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Meinem toten Gatten.

 

 

Den roten Mohnkranz ewigen Vergessens
leg um die heiße Stirn mir voll Erbarmen –
Wie oft, o Gott, hab ich das wohl erfleht?
Du bist doch sonst ein Helfer aller Armen!
Kam meine Bitte, sag, o Herr, zu spät?
Die Rosen, die du mir in Gnadenfülle,
in blühnder Schönheit einst ums Haupt gewunden,
verwelkten bald – verweht ihr süßer Duft ...
Mein Glück schläft längst in einer kühlen Gruft
den Todesschlaf – o hätt ich ihn gefunden! ...

 

 

Allerseelen.

Zwölf schlugs vom Turm. Vom Mondlicht übergossen
lag still der kleine Friedhof dicht vor mir.
Die Pforte offen – doch der Weg verschlossen,
denn sieh, es führt kein Weg von mir zu dir. –

Es breiten sich des Todes düstre Schatten
unüberbrückbar aus, erdrückend schwer.
Bin wandermüde, müde zum Ermatten!
Daß dieser Pilgerweg mein letzter wär!

Ich kam zu dir am Allerseelentage
um Mitternacht, an deiner Gruft zu knieen;
an deiner Ruhstatt sollte keine Klage
den Lippen, die du einst geliebt, entfliehn.

Ein Dankgebet nur wollt mein Mund dir stammeln,
für all das Glück, das ich durch dich erfuhr;
und weinend wollt ich mich zum Beten sammeln –
Da schlug vom Kirchturm Mitternacht die Uhr!

O Mitternacht! Wie könnt ich jetzt noch danken! –
du Stunde einst und jetzt! Welch bittrer Tausch!
Mein Herz schreit wild nach Küssen, die wir tranken,
nach einstger Mitternächte Liebesrausch.

*


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