellenden Bedingungen ist um so wichtiger, als davon in meinen Instruktionen sehr positiv gesprochen wird.«

Am 3. März, als er am Head of Elk anlangte, schrieb er an Mühlenberg: Horatio Gate's Manuscr.-Papiere in der New-Yorker historischen Gesellschaft, Bd. XIX. S. 12, 13 u. 16. »Auf alle Fälle muß ich Sie ersuchen, mit Arnold in keine solche Verbindung zu treten, welche ihm auch nur den geringsten Anspruch auf die Vortheile eines Kriegsgefangenen geben könnte.«

Man kann sich leicht denken, daß Steuben, der zur Vertheidigung Virginien's seine ganzen Kräfte angestrengt und seit seiner Ankunft im Staate mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte, durchaus nicht angenehm davon berührt wurde, von Lafayette ohne Weiteres auf die Seite geschoben zu werden, und zwar gerade in dem Momente, wo er die angenehme Aussicht, Portsmouth zu nehmen, vor sich hatte. »Morgen« – schreibt er am 3. März 1781 an Greene Greene's Man.-Pap. – »gehe ich nach Williamsburg, um Vorbereitungen für die Ankunft des Marquis und der Flotte zu treffen. Ich habe ihm den Operationsplan mitgetheilt, den ich befolgt haben würde, wenn die Flotte zu meinem Beistande hier gewesen wäre. Ich denke, daß derselbe Plan mit geringen Aenderungen auch jetzt angenommen werden sollte. Ich schmeichle mir, daß ich mich ohne einen Marquis und mit 600 Mann weniger als die jetzt kommende Zahl im Stande gewesen sein würde, Ihnen den Herrn Arnold zu überliefern; aber diese Ehre wurde einem Andern aufbewahrt. Denken Sie übrigens nicht, mein lieber General, daß diese Idee, wie kränkend sie auch sein möge, im geringsten meinen Eifer in der Sache schwächen würde; im Gegentheil hoffe ich, daß der Marquis Alles zu seiner Ankunft vorbereitet finden wird.«

Der Staat Virginien war nicht im Stande, die zur Expedition gegen Portsmouth nöthigen Artikel anzuschaffen. Er hatte weder Geld noch Credit; das Einzige, was er thun konnte, war, die Erlaubniß zum Pressen von Pferden, Booten und Lebensmitteln zu ertheilen. Sogar Steuben's Gesuch an den Gouverneur, die Wundärzte mit Instrumenten und Bandagen für die Truppen zu versehen, blieb ohne Erfolg. Die Exekutive versprach zwar, Alles was nöthig sei, anzuschaffen, doch dabei blieb es. Sogar Pulver konnte nicht aufgetrieben werden. In Mühlenberg's Lager bestand die ganze Munition aus acht Patronen pro Mann, und Mundvorrath war nur auf vier Tage vorhanden. Das Schlimmste aber von Allem war, daß die vom Staate versprochenen Verstärkungen nicht ankamen, zumal da Steuben, gerade auf dies Versprechen und die sonstige energische Mitwirkung des Staates sich verlassend, dem Marquis Hoffnung gemacht hatte, daß er die Befestigungen von Portsmouth mit dem Schwert in der Hand nehmen könnte.

»Als ich gestern Nachmittag hier ankam,« – schreibt Lafayette aus York am 15. März an Washington Correspondence of the Revolution by Sparks III. 264. – »fand ich, daß Steuben in seinen Vorbereitungen sehr thätig gewesen war und nach dem, was er mir sagt, werden wir 5000 Mann Miliz zur Operation in Bereitschaft haben. Diese Streitmacht nebst dem Continental-Detachement ist für das Unternehmen genügend und wir könnten die weitere Landmacht von Newport entbehren. Ich wünsche, mein lieber General, daß Sie in Ihrem nächsten Briefe an den Baron erwähnen, wie sehr ich mit seinen Vorbereitungen zufrieden gewesen sei; ich strebe, ihm zu gefallen und mein ganzes Streben soll auf Harmonie gerichtet sein.«

Steuben zählt die Vorbereitungen, welche er für den Angriff auf Portsmouth getroffen hatte, in seinem Briefe an General Greene vom 16. März auf und detaillirt sie dahin: 4 achtzehnpfündige Kanonen; 2 dreizehnzöllige Mörser; 8 Feldgeschütze; 7 bis 8000 Pfund Pulver nebst hinreichendem Bedarf an Bomben und Kugeln; 4 Trupps Kavallerie zu je 30 Mann, zusammen 120 Mann; 9 Regimenter Infanterie zu je 400 Mann, zusammen 3600 Mann; 500 Schützen, 600 Milizen von Carolina und Princeß Ann Counties; im Ganzen 4820 Milizen. Aber unglücklicherweise existirten diese Truppen und Waffen größtentheils nur auf dem Papiere, weshalb sich Steuben beim Gouverneur über die Nichterfüllung seiner Versprechungen bitter beschwerte, wie dieses aus folgendem Briefe vom 9. März 1781 ersichtlich ist: Steuben's Man.-Pap. Bd. XI.

»Ich habe einen vom 7. d. datirten Brief des General Mühlenberg empfangen, worin er mir schreibt, daß die Verstärkungen, welche er am 5. hätte empfangen sollen, noch nicht angekommen seien, weshalb er die zur Deckung der Passage von Great Bridge bestimmten 800 Mann nicht an General Gregory habe absenden können. So eben kommen von den 104 Mann, welche New Kent zu stellen hat, zwölf Mann an; sie sind ohne Waffen und verlangen meine Befehle. Es thut mir leid erklären zu müssen, daß ich ihnen weder Waffen noch Befehle geben kann. Auf die durch den Oberst Walker empfangene Versicherung des Gouvernements hin hatte ich die Schwäche, an den General Washington und den Marquis Lafayette zu schreiben, daß Alles für die Expedition in Bereitschaft sei; meine Leichtgläubigkeit ist indessen auf Kosten meiner Ehre bestraft worden und die einzige Entschuldigung, welche ich habe, ist mein Vertrauen auf das Gouvernement. Der Quartiermeister schreibt mir, er habe sich den Beistand des Gouvernements bei Anschaffung von Vorräthen für die Expedition erbeten. Wahrlich, die Expedition muß fehlschlagen, wenn das Gouvernement das unbedingt Nothwendigste nicht anzuschaffen im Stande ist. Unter solchen Umständen suspendire ich alle Befehle, bis ich von Ew. Exzellenz Antwort erhalte. Ich werde diese dann dem Marquis und dem Commandeur der französischen Flotte vorlegen, damit dieselben nicht zu weit in ein Unternehmen eingehen mögen, für dessen Durchführung keine Aussicht vorhanden ist.«

Steuben wiederholte diese Befürchtungen und Hoffnungen in einem am 10. März an General Nelson geschriebenen Briefe. »Ein Ereigniß naht heran,« – sagt er, Steuben's Man.-Pap. Bd. XI. – »welches auf die Operationen der nächsten Campagne großen Einfluß haben wird. Ihr Unwohlsein zu dieser Zeit ist besonders zu bedauern, da es mich Ihres Rathes und Beistandes beraubt, wo ich desselben gerade am meisten bedarf. Sie sind besser als ich mit der Stärke und Schwäche dieses Staates bekannt und Sie besitzen das Vertrauen des Volkes; – beurtheilen Sie danach, wie sehr ich Ihre Abwesenheit bedaure. Mir fehlt Alles, und das Gouvernement hat nicht die Macht mir zu helfen; folglich bin ich in den wichtigsten Anordnungen gelähmt. Sogar die für diese Expedition beorderte Miliz weigert sich zu kommen ... Hier haben wir sehr erfreuliche Aussichten vor uns; wir können, denke ich, sicher darauf rechnen, daß eine Flotte kommt, um mit uns zu operiren und in diesem Falle kann der große Verräther nicht entkommen. Wenn wir durch Nachlässigkeit eine Schlappe erleiden sollten, so wird dies Unglück auf unsere übrigen Operationen in dieser Campagne eine üble Wirkung äußern.«

W. Irving führt in dem vierten Bande seiner Lebensbeschreibung Washington's (p. 285) einen vom 7. März datirten Brief Lafayette's an Washington an, um durch denselben darzuthun, »daß der jugendliche Marquis bei dieser Gelegenheit nicht so sanguinisch gewesen sei wie der alte Baron.« Danach nämlich erklärte Steuben die Einnahme von Portsmouth mit dem Schwerte in der Hand für eine leichte Affaire; allein Irving vergißt dabei zu erwähnen, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen Steuben so dachte. Die obigen, durchaus nicht sanguinischen Briefe erklären genügend den Grund, auf welchem Steuben's Meinung sich gebildet hatte und verdienen darum besondere Beachtung.

Die französische Flotte hatte Newport am 8. März verlassen und konnte gegen Mitte desselben Monats in der Chesapeake-Bay erwartet werden. Lafayette erreichte Mühlenberg's Lager bei Suffolk am 19. März. Dieser General, welcher wirklicher Befehlshaber der Feldtruppen war, während Steuben die für die Ankunft der französischen Flotte nöthigen Vorbereitungen traf, hatte sich sehr thätig bewiesen und manche Vortheile über Arnold errungen, indem er fouragirende Trupps abgeschnitten, Vorposten zurückgetrieben und sogar den Posten bei Great-Bridge genommen hatte. Von der Landseite durch Mühlenberg eingeschlossen, konnte Arnold nicht hoffen, sich in seiner Feste zu halten, wenn er nicht baldige Hülfe empfing. Alles war zur Einnahme des Platzes bereit, sobald nur die französische Flotte kam und den erwarteten Beistand zur See leistete.

Am 20. März endlich sah man eine große Flotte in der Bay. Aller Hoffnung war auf's Höchste gestiegen. Die Amerikaner jubelten über die Aussicht auf Arnold's Gefangennahme und auf eine entschiedene Niederlage der Briten. Aber diese Freude sollte bald in bittre Enttäuschung verwandelt werden! Am 23. März entdeckte man, daß die angekommene Flotte das britische Geschwader unter Arbutnoth war, welches sich zwei Tage nach dem Abgang der französischen Flotte in See begeben, auf der Höhe der Caps von Virginien die letztere angetroffen und ihr nach anderthalbstündigem Kampfe dergestalt zugesetzt hatte, daß Admiral Destouches, obwohl nicht geschlagen, sich doch zur Rückkehr nach Newport entschloß. Die Briten, welche ebenfalls beträchtlich gelitten hatten, legten sich erst in Lynnhaven-Bay und dann bei Portsmouth vor Anker, wo die Schiffe reparirt und die Verwundeten ins Hospital geschickt wurden. Obwohl dieses Treffen unentschieden geblieben war, so konnten es die Briten doch einem vollständigen Siege gleich achten, da Arnold und Portsmouth dadurch gerettet und die Amerikaner abermals um ihre Hoffnungen auf eine erfolgreiche Expedition betrogen worden waren.

Lafayette, dessen Truppen nicht weiter als bis nach Annapolis gekommen waren, kehrte zu Wasser nach dem Headof Elk zurück und schickte sich an, wieder zur Hauptarmee am Hudson zu stoßen. Er sah in Folge der Nichtankunft der französischen Flotte seine Aufgabe für beendet an. Voll ächt französischen Ruhmesdurstes schwärmte er für Arnold's Gefangennahme und als er einsah, daß dieser Lorbeer nicht zu gewinnen war, zog er sich zurück. Die kritische Lage der Dinge im Süden hätte Lafayette verhindern sollen, sich mit seinen Truppen nach dem Norden zu begeben, um so mehr als die Macht des Feindes im Norden durch das Detachement unter Phillips verringert worden war, der in Portsmouth ankam, als Lafayette noch in Williamsburg stand. Ebendas.

So war Steuben, der trotz Lafayette's Anwesenheit das Commando nicht abgegeben hatte, wieder allein. Arnold indessen wurde bereits am 26. März durch General Phillips mit 2000 Mann in Portsmouth verstärkt. Letzterer übernahm als der ältere General das Commando. Seine Absicht schien dahin zu gehen, sich mit Lord Cornwallis zu vereinigen; doch verhielt er sich in der ersten Zeit mit einer Streitmacht von ungefähr 3500 Mann ruhig in Portsmouth. »Nichts wird den Feind hindern,« – schreibt Steuben am 23. März an den Kriegsrath, Steuben's Man.-Pap. Bd. XI. – »weiter ins Land zu dringen; er wird dazu sogar wegen Erlangung von Lebensmitteln gezwungen werden. Virginien bedarf der Hülfe, und ein großer Theil des Volkes erwartet dieselbe. Ich fürchte sehr, daß diese Invasion allen Succurs von Seiten dieses Staates an die Südarmee hemmen wird. Die Magazine werden erschöpft werden und alles dieses verdient die Aufmerksamkeit des Congresses wie die unserer Alliirten.«

Steuben's Streitkraft war so klein und unverhältnißmäßig, daß er kaum die nöthigsten Maßregeln zur Sicherheit des Staates treffen konnte. Seine erste Sorge war, diejenigen Artikel zu retten, welche mit so vielen Mühen und Kosten für die Expedition gegen Portsmouth aufgebracht waren. Hierin stand ihm der Gouverneur mit großer Energie bei. Steuben's nächste Arbeit war die, den Feind wo möglich an Einfällen ins Innere und an einer Verbindung mit Cornwallis zu hindern. Am 27. März befahl er Mühlenberg, seine ganze Streitmacht zusammenzuziehen und die beiden Regimenter, welche unter dem Oberst Parker nach der Great-Bridge detachirt waren, zurückzurufen. Es war dabei keine Zeit zu verlieren, denn wenn der Feind inzwischen seine neuen Truppen dahin absandte, so war dieser Rückzug schwierig, wenn nicht unmöglich. Oberst Parker bewerkstelligte indessen dadurch, daß er Nachtmärsche machte und sich durch einen großen Theil des Dismal-Swamp vermittelst Baumstämme einen Weg bahnte, die Vereinigung mit Mühlenberg. Dieser zog sich nun nach seinem alten Lager nahe Scott's zurück, während er zwei Regimenter zu Cooper's Mill und ein Bataillon am Chuckotuck ließ. »Ich bin jetzt,« – sagt Mühlenberg am 3. April in einem Brief an Steuben, Ebendas. Bd. VII. – »wie ich glaube in der besten Position, die dieser Platz gewährt, um sowohl das Einbringen des Feindes ins Land zu verhüten, als auch Schritt mit ihm zu halten, wenn er den James River hinaufgehen sollte, welches letztere er, wie ich vermuthe, versuchen wird. Einem Berichte zufolge soll Arnold zu Lande marschiren, während die Flotte mit einem Theile der Truppen den Fluß hinauffahren wird.« Indessen wurde Mühlenberg durch massenhafte Desertionen der Miliz gezwungen, sich noch tiefer ins Land zurückzuziehen, da er sonst vom Feinde aufgerieben worden wäre.

Kurz zuvor und gerade ehe Lafayette sich entfernte, hatte Steuben einen Plan zur Vertreibung des Feindes aus dem Staate gefaßt und legte denselben der Exekutive vor. Er schlug nämlich, da Lord Cornwallis sich eben damals in der Nähe von Hillsborough in Nord-Carolina befand, dem Gouvernement vor, mit der ganzen Miliz in Eilmärschen über den Roanoke zu setzen und in Verbindung mit dem General Greene die Truppen des Lord anzugreifen, ehe der Feind in Virginien Zeit hätte, zu Hülfe zu kommen. Dieses Manöver, so schmeichelte er sich, würde wenigstens Cornwallis aus Nord-Carolina getrieben und indem es wahrscheinlich den General Phillips gezwungen hätte, mit seiner ganzen Macht ihm, Steuben zu folgen, den Kriegsschauplatz von Virginien weg, auf ein anderes Gebiet verlegt haben.

Steuben theilte diesen Plan dem General Lafayette, General Weedon und Oberst Gouvion mit, welche ihn sämmtlich billigten. Auf seinem Wege nach Richmond traf er den Oberstlieutenant Morris, der direkt vom General Greene kam und ihn benachrichtigte, daß Cornwallis bereits nach Croß Creek zurückgegangen sei und daß Greene Verstärkung verlange, um die Briten mit Nachdruck zu verfolgen. Dies bestärkte Steuben in seinem Plane und da er damals gegen 4000 Milizen zusammen hatte, so beschränkte er seine Requisition auf 2000 Mann und verlangte dieselben nur auf 30 bis 40 Tage. Das Staats-Gouvernement, welches dem General Weedon zufolge »keine Idee von dem hatte, was über seine lokale Sicherheit hinauslag,« antwortete, Ebendas. Bd. XI. »daß, obgleich der Vorschlag auf sehr richtigen Prinzipien zu beruhen schiene, die Maßregel doch unter gegenwärtigen Umständen, wo der Feind Verstärkungen erhalten habe, nicht zu rechtfertigen sei, da solch ein Detachement nothwendig eine Anzahl Waffen mit fortnähme, welche mit den dann im Staat zurückbleibenden in keinem Verhältnis stände; daß, obgleich die gegenwärtig im Dienst befindliche Miliz nicht im Stande sein würde, der ganzen Macht des Feindes aus irgend einem Punkte zu widerstehen, sie doch wohl feindliche Detachements zurückzutreiben vermöchte, welches letztere aber durch Ausführung des vorgeschlagenen Plans unmöglich gemacht würde.«

Da Steuben sich unter diesen Umständen gezwungen sah, in Virginien zu bleiben, so begab er sich nach Chesterfield Court House, um den Abmarsch der nach dem Süden bestimmten Rekruten zu beschleunigen. »Meine Lage« – sagt er in einem Berichte an Washington vom 15. April 1781 Correspondence of the Revolution III. 291-293. – »ist nicht die angenehmste, da ich die Vertheidigung gegen dreitausend reguläre Truppen mit weiter nichts als Miliz, von der täglich ganze Schaaren desertiren, zu führen habe. Diejenigen, welche seit dem Beginne der Invasion dienten, haben sich selbst entlassen und sind noch nicht durch andere ersetzt worden; in Folge dessen steht General Mühlenberg auf der Südseite des Flusses mit nur 700 Mann und General Weedon auf der Nordseite des Flusses mit nur 600 Mann. Wenn der Feind ins Land eindringen will, so können wir ihm nur schwachen Widerstand leisten.

Ein sehr großes Uebel, welches dieser Invasion entspringt, besteht darin, daß die Rekrutirung der Armee dadurch gehemmt wird. So lange ein Bezirk noch irgend welche Miliz im Felde hat, so lange ist in demselben von neuen Aushebungen keine Rede; und da die meisten Bezirke einen Theil ihrer Miliz entweder hier oder beim General Greene hatten, so ist wenig oder gar nichts geschehen. Es sind mir 52 Mann eingetroffen, und von diesen sind schon einige wieder fortgelaufen. Einige, die als Stellvertreter kamen, haben für achtzehn Monate 25 bis 30,000 Pfund genommen.

Ich weiß noch nicht, wo ich Waffen hernehmen soll, wenn die Rekruten ankommen. Ich hatte auf solche seitens des Herrn de Tilly gerechnet; da dieselben aber nicht gekommen sind, so muß ich Ew. Exzellenz ersuchen, sie zu Lande herzubefördern, da wir sonst nicht die geringste Aussicht haben, auch nur eine einzige Muskete zu bekommen. An Munition wird es uns ebenfalls sehr gebrechen. General Greene drängt mich um Anschaffungen, während ich kaum genug für die Miliz auftreiben kann. Der Marquis hat hunderttausend Patronen nach Fredricksburg gesandt, welche ich an den General Greene befördern werde. Ew. Exzellenz werden vermuthlich wissen, daß die Bleiminen erschöpft sind. Dieser Artikel ist hier jetzt nicht mehr zu haben. Wenn die östlichen Staaten uns keine Zufuhren machen, so werden wir in große Verlegenheit gerathen. An Pulver fehlt es ebenfalls. Eine benachbarte Pulvermühle ist unlängst aufgeflogen, woran, wie man vermuthet, ein feindlicher Emissair Schuld war. Ich denke, daß Maryland etwas liefern würde, wenn der Kriegsrath Schritte thäte.

Ein andrer wichtiger und sehr schwieriger Gegenstand war die Remontirung der Kavallerie. Die Assembly hatte ein Gesetz erlassen, wonach der Preis der Cavallerie-Pferde auf 5000 Pfund limitirt worden war, ein Preis, für den man den elendesten Gaul nicht erstehen konnte. Sehr mittelmäßige Pferde, die man gepreßt hatte, sind zu 20 bis 30,000 Pfund und mehr noch geschätzt worden. Unter solchen Umständen kann bis zum Zusammentritt der Assembly nichts geschehen. Die Südarmee braucht für die nächste Campagne wenigstens 300 Cavallerie-Pferde. Für solche zahlte man früher dreißig Guineen. Bewilligt man jetzt vierzig, so macht das im Ganzen 12,000 Guineen. Der Preis muß limitirt werden, denn sonst wird der Continent nicht im Stande sein, zwei Regimenter Cavallerie zu remontiren. Ich bitte Ew. Exzellenz um Rathschläge, wonach ich mich bei meiner Eingabe an die Assembly richten kann, welche am 10. des nächsten Monats zusammentritt. Für die Cavallerie sind ebenfalls viele Säbel erforderlich, weshalb ich in Herrn Hunter's Fabrik 600 bestellt habe, ohne indessen auf dieselben, wenn's Noth thut, rechnen zu können. Patrontaschen sind ein Artikel, den der Staat nicht liefern kann. Wenn möglich, sollten sofort 2000 von Philadelphia gesandt werden.

Der geringe Erfolg, welchen ich bei der Aufbringung der Linie dieses Staates und bei der Anschaffung der nothwendigen Artikel für die Süd-Armee gehabt habe, veranlaßte mich, den General Greene zu bitten, daß er mich zur Armee beriefe.«

In vertraulicherer Weise, wie er dieses in seiner offiziellen Correspondenz an den Oberbefehlshaber gethan haben würde, theilt Steuben seine Mühsale und Enttäuschung seinem Freunde, dem General Greene, mit. Dieser erkannte Steuben's schwierige Lage vollständig und seine Briefe sind voll von Sympathie und dem, wenn auch ohnmächtigen, doch aufrichtigen Verlangen, ihm Erleichterung zu verschaffen. Greene's Briefe machen seinem Kopf und Herzen gleiche Ehre und liefern einen überzeugenden Beweis von der Fähigkeit und dem feinen Gefühl dieses edlen Mannes.

»Wenn ich« – sagt Steuben in seinem Briefe aus Chesterfield Court House 2. April 1781 Greene's Man.-Pap. – »meine eigene Neigung dem öffentlichen Interesse vorzöge, so würde ich mich sofort zu Ihnen begeben; mein Verlangen, unter Ihren direkten Befehlen zu handeln und der Widerwillen, den ich gegen meine hiesige Lage habe, sind gleich starke Motive, meine Abreise von hier zu beschleunigen. Ich halte es indessen für meine Pflicht, so lange hier zu bleiben, bis ich mein erstes Detachement mitbringen kann; ich beabsichtige, dasselbe auf 500 Mann Infanterie und 60 bis 80 Mann Cavallerie zu bringen und bin jetzt eben auf's Eifrigste damit beschäftigt.«

»Ich sehe und fühle,« – schreibt Greene am 3. April aus seinem Lager am Deep River – »wie unangenehm Ihre Lage ist, und Sie mögen über das, was Ihnen zu gewähren in meiner Macht steht, gebieten. Aber wenn Sie Virginien verlassen, so wird Alles in Unordnung gerathen, und der Gedanke, daß sie durch Ihr Commando in Virginien entehrt werden, liegt mir um so ferner, als Jedermann zugesteht, daß Sie sich dort großes Verdienst erworben haben. Obgleich es nicht von jener glänzenden Art ist, so ist es doch sehr ehrenvoll und gründet sich auf dieselben Leistungen, durch welche der General Washington mit Recht so große Ehre erlangt hat: ich meine die, vor Unheil bewahrt zu haben. Auf Virginien setzte ich meine größten Hoffnungen bezüglich der Unterstützung, und zwar unter Ihrer Anordnung und Leitung. Wenn Sie fortgehen, so wird Alles, was ich von daher erwarten kann, durch Staatspolitik und Parteigetriebe auf ein Minimum reduzirt werden und unsre Süd-Armee zusammenbrechen. Ich werde thun, was ich kann, damit Ihrem Rufe Gerechtigkeit widerfahre und ich bin Ihnen für Ihre Anstrengungen sehr verpflichtet. Sollten Sie indessen ferner noch wünschen, zur Armee zu stoßen, so werden Sie mir willkommen sein, da ich Ihrer Hülfe hier ebenso gut wie dort bedarf: doch es bleibt meine Meinung, daß Sie dort weit nützlicher sein können als hier.«

»Indessen, mein lieber Baron,« – fährt Greene am 6. April fort, – »wenn Sie meine kritische und unangenehme Lage, sowie die schwache Aussicht auf Ruhm und das beinahe sichere Mißlingen betrachten, welches meine Manöver wegen des schlechten Zustandes unsrer Armee und wegen sonstiger vielen Schwierigkeiten haben werden, – und wenn Sie dann Ihre Lage mit der meinen vergleichen, so mögen Sie sich glücklich schätzen, daß Sie nicht in einem so bedenklichen Zustande sind wie ich. Ich wollte, unsre beiderseitigen Aussichten wären besser; allein die meinige bleibt unter allen Umständen die schlimmste. Lassen Sie uns arbeiten und nicht müde werden; wir mögen uns doch noch vielleicht glücklich durch den dornigen Pfad schlagen, wenn auch die Mittel und Wege uns jetzt noch nicht ganz klar erscheinen.«

Diese schöne Mahnung an Steuben's Pflicht- und Ehrgefühl hatte den gewünschten Erfolg: er blieb in Virginien.


 << zurück weiter >>