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Sterling und Röder brauchten nicht lange in Stockholm zu verweilen.
Schon nach zwei Tagen wurde jener frühmorgens um sechs Uhr durch ein heftiges Klingeln am Telephon aus dem Schlaf geschreckt. Rasch fuhr er mit beiden Füßen in die Pantoffel und eilte hin.
Es war Marianne. Man hatte verabredet, daß sie ihn anrufen sollte, sobald sich etwas Ungewöhnliches ereignete.
Sie berichtete nun, einer der Knechte, der mit einem Auftrag nach einem benachbarten Gut hinübergeschickt worden wäre, habe bei seiner Rückkehr erzählt, daß dort ein frecher Einbruch verübt worden wäre.
Ohne viele Worte zu verlieren, hängte Sterling wieder an und kehrte eilends in sein Schlafzimmer zurück. Er warf sich hastig in die Kleider und teilte Röder dann telephonisch mit, daß sie mit dem Siebenuhrzug nach Edeby müßten und sich auf dem Bahnhof treffen würden.
Röder kam ganz außer Atem an.
»Was ist geschehen?« keuchte er.
»Ich weiß nichts weiter, als was ich dir telephonisch mitgeteilt habe.« erwiderte Sterling. »Es scheint, daß der edle Verwalter sich endlich aus seiner Höhle herausgewagt hat. Jetzt kommt es darauf an, ob Lasse auf den Dienst gepaßt hat ...«
»Lasse? Wer ist denn das?«
»Der Bengel, dem ich aufgetragen habe, die ›Spurschnitzel‹ um die Parktore herum zu streuen,« sagte Sterling. »Wenn er es gestern nicht versäumt hat, muß es uns gelingen, da wir früh hinkommen, und es diese Nacht auch nicht geregnet hat.«
Bei der Ankunft auf der Station wurden sie auch diesmal von Marianne mit ihrem Selbstfahrer abgeholt.
Auf der Heimfahrt erzählte sie, was sich ereignet hatte. In der Nacht war auf Elgnäs, dem Nachbargut von Edeby, ein kecker Einbruch verübt worden. Die Einbrecher, die offenbar zu zweien gearbeitet hatten, mußten sehr genau Bescheid gewußt haben. Sie waren auf einer Feuerleiter aufs Dach geklettert und hatten sich dann durch eine Luke Eintritt ins Haus verschafft.
Darauf hatten sie eine gründliche Plünderung vorgenommen. Alles, was von Wert war, wurde mitgeschleppt. So war unter anderem aus dem Eßsaal ein kostbares altes Silberservice entwendet worden, ein Erbstück in der Familie des Besitzers. Auch ein schwerer silberner Tafelaufsatz war verschwunden. Schließlich hatten die Diebe die Frechheit so weit getrieben, daß sie in eins der Schlafzimmer eindrangen, wo eine ältere Verwandte des Besitzers, Baronin Flycht, wohnte. Die alte Dame war taub, und die Gründlichkeit, mit der alte Schränke und Bureaus durchsucht worden waren, bewies, daß die Einbrecher um dies Gebrechen wußten und deshalb in aller Seelenruhe gearbeitet hatten. Hier fiel ihnen ein Schmuckkasten mit wertvollen Juwelen in die Hände.
Dem Anschein nach waren die Spitzbuben dann auf demselben Wege entwichen, auf dem sie gekommen waren. Einer von ihnen hatte sich auf irgendeine Weise die Hand verletzt und blutige Fingerspuren an den Sprossen der Feuerleiter hinterlassen.
»Also eine famose Spur,« sagte Röder zu Sterling.
Dieser lachte.
»Ja,« sagte er, »vorausgesetzt, daß der Ortspolizist das Bertillonsystem kennt und die Spuren auszunützen versteht, was ich, unter uns gesagt, nicht für wahrscheinlich halte. Aber uns stehen andere Hilfsmittel zu Gebote, und die werden wir anwenden.«
Die Fahrt nach Edeby war bald zurückgelegt. Sterling beeilte sich umgehend, den Kätnerjungen aufzusuchen, den er mit der Herbeiholung und Ausstreuung des Erdreichs vom Fuchsbau betraut hatte.
Nach einigem Suchen fand er ihn damit beschäftigt, mit einigen Altersgenossen zu spielen.
»Na, Lasse,« begann Sterling, nachdem er ihn beiseite gewinkt hatte, »hast du getan, was ich dir sagte?«
»Ja,« erwiderte der Junge mit pfiffiger Miene, »aber ...«
«Aber ...? Was denn? Raus mit der Sprache!«
»Der Verwalter kam drüber zu, als ich gestern abend gerade am hinteren Parktor dabei war.«
»So? Na, was sagte er denn?«
»Er wollte wissen, was ich da vorhätte.«
»Und was antwortetest du?«
»Ich sagte, ich wär' bei, 'nen großen Mistkäfer zu begraben, den ich totgetreten hätte.«
»Hm! Und glaubte er dir?«
»Das weiß ich nicht. Er gab mir nur eins an die Ohren und sagte, ich sollte mich wegscheren.«
»Du hast also nicht gesehen, ob er sich die Erde genauer angesehen hat, die du ausgestreut hattest?«
»Doch! Ich hab' gesehen, daß er's nicht tat, denn ich kroch durch die Hecke und guckte durch ein Loch.«
»Das hast du brav gemacht, Lasse!« lobte Sterling. »Hier hast du eine ganze Krone für deine Mühe. Geh aber sparsam damit um.«
Das Entzücken des Jungen über diese fürstliche Belohnung war überwältigend, und während Sterling sich nach dem Hof zurückbegab, stand er noch lange da und drehte das Silberstück zwischen den Fingern hin und her.
Sterling fand Röder kampfbereit vor. Er hatte Sporre aus dem Zwinger geholt, und die Freude des Tieres darüber war grenzenlos.
»Alles klar zum Gefecht!« rief Sterling dem Freund entgegen. »Lasse ist ein Mordsjunge! Nun wollen wir sehen, ob Sporre etwas taugt.«
»Sollen wir keine Waffen mitnehmen?« fragte Röder eifrig.
»Ich habe meine Browning,« sagte Sterling, »aber es wird nichts schaden, wenn wir uns des Scheins halber mit Flinten bewaffnen.«
Sie holten sich also Gewehre und traten dann den Weg nach dem hinteren Parktor an.
Sobald sie sich dem Ort näherten, begann der Hund unruhig zu werden. Er streckte die Nase in die Luft und witterte mit aufgesperrten Nasenlöchern. Dann knurrte er ingrimmig und fing an, mit gesenktem Kopf hin und her zu rennen. Als er an die von Lasse ausgestreute Erde kam, verdoppelte sich sein Eifer, und Röder wartete gespannt ab, ob er eine bestimmte Richtung einschlagen würde.
Zu seinem lebhaften Verdruß wartete er aber vergeblich. Er führte den Hund im weiten Kreise um den Platz herum, weil er hoffte, er würde eine von dort ausgehende Spur aufnehmen. Alles umsonst. Durch dieses Tor war in der vergangenen Nacht also niemand hinausgegangen.
Sterlings Stirn legte sich in tiefe Falten. Er war offenbar sehr enttäuscht.
»Es wär' doch verwünscht, wenn wir uns auch diesmal in den Finger geschnitten hätten!« knurrte er. »Wenn das der Fall ist, erkläre ich mich für einen Stümper.«
»Kann er nicht vielleicht durch das vordere Tor gegangen sein?« fragte Röder.
»Ich glaube es kaum,« erwiderte Sterling, »aber jedenfalls müssen wir da sicherheitshalber auch unser Glück versuchen.«
Man kehrte also zurück.
Schon in der zum Ausgang führenden Allee legte der Hund unverkennbare Anzeichen an den Tag, daß er den Geruch seines Erbfeindes witterte. Röder wiederholte nun sein Manöver und spazierte im Kreise um das Tor herum.
Plötzlich stieß der Hund ein scharfes Gebell aus und wollte mit gesenktem Kopf in einer bestimmten Richtung auf und davon. Röder konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten, indem er sich nach Sterling umsah und eifrig fragte:
»Was sagst du nun, Max?«
»Geh mit ihm los!« rief Sterling erregt. »Noch bin ich nicht sicher. Hier sind viele aus und ein gegangen. Aber geh mit ihm los!«
Der Hund lag wie ein gestreckter Riemen am Boden und zerrte so gewaltsam an der Leine, daß man Gefahr lief, ihn zu erdrosseln.
Schließlich erreichten sie einen Kreuzweg. Der Hund wurde unsicher, lief hierhin und dorthin, gab das Suchen auf und schlug eine andere Richtung ein. Der andere Weg war eine Nebenlandstraße, und da schien die Fährte am deutlichsten zu sein.
»Wohin führt der Weg?« fragte Sterling und deutete auf die Chaussee, wo der Hund die Fährte verloren hatte und umgekehrt war.
»Das ist die Chaussee nach Elgnäs.« sagte Röder.
»Dann war es also die Spur des Knechts,« murmelte Sterling, »und die ist natürlich schwächer.«
»Welchen Knecht meinst du?« entgegnete Röder verwundert.
»Erinnerst du dich nicht? Einer von den hiesigen Knechten wurde doch heute morgen in aller Frühe nach Elgnäs geschickt und brachte die Nachricht von dem Einbruch mit.«
»Ach ja, natürlich! Das hatte ich vergessen.«
»Die Spur ist also nicht von Interesse,« fuhr Sterling fort. »Aber wohin führt dieser Nebenweg?«
»Nach der alten Dragonerkate.«
»Dragonerkate?«
»O, das ist ja prächtig!« rief Sterling aus. »Dann sind wir auf der rechten Spur. Vorwärts! Vorwärts, Stellan ... Such', Sporre, such'!«
Sterlings Eifer war fast ebenso groß, wie der des Hundes. Er nahm Röder die Leine aus der Hand und eilte im Laufschritt hinter dem Hund her, der mit der Nase am Boden unbeirrt voranstrebte.
Schließlich erreichten sie die kleine Kate, wo sie niemand zu Hause fanden.
Der Hund beschrieb eilig einen Kreis um das Haus, stürzte sich dann aber in das dahinter befindliche Dickicht und schien einen Fußpfad verfolgen zu wollen, der hindurchführte.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Röder betroffen.
»Verstehst du es nicht?« rief Sterling erfreut. »Sicherlich hat der Verwalter Holm diese Nacht abgeholt, und sie sind zusammen weitergegangen. Ich müßte mich sehr irren, wenn man auf diesem Weg nicht auch nach Elgnäs käme!«
»Das weiß ich wirklich nicht,« erwiderte Röder zweifelnd, »aber unmöglich ist es nicht.«
»Wir werden ja sehen!« sagte Sterling atemlos. »Wir werden ja sehen.«
Der Hund strebte unverdrossen vorwärts.
Nach einer halben Stunde begann sich der Wald zu lichten. Sie kamen auf ein Ackerfeld hinaus und erblickten jenseits desselben einen großen Herrenhof.
»Elgnäs!« rief Röder aus. »Wahrhaftig, es ist Elgnäs!«
»Famos!« sagte Sterling. »Alles geht wie nach der Schnur. Ich glaube, es wird noch ganz interessant werden.«
Der Hund verschwand in einem tiefen, infolge der anhaltenden Hitze fast ausgetrocknetem Graben und lief darin weiter. Sterling und Röder hatten Mühe, ihm durch Disteln und Dorngestrüpp zu folgen.
Schließlich hatten sie das Feld hinter sich, und der Hund rannte nun auf den Gutshof zu. Dort lief er nach einem angebauten Seitenflügel und begann ihn zu umkreisen.
»Hier wohnt die Dienerschaft,« erklärte Röder.
»Aha!« sagte Sterling. »Der Kerl hat sich natürlich überzeugen wollen, ob noch einer von den Leuten auf den Beinen wäre, bevor er ans Werk ging.«
Der Hund schlug nun den Weg am Hauptgebäude entlang ein und machte keuchend an einer hohen Leiter halt, die an die Rückseite des Hauses gelehnt war.
»Hier sind sie also hinaufgeklettert!« rief Sterling aus. »Bleib du hier mit Sporre stehen, Röder. Ich möchte einmal aufs Dach steigen und mich dort nach etwaigen Spuren umsehen. Übrigens wäre es wohl artiger, wenn du dich bei dem Baron melden ließest und ihn über die Ursache unserer Gegenwart aufklärtest.«
Während Sterling rasch die Leiter emporkletterte. band Röder Sporre am Fuß der Leiter an und ging dann ins Haus hinein. Bald darauf kam er in Begleitung eines älteren, grauhaarigen Herrn wieder heraus, und im selben Augenblick tauchte Sterlings Gesicht über dem Dachrand auf. Er kam hastig und gewandt herabgeklettert und wurde dem Baron Flycht durch Röder vorgestellt.
Der Baron war hocherfreut, Sterling kennenzulernen. Röder hatte ihm seinen Freund wie einen wahren Sherlock Holmes geschildert und dem Baron so gut wie versprochen, daß er das gestohlene Gut zurückerhalten werde.
»Stellan ist Optimist,« erklärte Sterling lachend. »Er macht Versprechungen und überläßt es mir, sie zu erfüllen. Ob Sie darauf rechnen können, die gestohlenen Wertsachen wiederzubekommen, ist leider noch recht zweifelhaft, Herr Baron. Es kann sein, daß es glückt, es ist aber auch möglich, daß alles schon eingeschmolzen ist ... Nun müssen wir die Spur aber weiter verfolgen, Stellan.«
Die beiden Freunde verabschiedeten sich von dem Gutsherrn und banden Sporre wieder los.
Der Hund schien indessen unsicher. Anfangs wollte er die Spur rückwärts aufnehmen, aber als Röder sein Manöver wiederholte und einen weiten Kreis um den Gutshof beschrieb, fand er jenseits desselben eine neue Fährte.
Wieder ging es in rasendem Tempo in den Wald hinein. Diesmal war kein Weg vorhanden. Es ging durch Unterholz, Gebüsche, Bruch und Tannendickichte, und die beiden jungen Leute waren schließlich kaum mehr imstande, mit Sporre Schritt zu halten.
Einmal sank Röder erschöpft auf einen Baumstumpf nieder und ersuchte Sterling, die Leine zu nehmen.
»Hast du eine Ahnung, wohin Sporre uns führt?« fragte Sterling, den der Gewaltmarsch nicht sonderlich angestrengt hatte.
»Nein,« stöhnte Röder und trocknete sich die Stirn mit seinem Taschentuch.
»Ich habe hier öfters draußen im Gelände kleine Scheunen bemerkt,« fuhr Sterling fort. »Gibt es solche wohl auch auf Edeby?«
»Ja, gewiß,« erwiderte Röder. »Es ist nicht unmöglich, daß der Hund uns zu irgendeiner solchen Scheune hinbringt ... Du glaubst wohl, daß die Beute in einem solchen Gebäude untergebracht sein könnte?«
»Für ausgeschlossen halte ich es nicht,« lautete die Antwort. »Aber nun müssen wir weiter, Stellan.«
Röder erhob sich und folgte Sterling, der von neuem begann, dem hitzig vorwärts strebenden Hund durch das verwachsene Gehölz zu folgen.
Endlich erreichten sie eine Lichtung, auf der eine kleine, graue Holzscheune lag.
»Hurra!« jubelte Sterling. »Ich glaube, wir sind am Ziel.«
Der Hund rannte geradeswegs auf die Tür zu und begann eifrig daran zu kratzen.
Die Tür war nicht verschlossen, sondern nur mit einer Stange verriegelt. Sterling hob sie empor und trat ein.
In der Scheune herrschte ein geheimnisvolles Zwielicht. Erst nachdem man sich an das Halbdunkel gewöhnt hatte, gewahrte man deutliche Spuren, die verrieten, daß kürzlich jemand dagewesen sein mußte. Auf dem staubigen Boden waren Fußspuren zu erkennen, von denen Sterling behauptete, daß sie von zwei verschiedenen Personen herrührten.
Besonders zahlreich waren diese in einer Ecke der Scheune, und als Sterling niederkniete, um sie näher in Augenschein zu nehmen, stieß er plötzlich einen Ruf der Überraschung aus.
»Hast du etwas entdeckt?« fragte Röder lebhaft.
»Der Fußboden ist an dieser Stelle aufgebrochen worden,« sagte Sterling ganz erregt.
Dabei stand er auf und sah sich um. In einer anderen Ecke standen eine Menge von Stangen. Sterling ergriff eine, steckte sie in eine Spalte im Fußboden hinein und bog sie kräftig.
Nach einem Augenblick gab die Planke nach und enthüllte ein Loch im Erdboden, das mit Heu zugedeckt war. Eifrig begann Sterling das Heu herauszureißen, und nach einer Weile wurden seine Anstrengungen durch einen glänzenden Erfolg belohnt.
Man vernahm ein leises metallisches Klingen, und im nächsten Augenblick hielt Sterling eine kostbare, große Blumenschale aus altem, getriebenem Silber in die Höhe.
»Eins von den einzelnen Teilen des Flychtschen Tafelschmucks,« erklärte er triumphierend.
»Wahrhaftig, du hast recht!« erwiderte Röder. »Ist noch mehr da?«
»O ja, das kann man wohl behaupten,« lachte Sterling. »Sieh das an! ... Und das!«
Die Höhlung im Erdboden war mit allerlei Silbergerät gefüllt, das zusammen eine unerhört hohe Summe darstellte.
»Und nun ...?« fragte Röder.
»Nun?« wiederholte Sterling mit ingrimmigem Lächeln. »O, nun werden wir unsere Maßnahmen so treffen, daß wir zugegen sind, wenn die Schufte ihre Beute holen.«
»Aber das werden sie gewiß erst diese Nacht tun?«
»Meinetwegen! Dann müssen wir hier ganz einfach die Nacht verbringen. Du wirst doch wohl nichts dagegen haben?«
»O, im Gegenteil!« lachte Röder. »Aber meinst du nicht, daß wir gut tun würden, den Ortspolizisten zuzuziehen?«
»Pah!« rief Sterling. »Dadurch würden wir alles verderben. Die Diebe würden Unrat wittern und sich hüten, hierherzukommen. Nein, diese kleine Sache wollen wir auf eigene Hand besorgen. Du hast doch wohl keine Angst?«
»Angst ...?«
»Ach, verzeih,« lachte Sterling, »ich dachte im Augenblick nicht daran, daß du und ich einmal unten im Stadsgard einer gegen zehn waren, und dabei einen glänzenden Sieg über die Hafenarbeiter davontrugen. Na, ich denke, wir zwei beiden werden wohl auch mit dem Verwalter und seinem Trabanten fertig werden.«
»Aber wenn sie nun schießen?«
»Dann schießen wir auch. Das nennt man Notwehr, und bis jetzt geht das Gesetz ja noch so weit, daß es erlaubt ist, sein Leben zu schützen, wenn die blödsinnige Schlappheit auch mit jedem Tage zunimmt. Übrigens schulden wir Sporre heißen Dank für seine unschätzbare Hilfe.« setzte Sterling munter hinzu und begann die Spuren seiner Nachforschungen möglichst zu beseitigen.
Als das geschehen war, schlugen die Freunde einen Fußpfad ein, der sich durch den Wald schlängelte, und kamen in Edeby gerade noch zur rechten Zeit, um sich mit zu Tisch zu setzen.
Um Marianne nicht unnötig zu beunruhigen, war verabredet worden, nichts über das bevorstehende nächtliche Abenteuer zu sagen. Das junge Mädchen machte sich denn auch keine Gedanken darüber, als ihr gesagt wurde, man werde bei Anbruch der Kühle und Dunkelheit noch einen Spaziergang unternehmen.
Doch als dis beiden jungen Leute mit Flinten auf der Schulter herunterkamen, obgleich es in dieser Jahreszeit kein Wild zu jagen gab, schöpfte sie doch Verdacht und fragte beunruhigt:
»Wo wollt ihr denn hin, Stellan?«
»O, wir haben einen Dachsbau entdeckt,« antwortete Sterling rasch an Stelle seines Freundes, »und da der Mond heute scheint, wollen wir einmal unser Glück versuchen.«
Diese Erklärung leuchtete Marianne ein, aber sie stand noch lange und blickte ihrem Verlobten nach, als er mit Sterling in der Allee verschwand.