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VI.

Ich bin kein Dichter. Ich schreibe zu meinem eigenen Vergnügen Selbsterlebtes nieder. Lyrische Ausführungen liegen mir nicht. Was mir liegt, ist die brutale Kraft aufrechter Männlichkeit eindringlich zu schildern, dazu die köstliche Natur, ob's nun die Tropen sind oder die unwirtlichen Gefilde Feuerlands. Kein Dichter, nur Ingenieur – einst ...

Und ich: das Bild drüben jenseits des grün-gelben Vorhangs erschütterte mich. Das vom Monde zart bestrahlte Frauenantlitz zeigte einen Ausdruck so tiefer Verzweiflung, daß ich Joachims grausame Worte nicht begriff. Wie mußte er dieses Weib hassen und verachten, um so völlig sich selbst untreu zu werden – er, der bei all seiner selbstbewußten Nachlässigkeit niemals prüde und unfein geworden.

Ich selbst kam mir als Horcher unendlich erbärmlich vor. Aber – ich wich nicht vom Platze.

» ... Und wenn du um die halbe Erde auf den Knien mir nachkriechst – – niemals – – niemals!! Weißt du denn noch immer nicht, du geile Dirne mit den Künsten einer Pariser Montmartre-Hure –, noch immer nicht, was du aus mir gemacht hast, was du mir raubtest ...! Alles nahmst du mir mit diesen Nächten wahnsinniger Lust ... Erbärmlicher wurde ich als der erbärmlichste Niggersklave von einst ...! Belogen, getäuscht, hintergangen hast du mich, abgesperrt von der Welt mit tausend Mitteln, die nur dein verruchtes Hirn ersinnen konnte ...! Und jetzt – – neue Komödie, neuer Lug, neues Locken und Girren ...! Geh' – geh' – niemals – ich schwör's dir, niemals ...!! Geh' ...!«

Und er stieß sie zurück, riß sich los, daß sie hintenüber fiel ...

»Achim – ich werde mich töten ... Achim, ich kann nicht ohne dich leben ...!«

Sie hatte sich wieder vor ihm niedergeworfen.

»Achim –, was tat ich denn?! War nicht alles nur Liebe – – Liebe ...!«

Ein böses Lachen übertönte ihr Flehen ...

»Geilheit – – Liebe schaut anders aus! Geh' – oder soll ich dein phantastisches Gaukelspiel meinen Gefährten enthüllen, soll ich ihnen sagen, daß die ...«

»Achim!!«

Wieder schleuderte er sie von sich, hob die geballte Faust ...

»Schlagen könnte ich dich, dein Gesicht zerschmettern, das mich ins Dunkel dieses Vagabundenlebens hinabgestoßen hat ... Schlagen – – daß nichts von dir übrigbliebe – schlagen, um endlich einmal die gärende Wut sich austoben zu lassen ...«

»Tu's!!«

Da spie er ihr vor die Füße. Urplötzlich ward er ein anderer. Eisig, hochmütig ...

»Bedauere ... Noch bin ich zum größeren Teil, was ich war ... Geh' ...! Und wenn du wünschest, daß meine Verachtung nicht noch größer wird, so verschwinde unauffällig aus diesen Gewässern. Erfinde irgendein Märchen, wo Allan geblieben ... Bestich deine Getreuen mit Geld – wie du mich einst kauftest!«

Da wandte sie sich langsam um und schritt davon ... fast stolz, mit elastischen, kraftvollen Bewegungen ... durch den Wald nach der Steppe zu ...

Joachim stand da ...

Regungslos ... Schob dann seinen Lederhut tief ins Genick, wischte mit der Hand den Schweiß von der Stirn ...

Ich konnte nicht anders. Ich hatte gehorcht. Es mußte Klarheit werden ...

»Näsler!!«

Und ich drückte die Ranken vollends auseinander ...

Er drehte sich müde um. Ein trauriger Blick traf mich.

»Haben Sie alles gehört, Abelsen?« fragte er dumpf.

»Wer war die Frau?! Ihre Geliebte?«

»Ah – nicht alles!« Wieder ging ein jäher Wechsel mit ihm vor.

»Ja, meine Geliebte, Abelsen ... Eine reiche, elegante Dirne, der ich einst in Monte Carlo in die Finger geriet – meine Verderberin, der Unstern meines Daseins ... Und Allan, damit Sie es wissen, Allan ist mein und jenes Weibes Kind. Der Junge soll's jedoch nie erfahren, was für eine Mutter er hat. Nun wird Ihnen so manches klar sein, lieber Abelsen. Freund Coy kann sich übrigens mit seinen Indianerkünsten bejraben lassen – jänzlich! Das Weib und ihre Begleiter sind uns doch auf den Hacken jeblieben, Verehrtester ... Coy hat sich bis auf die Knochen blamoren ... Na – Schwamm drüber! Reden wir nicht mehr davon ... Schlußstrich – – vergessen!!«

»Nein! So entgehen Sie mir nicht diesmal, lieber Näsler ... So nicht! Ich will mich nicht in Ihre Geheimnisse einschleichen, will Ihnen nur sagen, daß die Frau fraglos Ihre Gattin ist, von der Sie sich ...«

» ... vor der ich flüchtete, nun gut. Und die ihre ungezählten Millionen ...«

» ... keine Dirne, Näsler!«

»Gut, keine Dirne ... Aber ihre Millionen verschaffen ihr die Möglichkeit, mich dauernd beobachten zu lassen ... – Oh – Sie kennen diese Frau nicht!! Wissen Sie, daß sie Allan zum Schein entführte, daß sie mit auf derselben Jacht, ihrer Jacht hierher kam, daß sie Allan auf die Robinsoninsel brachte, um ... mich weich zu kriegen!! Durch den Jungen wollte sie wieder das Einst in mir aufleben lassen ... Sie hat Phantasie, Abelsen! Sie nahm ihren Vetter Gerald mit, der – mich haßte, weil er sie heimlich liebte – oder ihr Geld! Gerald und der Mulatte sollten uns von der Nachbarinsel aus beobachten. Gerald suchte mich zu erschießen ... Natürlich gegen ihren Willen. Natürlich! – Verlangen Sie noch mehr Einzelheiten?«

»Nein ... Denn Ihre Gattin imponiert mir auch so! Wie sehr muß sie an Ihnen hängen, wenn sie hier die Wildnis von Santa Ines durchquert und ...«

Er schnitt mir durch eine brüske Handbewegung das Wort ab ...

»Gattin?? Gattin?? Wollen Sie mich beleidigen? Gehen wir ...« – Jetzt war er wieder der unnahbarste Hochmut ... Und erst als wir mitten auf der Lichtung im Mondschein vor »unserem« Hause standen, streckte er mir die Hand hin ...

»Vergessen, Abelsen! Unsere Schicksale gleichen einander. Sie und ich – und Weiber, die uns aus der geordneten Bahn warfen!«

»Bedauern Sie das so sehr ...??«

»Ja ... Denn Sie sind ein Ehrenmann, ich wurde ein Lump ... Und das ist der Unterschied, Abelsen! Außerdem – Sie wissen nicht, wer und was ich einst war, was ich verloren habe, sogar mein Vaterland – verloren, nicht freiwillig aufgegeben wie Sie! – Vergessen wir, Abelsen ...!«

Noch ein Händedruck. Dann sagte er in anderem Tone:

»Was führte Sie hier ins Freie?? Die Zeit der Ablösung ist doch noch nicht da.«

»Eine tote Ratte ...« Ich erzählte von dem gemauerten Schacht. Aber ich war zerstreut. Ich konnte die aschblonde Frau, die Mammi, nicht vergessen. Ich bedauerte sie. Inwieweit sie schuldig, wußte ich nicht. Nur eins fühlte ich unklar: daß Joachim seines Weibes jüngste Handlungsweise, diese abenteuerliche Fahrt hier nach dem letzten Lande der Welt, nach Ultima Thule, falsch und ungerecht beurteilte. Die Frau liebte ihn ohne Zweifel mit verzehrender Leidenschaft. Er hatte sie verlassen, und sie hatte sich an ihn geklammert mit unsichtbaren Banden, bis sich ihr die Gelegenheit bot, einen in Wahrheit selten romantischen Plan durchzuführen und das Kind als Fürsprecher auftreten zu lassen.

Seltsame Menschen, seltsame Lebenswege ... – Und – Joachim ein Lump?! Nein – das konnte nicht sein! Auch in dieser Beziehung traute ich seinem eigenen Urteil nicht. Vielleicht war er in einer Umgebung aufgewachsen, in der ein krankhaftes Ehrempfinden in ihm geweckt worden war. Die Ehrgesetze, die er in seiner eigenen Brust trug, konnten vielleicht nur die durch Standesvorurteile eingeengten Normen eines nach jeder Richtung hin überzüchteten engen Kreises von Menschen sein –, Normen, die noch aus der Rumpelkammer altüberlieferter Tradition stammten, die nichts mit dem modernen Tempo des Lebens, nichts mit dem neuen Rhythmus der neuen Zeit zu schaffen hatten. Es war wohl so.

Und ich war zerstreut ... Erzählte, war nur halb bei der Sache, schaute an Joachim vorbei und sah vor mir noch immer das rührende Bild jener Frau, der Mammi ...

Ich war mit dem knappen Bericht des Rattentotschlags und seiner ungeahnten Folgen fertig, erwartete nun von Joachim eine Gegenäußerung. Sein Schweigen lenkte meinen Blick wieder auf sein Gesicht. Da sagte er schon: »Haben Sie etwas derartiges schon gesehen, Abelsen?«

Und ich, eingesponnen in Gedanken, die einem fremden Weibe galten, folgte seinen gen Nordwest über die Buchenwipfel hinweg auf den Nachthimmel gerichteten Augen ...

Der Mond, die Lämplein des Firmaments: feine Dunstschleier lagen darüber. Ich hatte auf das veränderte Aussehen des Himmels bisher nicht geachtet. Jetzt konzentrierte sich mein von so vielen widerspruchsvollen und eigenartigen Dingen erfüllter Geist mit all seiner durch Naturliebe gesteigerten Beobachtungsgabe auf das außergewöhnliche Phänomen, das dort am nordwestlichen Horizont sichtbar war. Hätten wir uns in Polargegenden oder in den nördlichsten Gegenden meines nordischen Vaterlandes befunden, so würde ich jene Lichterscheinung, die einem verschwommenen, gelb-rötlichen und mit der Spitze nach der Erde zu gerichteten Riesenkeil glich, etwa für ein Nordlicht gehalten haben. Hier von Nordlichtern zu sprechen war verfehlt. Der leuchtende Keil schien aus wallenden, kreisenden, strahlenden Nebeln zu bestehen, und verbreiterte sich ganz allmählich ohne seine Form zu verändern. Er wuchs in die Breite und Länge. Dabei war das gelbrote Leuchten von einer beklemmenden fahlen ... Farblosigkeit – ja, Farblosigkeit –, verwaschen, stellenweise klarer, anderswo unklar, aber beständig in Unruhe. Wie einem gigantischen Scheinwerfer entströmend, der farbige bewegliche Linsen hat.

Wir standen still da und beobachteten.

»Spüren Sie die drückende Schwüle?« fragte Joachim dann leise – so, als ob die Naturerscheinung starken Eindruck auf ihn machte.

Ich nickte nur ... Und nach einer Weile:

»Wir wollen doch lieber Coy wecken. Das Ding da hat peinliche Ähnlichkeit mit einem Tornado ...«

Aber Joachim wollte von Tornado nichts wissen. »Ich treibe mich seit Jahren auf See herum ... Wirbelstürme künden sich anders an. Wecken wir unseren Sachverständigen.«

Coy trat gähnend ins Freie, reckte sich ...

Dann schaute er empor, sah den gelbroten Riesenkeil, fuhr merklich zusammen ...

»Matti Roco!!« rief er ... »Mistre Abelsen, rasch Tiere in Stube bringen ... rasch ...«

Ich hatte ihn noch nie so erregt gesehen.

»Mein lieber Sohn Coy«, meinte Näsler pomadig, könntest uns immerhin erklären, was Matti Roco ist. So viel Zeit werden wir wohl noch haben ...«

Coy lächelte verzerrt. »Sein selten, der Matti Roco ... Sein ›Große Windung‹, Mistre ... Sturm aller Stürme. Wirbelsturm, wo kommt von Kordillerenzipfel her ... Ich kennen nur zweimal bisher ... Furchtbar sein ... Vor acht Jahren sein mögen, da letzte Mal ... Große fremde Kriegsschiff flogen auf Klippen bei Clarence-Insel ... Auf Feuerland ... tausende Schafe flogen durch Luft in Magelhaens-Straße wie tote Blätter ... Hafen von Punta Arenas halb wegrasiert ... – Schnell, Tiere in Stube ... Steinhaus gut ... Flache Balkendach ... Und alte Bäume ringsum ... Haus niedrig, sehr gut ...«

Er war nervös, voller Angst ... Und er steckte uns an mit seiner Fahrigkeit. Oder war's die mit Elektrizität übersättigte Luft, die uns so zu schaffen machte?!

Seltsam auch das Gebaren der Guanacos. Sie hatten sich niedergetan, hatten den langen Hals eng ins Gras geschmiegt und Strupp und Rupp, die Lämmer, zwischen sich genommen, wollten durchaus nicht aufstehen, waren störrisch, bissen, schlugen, spuckten, bis wir die Zugtiere einfach zuerst ins Haus zerrten. Da folgten sie. Allan hatte sich den drohenden Riesenkeil nun auch angeschaut und hatte ihn »prächtig« gefunden. Wenn ich seine harmlose Munterkeit beobachtete, gab es mir einen Stich durchs Herz. Er hätte ahnen sollen, daß seine Mutter ihm so nahe war!

Coy war jetzt fieberhaft tätig. Wir mußten Steine zusammentragen, die Fensteröffnungen verbarrikadieren. Wir schwitzten, und die Unrast in unserem Blut war wie ein unbeschreibliches Gefühl matter Trunkenheit.

Dabei wuchs der matte, fahle Keil immer mehr. Jeder Luftzug hatte aufgehört. Coy schimpfte wie ein Rohrspatz, wurde grob. Nichts machten wir ihm gut. Die Barrikaden vor den Fenstern sollten glatt sein, möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Steine mußten wir auf das Balkendach ziehen, wahre Felsblöcke. Es war eine Hundearbeit.

So verging eine halbe Stunde.

Der Keil war inzwischen gewandert, nach Westen zu, bog aber wieder nach Süden ab.

Wir waren mit den Vorbereitungen zum Empfang des Matti Roco fertig, und Coy lief uns voran zum nördlichen Waldrand. Links die fernen Felsgestade. Links wanderte der Keil dahin ...

Über das Meer, näherte sich wieder dem Ufer – immer schneller ... Das wechselnde Farbenspiel der Luftwirbel war lebhafter geworden. Der Himmel noch dunstiger. Am Rande des Kegels zuckten Blitze hin – ohne jeden Donner. Totenstille ringsum. Nur unsere Herzen hämmerten und in den Gliedern hatte ich ein bis dahin unbekanntes Kribbeln. Joachim hatte sich auf einen Stein gesetzt und Allan auf den Schoß genommen. Der Junge war blaß und hatte verängstigte Augen.

Der Keil zog jetzt vielleicht fünf Meilen vor uns über die Steppe entlang. Seine Spitze war schwarz gefärbt. Das Fernrohr enthüllte uns das Rätsel dieser Schwärze: es waren emporgerissene Steine, Gräser, Felsen, Bäume, Büsche ...

»Der Herr Matti Roco macht's gnädig mit uns«, versuchte Näsler zu scherzen. »Er verschont uns ... Er hat keinen rechten Hunger auf vier Menschen und vier Viecher.«

Coy Cala lachte schrill. »Warten, Mistre ... warten! Schlimmste kommen ... Er wandern im Kreise – immer größerer Kreis ... Er kommen ...«

Wir starrten hinüber ... Der Kegel schwenkte nach Norden ab, wieder nach Westen, dann nach Süden, nach Osten, glitt zum zweiten Male über die Ebene, jetzt nur noch zwei Meilen entfernt.

Ich habe später in einem chilenischen Buche diesen Wirbelsturm der südlichsten Anden, denn er steigt tatsächlich von den Gletschermassen zu Tale, beschrieben gefunden. Er zieht in immer weiteren Spiralen dahin. Was zwischen diesen Spiralenringen liegt, bleibt unberührt. Wo er seine Krallen aber über die Erde gleiten läßt, wird nichts verschont. Ein Tornado – ein harmloser Spaß im Vergleich zu ihm. Zum Glück ist er selten. Und dennoch richtet er ungeheuren Schaden an. Ich besinne mich, daß ein chilenisches Vermessungsschiff bei der Wellington-Insel aus dem Wasser gehoben und auf die Steilküste geworfen wurde – ein breiter Fladen verbogenen Eisens.

Die Geschwindigkeit des Keiles nahm zu. Wieder näherte er sich von Westen her der Steppe.

»Ins Haus!« brüllte Coy ...

Joachim blieb sitzen ... Ich hörte ihn etwas murmeln. Es klang wie »Mein Gott – Ellinor!!« Allan hatte den Kopf an seine Brust gedrückt, und er hielt den Jungen mit beiden Armen umschlungen.

»Vorwärts!« mahnte Coy. »Genug sehen ... Nun trinken ... Vielleicht nach kurzem nicht mehr leben ...«

Er zerrte Näsler empor ...

Wir eilten in die stickige Stube, in der es nach Guanacos, Moschus und faulendem Holze stank. Meine Beine zitterten ...

Coy entkorkte eine Kognakflasche, noch eine ...

Wir tranken ... Er soff – drei Becher. Jeder andere wäre daran krepiert. Coys Würmer vertrugen das.

Wir saßen auf den morschen Dielen und zwischen uns stand die Karbidlampe aus Gerald Mangroves Zelt. Joachim war völlig geistesabwesend. Nochmals hörte ich ihn murmeln: »Und Ellinor ... da draußen im Freien?«

Dann legte er plötzlich den Jungen, der zum Glück eingeschlafen war, in meinen Schoß und rannte hinaus ...

Coy fluchte, schimpfte ... rannte hinterdrein ...

Ob Näsler sich doch um sein Weib sorgte, das da draußen in der Steppe dem Unheil schutzlos preisgegeben?!

Fieber kochte mir in den Adern. Die Tiere waren unruhig, die Lämmer blökten kläglich ... Und draußen?

Ich horchte ...

Ein fernes Brummen, Sausen ...

Die Tür flog auf ... Coy schob Joachim herein, zog die Tür wieder zu ...

»Mistre Näsler verrückt ...!« schrie er in seiner wilden Trunkenheit. »Wollen Matti Roco beobachten ... Wahnsinn!! Gleich da sein ... Hören ... Hören!«

Und ob wir hörten!

Brummen, Sausen, Heulen ...

Heulen wie von tausend Sirenen ...

Dann kam's ...

Eine unheimliche Gewalt riß das flache Dach davon ...

Steine polterten auf uns herab ...

Baumstämme fegten über das Haus ... krachten gegen die Mauern ... Und in diesem Augenblick erst dachte ich an die tote Ratte, mein Messer, das unten im Schacht lag ...

Taumelte in jene Ecke ...

Ein Steinhagel fuhr mir ins Genick ...

Aber meine Stiefel zerstampften die morschen Dielen ... schufen ein Loch ...

Näsler reichte mir Allan ... Ich ließ den weinenden Jungen hinabgleiten, sprang hinterdrein ... Dann Joachim, dann Coy mit der Laterne ...

Oben barsten die Mauern, polterten übereinander ...

Ich hatte die kleine Tür des Schachts aufgerissen, hatte Allan in das Dunkel hineingedrängt.

In das Dunkel einer schmalen Felsenhöhle ... Lichtschein glitt über schwärzlichen Granit ...

Über uns die Hölle ...

Aber wir in Sicherheit, wenn auch blutend, zerschunden, halb von Sinnen ...

Coy hockte am Boden, lachte breit, streichelte Allan ...

»Gut sein hier, sehr gut ... Allan nicht weinen ... Alles vorüber ...«

Aus den Taschen seines Fellrockes ragten die Hälse zweier Flaschen hervor ...

An die Laterne und an sein Wurmmittel hatte er doch noch gedacht.


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