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Sie naht ursprünglich, unbefangen, frei, Ein reifes Weib, mit sonnenflutendem Haar, Gelassen, ohne rechts und links zu schaun, Der Bühne tief verhangenem Heiligtum Und wendet sich und überblickt das Haus. Hoch in der Linken hebt mit kühnem Arm Den Spiegel sie, darin das Flammenherz Der Menschheit unverschüttet wiederscheint, Und mit der Rechten deutend kündet sie: »Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Den hinter mir des Vorhangs Hülle schließt. Wenn er sich öffnet, öffnet sich die Welt, In Ausdruck, Wort und Bild gebannt, dem Aug' Und Ohr. Gestalten wachsen wahr heraus, Die euch mit ihrer Menschlichkeiten Macht Und Ohnmacht mahnen an verwandtes Los Und zeugen von dem bindenden Gesetz, Das sternensicher Heil und Unheil eint. Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Und Opferflammen will ich lodern sehn Zur Abwehr falschen, wesensfremden Spiels, Zum Hort der lebensebenbürtigen Kraft. In Kraft und Fülle soll ein Tatgebild Vor euch sich traumhaft heben. Alle Not Und Niedrigkeit und majestätischer Stolz Der Menschheit, was sie schändet und erhebt, Soll euch erschüttern, packen, peitschen, reizen. Kennt ihr die herzerweiternd kühne Kunst, Die gleich der weißen Lichtwalküre reitet Durch Sturmgewölk zu lichter Götter Saal, Indes im Sumpf sich die Gewohnheit krümmt Der ewig ehrfurchtlosen Ehrbarkeiten? Dem Ort der Weihe bin ich Wächterin, Den Ort des Weltbilds weih ich allem Volk, Das Sehnsucht tief durchzittert, sich zu baden Im Meer der ungeheuren Leidenschaft, Im Quell der heiligen Aufrichtigkeiten. So lauscht und feiert, sammelt euch zum Bild, Das sinnentzückend, grausig, zart und wild, Entfesselnd und beherrschend sich im wahren Weltspiel des Dichters sehnt zu offenbaren!« |