Ludwig Ganghofer
Der Klosterjäger
Ludwig Ganghofer

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Kapitel 21

Desertus und Herr Heinrich waren allein. Sie mußten warten, bis das Schiff von Bartholomä zurückkam, um sie abzuholen.

»Komm, Dietwald, mir graut vor diesem Fleck Erde!« sagte Herr Heinrich und schritt dem Chorherren voran der Klause zu. Schweigend folgte Desertus; immer wieder blieb er stehen und preßte die Fäuste auf seine Brust.

Nun saßen sie auf der Bank. Herr Heinrich seufzte: »Ein böser Tag! Ich glaubte ein Menschenleben gerettet zu haben, und nun ist es verloren.«

»Und ein Mund geschlossen, der nur halb geredet!« sagte der Chorherr mit fiebernden Worten. »Doch nein, nein, nein! Muß ich noch warten auf dieses Mannes Rede? Es redet doch mein Herz! Wie blind waren meine Augen, wie taub und irrend meine Sinne, daß ich die Wahrheit nicht ahnte, nicht gleich erkannte. Es ist mein Kind! Und doch – was hätt ich nicht gegeben für ein klares, unumstößliches Wort. Ach, Herr! Weshalb habt Ihr mich nicht gehen lassen mit diesem Manne?«

»Weil du noch reisen wirst in dieser Nacht.«

Desertus sprang auf. »Das könnt Ihr begehren von mir? Jetzt? In dieser Stunde? Da die Brust mir springen will vor Bangen und Hoffen? Da ich in Sehnsucht die Arme strecke nach meinem Kind?«

»Pater Desertus? Ein Mönch?« fiel Herr Heinrich mit ernsten Worten ein. »Ich verstehe deine Rede nicht. Ein Irrwahn ist aus deinem Herzen gerissen, und schon droht dich ein neuer zu verschlingen und dich vergessen zu machen, daß mit der Stunde, da du in Gottes Haus getreten, ein eisern Tor sich geschlossen hat zwischen dir und allem, was in der Welt liegt. Ich trage selbst die Schuld daran, denn ich hätte schweigen sollen von dieser Ahnung, die auch jetzt noch keine Gewißheit ist. Unterbrich mich nicht! – Und so fühle ich doppelt die Pflicht, dich einem neuen Kampf und Zwiespalt zu entreißen. Du wirst reisen noch in dieser Nacht. Dein Propst befiehlt es.«

Desertus schlug die Hände vor das Gesicht.

Herr Heinrich zog sie ihm nieder. »Nun komm und setze dich zu mir! Jetzt will Heinrich von Inzing reden mit seinem Freunde Dietwald.«

Desertus fiel auf die Bank und drückte die Stirne an Herrn Heinrichs Schulter.

Eine Weile schwieg der Propst; dann sagte er: »Höre mich ruhig an! Und wenn dein Herz nicht verstummen will, so halte die Lippen fest! Ich gebe zu: diese seltsame Ähnlichkeit und auch schon das halbe Geständnis, das der nahende Tod diesem armen Menschen entpreßte, das sind verführerische Zeugen. Aber wie zweifelhaft sie auch wieder sind, das magst du daraus entnehmen, daß du selbst ohne mein unvorsichtiges Wort mit keinem Gedanken auf solchen Zusammenhang geraten hättest. Siehst du? Nun läßt du den Kopf wieder hängen! Noch darfst du keine Gewißheit hegen. Kaum eine zitternde Hoffnung! Die laß ich dir. Denn ich kann sie dir nicht mehr nehmen. Aber sie zittert, Dietwald! Wenn dieses Mädchen schon nicht die Schwester des Sudmanns ist, muß es deshalb die Tochter jenes Grafen Dietwald von Falkenberg sein, der, wenn ich mich recht entsinne, gestorben ist für die Welt? Kann das Mädchen nicht auch eines anderen Vaters – Sprich nicht, Dietwald, denn ich muß dir weh tun, wenn die mögliche Enttäuschung dich nicht mit doppeltem Schmerz beladen soll. Muß deine Burg die Heimat dieses Kindes gewesen sein? In dieser mörderischen Zeit, in der man Burgen wirft wie Maulwurfshügel und Schlösser niederbrennt wie Flachs in den Kunkelstuben? Ist es in solcher Zeit ein so seltener Fall, daß sich ein Herrenkind in die Bauernhütte verirrt? Doch wer auch der Vater dieses Kindes sein mag – eines wissen wir gewiß: es ist ein Herrenkind, und ich will es seinem Stande zurückgeben, will ihm zu seinem Recht verhelfen. Auch hier, Dietwald, kann ich nicht wissen, nur hoffen, daß dieses Kindes Recht auch sein Glück sein wird. Schon morgen send ich das Mädchen in das Heim der Domfrauen nach Salzburg.«

»Fort von hier?« stammelte Desertus.

»Ja, Dietwald! Fort vor allem! Aus einem zwingenden Grunde.«

»Herr?«

»Das Mädchen liebt den Jäger.«

Desertus erschrak. »Ein Kind?«

»Ein Kind, das ein Augenblick herzbrechender Angst zum Weibe machte. Noch weiß sie selbst nicht, daß sie aus Liebe tat, was sie getan. Ich hoffe von ihrer Jugend, daß dieses Gefühl noch nicht so fest verwurzelt ist, um sich nicht wieder zu lösen in langer Entfernung, unter neuen, überraschenden Eindrücken. Um meinen guten, treuen Haymo ist mir leid. Er wird das Mädchen nie vergessen. Er hat um ihretwillen getan, was er nicht getan hätte um sein Leben; er hat seiner Pflicht zuwider den Raubschützen verleugnet. Er wird schwer gestraft, der arme Bursch.«

»Daß doch keine Freude blühen kann, ohne Schmerzen zu reifen!«

»Wir wollen sehen. Ich tue, was ich muß. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.«

»Was meint Ihr, Herr?«

»Nichts!« sagte Herr Heinrich, wie aus Gedanken erwachend. »Morgen schicke ich das Mädchen fort. Niemand darf erfahren, weshalb. Alles soll erscheinen wie eine Laune von mir, die das Glück dieses Kindes will. Wir dürfen sie in das neue Leben nur langsam einführen, nur vorsichtig. Oder aus diesem scheuen Häslein wird eine junge Löwin, die sich wehrt. Es steckt Blut in diesem Kind. Weißt du, was sie gesagt hat, als sie dem Haymo von ihrer Begegnung mit einem Bären erzählte, und der Jäger erschrocken fragte, was sie getan haben würde, wenn der Bär sie angenommen hätte? Sie sagte: ›Ich weiß es selber nit, aber wenn er gekommen wär, ich glaub wohl, daß ich zugeschlagen hätt!‹«

Desertus drückte die Fäuste auf seine Brust, und es blitzte in seinen feuchten Augen. Das sollte sein Kind nicht sein?

»Und ich glaube, Dietwald, wenn du jetzt vor sie hintreten und ihr sagen wolltest, ein König wäre ihr Vater, eine Königin ihre Mutter – sie würde den Kopf schütteln, minder in Unglauben als in Unwillen. Selten noch hing ein Kind an seinen leiblichen Eltern mit solcher Liebe und Verehrung, wie dieses Mädchen an den Bettelleuten, die seine Pfleger wurden.«

»Und seine Liebe genossen!«

»Nein, Dietwald, sage: seine Liebe verdienten, so sehr, daß die Stimme der Natur zum Schweigen kam und sich verwandelte. Es wird lange währen, bis mit diesem Kind von einem neuen Vater zu reden ist. Sie darf, daß sie ein Herrenkind ist, nicht erfahren, bevor sie sich nicht ans Herrenleben gewöhnt hat. Inzwischen, und während du fort bist, will ich forschen. Und wenn auch der Mund, den dieser Tag geöffnet und geschlossen, nicht wieder reden sollte – eine Fährte wird sich wohl finden lassen, der ich folgen kann. Und gebe Gott, daß ich dir gute Botschaft senden darf.«

»Und dann, dann,« stammelte Desertus, »wenn ich sie auch nicht halten darf in meinen Armen, wie ein Vater sein Kind, so darf ich mich ihrer doch freuen in verschlossenem Herzen, mich erquicken an ihrem sonnigen Dasein, darf bauen helfen an ihrem Glück!«

Es war Nacht geworden; hoch vom Himmel funkelte in die enge Schlucht hernieder ein heller Stern; der Wildbach rauschte, und plätschernd gingen die Wellen im See.

»Dietwald? Wie lang ist es her, daß wir so wie jetzt an dieser Stelle saßen? Damals schien die Sonne.«

»Und es war Nacht in mir. Jetzt liegt die Finsternis um mich gebreitet, und eine Freude geht auf in meinem Herzen, hell wie ein Frühlingstag.« Desertus stürzte auf das Knie. »Herr Heinrich! Mein Falter fliegt.«

»So?« lächelte der Propst. »Mir scheint, er liegt erst recht zu Boden. O du Mensch!« Zärtlich strich er die Hand über den Scheitel des Chorherren.

»Als ich den Bären jagte in meinem Forst, ward mir mein Dirnlein geboren. Als ich den Bären schlug in diesem Wald, ward mein Kind mir neu gegeben. O Wege Gottes!«

»Natürlich! Der liebe Gott muß eigens die Bären erschaffen und von ihnen die Menschen zerreißen lassen, nur damit du seine Wege erkennst! Du Fliege du! Gib acht, daß du dir die Flügel nicht versengst! Nun aber steh auf! Ich höre die Ruder klatschen. Es ist Zeit, daß du reitest und Arbeit findest. Und wiege dich nicht in der Hoffnung! Sie soll dich beleben! Du nimmst ein schweres Werk auf dich. Sie haben harte Köpfe, der Papst und seine Kardinäle. Aber schlage dich für deinen Kaiser, als trügest du noch die Rüstung und das Schwert. Und wenn du vor dem Papste stehst, so sei vorerst ein Mann! Vergiß aber auch nicht, daß du ein Priester bist. Und sollte der Papst dich fragen, weshalb sein ›getreuer Kaplan‹ Heinrich von Berchtesgaden der Satzung zuwider die Kirchen offen hält und die Sakramente spendet, derweil der Kaiser im Bann ist, so sag ihm mit meinen ehrfurchtvollsten Grüßen: erstens, weil meine Bauern und Lehensleute die Kirche und die Sakramente brauchen – zweitens, weil Heinrich von Inzing ein deutscher Kirchenfürst ist, und in hoc titulo steht das Deutsch vor der Kirche – und drittens – da kannst du wieder von vorne anfangen. Jetzt aber komm! Dort warten sie mit dem Schiff.«

Herr Heinrich schritt dem Ufer zu. Desertus eilte in die Klause; als er wieder ins Freie trat, hielt er Gittlis Veilchenkränzlein in den Händen; er drückte einen heißen Kuß auf die welken Blüten und barg sie an seiner Brust.

»Wie steht es mit dem Wolfrat?« fragte Herr Heinrich.

»Er liegt in bösem Fieber,« sagte der Knecht, »und Pater Eusebius nähet an ihm, wie der Schneider an einer ledernen Hos. Der arme Teufel hat Löcher, daß man sieben könnt durch seine Haut.«

Sie bestiegen das Schiff. Schnell ging die Fahrt vonstatten. Als sie das Seedorf erreichten, sagte Herr Heinrich: »Fahret morgen zeitig hinüber zu der bösen Stelle und suchet meine Waffen zusammen! Ich weiß nicht, wo sie liegen.«

»Und was soll mit dem Bär geschehen?«

»Streifet ihm die Haut ab. Den Leib soll man mit Steinen in den See versenken. Niemand soll davon essen!«

Einer der Knechte ging mit brennender Fackel voran, als Herr Heinrich und Desertus an der rauschenden Ache entlang die Wanderung durch das nächtige Tal begannen. In allen Hütten waren schon die Fenster dunkel, auch am Haus des Sudmanns, das sie nach einer Stunde erreichten. Pater Desertus blieb in tiefer Bewegung stehen.

»In dieser elenden Hütte lebte mein Kind!«

»Dein Kind?« lächelte Herr Heinrich. »Ach so! Du meinst das Herrenkind, dessen Vater wir finden müssen? Nein, Dietwald, da darfst du die Hütte nicht schelten. In keiner Burg hätte das Mädchen holder an Gemüt und Herz geraten können, als es in dieser Hütte geschah. Zum Dank dafür muß ich morgen Kummer und Schmerz unter dieses Dach tragen. Komm, Dietwald!« Er zog den Widerstrebenden mit sich fort.

Als sie vorübergingen, warf der Fackelschein eine falbe Helle durch das Fenster in die Stube.

Sepha richtete sich auf und lauschte.

»Noch allweil kommt er nit!« seufzte sie und ließ sich wieder zurücksinken.

Neben ihr schlief der Bub; er hatte Mimmidatzis Plätzchen geerbt; immer wieder tastete Sepha zu ihm hinüber, ob er auch zugedeckt wäre. Dann lag sie wieder ruhig und starrte in die Nacht hinein. Draußen rauschte die Ache, und in dem Pfosten der Tür, die zu Gittlis Kammer führte, tickte ein Holzwurm.

Mit der verrinnenden Stunde der Nacht wuchs Sephas Angst. Freilich, sie hatte sich so recht von Herzen auch nicht freuen können, als Gittli in die Stube hereingestürmt war mit den Worten: »Seph, Seph, sie haben ihn freilassen müssen, der Haymo hat für ihn gezeugt.« Der schwerste Stein war ihr wohl von der Brust gefallen: ihr Mann war frei. Aber getan hatte er's doch!

Nun lag sie und wachte, warf sich hin und her, wartete und lauschte, setzte sich auf und fiel zurück, weinte in die Hände und drückte die nassen Augen wieder in die Polster. Und die Sorge um ihren Mann wechselte mit dem Kummer um ihr verlorenes Kind.

Ach, solch eine Sorgennacht! Jede Minute wird zur qualvollen Ewigkeit. Jeder Kummer wächst dir ins Riesenhafte, ins Ungemessene. Wohin du in der Finsternis auch blickst, überall siehst du ihn – das Dunkel hat keine Grenzen, und so weit es reicht, so weit hin stehen die Gespenster deiner Sorgen, eins am andern; sie drängen näher, sie ziehen an dir vorüber, und jedes hält eine Weile still, sieht dich an mit drohenden Glotzaugen und drückt dir die knöcherne Faust auf die Brust, daß dein Atem fast ersticken will. Ach, solch eine Sorgennacht!

Sepha hielt es nimmer aus. Sie sprang auf, kleidete sich an und machte Licht. Mit erhobener Kerze leuchtete sie in Gittlis Kammer. Das Mädchen lag mit offenen Augen – ein Bild, wie aus Dietwalds Träumen gelöst: das weiße Gesicht auf schwarzen Kissen, nein, das sind die gelösten Haare, die um ihre Wangen gebreitet liegen wie schwarze Seide.

»Gelt?« nickte das Weib. »Kannst auch nit schlafen?«

Gittli seufzte: »Wie ein Spinnrädl geht's mir herum im Kopf und laßt mir keine Ruh nimmer.«

»Machst du dir Sorgen um den Polzer?«

Verwundert blickte Gittli zu der Schwäherin auf. »Um ihn? Warum denn? Sie haben ihn doch freigelassen. Ich hab's doch selber gehört und gesehen.«

»Aber er müßt doch lang schon daheim sein.«

»Geh, du! Ich hab dir's doch erzählt, daß er noch was schaffen hat müssen für den Herrn. Er wird halt lang gebraucht haben dazu und hat nimmer heim können vor der Nacht. Wirst sehen, er hat in der Almhütt geschlafen, und in der Früh ist er daheim, noch vor das Glöckl im Sudhaus läutet.«

»Weswegen mußt du dich sorgen, wenn um den Bruder nit?«

Gittli schob die Hände unter den Nacken.

»Aber so red doch!«

»Geh! Tu mich du auch noch plagen!« Sie drehte das Gesicht gegen die Wand.

Sepha stellte das Licht in die Fensternische und ließ sich seufzend auf den Rand des Bettes nieder. Lange schwiegen sie.

Da begann an der Tür der Holzwurm wieder zu pochen.

»Hörst du ihn klopfen?« flüsterte Sepha, während ein Frösteln über ihre Schultern lief. »Das erstemal hab ich ihn gehört in der Nacht, in der über mein Kind der Krank gekommen ist. Jetzt weiß ich, was der Würbel selbigsmal hat sagen wollen!« Sie schlug die Hände vor das Gesicht.

Gittli richtete sich auf, legte den Arm um Sephas Schultern und tröstete sie mit herzlicher Rede. Sie hatte sich Wort um Wort alles gemerkt, was Herr Heinrich mit ihr von dem Kinde gesprochen. Als Sepha endlich ruhiger wurde, begannen sie von Mimmidatzi zu plaudern. Sie erinnerten sich an jeden heiteren Zug des Kindes, an jedes verstümmelte Wort, das der kleine Mund geplappert, an jede drollige Gebärde. Und Gittli verstand es so gut, die Weise des Kindes nachzuahmen, daß zuweilen sogar ein schüchternes Lächeln über Sephas Lippen huschte. Darüber verging ihnen Stunde um Stunde, so daß sie kaum merkten, wie draußen der Tag zu grauen begann. Sie wurden es erst gewahr, als das niedergebrannte Talglicht mit hoher Flamme zu lodern begann.

»Schau, Seph, es taget schon!« sagte Gittli. »Geh, tu dich noch für ein Stündl hinstrecken. Ich mein doch, du tätst die Ruh brauchen.«

Sepha löschte das qualmende Licht. »Jetzt muß er bald kommen!« seufzte sie und wollte die Kammer verlassen. Noch einmal kam sie zurück. »Du, Gittli, sag, was ist das eigentlich mit dem Schatz?«

»Mit was für einem Schatz?«

»Der Polzer hat mir gesagt, du tätst einen Schatz wissen, der zu heben wär, und du hättest den Schlüssel dazu?«

Gittli schüttelte den Kopf zu dieser unverständlichen Sache.

Durch das Fenster klang von der Straße der ferne Hufschlag mehrerer Pferde. An der Achenbrücke zogen sie vorüber und lenkten auf den Weg ein, der zur Grenzwarte des Klosterlandes, zum festen Hallturm führte, und von dort hinunter in das Reichenhaller Tal, hinaus in das ebene Land. Zwei gewaffnete Knechte zu Pferd, jeder ein beladenes Saumpferd führend. Ihnen voran ritt Desertus auf einem Eisenschimmel, dessen violette Schabracke, fast auf der Erde schleifend, in jedem Zipfel das Wappen des Klosters zeigte. Desertus trug nicht mehr die weiße Kutte, sondern das festliche Kleid des Chorherren: das Pelzbarett, den mit Otterfell verbrämten Mantel, und darunter den seidenen Talar, der, für den Ritt berechnet, bis zum Gürtel geschlitzt war. Es klirrte bei jedem Tritt des Rosses. Über dem Talar trug Pater Desertus den Harnisch und das Schwert.

Ein Lächeln spielte um seinen Mund, und träumend blickten seine Augen in den erwachenden Tag.


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