Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band V
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Der Fuchs und der Rabe.

Ferner erzählt man, daß einmal ein Fuchs einen Bau in einem Berge bewohnte, der jedesmal, wenn er ein Junges bekam und dieses groß wurde, dasselbe vor Hunger auffraß, da er unter dem Hunger zu leiden gehabt hätte, wenn er es nicht gefressen hätte. Nun hauste aber auch ein Rabe auf dem Gipfel des Berges, und der Fuchs sprach deshalb bei sich: »Ich will mit diesem Raben einen Freundschaftsbund schließen und ihn mir zum Gesellschafter für die Einsamkeit nehmen, der mir das tägliche Brot suchen hilft, weil er hierzu besser als ich imstande ist.« Darauf näherte sich der Fuchs dem Raben in Sprechweite und sagte zu ihm, nachdem er ihm den Salâm entboten hatte: »Mein Nachbar, der Moslem hat auf seinen moslemischen Nachbar zwei Anrechte: das Anrecht der Nachbarschaft und das Anrecht des Islams. Wisse, du bist mein Nachbar und hast ein Anrecht auf mich, das ich dir zu leisten habe, zumal wo wir so lange Zeit Nachbarn sind, und wo in meiner Brust eine innige Liebe zu dir aufgespeichert ist, die mich dazu treibt, freundlich zu dir zu reden, und mich veranlaßt dich um Brüderschaft zu bitten. Was für eine Antwort hast du darauf?« Der Rabe entgegnete dem Fuchs: »Wisse, das beste Wort ist das aufrichtigste Wort, aber vielleicht redet deine Zunge etwas, was dein Herz nicht kennt. Ich fürchte, du hast die Brüderschaft auf der Zunge äußerlich und die Feindschaft im Herzen, so daß du der Fresser bist, und ich der Gefressene. Unser Verkehr ist demnach unmöglich und Trennung wäre geziemender für uns. Was hat dich denn bewogen etwas unerreichbares zu begehren und nach unmöglichem zu verlangen, wo du zur Gattung der Raubtiere gehörst und ich zur Gattung der Vögel? Solche Brüderschaft reimt sich nicht zusammen.« Da antwortete ihm der Fuchs: »Wer die Stätte der Freunde kennt und eine gute Wahl unter ihnen trifft, kann leichtlich Nutzen von seinen Freunden haben; ich aber hätte deine Nähe gern und erwählte deine Gesellschaft, daß einer dem andern zur Erreichung seiner Vorhaben behilflich ist, und unsre Freundschaft uns dadurch Gewinn bringt. Ich weiß Geschichten über gute Freundschaft und erzähle sie dir gern, wenn du es wünschest.« Der Rabe antwortete ihm auf diese Worte: »Ich erlaube es dir sie mitzuteilen; erzähle sie mir daher, damit ich deine Absicht aus ihnen erkenne.« Da begann der Fuchs: »Vernimm, mein Freund, die Geschichte eines Flohs und einer Maus beweist meine Worte.« »Und wie war das?« fragte der Rabe. Da erzählte der Fuchs:

 


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