Karl Henckell
Im Weitergehn
Karl Henckell

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Unser Hufeisen

            Im Solling, auf sonnigen Waldeshöhn
Altheimischer Weserlande,
Hinschlenderten wir – der Tag war schön –
An reifender Felder Rande.

Du stecktest Gerste, Roggen und Korn,
Drei volle, wiegende Ähren,
Zu roten Raden und Rittersporn –
Wir schwelgten in ländlichen Sphären.

Da, wie wir so streiften den Rain entlang –
Die Lerchen stiegen im Blauen
Und sangen dem Sommer den Jubelgesang –
Sah ich scharf zu Boden dich schauen.

Ein altes Hufeisen lag bestaubt
Zur Rechten im Fuhrgeleise . . .
Du nahmst es – wir haben gleich dran geglaubt –
Ich trug's . . . es ging mit auf die Reise.

Im Koffer verpackt zwischen Prosa und Reim,
Souvenirs, Siebensachen und Kragen,
Hat das Nageleisen ins neue Heim
Uns hannoversche Erde getragen.

Erde vielleicht von derselben Spur,
Wo vor Zeiten zu Rosse nach Bremen
Mein Vater geritten stromabwärts die Tour,
Kurant für Getreide zu nehmen.

Erde vom selben Pfade vielleicht,
Wo im sommerlich blühenden Schmucke
Die Mutter heiter die Hand ihm gereicht
Zur Rückkehr mit liebendem Drucke . . .

Nun hängt uns das alte Hufeisen schlicht
An dicker, grobschmiedener Kette,
Umschließt des Eingangs glühendes Licht
Und stärkt und segnet die Stätte.

Das soll mit seiner gebogenen Kraft
Um die leuchtende »Birne« sich krümmen,
Neu Leben mit wurzelzäher Haft
Soll zaubrisch drin glühen und glimmen.

Es künde den Freunden ein echtes Herein!
Soll treu sich und wirksam erweisen,
Und mag es ein »Köhlerglaube« nur sein,
Uns ist es ein Glaube von Eisen.


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