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5.

Die kleine Uhr verkündete mit sechs hurtigen Schlägen den Anbruch der Morgenstunde, da erwachte Heinz Marquardt, den seine Gewohnheit, um diese Zeit aufzustehen, nicht länger schlafen ließ, aus schwerem Traum.

Vornübergesunken auf dem Stuhl neben dem Totenbett, hatte er mit dem Kopf neben dem grellweißen Gesicht der Leiche gelegen.

Ihm war gewesen, als stände er unten auf dem Hausflur und seine Frau beugte sich über das Geländer hinab und bat ihn, doch heute gleich nach Hause zu kommen. Er wollte nicht, und während sie noch miteinander hin und her sprachen, kam es ihm vor, als stürze sie plötzlich herunter, als breite er seine Arme aus, um sie noch aufzufangen – da erwachte er mit einem Angstruf.

Die Lampe schwelte, ein matter Schein fiel ins Fenster, den die erblaßte Nacht hineinwarf.

Heinz Marquardt durchschritt ruhelos ein paarmal die Wohnung; sein Gehirn bemühte sich, der widerstrebenden Eindrücke Herr zu werden, die dieses furchtbare Ereignis hatte auf ihn eindringen lassen, aber es gelang ihm noch nicht so recht, sich zu sammeln.

Jetzt hatte er das Bedürfnis, hinauszugehen, frische Luft zu schöpfen. Ihn fror. Wie er wieder zurückkam in das Schlafzimmer zu der Toten, strich er zärtlich und mitleidsvoll über das starre Antlitz und flüsterte so leise, daß nur die Tote ihn verstand, wenn, wie man sagt, die Toten hören können.

Es war eine merkwürdige Veränderung mit dem jungen Beamten in den wenigen Stunden vor sich gegangen. Sein immer schon ernstes, auf ein festes Ziel gerichtetes Wesen schien jetzt finster und versteinert, seine Bewegungen waren hastig und von einer wilden Leidenschaft erfüllt. Und die schwarzen, eng beieinanderstehenden Augen hatten einen harten, mitleidslosen Schein bekommen.

Er zog seinen Paletot an, setzte sich den Hut auf und wollte die Wohnung verlassen. Wie er an der Korridortür war, merkte er, daß man ihn eingeschlossen hatte ... Warum? Sollte er etwa gefangen werden? Wer durfte es wagen, ihn seiner Freiheit zu berauben? Wahrhaftig, er hatte nicht übel Lust, mit den Fäusten gegen die Tür zu donnern, sie einzutreten, um hinauszukommen.

Doch er zwang sich zur Ruhe und er hatte nicht mehr lange zu warten, da war auch die Polizei wieder da.

Zuerst kamen die Photographen vom Präsidium, um ihre Aufnahmen vorzubereiten. Dann die beiden Kommissare, von denen der eine, namens Bendemann, den Bordereauschreiber sofort ins Verhör nahm.

»Also Sie sind gestern frühmorgens schon früher als sonst fortgegangen, sagten Sie gestern? Warum taten Sie das?«

Heinz Marquardt, von einer rasenden Ungeduld erfüllt, irgend etwas zu hören oder selbst zu unternehmen, das ihn der Entdeckung des Verbrechens näherbringen könnte, entgegnete unwirsch:

»Weshalb ich früher fortgegangen bin? ... Na, sehr einfach, weil ich zu tun hatte im Bureau!«

»Was hatten Sie zu tun?«

Marquardt sah den Beamten an, als zweifle er an dessen Geistesfähigkeiten, dann sagte er, sich gewaltsam beherrschend:

»Ich hatte zu arbeiten, wie jeden anderen Tag auch, nur daß die Arbeit sehr drängte.«

»Gehen Sie häufiger so früh weg?«

Heinz Marquardt schüttelte den Kopf, er wußte nicht, was er aus diesen Fragen machen sollte, dem gab er denn auch ganz offen Ausdruck.

»Weshalb fragen Sie mich denn das? ... Das hat mit der Sache hier nicht das geringste zu tun! Hier handelt es sich doch ganz allein darum, so schnell als möglich auf die Spur dieses verdammten Lumpen zu kommen, der mein armes Weib ermordet hat! Das hat doch nichts damit zu tun, daß ich ins Bureau gehe.«

»Beruhigen Sie sich,« sagte der Kommissar, einen raschen Blick mit seinem Kollegen wechselnd, »bei der Beurteilung eines derartigen Falles ist der kleinste Umstand wichtig.«

Und der nun auch hinzutretende Kommissar Hartmuth bestätigte das, indem er wohlwollend sagte:

»Sie müssen nicht etwa glauben, daß wir Sie zu dem Verbrechen in Beziehungen bringen!«

Heinz Marquardt sah ihn mit einem ungewissen Ausdruck im Gesicht an.

»Mich?! ... Mich?! ... Ja, was soll ich denn dabei?« Mit einemmal lachte er wild auf.

»Ach, Sie meinen, ich hätte es getan?! ... Ja, meine Herren, wenn Sie imstande sind, das auch nur für einen Moment anzunehmen, dann ist allerdings wenig Aussicht vorhanden, daß Sie den Schuft jemals kriegen werden! ... Dann hat es auch gar keinen Zweck, daß ich Ihnen meine Hilfe anbiete!«

Der Kommissar Hartmuth lächelte skeptisch.

»Ihre Hilfe bieten Sie uns an? Mein Gott, im Grunde genommen, wundert mich das nicht, denn derartige Anerbieten werden uns bei solchen Gelegenheiten sehr oft gemacht, aber ich versichere Ihnen, Herr Marquardt, die Sache hat gar keinen Zweck, eine Laie kriegt in solchen Sachen nie was raus! Ich glaube auch nicht, daß Herr Geheimrat von Rhode darauf eingehen würde. Bis jetzt hat er wenigstens solche Anerbietungen immer kurzerhand zurückgewiesen ... Nein, was Sie in der Sache tun können, das ist einzig und allein, daß Sie mit der größten Präzision die Auskünfte erteilen, die wir von Ihnen brauchen. Sehen Sie mal, das Publikum behauptet immer, wir finden die meisten Mörder nicht. Aber daran ist niemand anders wie das Publikum selber schuld. Teilweise wollen sie uns nicht sagen, was sie wissen, und andernteils sind sie auch nicht imstande dazu, ihre Gedanken im geringsten zusammenzunehmen. Von Ihnen kann man dagegen erwarten, daß Sie dazu imstande sein werden und nun bitte ich Sie nochmals, uns genau anzugeben, was Sie über die Beziehungen Ihrer Frau, über ihr ganzes Vorleben usw. wissen.«

»Meine Frau,«, sagte Heinz Marquardt mit erzwungener Ruhe, »ist die beste und folgsamste Gattin gewesen, überhaupt der liebste Mensch, den es gibt ...«

Er wollte dadurch ähnlichen Erkundigungen, wie sie gestern schon der Geheimrat von Rohde an ihn gerichtet hatte, von vornherein aus dem Wege gehen. Aber das gelang ihm nicht.

Der Kommissar Bendemann nahm jetzt wieder das Wort und sagte, seinen Kollegen ablösend:

»Wir verstehen wohl, daß es einem Ehemann, besonders, wenn es ein anständiger Mensch ist, schwer sein muß, etwas Ungünstiges über seine Frau auszusagen. Aber es sind ganz bestimmte Beobachtungen unsererseits, die uns diese Frage auch heute wieder nahelegen. Regen Sie sich doch bitte nicht so auf!« setzte er hinzu, als er das Wetterleuchten in Heinz Marquardts Gesicht sah, der schon wieder wütend auffahren wollte.

»Wenn wir an den Schauplatz eines derartigen Verbrechens gerufen werden, so haben wir uns jedesmal zuerst die Frage vorzulegen: welcher Art der Mord ist, der hier begangen wurde. Ein Mord kann begangen sein aus Rache, aus Eifersucht, im Affekt, wo er sich dann als Totschlag charakterisiert, aus Wollust und, das ist wohl das häufigste, es kann ein Raubmord sein.«

»Zuerst haben wir natürlich hier auch an einen Raubmord gedacht. Aber dem widerspricht der Befund der Leiche. Es wäre ja freilich denkbar, daß der Mörder sich in einer Zeit, wo die Tote sich nicht in der Wohnung aufgehalten hat, hier eingeschlichen hätte und dann plötzlich aus dem Hinterhalt sein Verbrechen begangen hätte. Aber hierfür fehlen uns alle Anhaltspunkte ... Oder wissen Sie etwas darüber, daß Ihre Frau die Wohnung eine Zeitlang unbeaufsichtigt gelassen?«

»Ja, jawohl,« fiel ihm Heinz Marquardt rasch ins Wort, »das hat sie gestern nachmittag!«

Die beiden Kommissare sahen sich abermals bedeutungsvoll an, dann sagte Hartmuth in weit kühlerem Tone:

»Woher wissen Sie denn das so genau?«

Marquardt schüttelte unwillkürlich den Kopf, als wollte er damit den lächerlichen Verdacht, der schon wieder in den Beamten aufzutauchen schien, ein für allemal beseitigen.

»Ach, ich habe doch gestern mittag noch mit ihr gesprochen! Ich sagte ihr noch extra, sie solle die Kette vorlegen und da ...« Das Schluchzen brach plötzlich wieder wie ein Strom aus seiner Brust hervor, daß er eine ganze Zeitlang nicht sprechen konnte.

Die Kommissare sahen ein bißchen ungeduldig drein, schwiegen aber, durch diesen elementaren Ausbruch schmerzlichen Gefühls mehr als durch jedes Wort abgebracht von ihrem ersten Verdachte.

Endlich sagte Heinz Marquardt, noch immer von Schluchzen unterbrochen:

»Da habe ich sie gefragt, ob sie auch nicht etwa die Tür aufgelassen hätte, weil sie das öfter tat, und da sagte sie ja, sie hätte es getan, aber 'n Augenblick ...«

»Das ändert allerdings die Sachlage,« meinte Bendemann und besann sich eine Weile.

»Aber trotzdem, es fehlt absolut nichts in der Wohnung ... Mit Ausnahme des Portemonnaies, und da sagen Sie selbst, daß nur wenige Mark drin gewesen sein können.«

»Ja,« meinte Heinz Marquardt, »aber ich weiß bestimmt, daß meine Frau einige kleine Ersparnisse hatte, mit denen sie bei Gelegenheit unser Meublement vervollständigen wollte. Wo sie das Geld hingetan hat, das weiß ich auch nicht, aber da war's; sie hat's mir neulich noch erst gezeigt ... es lag in solchem Pappkasten von Zigaretten ...«

»Na, wieviel war's denn?« fragte der Kommissar Hartmuth.

»Ganz genau sagen kann ich es nicht, aber es war ein Zwanzigmarkstück dabei, das weiß ich.«

Hartmuth schüttelte immer wieder den Kopf.

»Ich kann nicht sagen, was mir den Anlaß dazu gibt, aber ich habe solch Gefühl, als spielte das Geld jedenfalls nicht die Hauptrolle bei der Tat.«

»Sie kommen also schon wieder darauf,« sagte Heinz Marquardt wütend.

»Ich bedaure,« sagte der Kommissar kalt, »ich bin Beamter und muß als solcher meine Pflicht tun. Persönliche Rücksichten können mich dabei nur insoweit beeinflussen, als ich freien Blick behalte für das, was mir Tatsache zu sein scheint.«

Er nahm ziemlich rücksichtslos den Kollegen beiseite, flüsterte mit diesem eine Weile und sagte dann, wieder zu Heinz Marquardt hintretend:

»Ich mache Sie darauf aufmerksam, Herr Marquardt, daß Sie alles das, was Sie hier sagen, später zu beschwören haben werden. Und die Eidesformel lautet außerdem noch, »daß ich nichts hinzusetzen und nichts verschweigen werde!« Sie werden also einsehen, daß Sie gesetzlich gezwungen sind, alles, aber auch alles zu sagen, was Sie wissen. Und darum frage ich Sie jetzt noch einmal: ist Ihnen irgend etwas hinsichtlich Ihrer Frau bekannt, was die Vermutung nahelegen könnte, daß die Ermordete früher oder später zu irgendeinem Manne in unerlaubten Beziehungen gestanden hätte?«

Heinz Marquardt biß die Zähne aufeinander.

»Nein,« stieß er hervor, »nein, ich weiß nichts, meine arme Trude war mir treu! Sie war das beste, das geliebteste Wesen unter der Sonne! Und nun lassen Sie mich in Frieden! Quälen Sie mich nicht so furchtbar!«

Er wandte sich ab und verhüllte von neuem sein Gesicht.

»Der arme Kerl tut mir leid,« sagte der Kommissar Hartmuth leise zu seinem Kollegen, »und doch bin ich fest überzeugt davon,« er dämpfte seine Stimme noch mehr zum Flüstern, »ich bin fest überzeugt, daß bei der Sache irgend etwas nicht in Ordnung ist. Sieh mal, Bendemann, so sieht 'n Raubmord nicht aus! Der Mensch, der jemand tötet, um ihn zu berauben, bedient sich erstensmal nicht des Dolches. Es ist nicht so leicht, jemand mit einem Dolchstich zu töten ... 'n Schlächtermesser, ein Beil, ein Hammer, das alles laß ich gelten, aber ein Dolch? ... Nein ... Und dann, nachdem der Raubmörder seine Tat vollbracht hat, da läßt er keinen Korb, keine Kommode, keinen Schrank undurchsucht! Er schmeißt die Kleider, die Sachen, die Wäsche, alles schmeißt er auf 'n Boden und hat natürlich gar keine Zeit, wieder was einzupacken. Hier war alles so ordentlich, als hätte überhaupt kein fremder Fuß die Wohnung inzwischen betreten ...« Und mit einer leichten Bewegung des Kopfes nach Heinz Marquardt, der am Fenster stand und in den grauenden Morgen hinausstarrte, setzte er hinzu: »Versuche Du doch noch mal, ob Du nicht irgendeine Form findest, um etwas aus dem Manne herauszuholen. Der arme Kerl kann einem ja leid tun, aber es hilft doch alles nichts, wir sollen und wollen den Mörder haben.«

Darauf ging Bendemann noch mal an den Bordereauschreiber heran, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte freundlich:

»Sind Sie denn schon lange verheiratet, Herr Marquardt?«

Sich umschauend und den Beamten anblickend, so fremd, als hätte er ihn nie vorher gesehen, meinte Heinz:

»Ja, 'n halbes Jahr ...«

»Wo haben Sie denn Ihre Frau kennen gelernt?« fragte der andere ganz harmlos.

Heinz Marquardt wurde auf einmal dunkelrot.

Der Kommissar begriff sofort und meinte mit gespannter Miene:

»Meine Frage scheint Ihnen nicht angenehm zu sein?«

Heinz Marquardt zuckte die Achseln.

»Was heißt: nicht angenehm? ... Ich habe Trude auf 'n Ball kennen gelernt, sie war da mit 'm Kollegen von mir aus meinem Bureau.«

»Ach, und dem haben Sie sie weggeschnappt?« Bendemann lachte.

Peinlich berührt meinte Heinz Marquardt:

»Weggeschnappt? wie Sie wollen ... Der betreffende Kollege wohnte damals gerade bei Trudes Mutter, die inzwischen verstorben ist, und da ging Trude eines schönen Tages mit ihm auf 'n Ball, wo ich auch war ... irgend'n Verhältnis hat zwischen den beiden niemals bestanden ...«

»Wenigstens wissen Sie nichts davon,« warf der Kommissar ein.

»Nein,« meinte Heinz Marquardt, sich wieder ereifernd, »es hat keins bestanden! Denn, wenn eins bestanden hätte, dann hätte es mir Trude gesagt! Die verschwieg mir nichts. Von der wußte ich alles!«

Der Kommissar erwiderte darauf nichts, er fragte nur: »Wie hieß denn der Mann?«

»Maaß,« antwortete Marquardt zögernd. Er sah deutlich, daß er jetzt seinem Kollegen Unannehmlichkeiten bereitete.

»Und ist er noch bei Ihnen im Bureau?«

»Ja.«

»Wissen Sie auch zufällig, ob er gestern während der Zeit, wo ... wo das Verbrechen etwa passiert ist, wo sich der Herr Maaß da aufgehalten hat?«

Heinz Marquardt schwieg.

»Also er war nicht im Bureau?« fragte Bendemann lauernd.

»Nein,« erwiderte Heinz, der das Wort mühsam herausbrachte.

Der Kommissar wandte sich um nach seinem Kollegen, als wollte er fragen:

»Hast Du gehört, Hartmuth?«

Der andere Beamte, der am Tische stand und aufmerksam lauschte, nickte mit dem Kopf. Statt seines Kollegen nahm er jetzt das Wort.

»Haben Sie denn ein besonderes Interesse an diesem Maaß, Herr Marquardt?«

»Das nicht,« sagte Heinz, »aber ... der arme Kerl ist heute noch traurig darüber, daß er damals den kürzeren gezogen hat, ich möchte ihm nun nicht obendrein noch Unannehmlichkeiten machen.«

Kommissar Hartmuth lächelte ironisch.

»Das werden nicht die schlimmsten Unannehmlichkeiten sein ... War er gestern den ganzen Tag nicht im Bureau?«

»Nein, Vormittag war er da ... Erst nach dem Frühstück, was wir für gewöhnlich so um eins, halb zwei halten, wir gehen da manchmal runter und trinken 'ne kleine Weiße, und ich habe dann oft in der Budike an meine arme Trude telephoniert ... wie wir wieder oben kamen gestern, war er nicht da. Er hatte sich entschuldigt, sagten die anderen, er wäre krank.«

»Und ist auch nachmittags nicht wiedergekommen?« fragte Bendemann.

Heinz Marquardt schüttelte den Kopf.

»Na, den werden wir uns vor allen Dingen mal langen,« meinte Bendemann. »Du könntest mal gleich runter fahren, Hartmuth. Nimm Dir aber für alle Fälle noch jemand mit.«

Kommissar Hartmuth winkte mit der Hand und wollte eben das Zimmer verlassen, als es klingelte. Gleich darauf betrat der Geheimrat von Rohde das Zimmer.

»Jetzt können Sie gleich Ihren Wunsch vorbringen,« sagte Bendemann leise zu Marquardt, und dieser besann sich auch nicht einen Augenblick.

Mit einer Verbeugung gegen den Geheimrat brachte er sein Anliegen vor.

Der Geheimrat betrachtete ihn eine Weile durch seine scharfen Brillengläser, über die die borstigen Augenbrauen noch etwas hinauswuchsen, dann sagte er:

»Das macht Ihrem Herzen alle Ehre, junger Mann, was Sie da wollen. Aber es jeht nich! Jetzt absolut nich! ... Würde den janzen Betrieb erschüttern ... Nee, wahrhaftig, können wir nich machen! ... Wir haben Vigilanten, das sind ehemalige Verbrecher, die können uns hin und wieder was verraten, und dann bezahlen wir se und wenn's mal im Reichstag zur Sprache kommt, dann schimpft die sojenannte Linke schon so wie so darüber ... Nu noch 'n anderes Laienelement reinbringen, nee, junger Mann, 's jeht wirklich nich ... Is ja sehr nett von Ihnen, aber das müssen Sie nun schon uns überlassen ...«

Heinz Marquardt erwiderte kein Wort. Er ging wieder zurück ans Fenster, sah hinaus, hinüber zur anderen Seite, wo neben dem Giebel des Seitenflügels die Felder sich hinbreiteten, die im grauen Nebeldunst verschwammen, dann wandte er sich an den Kriminalkommissar und fragte diesen mit einer gleichgültigen tonlosen Stimme, ob er jetzt gehen könne.

»Ja, vorläufig werde ich Sie wohl nicht brauchen,« meinte Bendemann, »aber später müssen Sie wieder hier sein.«

Heinz Marquardt nickte, setzte seinen Hut auf und verließ das Zimmer.


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