Friedrich Hackländer
Ein Winter in Spanien
Friedrich Hackländer

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Der Titel des vorliegenden Buches nöthigt mich, ein paar einleitende Worte zu schreiben, denn es mag vielleicht einer Entschuldigung bedürfen, Spanien, das herrliche, südliche Land, das in unserer Phantasie mit Sonnenschein und Blüthenstaub lebt, das wir nicht zu trennen vermögen von dem Begriff lauer, entzückender Sommernächte nach glühendem Tagesbrand, im Winter bereist zu haben. Aber Verhältnisse bestimmen den Menschen, und eine Reise, deren Ausführung während des Sommers mir und meinen Freunden schwierig war, konnte zur Winterszeit leichter unternommen werden. Dabei will ich nicht verschweigen, daß Staub und unerträgliche Hitze, die in manchen Reisebeschreibungen eine so große Rolle spielen, uns ebenfalls für die kältere Jahreszeit bestimmten. Wenn wir hierbei so manches von dem so reizenden spanischen Volksleben verloren, so hatten wir dagegen bei unsern Zügen durch das Land gute Gelegenheit, das Innere desselben kennen zu lernen; und gerade der Winter gestattete es uns vom Sattel des Pferdes frei umzuschauen, wogegen uns der heiße Sommer fortwährend in den dunstigen Eilwagen mit seinen engen Fenstern gebannt hätte. Übrigens bin ich weit entfernt, irgend einen der verehrlichen Leser in Betreff einer Reise nach Spanien für den Winter bestimmen zu wollen, aber eben so wenig, Jemanden zu einer Tour durch das Land während der Sommerszeit zu veranlassen. Wer Spanien auf bequeme und angenehme Art besuchen will, reise im Frühjahr der Küste entlang und mache einen Abstecher von Malaga nach Granada, und von Cadiz über Sevilla nach Cordova, so hat er das Schönste gesehen, was die Erde ihm zu bieten vermag.

Wenn ich auch bei meiner Reise manches Ungemach zu ertragen hatte, so wurde dasselbe doch gemildert durch die Gesellschaft zweier lieben Freunde, mit denen ich die angenehmen Stunden doppelt genoß, und in deren Begleitung die unangenehmen durch guten Humor, durch Scherz und Lachen verkürzt wurden.

Dabei lehrte mich der eine dieser Freunde, Baumeister Leins von Stuttgart, der, noch ein junger Mann, hier in einem der schönsten und prächtigsten Bauwerke der Neuzeit den ganzen großen Schatz seiner Kunst entfaltet, und sich dadurch einen guten, wohlverdienten Namen in Deutschland gemacht, die herrlichen Bauwerke Spaniens kennen und verstehen, und seine gründliche Aufzeichnungen waren mir bei Entstehung dieses Buches von außerordentlichem Nutzen. Der Andere, der Maler Theodor Horschelt von München, ebenfalls ein treurer Freund in allen Verhältnissen, stellte mir seine gesammelten, zahlreichen und schönen Skizzen zur Verfügung, von denen ich gewiß Gebrauch machen werde, wenn die Gunst des Lesers mir erlaubt, in einer neuen Auflage das bescheidene Gewand meines Buches zu illustriren. Für Horschelt, der uns in Oran verließ, um noch längere Zeit in den französischen Kolonien Afrikas zu bleiben, war diese Reise ein bedeutender Wendepunkt in Leben und Kunst, denn wenn auch schon seine früheren Bilder den vollen Beifall der Kenner erhielten, und kaum beendigt angekauft wurden, so hat er doch vor Kurzem ein größeres, wirklich herrliches Gemälde für seine Majestät den König von Württemberg beendigt und so eine Frucht dieser Reise hervorgebracht, die seinem Namen einen guten und dauernden Klang verleihen muß.

 

Was ich nie für möglich gehalten, habe ich hier unwillkürlich getan, – eine Vorrede geschrieben, und bitte den Leser um Entschuldigung, mit dem feierlichen Versprechen, mich eines solchen Mißbrauchs seiner Geduld nie mehr schuldig machen zu wollen. – Vorrede ist eigentlich falsch: es müßte Nachrede heißen; denn erst, wenn das Buch beendigt ist, sagen wir dem geneigten Leser noch ein paar passende Worte, wie wir ja einen guten Freund, der uns besuchte, bis an die Hausthüre begleiten und mit der Bitte entlassen, bald wieder zu kommen, wenn es ihm bei uns gefallen, – womit ich denn auch hier auf der Schwelle meines Hauses von dem freundlichen Leser Abschied nehmen will.

 

Haide-Haus, bei Stuttgart, im September 1855

F. W. Hackländer.


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