Karl Henckell
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Karl Henckell

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Der tote Recke

Björnstjerne Björnson

                        Stand eine Königseiche
Mit Wurzeln knorrig und weit
Im hohen Norwegreiche,
Silbern die Krone beschneit.
Von mächtiger Kanzel schaute
Sie über Fjord und Land –
Wenn drunten der Nebel braute,
Thronte die Lichtvertraute
Jenseits der schwelenden Wand.

Voll rauschte durch ihre Äste
Freiwüchsiger Weisen Gewalt,
Hier kamen die Adler als Gäste,
Hier machten die Wildgänse Halt.
Wenn aber der Frühling schäumte
In tosenden Bächen zu Tal,
Ihre grünen Wipfel säumte,
In raunenden Blättern träumte
Der Sonne goldiger Strahl.

Die kleinen Vögel sangen
Von fröhlichen Burschen und Fraun,
Ihre frischen Lieder klangen
Wie köstliches Weltvertraun:
Was aus der Urkraft Grunde
Sich zuversichtlich erneut,
Das ewige Gesunde,
Was mit den Quellen im Bunde
Ein kräftiges Herz erfreut.

Doch wenn in Europas Marken
Aufspritzte des Unrechts Schlamm,
Dann wühlt' es von grollendstarken
Stößen im ragenden Stamm.
Dann zuckte die scharfe Braue
Dem Häuptling, der markig und zäh
Wie die Eiche, die wettergraue,
Ausspähte fern über die Gaue –
Und es blitzte und donnerte jäh . . .

Nun ließ, der über den Sitzen
Der Donner und Stürme droht,
Seine eisige Sense blitzen,
Hoch von den Gletschern der Tod.
Und es neigte der silberne Recke
Sein freies, sein feuriges Haupt –
Einhüllt ihn die schweigende Decke,
Doch er harrt, daß der Frühlingssturm wecke
Die Lichtsaat, an die er geglaubt.


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