Karl Henckell
Im Weitergehn
Karl Henckell

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Liliencron

                »Zum Himmel steuert jubelnd auf die Lerche,
Den Dichter mag die tiefste Gruft verschlingen.«
D. v. Liliencron: »Schrei.«
        »O wär es doch!« So klang dein Sehnsuchtsschrei –
»O wär es doch!« Aus der Philister Land,
Wo man ums Herz dir enge Netze wand,
Hinauszufliehn in Wälder groß und frei.

Einsam, auf nacktem Deich seh ich dich ragen,
Die Sperberaugen spähen fern aufs Meer,
Die feine Künstlerhand spielt auf der Wehr,
Mit Gold hat sie der Sonne Glut beschlagen.

Du Dichter und Korsar am Strand der Not,
Der rauhen Disteln, die den Weg umsäumt,
Entstampft ein Rosenmeer, das überschäumt
Und tief verschüttet, was dir wüst gedroht!

Du hast aus Nichts gezaubert Millionen
Und im Verschenken fürstlich ohne Gleichen
Geherrscht als Souverän in Traumesreichen,
Begnadet mit der blühendsten der Kronen.

Am eignen Herd, auf Heidegang und Flur,
In Pulverqualm und heißem Erntetag,
In Liebesrausch und Nachtigallenschlag
Dein Lied ein brünstiger Atem der Natur.

»O war es doch!« – Und in dir ward es Bild.
Erfüllt hat sich des Lebens mächtiger Wille
Zum reifen Werk. Dein treues Herz liegt stille.
Dich deckt erkämpften Ruhmes erzener Schild.


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