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Zweiter Aufenthalt in Hamburg

31. März 1839 bis 12. Nov. 1842

In Hamburg lernte Hebbel den damals berühmten Dichter Karl Gutzkow kennen, den Hauptvertreter der literarischen Gruppe, die man als das »junge Deutschland« bezeichnet und gegen die Hebbel eine starke Abneigung empfand. Zwischen sich und Gutzkow, in dessen Schriften er manches, was auch ihn selbst bewegte, wenn nicht dichterisch gestaltet, so doch sehr geistvoll umschrieben fand, suchte er ein gutes Einvernehmen herzustellen, das sich freilich nicht als dauerhaft erwies. Außer mit ihm verkehrte Hebbel mit Gutzkows Jünger Ludwig Wihl und, wie schon bei seinem früheren Hamburger Aufenthalt, mit dem Polen Janinski-Jahnens, der, als Schriftsteller zwar den Bedürfnissen des Tages dienend und trotz seines Ehrgeizes eigentlich unfruchtbar, als Mensch ziemlich charakterlos, dennoch wegen seines nie ganz versagenden Empfindens für das poetisch und menschlich Echte dem Dichter zuweilen wertvoll wurde.

Im ersten Sommer brachte eine schwere Lungenentzündung Hebbel dem Tode nahe. Nach seiner Genesung fühlte er dann plötzlich einen Schaffensdrang von bisher nie geahnter Macht und schrieb in kurzer Zeit die Tragödie » Judith«, der in den nächsten Jahren » Genoveva« und das Lustspiel » Der Diamant« folgten. 1840 wurde »Judith« in Berlin und Hamburg erfolgreich aufgeführt. Die Beziehungen zu Amalie Schoppe lösten sich in unerquicklichen Zwistigkeiten, der einzige Mensch, den er wahrhaft sein Eigen nennen konnte, war und blieb Elise Lensing. So ist es verständlich, daß Hebbel mit ihr, die ihn mit reichster Liebe liebte, aber auch mit der steten Hoffnung, in ihm endlich Liebe zu wecken, zusammenlebte, ohne sie über seine Gefühle zu täuschen. Im Gegenteil: er bekannte ihr, während sie ein Kind von ihm trug, sofort seine heiß erwachte Leidenschaft für die schöne Emma Schröder, eine Leidenschaft, welche ihn in große innere Kämpfe stürzte, bis ihn lügenhaftes Gerede daran hinderte, sich dem Mädchen zu nähern.

Am 5. November 1840 gebar ihm Elise einen Sohn, der Max genannt wurde.

Tagebuch 11. April 1839.

Jetzt sitze ich wieder in der nämlichen Kammer, in welcher ich vor drei Jahren saß und Vokabeln auswendig lernte. Die Kammer hat sich verändert, wie ich selbst, sie ist größer und stattlicher geworden. Draußen in den Bäumen, die vor dem ehemaligen Hause der Doktorin Schoppe stehen, heult der Wind; die langsame, schnarrende Stimme des Nachtwächters tönt zu mir herüber; auf dem Vorplatz geht mühsam und schwer eine Uhr. Ein wunderlicher Zustand, alt und doch zugleich völlig neu. Mit ganz anderen Aussichten sitze ich hier, wie ehemals. Zwei schöne Zimmer sind für mich bereitet, die ich aber erst nach Verlauf eines Monats beziehen kann. Der kaum entpuppte Schreiber, der es für eine große Ehre hielt, in einen Gymnasiastenverein eingeführt zu werden, wird von den ersten literarischen Berühmtheiten Deutschlands gesucht und respektiert; eine Welt der Wirkung liegt vor mir da. Drei Jahre tun doch außerordentlich viel. Was ich mir in München eigentlich nur einbildete, ist jetzt gewiß: ich kenne keine Verlegenheit mehr, mag ich gegenüberstehen, wem ich will; ich kann mich in alle Wege auf meinen Geist verlassen und darf mich getrost herauswagen, auch ins fremdeste Gebiet hinein; er läßt mich nie im Stich ...

Tagebuch August 1839.

Am 2. Juni 1839 stand der Tod mir zur Seite: ein Aderlaß eine Stunde länger aufgeschoben, und ich starb noch vor 6 Uhr abends unfehlbar an Lungenschlag. Häßliche Krankheitsperiode – gastrisches Fieber mit greulichem Kopfweh, als ich fast wiederhergestellt war, Erkältung in der Nacht; Lungenhautentzündung, furchtbare Schmerzen, minutenlange Unterbrechung des Atemholens; am Sonntag, dem 2. Juni, letzter Aderlaß und Schröpfköpfe; günstige Krisis; acht Tage schwitzen in ungemachtem Bett; unglaubliche Träume; zum Beispiel von einem Garten mit Riesenblumen, worin Kinder sich schaukelten und ich selbst mich verstecken konnte; dummer Zustand zwischen Schlafen und Wachen, wo ich mich selbst als Zweiheit empfand: es war mir nämlich so, als ob mein geistiges Ich für sich existierte, aber doch ganz ungemein von dem heruntergekommenen Körper molestiert ward; der Körper kam mir völlig vor, wie ein überaus unbehilflicher und unartiger König mit einem dicken Bauch; ich sagte zu mir selbst, wenn ich mich vergebens umzuwenden suchte: der Alte will nicht und dergleichen. Endlich Erlaubnis zum Aufstehen, was ich anfangs kaum eine Viertelstunde ertragen konnte; erstes Ausgehen; Sitzen im Garten der Doktorin: die kleine Laube, oben der reine, blaue Himmel, ringsum der Blumenduft, der mir wie Atem der Natur erschien ...

Genesungsgefühl 17. Juni 1839.

Ich habe mit dem Tod gerungen,
er griff nach mir mit eisger Hand,
er hat mich dennoch nicht bezwungen,
ich hielt ihm festen Mutes Stand;
ich sprach: ich kann und will nicht glauben,
daß Gott mein Leben fordern läßt,
du willst mirs eigenmächtig rauben,
und darum halt ichs männlich fest.

Doch nun, da alle Kräfte quellen,
nun, da in reger Werdelust
die Lebenskeime wieder schwellen,
als würd es Lenz in meiner Brust,
nun, da mir Gott vergönnt, aufs neue
ein Kind zu sein, in mich versenkt,
das, wie voreinst der Mutter Treue,
jetzt Erd und Himmel freundlich tränkt;

Nun fordert mich dies ohnegleiche,
dies heilge Leben selbst heraus,
daß ichs dem Tode überreiche,
wie einen frischen Blütenstrauß,
damit er ihn mit leisem Grüßen,
so duftig und so tauig blank,
still lege zu des Ewgen Füßen
als meiner Seele reinen Dank.

22. Juni 1839.

An die Jünglinge

Trinkt des Weines dunkle Kraft,
die euch durch die Seele fließt,
und zu heilger Rechenschaft
sie im Innersten erschließt!
Blickt hinab nun in den Grund,
dem das Leben still entsteigt,
forscht mit Ernst, ob es gesund
jedem Höchsten sich verzweigt.

Geht an einen schaurgen Ort,
denkt an aller Ehren Strauß,
sprecht dann laut das Schöpfungswort,
sprecht das Wort: es werde! aus.
Ja, es werde! spricht auch Gott
und sein Segen senkt sich still,
denn den macht er nicht zum Spott,
der sich selbst vollenden will.

Betet dann, doch betet nur
zu euch selbst, und ihr beschwört
aus der eigenen Natur
einen Geist, der euch erhört.
Leben heißt, tief einsam sein;
in die spröde Knospe drängt
sich kein Tropfe Taus hinein,
eh sie innre Glut zersprengt.

Gott dem Herrn ists ein Triumph,
wenn ihr nicht vor ihm vergeht,
wenn ihr, statt im Staube dumpf
hinzuknieen, herrlich steht,
wenn ihr stolz, dem Baume gleich,
euch nicht unter Blüten bückt,
wenn die Last des Segens euch
erst hinab zur Erde drückt.

Fort den Wein! Wer noch nicht flammt,
ist nicht seines Kusses wert,
und wer selbst vom Feuer stammt,
steht noch lange glutverklärt.
Euch geziemt nur eine Lust,
nur ein Gang durch Sturm und Nacht,
der aus eurer dunklen Brust
einen Sternenhimmel macht.

Tagebuch 19. Okt. 1839.

Heute abend trotz aller Trübseligkeiten doch einmal wieder eine schöne, erhebende Stunde. Ich ging auf den Stintfang. Die stille, schweigende Stunde; die säuselnden Bäume rund umher; die ruhenden Schiffe im Hafen, aus denen hier und da ein Hund bellte und ein Lichtlein brannte; in der Ferne die Lichter an der hannöverschen Grenze, und darüber der ernste Nachthimmel, an dem der Mond, bald von den Wolken bedeckt, bald klar hervortretend, langsam hinwandelte; alles dies machte auf mich einen unsäglich linden, versöhnenden Eindruck, so daß ich mich auf eine Bank setzte und die Hände unwillkürlich zum Gebet faltete ...

Sept. 1839

Das Mädchen im Kampf mit sich selbst

1.

Schweigend sinkt die Nacht hernieder,
und in tiefster Dunkelheit
löst das Mädchen ihre Glieder
aus dem engen Sonntagskleid.

Aber ihre Hände irren
bei den Locken dann und wann,
und um diese zu entwirren,
zündet sie ihr Lämpchen an.

Schüchtern nun bei seinem Strahle
schaut sie in des Spiegels Rund
und ihr tut zum erstenmale
ihrer Schönheit Macht sich kund.

Tief errötend, dennoch zaudernd,
blickt sie fort und fort hinein;
dann, wie vor sich selbst erschaudernd,
löscht sie schnell der Lampe Schein.

Leise in sich selbst versinkend
und aus eignen Zaubers Glanz
inniges Genügen trinkend,
ist sie still und selig ganz.
Doch sie will die Lust bezwingen,
weil sie aus ihr selber quillt,
da verklärt dies holde Ringen
mailich süß ihr frommes Bild.

Und sie siehts mit halbem Bangen,
daß, je mehr sie sich verdammt,
ihrs von Stirn, und Mund und Wangen
immer sternenhafter flammt.
Gottes eigner Finger leuchtet
golden durch ihr Angesicht,
und sowie ihr Blick sich feuchtet,
löscht ihr Hauch zugleich das Licht.

2.

Doch zu nie erschöpftem Segen
wird dies heilige Empfinden
auch ihr Innerstes erregen
und im Maß der Schönheit binden;

Aug in Aug mit sich im Spiegel,
feite sie sich selbst aus immer;
unzerbrechlich ist das Siegel,
wie auch lockt der Erde Schimmer.

Diese wunderbaren Formen,
die des Leibes Bau ihr schmücken,
werden die verwandten Normen
auch in ihre Seele drücken;

Und so wird ihr innres Leben
all die Harmonie erwidern,
die sie mit geheimem Beben
angeschaut in Leib und Gliedern.

Tagebuch Oktober 1839.

Der Arme, der sich ganz von unten heraufarbeiten muß, wird, wenn wirklich etwas Bedeutendes in ihm liegt, wohl immer undankbar gescholten werden. Denn er hat eine Legion von Wohltätern und begegnet auf jedem Schritt einem, der von ihm verlangt, daß er sich bücken soll; stets krumm zu gehen, ist aber doch keinem Menschen möglich.

Tagebuch 30. Dez. 1839.

Man macht es dem Menschen zur Pflicht, daß er versöhnlich sein soll; ich möchte fragen, wie weit er ein Recht dazu hat. Eine wahre, tiefe Verletzung trifft ja nicht den einzelnen bloß als Persönlichkeit, sie trifft ihn zugleich als Repräsentanten der allem Menschlichen zugrundeliegenden Idee, und dieser Idee darf er nichts vergeben. Wie der Versöhnung mit Gott nach christlichen Begriffen die aufrichtige Beichte, und dieser die Erkenntnis der Sünde vorhergehen muß, so gilt dies auch bei Aussöhnung der Individualitäten untereinander. Die Sünde ist eine Todeswunde, die der Mensch sich selbst schlägt und die nur dadurch, daß er sie sieht, geheilt werden kann. Ich darf meinem Feind die Hand nicht eher reichen, als bis die seinige wieder rein ist; wer Vergebung annimmt, ohne sie zu verdienen, frevelt gegen das Herz, wie man in der Sünde gegen den heiligen Geist am Geist frevelt. Dies ist der äußerste Punkt sittlicher Verderbnis, unheilbar, Knochenfraß, Vernichtung.

Tagebuch 31. Dez. 1839.

... Elise Lensing (ich schreibe ihren Namen deshalb ganz aus, weil ich mir bewußt bin, ihrer in meinem Tagebuch noch niemals so gedacht zu haben, wie sie es verdient) ist mein guter Genius, Elise ist es, die mich mit Aufopferung ihres ganzen kleinen Vermögens sowohl in Heidelberg als in München auf der Universität erhielt und die dafür keinen anderen Lohn begehrte, als einen nicht gar zu unfreundlichen Brief! O du himmlisches, reines Gemüt, das sich selbst nicht zu schätzen weiß, nur deinetwegen, nur um dich vor einer Lage, die dich ersticken muß, zu sichern, wünsche ich mir eine Zukunft, die mir mehr bringt, als das Stück Brot für meinen eigenen Magen! Ich war so oft hart gegen dich, ich habe dir so manche Träne entpreßt; wenn Gott mir das verzeiht, so brauch ich das übrige nicht zu fürchten. Du bist mir heilig, aber das Heilige reizt ebensooft zur Empörung, als es zur Anbetung zwingt. In deinem Namen schließe ich das Jahr! – Die sieben Nächte, die sie in meiner Krankheit bei mir wachte!

An Elise.

Du fuhrst in deinem Traume
auf blankem See dahin;
sanft trugen dich die Wogen,
zum blauen Himmelsbogen
sahst du empor in frommem Sinn.

Da senkte aus der Höhe
ein lichter Engel sich,
und, die ein Westhauch schwellte,
die goldne Harfe stellte
er still und lächelnd hin vor dich.

Du wandtest dich mit Zagen:
Die Harfe schlug ich nie!
»O, schlage sie nur immer!«
Nun tatest dus und nimmer
entquoll ihr schönre Melodie.

Und ihre Töne lösten
dein innerlichstes Sein;
die Himmelstore sprangen
schon auf, dich zu empfangen,
da hieltest du in Demut ein.

Tagebuch 9. Febr. 1840.

Göttlicher Frühlingstag. Gang über den Wall, Sonnenhelle. Gebet!

Tagebuch 8. März 1840.

Elise ist krank, ich fürchte, sehr krank! Ich kann mich über so viel Schönes, das diese Zeit mir brachte, nicht freuen, solange dies dauert. Gott! Sie ist die Letzte, die mir die Welt erträglich macht! Und ich hab so viel, so unendlich viel gegen sie gut zu machen! Der Gedanke – ich will ihn nicht denken – er könnte mich vernichten! Es ist fürchterlich, daß man so innig miteinander verflochten sein und doch allein sterben kann! Gnade, Gnade!

Tagebuch 19. März 1840.

Wie glücklich könnt ich jetzt sein, wenn Elise nicht so krank wäre! Meine Judith erregt allenthalben, und in den verschiedensten Kreisen Enthusiasmus, heute abend bei Lotz Redakteur. sagte mir Töpfer Dramatiker.: sie hätte ihm tagelang in den Knochen gelegen und ihm das Selbstschaffen unmöglich gemacht; seit langen Jahren sei das die erste Erscheinung, die ihn im tiefsten aufgeregt habe. Er las mehrere Szenen daraus; wunderschön! – Ach, Gott wird doch nicht alle Knospen aus meiner Seele hervorlocken, um sie dann auf einmal zu ersticken! Nein, meine teuerste, geliebteste Freundin muß wieder gesund werden.

Tagebuch 13. April 1840.

Ich will die lenkende Macht nicht beleidigen, aber ich fürchte, jene alte Erfahrung, die ich so oft machte, wird sich aufs neue bestätigen. Die Hoffnungen werden in meiner Seele bis auf den höchsten Grad gesteigert, um sich dann auf einmal in Luft aufzulösen. Was soll ich anfangen, wenn auch die Judith ohne Erfolg bleibt! Elise hat nichts mehr, und ich habe die Qual, daß ich ihr Weniges zum größten Teil aufgebraucht habe, ohne ihr Ersatz leisten zu können. O!

Tagebuch März 1840.

Wenn ein begangener Fehler einen neuen, bisher verschlossenen Pflichtkreis öffnet, so ist er gerechtfertigt. Ein Mädchen, das Mutter wird.

Der Jungfrau Bild,
im Arm das Kind,
blickt sanft und mild
durch Nacht und Wind.
Ein armes Mägdlein kniet davor,
sie schaut nur dann und wann empor,
doch wenn das Lämpchen Funken sprüht,
so sieht man, wie sie glüht.

Die Lampe geht
auf einmal aus!
Ihr Atem steht,
sie schwankt nach Haus.
Die Jungfrau kann ihr nicht verzeihn,
die Mutter wird sie benedein,
stellt sie der Heilgen übers Jahr
mit ihrem Kind sich dar.

Sie fühlts, und spricht:
Du reine Magd,
dir gleich ich nicht,
doch unverzagt!
Dir, Mutter, die der Sohn erkannt,
die unterm Kreuz noch bei ihm stand,
dir will ich gleichen für und für,
und dann vergibst du mir!

Virgo et Mater.

25. Mai 1840.

Memorial an Amalie Schoppe

Aus Dithmarschen sandte ich an die Redaktion der »Neuen Pariser Modeblätter« mehrere Gedichte. Sie nahmen dieselben auf, und sprachen sich in Ihrem Blatt über diese Gedichte auf eine, dem damals sehr jungen Verfasser schmeichelnde Weise aus. Ich wiederholte von Zeit zu Zeit meine Sendungen. Was von mir einging, wurde abgedruckt, war also willkommen. Bald erhielt ich von Ihnen einen Brief, worin Sie mir über meine Produktionen mehr Freundliches sagten, als sie in ihrer embryonischen Gestalt verdienen mochten; Sie ersuchten mich zugleich, meine Sendungen nicht länger an die Redaktion, sondern an Sie selbst zu adressieren. So knüpfte sich zwischen Ihnen und mir nach und nach ohne vorhergegangene persönliche Bekanntschaft ein Verhältnis an; Sie boten dazu die Hand, ich habe es nicht zudringlich gesucht.

Meine Lage in Dithmarschen war eine solche, die mir die geistige, und vornehmlich die dichterische Entwicklung unmöglich machte. Trotzdem, daß sie mich entsetzlich drückte, ergab ich mich nicht der poetischen Schwelgerei, sondern kam jeder meiner schweren Obliegenheiten treulich nach. Sie haben das Zeugnis meines Prinzipals in Händen gehabt, und wissen, daß der gewissenhafte Mann mir nicht die gewöhnliche, sondern die ausgezeichnetste Pflichterfüllung bestätigte. Meine Stellung war bürgerlich gesichert; ich konnte, um mich Ihres verletzenden Ausdrucks zu bedienen, ohne Sie bestehen, und bei dem allgemeinen Vertrauen, das man mir in öffentlichen Geschäften bewies, bei der Aufmerksamkeit, die ich noch ganz in der letzten Zeit durch einen publizistischen Aufsatz erregte, durfte ich auch für die Zukunft auf eine ehrenvolle Existenz rechnen. Aber es kam mir vor, als wenn der Aktenstaub in mir einen Dichter erstickte, und da es unbezweifelbar ein Unglück ist, wenn der Mensch seine höchsten Kräfte zum Dünger der niedrigen hergeben muß, so hatte ich ein Recht mich unglücklich zu fühlen.

Unbekannt mit der Welt, nur mit meinem Schmerz vertraut, nichts besitzend, als meine Hoffnungen, oft verzweifelnd an meinem innersten Selbst, von niemandem verstanden, im Hause des Prinzipals unter erniedrigender Behandlung erliegend: war es ein Wunder, wenn ich, wie ein Sterbender, in die Luft griff? wenn ich nach Spinnewebsfäden haschte, um mich daran zu halten?

Ein Ereignis war es für mich in jener Zeit, daß ich Uhlands Gedichte durch einen Zufall kennen lernte; sie führten mich ein in das Geheimnis der Kunst, und schlossen mich mir selbst auf, sie beschäftigten meinen Geist und erquickten und ernährten mein Gemüt. Uhland habe ich meine Selbsterhaltung zu danken, daher rührt die grenzenlose Verehrung, die ich für ihn hege und die ich, wie ich kann, öffentlich und im stillen an den Tag lege. An Uhland wandte ich mich im Jahr 1832 mit dem naiven Ansuchen, mir aus meiner Lage herauszuhelfen; er antwortete mir edel und männlich, ließ die ihm mitgeteilten Gedichte, die, wie sie mir jetzt nichts mehr sein können, ihm damals noch weniger etwas sein konnten, als Zeugnisse meines Innern gelten, und gab mir einen Rat, der, wenn ich ihn verstanden und befolgt hätte, mich vor empörenden Beleidigungen geschützt haben würde. Mit dem nämlichen Ansinnen näherte ich mich späterhin dem Dänen Oehlenschläger, als einer meiner Freunde die Akademie zu Kopenhagen bezog. Auch dieser Schritt blieb erfolglos, und nun vertraute ich mich Ihnen.

Sie kamen mir menschlich und freundlich entgegen, und gaben mir Versprechungen, die ich, so fern auch die Erfüllung lag, noch jetzt gern als wahre Wohltaten anerkenne, da sie mir eine Perspektive eröffneten, und ich nun über meine Kerkermauer doch wenigstens hinwegsah. Jene Zeit, wo ich, fortwährend in Dithmarschen verharrend, realiter nichts von Ihnen empfing, dagegen aber von Ihnen in so mancher Zuschrift getröstet und ermuntert wurde, war diejenige, wo ich Ihnen in Wahrheit dankbar verpflichtet ward; denn das feste Vertrauen auf die Zukunft, das Sie in mir weckten und stärkten, befreit die Jugend, die noch keine Grenzen kennt, von der Gegenwart.

Inzwischen waren Sie tätig für mich, lange ohne Erfolg irgend einer Art. Endlich meldeten Sie mir, Sie hätten Aussichten zum Studieren für mich, und teilten mir das Tatsächliche, daß das Fräulein Jenisch, jetzige Frau Gräfin von Redern, 100 Taler hergeben wolle, und daß außerdem noch ein paar Beiträge aus Tönning, sowie aus Hamburg, zu erwarten stünden, mit. Ich atmete frei auf, mein Prinzipal schüttelte den Kopf und bemerkte: es gehört zum Studieren viel, sehr viel, und das Fräulein Jenisch verheiratet sich. Ich hörte nicht auf diese Äußerung, sah wohl gar etwas ganz anderes darin, als darin lag, entschloß mich ohne Zögern, das mir gebotene Handgeld des Glücks anzunehmen, leistete auf meine Stelle Verzicht, und kam nach Hamburg.

Ich war zweiundzwanzig Jahr alt, hatte äußerlich und innerlich viel erlebt, und durfte mich selbständig fühlen. Welcher Art aber waren die Verhältnisse, in die ich jetzt eintrat? Jeder Unparteiische, der sie prüft, wird bekennen, daß sie sehr trübe waren. Den Bediententisch in Wesselburen vertauschte ich mit den Freitischen bei allerlei Leuten; den schlechten Tisch also mit dem Gnadentisch. Auf einer Schulbank, wo Knaben saßen, mußte ich, da ich mich Ihren Anordnungen nicht widersetzen durfte, mir einen Platz gefallen lassen, um Dinge zu treiben, die, wenn ich sie nicht auf Gravenhorsts, meines Freundes und Lehrers, diktatorischen Imperativ beiseite geworfen hätte, mir das gründlichere Studium des Lateins, worauf doch zunächst alles ankam, unmöglich gemacht haben würden; als ich indes die Mathematik aufgab, machte der Mann, dessen Stunden ich notgedrungen versäumte, mir auch den Tisch bei sich unleidlich. Ein andrer meiner Gönner, in dem Sie mir einen Ihrer erprobten vieljährigen Hausfreunde vorstellten, ward plötzlich als S– berüchtigt, so daß ich sein Haus mit Abscheu und Ekel fliehen mußte. Ein Dritter, Wilhelm Hocker, mir früher als rein und hochbegabt angepriesen, war aus Ihrer Gunst gefallen; desungeachtet bestimmten Sie mich, von ihm die versprochnen 10 Taler, sowie einen Tisch bei seinen Eltern anzunehmen, und mich einem Menschen, dessen Bild Sie auf der einen Seite nicht nachteilig genug auszumalen wußten, auf der andern zu verpflichten. So in den meisten Stücken das Widersinnige, was Mut, Lust und Erfolg aufhob und mich zu Menschen, die ich nicht kennen konnte, und die sich nachher als kleinlich, oder, wie der angeführte S–, als verächtlich auswiesen, in die bedenklichste aller Stellungen brachte, in die unfreie des für Armseligkeiten zu Dank verschuldeten. Zu meinem Oberaufseher war der Herr Doktor Schmalz bestellt; dieser behandelte mich, wie der Großalmosenier einen armen Seminaristen, was ich dem vielbeschäftigten, würdigen Geistlichen, der mich nicht kannte, und sich die Zeit, mich kennen zu lernen, vielleicht nicht nehmen durfte, nicht verdenke und noch weniger nachtrage, was ich aber doch aufs schmerzlichste empfand. Außerdem muteten Sie mir zu, daß ich, der Sparsamkeit wegen, die paar Tropfen Milch, die ich täglich brauchte, in eigener Person über die Straße holen, und auch wohl jezuweilen, einen kleinen Eßwarenrest mitnehmen mußte, und für Hochmut wurde es mir ausgelegt, wenn ich diese Indelikatessen, durch die ich vor der ganzen Nachbarschaft zum Bettler gestempelt worden wäre, wenn Sie nicht schon vor meiner Ankunft mich dem Stadtdeich durch mehrere bei Ihnen aus- und eingehende Personen als solchen angekündigt hätten, auch nur mit einer Miene zurückzuweisen wagte. Dieses alles ist tatsächlich, ja stadtkundig; Raisonnements will ich mir nicht erlauben, aber ich will jedes Herz fragen, ob ein Mensch, und noch dazu einer, in dem das stets mit unendlicher Sensibilität verbundene dichterische Talent vorwaltet, sich in einer gleichen, oder auch ähnlichen Lage wohl fühlen kann? Daß ich mich aber nicht wohl fühlte, war in Ihren Augen ein Verbrechen; dies ist ebenfalls tatsächlich. Ein Teil des Drückenden und Erstickenden lag in den Umständen und war als ein unumgänglich Notwendiges, wenn auch nicht leicht, so doch leichter zu tragen; der größere Teil ging von Ihrer Willkür aus, und wäre bei einiger Rücksicht von Ihrer Seite zu vermeiden gewesen ...

... Sie haben mir durch das Vorbereitungsjahr geholfen, aber nicht weiter; an meinem eigentlichen Studieren haben Sie, was dennoch die ganze Welt zu glauben scheint, keinen Anteil ...

... Ich schränkte mich auf der Universität sehr ein, doch bei aller Einschränkung brauchte ich Geld, und, den Umständen nach, viel Geld, denn niemand studiert für nichts, und kein Studierender, welcher der Geringschätzung seiner Kommilitonen entgehen will, kann sich ganz in einen Winkel stecken und sich auch nur alle sogenannten überflüssigen Ausgaben vom Leibe halten; wer weiß, was es heißt, von Seinesgleichen über die Achsel angesehen zu werden, der wird sich lieber das Essen entziehen, als bei öffentlichen Gelegenheiten hinter andern zurückstehen. Ich kannte jetzt die Menschen, ich wußte, daß sie für Erbärmlichkeiten einen unendlichen Dank verlangen, und daß sie dem Bedürftigen die Kette, an der er eben schmachtet, nur abnehmen, um ihn an eine andere, die sie selbst in der Hand halten, zu fesseln, ich faßte daher gleich bei meinem Abgang den festen Entschluß, lieber aus der Welt zu gehen, als mich noch irgend jemanden um Lumpereien zu verpflichten ...

... Woher nahm ich nun aber das Unentbehrlichste, wie machte ich es möglich, anständig zu wohnen, mich anständig zu kleiden, und überhaupt zu leben? Sie haben soviel geforscht, welch ein Verhältnis zwischen mir und dem Fräulein Lensing bestehe: erfahren Sie es jetzt: es war das Verhältnis eines Menschen zu seinem Schutzgeist! Dieses Frauenzimmer, deren Seelenadel und Herzensgüte wenigstens in meinem Leben ohne Beispiel geblieben sind, und deren Bekanntschaft ich allerdings Ihnen verdanke, reichte mir, als ich in Heidelberg nur noch das Äußerste vor mir sah, aus eigner Bewegung die Hand; sie schoß mir nach und nach, alles in eins gerechnet, eine Summe von 500 Reichstalern vor; ja, sie tat, um mein Gemüt von seiner drückendsten Sorge zu befreien, noch mehr, sie unterstützte meine Mutter; sandte ihr, was ich wußte, halbjährlich die Miete, und erfreute sie, was ich nicht wußte, außerdem noch mit Geld- und sonstigen Geschenken, die sie ihr in meinem Namen, und als ob sie nur die Vermittlerin wäre, zufließen ließ. Sie war, was wohl kaum der Bemerkung bedarf, über das Ungewisse meiner Zukunft und über die Unsicherheit der Wiedererstattung keinen Augenblick im Zweifel, aber sie hatte keine andre Sorge als die, meinen Ablehnungen zu begegnen, und sie stellte mir, (in einem Brief, den ich ewig als ein Heiligtum aufbewahren werde) keine andre Bedingung, als die des strengsten Stillschweigens; sie ließ es ruhig und ungerügt hingegen, wenn in ihrer Anwesenheit sogar bestimmte Personen als diejenigen bezeichnet wurden, die mich auf der Universität erhielten, und auch ich habe, ihrem Beispiel gemäß, jene Bedingung aufs äußerste unverbrüchlich gehalten; jetzt aber ist es meine heilige Pflicht, den Schleier zu lüften, hinter dem sich bisher meine größte und edelste Wohltäterin verbarg, jetzt, da die Anmaßung sich an ihre Stelle zu drängen droht, jetzt, da Sie – als ob ich nicht seit 1836 ohne Sie bestanden wäre – mir zu schreiben wagen: »ich konnte immer ohne Sie bestehen, Sie können es jetzt!« ...

... Mich wird nicht leicht jemand, der alle Grenzen überschreitet, verleiten, es ihm nachzutun, und so sein Betragen nachträglich durch das meinige in gewissem Sinn zu rechtfertigen und zu vermenschlichen; so sehr Sie meine Mäßigung auch auf die Probe setzten, so war ich dennoch glücklich, sie festzuhalten. Doch, meine Selbstbeherrschung, die andre entwaffnet und zur Besinnung gebracht haben würde, schien Sie nur noch mehr zu erbittern, und nachdem ich Ihre aufs äußerste getriebenen formellen Ungebührlichkeiten still hatte hingehen lassen, entschlossen Sie sich zu einem moralischen Mordversuch und sandten mir am 4. Mai zu Mittag in Antwort auf meine vorgedachte Zuschrift einen Brief, den Sie lieber mit Knallsilber, als mit Ihren bösen Worten hätten anfüllen mögen.

Am unglücklichsten ist der Mensch, wenn er durch seine geistigen Kräfte und Anlagen mit dem Höchsten zusammenhängt und durch seine Lebensstellung mit dem Niedrigsten verknüpft wird. Wenn es ihm auch nach und nach durch die geistige Ausdehnung gelingt, seine Fesseln zu sprengen, so geht ihm doch die reine Freude am Dasein verloren und aus seinem Wesen entwickelt sich etwas Herbes, Bitteres, worin andere eine Krankheit, aber keine Sünde sehen sollten. Ein solcher Mensch sieht sich, trotz des ihm an- und eingeborenen Stolzes zur Zeit seiner Entwicklung gezwungen, ohne Wahl von jedermann, der eben will, sich Verpflichtungen auflegen zu lassen, und gerät hierdurch in einen unausgleichbaren Zwiespalt mit sich selbst, indem er, der all sein Denken und Sinnen auf das Geistige gerichtet hat, und der, was man zuweilen gar an ihm rühmt, die irdischen Dinge nicht selten viel zu gering schätzt, dennoch für eine unbedeutende Geldunterstützung oder für einen mit Scham und Qual besuchten Tisch eine ewige Dankbarkeit bezeigen soll. Wie der Baum unmittelbar durch sein Grünen und Blühen für empfangenen Regen und Sonnenschein den Dank abträgt, so sollte auch der Mensch, dem man seines Geistes wegen Hilfe und Beistand leistet, durch Früchte des Geistes seiner Erkenntlichkeit hierfür genug tun können; doch diese naturgemäße Art der Kompensation gefällt den wenigsten Wohltätern, und zu einer anderen, zur Erwiderung einer Empfehlung durch eine Gegenempfehlung und so weiter, findet sich die Gelegenheit, so heiß sie der Verpflichtete auch ersehnen mag, nicht immer schnell genug. Der Wohltäter, nicht erkennend, daß jeder Mensch in seinem Wohltun stets nur die Erledigung seiner persönlichen Dankespflicht gegen den höchsten Wohltäter, gegen Gott, der ihm gnädig das fröhliche Geben und dem Bruder das harte Nehmen zuteilte, sehen sollte, macht nun gar leicht ungehörige Ansprüche, die er, wie sich von selbst versteht, für höchst gerechte hält; der Verpflichtete hinwiederum kann sich nicht überzeugen, daß eine Wohltat, und wäre es die größte, seine menschliche Freiheit aufheben und ihn zum Sklaven eines fremden Willens machen könne, er behauptet mit Würde seine heiligen Rechte, und hofft, daß die Zukunft ihm einen Anlaß zur Betätigung seiner Dankbarkeit darbieten wird ...

19. Juli 1840.

An Elise

Advokat Schütze war da, etwas Pedant, starr, dem aber zur rechten Zeit durchs Reden der Hals zugeht. Zugleich Fräulein Emma Schröder, die mir gefiel, wie noch selten ein Mädchen. Seit dem Tag, daß ich dies liebliche Niesen sah, bin ich, wie im Rausch, voll im Herzen, wie im Kopf. Du wirst Dich dessen freuen, wenn ich Dir sage, daß ich dem innerlichen Ersticken nah war. Die Welt drängte auf mich ein, wie ein zusammenfallendes Gewölbe; es war ein Flüchten ins Tiefste hinein, ein Schlüpfen und Verstecken in den verborgensten Winkel. Jetzt bin ich wieder frei, und es kommt etwas aus mir heraus. Wer einer ist, wie ich, der hat eigene Lebensbedingungen; er kann nun einmal nicht eine Schemaexistenz führen, er muß nach oben und nach unten greifen und wird freilich oft ein Menschenfresser. Gott hat das so eingerichtet. Auch Deine Gesundheit wurde getrunken. Ich brachte die Schröder zu Hause. Gönnst Du es mir? Gewiß!

Tagebuch 20. Juli 1840.

Gestern war ich glücklich, strömend-voll. Emma Schröder, welch ein liebliches Mädchen! Die Rose, die sie mir schenkte, berauscht mich noch mit ihrem Duft.

25. Juli 1840.

Zum Arbeiten komm ich noch immer nicht. Emma möcht ich alle Tage sehen, dann würd ich sprudeln. Es ist doch wahr, Liebe ist etwas anderes als Freundschaft, und es ist auch wahr, Liebe knüpft sich an Schönheit und Jugend. Schlimm genug, das Ewige ans Vergänglichste, das Wahrste, Tiefste, Innerlichste an das, was oft täuscht. Aber niemand verändert die Welt und die Menschennatur, und nichts muß man schmerzlicher bezahlen, als wenn man im Zustand der Dürre und Leere sich ins Gefühl hineinlügt. Ich weiß nicht, woher es kommt, daß alle meine Verhältnisse so manches enthalten, was sie nicht enthalten sollten. Gewiß liegt die Schuld größtenteils an mir; aber gewiß würde ich auch die Schuld unendlich vergrößern, wenn ich, um mir und anderen ein vorübergehendes Weh zu ersparen, nach gemachter einschneidender Erfahrung nicht den Mut hätte, auf das, was in seiner jetzigen Gestalt nicht fortbestehen kann, hinzudeuten. Die Welt ist so groß, so groß, mein Herz ist so unergründlich tief, ein Frevel, eine selbstmörderische Sünde wäre es, wollt ich mir jene absperren und dieses unter Schloß und Riegel legen. Jeder Schacht, woraus gediegenes Gold hervorkommt, ist zugleich ein Abgrund, worin man den Hals brechen kann, aber soll man ihn darum verschütten? Vergib mir, Elise, aber bedenk auch, daß dies alles wahr ist. Das Verhältnis in München muß ich aufheben, es geht nicht länger. Das mit Dir ist und bleibt ein schönes, denn Du bist edel, bist sicher in Deinem Herzen. Wenn ich ein anderes anknüpfe – auch das geht vorüber und die Zeit kommt, wo ich mit Gleichgültigkeit darauf zurückblicke. Aber, ein Tropfen Kühlung für die unendliche Glut, ein Trunk, der mir alle Sinne schwellt, ist das nicht göttlicher Gewinn? Emma hat mir eine Rose gegeben, sie ist verwelkt und liegt in meinem Schreibtisch, aber sie duftet mir köstlicher, wie ein ganzes Beet. Was ist doch die Liebe! Dis Welt drängt sich ins Mädchen zusammen, ihre glühende Lippe ist der Zentralpunkt aller möglichen und denkbaren Wonne und der Mensch ist ganz Durst. Ich hätte sie küssen können, warum hab ichs nicht getan? Aus Furcht, aus Verlegenheit unterblieb es nicht, die waren mir fern; ich ließ es, glaub ich, weil ich konnte, weil ich – – Hör auf!

27. Juli 1840.

Gestern abend erhielt ich von Emma ein Briefchen. Ich hatte ihr Gedichte und die Judith geschickt. Wie selig hat es mich gemacht! Meine Adern wollten springen, ich konnte mich erst um 1 Uhr zur Ruhe legen. Ich freue mich, daß ich noch solcher Gefühlsaufregung fähig bin ...

 

Die Edelsten leiden den meisten Schmerz. Auch der Schmerz wählt den besten Boden.

Requiem 15. August 1840.

Seele, vergiß nicht die Toten!
Seele, vergiß sie nicht,
Sieh, sie umschweben dich,
schaudernd, verlassen,
und in den heiligen Gluten,
die den Armen die Liebe schürt,
atmen sie auf und erwarmen,
und genießen zum letztenmal
ihr verglimmendes Leben.
Seele, vergiß sie nicht,
Seele, vergiß nicht die Toten!
Sieh, sie umschweben dich,
schaudernd, verlassen,
und wenn du dich erkaltend
ihnen verschließest, erstarren sie
bis hinein in das Tiefste.
Dann ergreift sie der Sturm der Nacht,
dem sie, zusammengekrampft in sich,
trotzten im Schoße der Liebe,
und er jagt sie mit Ungestüm
durch die endlose Wüste hin,
wo nicht Leben mehr ist, nur Kampf
losgelassener Kräfte
um erneuertes Sein!
Seele, vergiß sie nicht,
Seele, vergiß nicht die Toten!

Die Weihe der Nacht 16. August 1840.

Nächtliche Stille!
Heilige Fülle,
wie von göttlichem Segen schwer,
säuselt aus ewiger Ferne daher.

 

Was da lebte,
was aus engem Kreise
auf ins Weitste strebte,
sanft und leise
sank es in sich selbst zurück
und quillt auf in unbewußtem Glück.

 

Und von allen Sternen nieder
strömt ein wunderbarer Segen,
daß die müden Kräfte wieder
sich in neuer Frische regen,
und aus seinen Finsternissen
tritt der Herr, so weit er kann,
und die Fäden, die zerrissen,
knüpft er alle wieder an.

Tagebuch 8. Sept. 1840.

Gestern abend um 9 Uhr ist Elise abgereist. Nachbarn vor den Türen. Lauwarmer Abend ohne Kühlung. Ihr Wunsch, daß es regnen möge. Das betrachtend vor ihr stehende Hänschen. Warten auf den Wagen; Sitzen auf Treppen und Bänken. Ich begleitete sie. Sie brachte die Sachen ins Haus; dann kam sie wieder heraus und ging noch eine kleine Strecke mit mir. Wenn ich daran denke, was bevorsteht, so will das Herz mir brechen. O Gott, wenn du auf mein Gebet jemals gehört hast, so halte deine Hand über sie! Nie, nie habe ich ihresgleichen gesehen. Sie hat einen Adel des Herzens, der allen Adel des Geistes übertrifft. Auch keine Spur von Egoismus. Ach, wenn ich sie oft quälte, sie satanisch im Tiefsten verletzte – immer sprangen nur schönere Funken aus ihrer Seele hervor, so daß ich mitten im leidenschaftlichen Frevel vor ihrem Lächeln, ihren Tränen oft plötzlich erstarrte, als ob ich einen Engel gegeißelt hätte, der sich nur dadurch rächen mag, daß er seine herrliche Natur zeigt. Sie ist ein Brunnen unerschöpflicher Liebe. Womit ich es verdient habe, daß ein solches Wesen sich mir in seinem Tiefsten ergeben hat, weiß ich nicht. O Gott, halt über sie deine segnende, schützende Hand! Laß sie gesund in ihre Kammer, wovon sie mit so schwerem Herzen Abschied nahm, zurückkehren! Ich finde keine Worte für mein Gefühl, ich kann nur beten wie ein Kind. Wie stachs mir durchs Herz, als sie gestern mittag sagte: iß noch ein paar Bohnen! und dann zu weinen anfing und ausrief: ich kann nicht davor, ich denke, wenn das unsre letzte Mahlzeit wäre!

3. Sept. 1840.

An Elise

Mein ganzes Herz, jeder meiner Gedanken, war gestern abend, als ich zu Hause kam, bei dir; ich hörte deine Seufzer, deine Empfindungen drangen mir in meine Brust, deine Gedanken vermischten sich mit den meinigen; es trieb mich, dir aus voller Seele zu schreiben, was ich dachte und fühlte. Aber ich konnte nicht, ich fand eine Korrektur vor, und als ich diese gemacht hatte, fühlte ich mich so erschöpft, daß ich mich wider Willen dem Schlaf überlassen mußte. Ich schlief fest und träumte von einer schönen Schlange, die mir nicht, wie diese Tiere doch im Wachen tun, Abscheu einflößte, sondern Wohlgefallen; ein gutes Zeichen! Auch mit dir führte der Traum mich zusammen, doch weiß ich nicht mehr, wie. Heute morgen ist mir noch ganz so, wie gestern abend, mein Herz ist zugleich erhoben und in Wehmut aufgelöst, alle Quellen des Lebens und der Poesie rauschen auf in Leid und Lust; arbeiten kann und will ich nicht, so wenig, wie einer, dem unerwartet und plötzlich ein himmlisches Sakrament gereicht wird, seinen Beruf, und wärs auch noch so nötig, versehen kann und mag. Ich möchte den ganzen Tag vor dir auf den Knien liegen und dich um Vergebung bitten, daß ich dich so oft gequält, im Tiefsten verletzt, bitter geschmäht habe. O, es ist oft eine solche Verwirrung in meiner Natur, daß mein besseres Ich ängstlich und schüchtern zwischen diesen chaotischen Strömen von Blut und Leidenschaft, die durcheinanderstürzen, umherirrt; der Mund ist dann im Solde der dämonischen Gewalten, die sich zum Herrn über mich gemacht haben, und ganz bis ins Innerste zurückgedrängt, sitzt meine Seele, wie ein Kind, das vor Tränen und Schauder nicht zu reden vermag und nur stumm die Hände faltet, und erst, wenn der Sturm sich gelegt hat, wieder zum Vorschein kommt. Das kommt von der Erinnerung an frühere Jahre, die ich noch nicht ganz los bin, von dem Druck der Gegenwart, von der Furcht vor der Zukunft; auch wohl, weil der Geist oft, wie Jakob, mit Gott ringen muß und dabei in eine Untiefe hineingerät. Ach, wenn ich mich so im einzelnen betrachte, in diesem und dem, was ich getan habe, mein Bild zu erkennen suche, so scheint mir alles eitel Stück- und Fetzenwerk; aber doch glaube ich, wenn ich nicht in gar zu verzweifelten Zuständen bin, daß sich in dem Ganzen auch Spuren des Besseren finden lassen. Wie hoch stehst du über mir, du, die du so ganz Liebe bist, du, bei der ich von dem Fluch und der Schande unseres ganzen Geschlechts, dem Egoismus, nie etwas entdeckte, nie auch nur so viel, als nötig ist, den Menschen im Kampf mit der feindlichen, nichtswürdigen Welt zusammenzuhalten! Niemals, das glaube mir, habe ich dich verkannt, in meinem Wahnsinn habe ich dich wohl zuweilen boshaft und gegen mein besseres Wissen und Wollen bespritzt und beschmutzt, aber gleich darauf habe ich auch immer wieder dein edles Bild mit inneren Tränen (äußere sind mir versagt) reingewaschen. Ach, es ist schändlich genug, daß wir uns, trotz des Ekels, den wir an uns empfinden, trotzdem, daß wir uns in unseren besten Stunden steinigen möchten, selbst lieben müssen; daß wir uns selbst lieben müssen, obgleich dies bedingt, daß wir das Bessere hassen müssen. Aber wohl dem, der, wie du, auf Kosten seines äußeren Friedens, dies schlechte Grundgesetz der Existenz bricht, um so recht den inneren zu gewinnen. Es ist heraus aus meinem Herzen, das Beste, was darin war, nun will ich schließen; ich fühle mich matt, wie einer, der sein Blut verlor; nimms hin, teuerstes Wesen, was dir gehört! Der Segen dessen, in dem wir alle, nach den schönen Worten des Apostels, leben, weben und sind, sei mit Dir! Ewiglich, ewiglich Dein F.

Tagebuch Sept. 1840.

Nur durch die Liebe kann der Mensch von sich selbst befreit werden.

 

Es ist ein schöner, herrlicher Herbstmorgen; golden liegt der Sonnenschein mir auf dem Papier, draußen kühler Wind, der daran mahnt, daß man die Früchte abnehmen soll, innen behagliche Wärme. Gott ist unverdientermaßen unendlich gnädig gegen mich, und wohl will es sich ziemen, daß ich dies in meinem Tagebuch, worin so viele Klagen und Ausbrüche der Verzweiflung stehen, einmal mit freudiger Seele ausspreche. Der einzige Wunsch meiner Jugend, derjenige, in dem ich nur lebte, war, daß ich ein Dichter werden möchte. Ich bin einer geworden, und jetzt erkenne ich, was das heißt. Höhere Naturen können nur dann, wenn ihnen das schöpferische Talent verliehen ist, zum vollen Ausdruck, ja zum vollen Gefühl ihres Daseins kommen, und dies ist doch das höchste, das einzige Glück ...

Nov. 1840.

Welch ein Tag! Gott lasse mich so den zweiten nicht erleben! Heute, am 5. November 1840, einem Donnerstag und Bußtag, wurde mir mein Sohn geboren. Aber, was hat die arme Mutter ausgehalten! Gott, nimm sie in deinen heiligen Schutz! Unmenschlich. Noch höre ich ihr Geschrei, sehe ihre verstörten Blicke. Instrumente wurden angewandt. Das Kind kam zehn Minuten nach 2 Uhr. Ich bin matt und angegriffen ... Was ich im Nebenzimmer empfand, weiß Gott. Der Knabe ist ganz mein Ebenbild: Nase, Kinn, Augen, wie ich, sogar langes, blondes Haar, außerordentlich stark und groß, kräftig in jeder seiner Bewegungen. O, es ist doch auch ein schönes Gefühl, Vater zu sein, müßte mans nur nicht so teuer erkaufen. Dennoch möcht ich mich in diesem Augenblick nicht mit meinen Wünschen zwischen den Ewigen und das Neugeborene stellen. Nur Segen! Und nicht ganz wie ich ...

»Die junge Mutter.« April 1841.

Sie hat ein Kind geboren,
zu höchster Lust im tiefsten Leid,
und ist nun ganz verloren
in seine stumme Lieblichkeit.

Es blüht zwei kurze Tage,
so daß sies eben küssen mag,
und ohne Laut und Klage
neigt es sein Haupt am dritten Tag.

Und wie es still erblaßte,
so trägt sie still den heilgen Schmerz,
und eh sies ganz noch faßte,
daß es dahin ist, bricht ihr Herz.

Der mit dem Lilienstengel
sonst tritt aus einem finstern Tor,
er ging, der Todesengel,
aus ihrem eignen Schoß hervor.

September 1841.

Unergründlicher Schmerz!
Knirscht ich in vorigen Stunden:
Jetzt, mit noch blutenden Wunden,
segnet und preist dich mein Herz.

Alles Leben ist Raub;
Funken, die Sonnen entstammen,
lodern, das All zu durchflammen,
da verschluckt sie der Staub.

Nun ein heiliger Krieg!
Höchste und tiefste Gewalten
drängen in allen Gestalten!
Trotze, so bleibt dir der Sieg.

Tatst du in Qual und in Angst
erst genug für dein Leben,
werden sie selbst dich erheben,
wie du es hoffst und verlangst.

Greife ins All nun hinein!
Wie du gekämpft und geduldet
sind dir die Götter verschuldet,
nimm dir, denn alles ist dein!

Nun versagen sie nichts,
als den letzten der Sterne,
der dich in dämmernder Ferne
knüpft an den Urquell des Lichts.

Ihm entlocke den Blitz,
der dich, dein Irdsches verzehrend,
und dich mit Feuer verklärend,
löst für den ewigen Sitz!

27. Dez. 1841.

Die Weihnachtstage habe ich bei ihr, die ich nicht zu nennen brauche, wieder schön verlebt. Sie hat mir einen prächtigen Schal geschenkt, außerdem noch gestickte Schuhe, eine feine Geldbörse und, was mich immer tief in meine Kinderzeit zurückversetzt – nicht, weil ich es damals hatte, sondern weil es mir fehlte – Nüsse, Kuchen und Äpfel. Ich bin Gott unendlich dankbar für jeden frohen Tag, den wir in Freude und Heiterkeit miteinander verbringen. Am ersten Weihnachtstag trug ich das Lustspiel auf die Post. Sei er, ohne dessen Segen die Kraft selbst keine Kraft mehr ist, dem Werke günstig!

Januar 1842.

In Dithmarschen hat mich keiner gekannt. Wenn ein Mensch im Sumpf liegt und dem Ertrinken nahe ist, kann ihn niemand kennen lernen.

Februar 1842.

Mein kleiner Max ist krank und nicht unbedeutend. Dies ist es, was ich schon so lange gefürchtet habe. Nichts schneidet mehr in mein innerstes Wesen ein, als Krankheiten meiner Lieben. Unendlichmal lieber will ich selbst krank sein.

 

Ich las Elise heute einige Gesänge aus der Odyssee vor. Wie wird ihre Seele durch alles Echte und Große, aber auch nur durch dieses, ergriffen! Was Gott mir auch alles entziehen mag, in ihr hat er mir mehr gegeben, als ich je verdienen kann. Aber er selbst sei mein Zeuge, auch nur ihretwegen wünsch ich das übrige.

 

Dachte gestern abend mit Innigkeit an einzelne schöne Stunden meiner Jugend, wo der Geist sich zuerst selbst ahnte und sich auf den ersten Blüten, die er trieb, selig wiegte. O wonniges Schwellen der Traube, in dich mischt sich noch kein einziger Schauder vor der Kelter! Du bildest dir ein, daß Sonne und Erde dich nur deiner selbst wegen so freundlich ernähren, und doch bist du nur da, um andere zu berauschen!

Wie Hebbel vorausgesehen hatte, wurden die Hamburger Verhältnisse unerträglich. Er hatte, außer Elise, keinen einzigen wahren Freund, und die Honorare für seine Mitarbeiterschaft an Gutzkows »Telegraphen« und für »Judith« und »Genoveva«, die, ebenso wie die »Gedichte«, bei Campe erschienen, sicherten ihm und den Seinen nicht die Existenz. Als die Aufregungen des großen Hamburger Brandes, 1842, seine innere Ruhe vollends zerrüttet hatten, entschloß er sich, nach Kopenhagen zu reisen, um sich beim dänischen König um ein Stipendium zu bewerben.

Tagebuch 29. Juli 1842.

Heute hatte ich einen Besuch von Uhland. Gestern mittag sah ich seinen Namen in der Fremdenliste mitten zwischen so viel anderen gleichgültigen Namen; es durchzuckte mich elektrisch, und ich machte mich auf der Stelle auf nach seinem Hotel, traf ihn aber nicht mehr zu Hause und ließ ihm einen schriftlichen Gruß nebst meinen Gedichten zurück. Heute morgen wiederholte ich meinen Besuch zur rechten Zeit und traf seine Frau, er war schon auf der Bibliothek. Heute nachmittag kam er zu mir, freilich nur auf einen Augenblick, da der Wagen mit seinen Damen vor dem Hause hielt. Er war sehr herzlich und liebevoll, als ob wir alte Freunde wären, nicht starr und kalt, wie die meisten ihn finden, und wie ich ihn 1836 auch fand. Auf der Wanderung von Heidelberg nach München in Tübingen. Äußerst anspruchslos, schwer im Reden, aber auf eine naive, rührende Weise.

8. Sept. 1842.

Alles, was mit der Reise nach Kopenhagen in Verbindung steht, glückt mir über die Maßen gut, so daß ich nicht fürchte, mich in der Hauptsache zu täuschen. So sehr bin ich noch bei keinem einzigen Unternehmen begünstigt worden; die Gnade Gottes waltet sichtbar über mich, nun will ich auch nicht wieder kleingläubig mäkeln und meistern, sondern mich dem Wellenschlag des Lebens mit freudigem Vertrauen überlassen. Die Empfehlungsbriefe von Moltke Den Grafen Moltke hatte er in einer Gesellschaft kennen gelernt. waren auf den ersten Wink da. Das Geld aus Ansbach Regierungsrat Rousseau streckte ihm das Reisegeld vor, das Honorar für »Genoveva« überließ Hebbel Elise. desgleichen. Heute war ich bei Campe – auch er erklärte sich auf der Stelle zu dem Vorschuß von 20 Louisdors bereit und auf eine so noble, seiner bisherigen so ganz entgegengesetzte Art, daß ich ihm dafür ebenso verpflichtet bin, wie für die Anleihe selbst. Bedeutungsvoll in jeder Beziehung wird die Reise für mich werden. Ich hoffe, sie soll mir äußerlich zu einer Existenz verhelfen und auch innerlich die letzte Hand an mich legen ... Der Dichter in mir hat seine Bildung erlangt, aber der Mensch ist noch weit zurück.

20. Sept. 1842.

Max schlief früher ohne Singen ein, jetzt tut er es nicht mehr. Als ich Elise heut abend scherzhaft fragte, warum sie sich diese neue Mühe auferlegt habe, antwortete sie: das andere hätte ihr so unnatürlich geschienen, alle Kinder würden von ihren Müttern eingesungen, und wenn sie so in der finstern Kammer an seinem Bett stünde, er ihre Hand in der seinigen festhaltend und sie erst im tiefen Schlaf loslassend, so habe sie ein Muttergefühl, süßer, wie je.

20. Okt. 1842.

Ich mache mich also zur Abreise bereit. Über die Zwecke und Absichten, die mir vorschweben, mag ich mir gar keine Rechenschaft geben. Eine Professur? ... Ein Reisestipendium? Das Glück müßte sehr viel für mich tun, wenn ich ein solches davontragen sollte ...

21. Okt. 1842.

Heute Abend ist Max getauft. Mit verdrehten Augen hielt der Pfaffe eine miserable Rede; wäre ich nicht als Vater zu ernsten Gefühlen angeregt gewesen, ich hätte gewiß über diese Blumenlese aus dem poetischen Garten von Anno 1770 gelacht. Gottlob, daß die Sache hinter mir liegt!


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