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2. Die Lebensanschauung Jesu.

a. Vorbemerkungen.

Daß das Christentum härtesten Widerständen gegenüber bald so viel Macht gewann, und daß innerhalb seiner aller Wandel nicht einen beharrenden Grundstock zerstörte, alle Spannung nicht eine innere Gemeinschaft aufhob, das verdankt das Christentum vornehmlich der Persönlichkeit und dem Lebenswerk Jesu. Als Eröffnung einer neuen Welt trug dies Lebenswerk in sich einen Zusammenhang von Überzeugungen, eine Art von Lebensanschauung; so wenig diese Lebensanschauung sich der philosophischen Bewegung einfügt, auch unserer Untersuchung darf sie nicht fehlen; weisen doch alle Lebensbilder der christlichen Gemeinschaft auf sie zurück, und hat sie auch auf die Arbeit der Denker einen großen Einfluß geübt.

Aber wird es möglich sein zu dieser Lebensanschauung heute noch vorzudringen, nachdem das Gesamtbild von Jesu Leben und Persönlichkeit der Neuzeit immer bestrittener geworden ist? Die historische Forschung läßt darüber keinen Zweifel, daß das überlieferte Bild manche später hinzugefügten Züge enthält, und zwar beschränkt diese Hinzufügung sich nicht auf eine bloße Erweiterung und Ausschmückung, wie sie großen Persönlichkeiten gegenüber üblich ist, sondern sie verfolgt hier eine besondere Richtung und hat unverkennbar ein bestimmtes Ziel: die rasch sich entwickelnde Christusverehrung, der Christuskult, hat stark auf das Bild Jesu zurückgewirkt und es über alles menschliche Maß gehoben; wie es vorliegt, verschmilzt es weithin den Glauben Jesu mit dem Glauben der Gemeinde an Christus, den Erlöser und Gottessohn. Wenn mit solcher Erkenntnis uns im Bilde des Meisters manches hinfällig, anderes unsicher wurde, was früher als unbestreitbar galt, so läßt sich begreifen, daß der Zweifel weiter und weiter griff; wir wissen, daß er schließlich sogar alle geschichtliche Existenz Jesu zu leugnen wagte. Dies freilich dünkt uns eine grobe, kaum begreifliche Irrung, deren Fehler nicht sowohl in überspannter kritischer Schärfe als in verkehrten philosophischen Theorien liegt. In solchen Theorien nämlich, welche die Religion zu einer bloßen Lehre, einer Weltanschauung, verflachen; für die Entstehung einer solchen ist eine schöpferische Persönlichkeit allerdings ganz wohl zu entbehren. Wie von da aus eine lebendige Religion entstehen sollte, ist freilich schlechterdings unbegreiflich; das wäre ein größeres Wunder als alle von den Religionen behaupteten Wunder sind. Aber auch die geschichtliche Forschung weist nach anderer Richtung. Wir sehen deutlich, welches Ziel die weiterbildende Tradition verfolgte, wie ihr Streben vornehmlich dahin ging, Jesus zu übermenschlicher, zu göttlicher Größe zu erhöhen. Diese eigentümliche Art der Fortbildung erkennen heißt auch ihre Schranken erkennen. Wohl mag unter den umbildenden Einflüssen undeutlich geworden sein, wie Jesus über seine eigne Stellung dachte, wie er sich zum Judentum und zum Gesetze verhielt, wie ihm seine und seines Werkes Zukunft erschien. Völlig anders aber steht die Sache, wenn die Berichte von ihm eine eigentümliche Art des Lebens und Seins erkennen lassen, wenn sie eine unvergleichliche Individualität enthüllen, die durch alle Mannigfaltigkeit der Äußerungen einen einheitlichen Lebenscharakter ausprägt. Eine derartige geistige Individualität läßt sich unmöglich erdichten und künstlich bereiten, noch weniger als sich ein Plato, ein Dante, ein Goethe aus einzelnen Stücken zusammenflicken läßt; erscheint Jesus durch allen färbenden Schleier der Überlieferung hindurch als eine solche einheitliche und schöpferische Persönlichkeit, und verschweigt auch die Überlieferung keineswegs bloßmenschliche, der Vergöttlichung widerstreitende Züge und Vorgänge, so dürfen, ja müssen wir der Wahrheit des Eindrucks vertrauen. Nun aber bieten für jede unbefangene Betrachtung das Bild einer solchen Persönlichkeit die Reden der drei ersten Evangelien mit ihren wunderbaren, eben in ihrer Einfachheit tiefen und lebenerneuernden Gleichnissen und Parabeln, »wer in der synoptischen Grundlage nicht ganz individuelles Leben zu spüren vermag, der ist für historische Forschung auf diesem Gebiete verloren« (Wendland). Das zugleich sonnenklare und unergründliche Leben, das sich in diesen Äußerungen zu erkennen gibt, läßt tief in die Seele des Mannes blicken und vermag ein Ganzes der Persönlichkeit jedem Herzen nahe zu rücken, so nahe, wie ein Mensch dem Menschen nur sein kann. Im innersten Zuge seines Wesens ist Jesus uns durchsichtiger und vertrauter als irgend ein Held der Weltgeschichte.

Daß trotzdem die unterscheidende Art dieses Bildes oft nicht die gebührende Würdigung fand, dazu hat zweifellos der Christuskult viel beigetragen, der bald die Führung übernahm. Nunmehr verdrängte der Glaube an das Versöhnungs- und Erlösungswerk Christi das Interesse am Leben und an der Lehre Jesu, im besonderen war die Lehre von der Gottheit Christi einem genauen Bilde der menschlichen Persönlichkeit wenig günstig. Die Scheidung zweier Naturen, deren Einheit sich wohl dekretieren, nicht aber durchsetzen ließ, hat dazu geführt, daß im Glauben der christlichen Kirche zwei Christusbilder durcheinander gehen: auf der einen Seite das Göttliche in überlegener Hoheit, aber mit abstrakter und farbloser Art; auf der Seite des Menschlichen aber meist ein Überwiegen der weichen und leidenden Züge, eine Verkennung des freudigen Lebensmutes und der heroischen Kraft, oft eine Wendung ins Sentimentale (»Lamm Gottes«), indem das stellvertretende Leiden den Vordergrund des Gesamtbildes einnahm.

Als aber das überlieferte Bild der Kirche ins Wanken geriet, erschienen neue Gefahren. Auch bei Abweichung von der Kirche wollte man den Zusammenhang mit Jesus wahren; indem nun jede Richtung sich selbst durch den Nachweis solches Zusammenhanges zu stärken suchte, sah sie an jenem vornehmlich, was der eigenen Überzeugung entsprach; so hat das wechselnde Bedürfnis der Zeiten das geschichtliche Bild bald so, bald anders gestaltet. Vom alten Rationalismus, der Jesus vornehmlich als Wohltäter der Menschheit und als edlen Kinderfreund pries, bis mitten in die Gegenwart hinein ergab das eine zu moderne, aufgeklärte, kulturfreundliche Art; nicht nur die zeitgeschichtliche Färbung, auch alles Unterscheidende und Überragende des Charakters ward dabei abgeschwächt. Wer aus Jesus einen Normalmenschen macht, wird seiner Größe schwerlich gerecht. Gegen solche verflachende Rationalisierung erhebt sich neuerdings die geschichtliche Forschung und besteht auf Anerkennung der unverfälschten Wirklichkeit. Möchte man dabei nur nicht vergessen, daß weltbewegende Persönlichkeiten sich nie von den einzelnen Äußerungen her, sondern nur aus dem Ganzen und damit von innen her erschließen lassen, daß ein solches Erfassen des Ganzen aber ein Ganzes eigener Überzeugung fordert. Die geschichtliche Forschung kann von sich aus den Streit unmöglich schlichten; wenn überhaupt die Darstellung und Schätzung großer Persönlichkeiten immer auf einen Kampf der Überzeugungen zurückführt, so wird namentlich die Fassung dieser Persönlichkeit nie dem Kampf entzogen werden, immer von neuem werden an ihr die Geister sich scheiden. So gilt es zugleich die zeitgeschichtliche Bedingtheit vollauf anzuerkennen und doch begreiflich zu machen, wie das, was zunächst ganz und gar seiner besonderen Zeit angehört, zu allen Zeiten sprechen und ihnen allen hohen Wert gewinnen kann.

*

b. Die Grundlagen der Lebensanschauung.

Den Kern der Lehre Jesu bildet die Verkündigung einer neuen Welt- und Lebensordnung, des »Himmelreiches«, das sich in weitem Abstand, ja schroffem Gegensatz zum vorgefundenen Sein, ja zu allem natürlichen Tun und Treiben der Menschen, zur »Welt« befindet. Diese neue Ordnung bedeutet keineswegs bloß eine innere Wandlung, welche nur die Gesinnung angeht und die Welt draußen unverändert läßt. Vielmehr stellt die historische Forschung außer Zweifel, daß das neue Reich auch eine sichtbare Ordnung bedeutet, daß es eine vollständige Umwandlung der Verhältnisse will und daher nichts anderes neben sich duldet. Niemals in der Geschichte ward die Menschheit zu einer größeren Umwälzung aufgerufen als hier, wo es nicht diese oder jene Verhältnisse zu verändern, sondern das Ganze des menschlichen Lebens umzuwandeln gilt. Wenn trotzdem Jesus alle bloßen Schwärmer und Revolutionäre weit überragt, so liegt das an der Beschaffenheit des neu verkündigten Reiches. Denn sein Inhalt ist die innigste Gemeinschaft mit Gott, die Seligkeit solcher Gemeinschaft, die untrennbare Verbindung von Gottvertrauen und Menschenliebe. Von diesem Inhalt aus angesehen, wirkt das Himmelreich in den Seelen schon jetzt, von hier aus erscheint seine Herrlichkeit nicht als etwas Fernes, erst zu Erwartendes, als ein Gegenstand bloßer Verheißung und Hoffnung, sondern als etwas ganz Nahes, unter uns mit einleuchtender Klarheit Gegenwärtiges, jeden Augenblick Ergreifbares, als eine Tatsache auch in unserem Kreise. Es quillt hier ein neues Leben mit neuen Zielen und Kräften auf, ein Leben, das ein hohes Ideal als unabweisbare Forderung der Menschheit eindringlich vorhält, ein Leben, das durch eine frohe Erwartung und feste Hoffnung auch die Gegenwart verklärt.

Es scheint damit das neue Reich vor allem als ein Reich der Innerlichkeit, es liegt jenseit aller äußeren Leistungen und Geberden. Auch fordert es nicht eine Vielheit von Betätigungen und stellt nicht verwickelte Aufgaben, sondern es sammelt das Leben zu einer einzigen Tat: zum Eintritt in das neue Reich, zur ausschließlichen Hingebung an Gott, zum Aufgehen des ganzen Wesens in die Gemeinschaft mit ihm. In dieser Gemeinschaft entwickelt sich ein reiner Zusammenklang des innersten Lebens, eine volle Mitteilung des Wesens, ein Reich allumfassender Liebe und unbedingten Vertrauens, ein sicheres Geborgensein des Menschen in der Güte und Barmherzigkeit des weltbeherrschenden Gottes, zugleich aber die höchste Seligkeit. Hier läßt eine unendliche Liebe nicht das mindeste verloren gehen und gibt auch dem Geringsten einen Wert. Alle Sorgen und Kümmernisse erlöschen in der unmittelbaren Gegenwart des göttlichen Lebens, dem »Schauen« Gottes; über alle Wirren und Gegensätze hinaus wird der Mensch in ein Reich des Friedens gehoben und mit überströmender Freude an den Gütern des neuen Lebens erfüllt.

Diese neue Ordnung verwandelt auch unsere Stellung zur Außenwelt. Der Mensch bleibt nirgends fremden Gewalten hilflos preisgegeben, auch das sinnliche Dasein untersteht der liebevollen Sorge des allmächtigen Gottes. Dem Menschen wird alles zufallen, was er bedarf, und es wird ihn nichts treffen, was ihm nicht zum Guten gereicht. Es entsteht ein eigentümlicher Begriff des Glaubens, der in erster Linie die inneren Güter, von ihnen aus aber auch das gesamte Ergehen betrifft. Es waltet die felsenfeste Zuversicht der Gewährung alles vertrauensvoll Erbetenen; denn können schon die Menschen, »die ihr doch arg seid«, den Ihrigen Gutes tun, wievielmehr wird Gott es denen tun, die ihn bitten. So kann der rechte Glaube »Berge versetzen«. Demnach fehlt der neuen Welt, dem »Himmelreich«, nichts zur Vollkommenheit, nichts Fremdes stört seine Seligkeit.

Eine Nähe und Anschaulichkeit gibt dieser Welt das die Gedanken begleitende und durchflechtende Bild von dem Familienleben, dem gegenseitigen Verhältnis der Eltern und Kinder. Wie sich hier einerseits eine liebevolle, opferbereite, um Lohn und Dank unbekümmerte Fürsorge, andererseits eine unbedingte Hingebung und ein sicheres, ja selbstverständliches Erwarten der Hilfe findet, wie nicht eine besondere Leistung, sondern das ganze Sein, die bloße Gegenwart des anderen Freude bereitet, wie der Mensch sich als Ganzes gibt und den anderen als Ganzes nimmt, so verhält es sich in weitaus gesteigerter und vollendeter Weise im Gottesreiche. Das Menschliche kann dabei ein Bild des Göttlichen werden, weil es von vornherein im Licht des Göttlichen rein und edel gesehen wird. Daß so das neue Leben in den Gesinnungen und Verhältnissen des Familienkreises seinen angemessensten Ausdruck sucht, das bekundet einen völligen Gegensatz zum antiken Idealismus. Denn bei diesem beherrscht das Bild des Staates die Art des Zusammenseins, und die leitende Idee des Handelns bildet die Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit, welche Leistungen fordert und nach ihrer Größe die Stellung des Einzelnen bemißt. In dem neuen Reich der Gotteskindschaft hingegen verschwinden alle Unterschiede der Leistung wie auch der Kraft; von Haus aus sind alle Menschen Gott gleich nahe und wert; gefordert wird nur eine völlige Hingebung des Wesens, ein sehnliches Verlangen, ein inniges Vertrauen. Das aber ist jedem möglich, und das bedarf keines äußeren Zeichens.

Je ausschließlicher alles an dieser einen Wendung des Wesens, der Annahme der frohen Botschaft, liegt, desto dringlicher wird gefordert, daß sie ohne allen Abzug, ohne alle Gegenwirkung erfolge, daß alles Tun ausschließlich der einen Aufgabe diene. Wie selbst im Alltagsleben der Mensch alles einsetzt, um einen in seinem Acker verborgenen Schatz zu heben, die kostbare Perle zu finden, von der ihm Kunde ward, so muß noch viel mehr das unvergleichlich höhere geistige Gut unser ganzes Sinnen erfüllen. Bequeme Abfindungen jeglicher Art werden unstatthaft, nichts Fremdes bemühe den Menschen, da nur das Eine not tut. Denn was immer sein Streben anzieht, das gewinnt auch seine Gesinnung und mindert die Hingebung an das eine Ziel: »wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz«. So scheiden sich aufs schroffste das Leben mit Gott und das Leben mit der Welt; vollsten Ernstes ergeht die Forderung, nicht zwei Herren zu dienen, auch alles Zögern und Zaudern zu lassen. »Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes«. Selbst nützliche, ja höchst schätzbare Dinge werden schädlich, sobald sie jene Aufgabe stören; das Auge ist auszureißen, die Hand ist abzuhauen, wo sie den ganzen Menschen gefährden. Alles Erwägen und Schwanken weicht dem einen Gedanken: »Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und litte Schaden an seiner Seele?« Aus solcher Höhe der Gesinnung und Betrachtung erfolgt eine entschiedene Abweisung des Strebens nach Reichtum und irdischem Besitz, auch der Hingebung an die niederdrückenden Sorgen des Alltags, des Vorausdenkens und Grübelns in eine ferne Zukunft; »es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe«.

Zugleich erwächst eine eigentümliche Schätzung menschlicher Lebenslagen und Gefühle; was immer ein kräftiges Verlangen, echten Hunger und Durst nach der Gemeinschaft mit Gott erzeugt, das wird hochgehalten, verworfen hingegen, was mit der Welt verkettet und ihr einen Wert verleiht. Da nun alles äußere Gelingen und Behagen dies tut, so vollzieht sich eine völlige Umkehrung der üblichen Schätzung der Menschen und Dinge. Als dem Himmelreich nahe gelten die Armen und Leidenden, die Niedriggestellten und Unterdrückten, als ihm fern die Reichen und Gewalthabenden; denn jene kommen viel leichter zur Sinneswandlung und zur Sehnsucht nach dem ewigen Leben. Nicht minder sind im Vorteil die Ungelehrten und Unzünftigen gegenüber den Klugen und Weisen, die sich fertig wähnen und sich selbst genügen. Ja wie nach alltäglicher Erfahrung der Mensch am meisten schätzt, was ihm verloren ging, so erscheint auch der vom Guten Verirrte, der Sünder, als ein Gegenstand besonderer Fürsorge; den verlorenen Sohn treibt nicht nur ein stärkeres Verlangen in die Heimat zurück, auch eine größere Innigkeit väterlicher Liebe scheint ihm entgegenzuschlagen.

In verwandter Gedankenrichtung scheint das neue Reich vornehmlich nahe den Menschen friedfertiger und sanftmütiger Art, solchen, deren Lauterkeit des Wesens und Reinheit des Herzens die Irrungen der Welt nicht berührten, den Menschen schlichten und einfachen Gemütes, denen die Verwicklungen des Lebens noch nicht den Sinn für das raubten, was vor allem not tut. So eröffnet sich hier gegenüber dem gewohnheits- und gewerbsmäßigen Treiben, der Starrheit und Enge des alltäglichen Daseins ein inniges, reiches, unerschöpfliches Leben aus dem Grundverhältnis des Menschen zu Gott; aus ihm erbaut sich das Heiligtum einer neuen Welt, die alle Wirklichkeit umbilden soll.

In solchen Zusammenhängen verstärkt sich jene Schätzung des Kindeslebens. Das Kind – offenbar wird vornehmlich an das zarte, noch hilfsbedürftige Kindesalter gedacht – in der Schlichtheit seines Wesens und der Reinheit seiner Hingebung, seinem Hangen an anderen und seinem Leben mit anderen, wird das rechte Vorbild derer, die nach Gott verlangen; so ergeht für den Eintritt in das Gottesreich die Forderung umzukehren und zu werden wie die Kinder. Damit erst erschließt sich das Kindeswesen dem geistigen Auge der Menschheit. Das Kind erscheint als etwas Heiliges und Unantastbares, als von göttlicher Liebe behütet und dem göttlichen Wesen besonders nahe; »ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters«. In solchen schlichten Sätzen erscheint eine völlige Umwälzung der Empfindung und der Schätzung. Auch das spätere Altertum hat sich viel mit dem Kinde und seinem Leben befaßt, Kinderstatuen bildeten einen Lieblingsvorwurf seiner Kunst. Aber es sah in dem Kinde keineswegs den Keim und die Ahnung einer neuen, reineren Welt, sondern lediglich die volle und frische Natur; jene Kunstwerke »geben durchweg das Drollige, Schalkische, Lustige, auch wohl das Zänkische und Diebische, vor allem aber diejenige derbe Gesundheit und Kraft, welche ein Hauptattribut des Kindes sein sollte« (Burckhardt). So zeigt gerade die äußere Annäherung die innere Kluft beider Welten.

Das neue Leben verbindet Ernst und Milde. Indem sich die rettende Tätigkeit vornehmlich der Schwachen und Verirrten, der Mühseligen und Beladenen annimmt und alle Schuld durch Liebe und Gnade tilgt, indem ferner nicht starre Normen, sondern das Gesetz der Liebe und die Innerlichkeit der Gesinnung das Leben beherrschen, erweist sich das Joch als sanft und die Last als leicht. Nicht um zu zerstören und zu verderben, sondern um zu erhalten, das Verlorene zu suchen und selig zu machen, ist des Menschen Sohn gekommen. Aber zugleich erhält das Leben einen tiefen Ernst und eine schwere Verantwortung. Eine göttliche Ordnung erstreckt sich in unser Dasein hinein, und die Forderung eines heiligen Willens gibt unserer Entscheidung eine unermeßliche Spannung. Es gilt die unsterbliche Seele zu retten. Wie ein kostbares Gut ist sie dem Menschen anvertraut, über dessen Verwaltung er dereinst Rechenschaft ablegen muß. Unwiederbringlich ist der Augenblick, und seine Folgen reichen in die Ewigkeit.

*

c. Die Religion und die Ethik Jesu.

Eine so tiefe Umwälzung richtet sich mit ihren Forderungen und Hoffnungen an die Seele des ganzen Menschen; für die Verzweigung der Lebensarbeit und den Stand der Kultur hat sie keinen Sinn. Alle Aufgaben fassen sich in das eine Gebot zusammen, Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt, und den Nächsten wie sich selbst. Nur die Religion und die Moral heben sich selbständig heraus, nicht als gesonderte Gebiete, sondern als zusammengehörige Seiten eines einzigen Lebens. Gottesliebe und Menschenliebe sind einander untrennbar verbunden.

Die Beziehungen der Menschen untereinander ruhen gänzlich auf der Wesensgemeinschaft des Menschen mit Gott, die das Himmelreich eröffnet, erst von Gott aus gewinnen die Menschen einen inneren Zusammenhang, an der Religion hängt alle Moral. Andererseits bildet das moralische Handeln, die Menschenliebe, eine unerläßliche Bewährung der Religion; darin allein erweist die Religion sich als echt, daß sie den Menschen zu hilfreichem, selbstverleugnendem Handeln führt. So einfach das erscheint, und so wenig neu es im Lehrgehalt ist, in Wahrheit bringt es große Wandlungen und Vertiefungen.

Die Religion ist hier ein völliges Aufgenommensein in das Leben mit Gott, eine ununterbrochene Wendung des ganzen Wesens dahin, jene erhöhende und beglückende Einigung der Gesinnung, zu deren Bezeichnung der Ausdruck »Liebe« dient. Als Kern alles Lebens bildet sie nicht eine nachträgliche Ergänzung zum übrigen Tun, sondern wirkt sie von vornherein in allem als seine Seele. Ist aber die Religion so verstanden alles, so wird es verfehlt, sie in etwas Besonderes zu setzen; es erfolgt die kräftigste Austreibung alles vermeintlich religiösen Tuns, das sich vom übrigen Leben ablöst und mit dem Schein einer besonderen Vornehmheit, ja überragenden Heiligkeit umkleidet. Namentlich wird das zu einer Gefahr für die einfachen Grundgebote der Liebe und Barmherzigkeit, leicht werden sie durch jenes zurückgedrängt, ja aufgehoben. Nun aber sind nur diese allgemeinen Ordnungen unverbrüchliche Gebote Gottes, während jenes Besondere nur eine menschliche Einrichtung ist. Es bedeutet daher eine verhängnisvolle Verkehrung, wenn solche Satzungen vor die ewigen Gebote treten und die Teilnahme für das Wohl und Wehe der Mitmenschen mindern. So die entschiedenste Verwerfung aller sich absondernden Frömmigkeit; schwerer als alle Tempelgaben wiegt das einfache Gebot, Vater und Mutter zu ehren.

Ferner wirkt eine solche Begründung der Religion im Ganzen des Wesens zur Verwerfung alles Äußerlichen, aller Formeln und verwickelten Einrichtungen samt ihren spitzfindigen Unterscheidungen von Erlaubtem und Unerlaubtem. Auch die blendendsten religiösen Leistungen (Weissagen, Wundertun usw.) überragt die schlichte, opferbereite Tat, sie wird das Kennzeichen echter Frömmigkeit. An den Früchten sollen wir erkennen; Gott wohlgefällig ist nicht, wer Herr, Herr sagt, sondern wer den Willen des himmlischen Vaters tut.

Den höchsten Gipfel erreicht der Unwille über die Entstellung der Religion in der Brandmarkung alles eitlen und vordringlichen Tuns auf religiösem Gebiet, alles Schaugepränges vor den Menschen, alles hierarchischen Gebarens. Da in Wahrheit alle in gleichem Maße der göttlichen Liebe und Gnade bedürfen, so verrät ein Mehr- und Besserseinwollen stets eine innere Scheinhaftigkeit. So die kräftige und eindringliche Warnung vor der Heuchelei, dem »Sauerteig der Pharisäer«, die nicht sowohl jene grobe Art der Heuchelei bezeichnet, welche das gerade Gegenteil der wirklichen Meinung bekennt, als jene feinere, bei der das nach außen gerichtete Tun sich vom Grunde des Wesens ablöst, und die Arbeit für hohe Ziele sich mit Herrschsucht und Eigennutz verquickt. Der dunkle Gegensatz läßt um so heller die echte Frömmigkeit glänzen, welche in freudiger Demut die göttliche Gnade empfängt und in unermüdlicher Liebe still ihren Dank bekundet.

Bei der Ethik Jesu liegt das Eigentümliche einen Schritt weiter zurück, als oft gedacht wird. Es besteht nicht in einzelnen neuen und überraschenden Sätzen; wer die griechischen und jüdischen Schriftsteller jener Zeit kennt, der vermag die meisten Lehren in ähnlichem Wortlaut schon vorher aufzuweisen. Aber neu ist der Geist, dessen lebendige Kraft alle Lehren durchdringt; er macht auch das Alte neu und das Einfache groß. Denn wo sonst mehr ein Streben und Sehnen der bloßen Individuen vorlag, feinsinnige Erwägungen der Denker oder weiche Stimmungen empfindsamer Seelen, da bietet das Himmelreich eine das ganze Wesen umfassende Welt; die einzelnen Sätze werden ein Ausdruck, ein Zeugnis ursprünglichen Lebens, das aus tiefstem Grunde aufquillt. Auch die schwersten Forderungen erhalten dadurch die Kraft, ja die Gewißheit einer Erfüllung; was in seiner Vereinzelung wunderlich scheinen könnte, das wird in dem neuen Zusammenhang selbstverständlich; alle Mattheit und Vagheit der früheren Entwürfe ist abgetan. So ist ein gewaltiger Fortschritt unverkennbar: der Gedanke ward zur Tat, das Sollen und Sehnen zur Wirklichkeit.

Demgemäß vollziehen alle Hauptlinien der neuen Gestaltung bei aller Anknüpfung an frühere Leistungen eine Fortbildung fruchtbarster Art. Es lag im Zuge der Zeit, die moralische Aufgabe nicht in das Außenwerk, sondern in die Gesinnung zu setzen. Aber zu vollem Gelingen fehlte diesem Streben eine selbständige und allumfassende Innenwelt; so blieb das Seelenleben des Individuums vereinzelt, und all seine Anstrengung konnte für das Ganze, ja für den Kern des eigenen Wesens verloren scheinen. Das erfährt nunmehr eine gänzliche Wandlung, indem die Verbindung mit Gott den Menschen in eine bei sich selbst befindliche Innenwelt hebt und ihn darin aufgehen läßt. Was in solcher Innenwelt geschieht, das ist durch sich selber wirklich und wertvoll. Die völlige Unterordnung der Leistung unter die Gesinnung ist jetzt keine gewagte Behauptung mehr, sondern sie wird einleuchtend, ja selbstverständlich, da die Handlung von vornherein nicht auf die umgebende Welt, sondern auf das der Seele gegenwärtige Gottesreich geht. Das äußere Werk kann nur bekunden, was in solcher Innerlichkeit geschah, es schöpft allen Wert aus jenem belebenden Grunde. Die Gesinnung selbst wächst damit aus matter Stimmung zu schaffender Tat. Zugleich verlieren die Unterschiede einer größeren oder geringeren Ausdehnung des Wirkens alle Bedeutung; das Kleine überragt das Große, wenn es in der Gesinnung voransteht. Eine solche Wandlung bekundet das Gleichnis von den Talenten: nicht wieviel natürliches Vermögen eingesetzt, noch wieviel äußerer Erfolg erreicht ist, sondern dieses allein, daß in treuer Gesinnung die ganze, wenn auch geringe Kraft aufgeboten ward, diese innere Leistung ist es, welche den Wert der Handlung bestimmt. Das besagt eine Befreiung von dem Schicksal der natürlichen Begabung und dem Zufall des äußeren Erfolges, es begründet den Wert des Menschen allein auf das, was der eigenen Tat angehört, der Tat, die seine Seele offenbart. Die Macht des äußeren Schicksals hatte schon Plato gebrochen, indem er alle Größe des Menschen und allen Wert des Lebens in die Kraft und den Einklang des Innern setzte; aber im Innern selbst verblieb ein anderes, noch stärker bedrückendes Schicksal: die natürliche Art und das Maß des geistigen Vermögens; die Befreiung davon hat erst Jesus vollzogen.

Solche Verinnerlichung der Moral ist zugleich eine Befreiung von allen äußeren Geboten und Formeln; im neuen Reich beschwere den Menschen keine von draußen gebotene Satzung. Aber dafür wird von innen her das ganze Wesen aufs strengste gebunden. Wo es gilt, das Dasein bis zu seiner tiefsten Wurzel und in seinem ganzen Umfang zu gewinnen, da unterliegen auch die unscheinbarsten Lebensäußerungen, die leisesten Regungen der sittlichen Schätzung. So zeigt es das Verbot aller und jeder Feindseligkeit, aller und jeder geschlechtlichen Unreinheit, aller und jeder Unwahrhaftigkeit, nicht bloß der in greifbaren Taten bekundeten und im menschlichen Kreise verpönten. Nirgends duldet es hier bequeme Anpassungen an die fremde Welt, es gilt, ohne allen Abzug den Gipfel zu erreichen, die hohe Forderung zu erfüllen. So das Ideal einer Vollkommenheit des ganzen Wesens, eines sittlichen Gottgleichwerdens, »seid vollkommen, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist«.

Ein zweiter Hauptzug der hier gebotenen Moral ist der weiche Charakter der Milde, Demut und Feindesliebe. Auch an dieser Stelle bedarf es einer deutlichen Abgrenzung des Eigentümlichen, um die neue Leistung richtig zu schätzen. Es gibt eine Weichheit aus Erfahrung schweren Leides, aus einem Bewußtsein der Nichtigkeit aller menschlichen Dinge und einer Verstricktheit aller Menschen in ein gemeinsames Elend: eine Weichheit der Schwäche; es gibt eine andere Weichheit aus freudigem Dank für große Güter, die der Mensch aus Gnade empfing, für überreiche Liebe und Güte, die ihm ohne sein Verdienst geschenkt ward: eine Weichheit der Stärke. Jene Art wird vornehmlich ein mitleidiges Empfinden entwickeln und mit einer matteren Art der Hilfleistung wohl das Elend einer gegebenen Lage mindern, nicht aber eine neue Lage herzustellen wagen; diese dagegen wird das Leid in seiner ganzen Weite aufsuchen, angreifen und, wenn auch nicht gänzlich vernichten, so doch von innen her, durch den Aufbau eines Reiches der Liebe, aufs gründlichste überwinden. Dort eine Verfeinerung natürlicher Empfindungen, hier eine Erneuerung aus ursprünglicher Wesenstiefe. Jenes im Ausgang des Altertums, dieses in Jesu Gedankenwelt. Hier gibt den Grundton die Überzeugung, daß der Mensch durch göttliche Liebe und Gnade ohne eigenes Verdienst aller Not enthoben und zu unendlicher Seligkeit berufen ist. Daraus strömt eine überquellende Freude und Dankbarkeit, eine Gesinnung der Sanftmut und Friedfertigkeit. Nun heißt es, was immer Menschen an Übel zufügen mögen, nicht gewaltsam abzuwehren, sondern durch Nachgiebigkeit und Liebe von innen her zu besiegen. Alles Böse sei ohne Maß vergeben, gemäß der unbemessenen Vergebung, die der Mensch von Gott erbittet und empfängt.

In diesem neuen Reich kann der Mensch nicht darauf sinnen, andere zu überragen und etwas vorauszuhaben. Sondern es wirkt die Überzeugung des gänzlichen Angewiesenseins auf die barmherzige Gottesliebe zu tiefer Demut und freudiger Bereitschaft, sich unterzuordnen und den anderen zu dienen, »gleichwie des Menschen Sohn gekommen ist, nicht daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene«. So eine Abweisung alles Rechtens mit anderen, alles Verweilens bei ihren Fehlern. Diese Stimmung herzlicher Milde klingt durch in der Äußerung Jesu über die Stellung des Menschen zu seinem eigenen Werk: »Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.«

Aber noch über das Verlangen friedfertiger Milde und dienstwilliger Arbeit hinaus ergeht die Forderung, auch die Feinde in die liebevolle Gesinnung aufzunehmen und ihnen freudig wohlzutun. Auch hier ist die Lehre nicht neu, neu aber ist die Umwälzung des Lebens, die das Unmögliche möglich macht, die nicht eine bloße Forderung stellt, sondern die Kraft zu ihrer Erfüllung verleiht. Denn unzweifelhaft widerspricht jene Forderung der natürlichen Seelenlage, sie bleibt unverständlich ohne die Eröffnung eines neuen Grundverhältnisses der Menschen untereinander. Das aber geschieht im neuen Reich durch die gemeinsame Gotteskindschaft; denn diese verbindet die Menschen von innen her zu engster Verwandtschaft und entzündet eine Liebe, die alle harten Affekte auflöst und alle Feindschaft in Brüderlichkeit verwandelt.

Mit den bisher erörterten Zügen eng verbunden ist das Verschwinden aller sozialen Unterschiede gegenüber dem einen gemeinsamen Werk. Auch das entspricht einer durchgehenden Zeitbewegung, aber die als bloße Lehre wenig wirksame Forderung erlangt erst hier die Kraft zu voller Durchführung, weil das Leben hier seinen Kern in eine Tiefe verlegt, wohin die Unterschiede der Stellung, Bildung usw. nicht reichen. Das Menschliche im Menschen wird zur Hauptsache, wo die Gotteskindschaft das Fühlen und Streben beherrscht.

Der offene Sinn für alles menschliche Ergehen zusammen mit dem hilfreichen, opferbereiten Charakter der hier entwickelten Moral wirkt zu besonderer Empfehlung der Sorge für die Armen und Hilfsbedürftigen; alle Habe den Armen zu geben, das erscheint als die Vollendung des Tuns, ja das wird zum entscheidenden Kennzeichen für den Ernst der Wendung zum Gottesreiche. Gegenüber dem Eintritt in das neue Reich werden alle irdischen Angelegenheiten gleichgültig, alles Hangen an ihnen wird ein unstatthafter Abzug von dem, was über das Heil entscheidet. Daher findet sich hier keine Sorge für die Kultur, für Kunst und Wissenschaft, für die Gestaltung der sozialen Verhältnisse usw. Wohl verkünden die Gleichnisse vom Sauerteig wie vom Samenkorn eine Weiterentwicklung und fordern dafür das Wirken des Menschen; die das Licht der Welt sind, sollen ihr Licht vor den Menschen leuchten lassen und predigen auf den Dächern, das Salz der Erde darf seine Schärfe nicht verlieren. Aber dies alles betrifft das Wachstum des Himmelreiches selbst, es bedeutet nicht eine Durchdringung der allgemeinen Verhältnisse mit dem neuen Leben. Diese waren Jesus gleichgültig und mußten ihm gleichgültig sein; man darf ihn trotzdem keiner Weltflucht zeihen, denn wie könnte weltflüchtig heißen, wer eine neue Welt einführt und dafür den ganzen Menschen zu eifriger Tätigkeit aufruft? Wen solche Gleichgültigkeit Jesu gegen die Kultur befremdet und abstößt, der kann nur gleich das ganze Christentum fahren lassen, denn es steht und fällt mit der Eröffnung einer neuen Welt gegenüber aller Kultur.

So erhebt sich mit der Verkündigung des Himmelreiches eine ursprüngliche und wahrhaftige, in ihrer Einfachheit umwälzende Wirklichkeit. Alles ist hier jugendlich frisch, das Ganze durchflutet ein gewaltiger Drang, alle Weite der Welt für das neue Leben zu gewinnen; wie aber das Neue nicht eines neben anderem, sondern das Ganze sein will, so soll es nicht irgend einmal im Lauf der Zeit zur vollen Wirkung gelangen, sondern gleich jetzt durchdringen und alles sich unterwerfen. Damit gerät das Dasein in starke Erregung und Bewegung, aber nicht in ungestüme Hast und Leidenschaft. Denn das Streben trägt in sich die volle Sicherheit eines persönlichen Besitzes, und über allem Wirken nach außen schwebt die Hoheit eines von seligem Frieden erfüllten Lebens.

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d. Der Zusammenstoß mit der Welt.

Nach Darstellung der eigentümlichen Art des neuen Lebens ist seine Berührung mit der menschlichen Lage und der vorgefundenen Welt zu betrachten. Das Verhältnis zur Zeit wird hier besonders wichtig wegen der einzigartigen Stellung, die Jesus wohl nach seiner eigenen Überzeugung und mehr noch im Glauben seiner Anhänger einnimmt. Denn er verkündet nicht bloß als eine allgemeine Wahrheit die Tatsache eines Reiches Gottes, sondern eben jetzt und durch ihn soll es im menschlichen Kreise zur Wirklichkeit werden und alles Dasein beherrschen. Zur Sinneswandlung und zum Eintritt in das Himmelreich wird jeder aufgerufen. »Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.«

Aber die Antwort der Zeitgenossen bleibt nicht lange ungewiß. Es ergibt sich bald, daß die Menge wohl für den Augenblick angezogen und hingerissen, nicht aber für die Dauer gewonnen wird, während die leitenden Gewalten aufs schroffste verwerfen. Die offizielle Religion wird, wie öfter auch innerhalb des Christentums, zum erbittertsten Gegner eines ursprünglichen und wahrhaftigen Lebens. So kommen die Eingeladenen nicht zu dem ihnen bereiteten Fest, die große Sache wird gleichgültig oder unfreundlich abgewiesen. Ja, die Abweisung wächst zu harter Anfeindung. Unter der kleinen Schar der Anhänger aber entsprechen selbst die besten bei aller Treue ihrer Hingebung und aller Innigkeit ihrer Liebe bei weitem nicht den Forderungen des Aufbaus einer neuen Welt; den einzigen Apostel großen Stiles hat Jesus erst nach seinem Tode gewonnen.

So mußte die Aussicht auf einen unmittelbaren Sieg des neuen Reiches verschwinden. Ohne Zweifel hat dies auch Jesus selbst empfunden und ist dadurch in tiefe Bewegungen und Kämpfe versetzt. Aber er hat in diesen Kämpfen innerlich einen vollen und reinen Sieg davongetragen. Über allen Widerstand, über alle Zweifel und Sorgen erhebt die felsenfeste Gewißheit, daß der Triumph des Bösen nur vorübergehend sein kann; nicht nur zerschellen alle Sorgen und Zweifel an der inneren Gegenwart des Gottesreiches, auch äußerlich wird es zum Siege gelangen. Der Messias wird wiederkommen zum Gericht und zur Herstellung eines Reiches Gottes auf Erden; der Stein, den die Bauleute verworfen haben, wird sich als Eckstein erweisen.

Wieweit diese Erfahrungen und Empfindungen sich bei Jesus selbst entwickelt und seine Gedankenwelt umgebildet haben, das ist kaum noch zu entscheiden; denn mehr als irgendwo anders dürfte hier die spätere Zeit ihre eigenen Kämpfe, Sorgen und Hoffnungen Jesus selbst beigelegt und sein Bild danach gestaltet haben, so daß an dieser Stelle besondere Vorsicht geboten ist. Jedenfalls mußte die Überzeugung ihren Ernst verstärken und einen Zug des Schmerzes in sich aufnehmen, wenn der Widerspruch der Welt übergroß ward und der Weg zur Höhe durch scheinbare Vernichtung ging. Tiefer werden damit die Schatten, dringlicher wird die Forderung, stürmischer die Aufregung. Nun tritt die Aufgabe voran, das Ergriffene treulich festzuhalten, in der Verfolgung tapfer auszuharren, auch das schwerste Leid freudig zu ertragen, die schlechte Gegenwart gering zu achten gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die nun weit mehr die Gedanken beherrscht. Zugleich verschärft sich die Forderung einer Ablösung von der Welt und einer ausschließlichen Hingebung an das eine notwendige Ziel, noch entschiedener wird alles Mittlere und Schwankende zum Feindlichen geworfen. Solcher Verschärfung des Gegensatzes mag das Wort entstammen: »wer nicht mit mir ist, der ist wider mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet«, auch jenes andere, welches das schroffe Entweder – Oder aufs grellste beleuchtet: »wer nicht hasset seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Bruder, Schwester, auch dazu sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein«.

Aber inmitten aller Erschütterungen und Kämpfe behauptet sich nicht nur die volle Zuversicht eines endgültigen Sieges, das Leid selbst verliert seine Starrheit und Unvernunft durch den Gedanken, daß göttlicher Ratschluß alles verordnet hat, wie es geschieht, und daß selbst die Bosheit der Menschen diesem Ratschluß dienen muß. Wenn ferner der Gedanke eines dem Zorne Gottes über die Sünden der Welt dargebrachten Sühnopfers schwerlich Jesus selbst angehört, gewiß ging auch seine Überzeugung dahin, daß das Leid des Gerechten dem Heil der anderen dient und so zu einem Zeugnis der Liebe wird. Jedenfalls wirkt alle Gefahr nicht zur Einschüchterung, die Tätigkeit erfährt keine Verzögerung, kräftigen Mutes wird der letzte, entscheidende Schritt getan, der Angriff auf die Hochburg des Feindes gewagt.

Das Leiden Jesu und namentlich sein Tod haben für die Gedankenwelt der Christenheit eine besondere Bedeutung gewonnen, zusammen mit der Lehre von der Auferstehung sind sie der Mittelpunkt des kirchlichen Glaubens geworden. Eine Erörterung solcher Probleme gehört nicht in dieses Buch; wie sein Verfasser persönlich zu diesen Fragen steht, das hat er in den Büchern »Der Wahrheitsgehalt der Religion« und »Können wir noch Christen sein?« darzulegen versucht. Hier sei nur bemerkt, daß auch eine rein geschichtliche Betrachtung dem Tode Jesu eine weit größere Bedeutung zugestehen muß, als der Abschluß des Lebens bei anderen Helden zu haben pflegt. Das Wort hat guten Grund, daß Jesu Tod mächtiger war als sein Leben ( Christi mors potentior erat quam vita). Zunächst wird das Männliche und Kräftige, das dem Lebenswerk jener Persönlichkeit innewohnt, deutlich herausgehoben und sichtlich verstärkt durch den mutigen Angriff auf die feindliche Übermacht und durch das tapfere Ausharren bis zum bitteren Ende. Dann aber scheint erst der Tod mit seinen aufregenden und erschütternden Eindrücken den Anhängern das innere Auge für die Bedeutung dessen geöffnet zu haben, was um sie vorging; nun erst wuchs ihnen die Gestalt des Meisters zu übermenschlicher Größe, nun erst schlug, was an Kraft der Verehrung und an Glut der Liebe in ihnen schlummerte, zu heller Flamme empor. Was die christliche Überlieferung von einer sinnlichen Auferstehung Jesu berichtet, unterliegt der historischen Kritik und stößt auf gewichtigste Zweifel; allem Zweifel enthoben ist aber dies, daß den Jüngern aus dem jähen Zusammenbruch ihrer Hoffnungen die felsenfeste Überzeugung von der inneren Nähe ihres Herrn und seiner baldigen Wiederkunft zum Weltgerichte hervorbrach, daß die ungeheure Katastrophe sie nicht eingeschüchtert und niedergedrückt, sondern sie über sich selbst hinausgehoben und ihnen die Kraft zu eigenem Heldentum und Martyrium verliehen hat. Der unbeugsame Mut, den Jesus gegen eine feindliche, äußerlich so überlegene Welt erwiesen, und die Größe, die er in dem Zusammenstoß bekundet hatte, sie gaben ihnen die Gewißheit einer anderen Ordnung der Dinge, sie entzündeten auch in ihnen den Willen und Mut, das scheinbar zertretene Werk aufzunehmen und mit voller Hingebung weiterzuführen. Ohne jenes tragische Ende hätte das Christentum schwerlich so rasch eine Selbständigkeit gegenüber dem Judentum gewonnen und eine Ablösung von ihm vollzogen. Auch für alle fernere Entwicklung des Christentums hat jenes Leiden und jener Tod das Verhältnis der Gemüter zur Persönlichkeit Jesu besonders innig gestaltet; namentlich geht durch alle Kämpfe und Leiden des alten Christentums der Grundton, es gelte, Jesus, der für die Seinen litt und starb, den Dank zu erweisen, die Treue zu wahren bis zur Aufopferung des eigenen Lebens im Blutzeugnis, dem »vollendeten Werk der Liebe«. Wohl ist die Empfindung der Individuen dabei nicht selten ins Weichliche und Spielende geraten, aber über solche Gefühlslage hinaus vergegenwärtigt jener tragische Ausgang dem Christentum eindringlich das Tragische unserer gesamten Weltlage, zeigt er mit unabweisbarer Kraft das rätselhafte Dunkel und den tiefen Ernst der menschlichen Geschicke, widersteht er sicher aller vernünftelnden Zurechtlegung des Daseins und aller bequemen Ausgleichung mit der gegebenen Welt. Andere Religionen sind durch ihre Siege, das Christentum ist durch seine Niederlage zur Weltmacht geworden. Denn ihm erwuchs aus dem äußeren Untergange und dem scheinbaren Verschwinden die siegreiche Gewißheit einer neuen Welt, die feste Überzeugung eines Gegründet- und Geborgenseins alles Guten in solcher Welt; an dieser Stelle konzentrieren sich ihm alle Probleme des Daseins auf einen einzigen Punkt, und vollzieht sich eine Wendung des Lebens ins Heroische und Metaphysische. An den Menschen aber kommt von da unablässig eine große Frage, ein großer Zweifel, eine große Aufforderung, eine große Hoffnung.

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e. Die bleibende Bedeutung.

Bei der Erwägung der bleibenden Bedeutung Jesu sei gegenwärtig, daß überhaupt die führende Persönlichkeit nirgends mehr besagt als im Gebiete der Religion. Jede echte Religion vollzieht eine Umkehrung der Wirklichkeit, sie verlegt den Schwerpunkt des Lebens in eine unsichtbare Welt und macht die sinnliche Nähe zur Ferne. So enthält die Religion nicht sowohl hie und da ein Wunder, als sie vielmehr mit dem Ganzen ihres neuen Lebens ein großes Wunder, etwas Unableitbares, etwas schlechthin Schöpferisches ist. Dieses Wunder glaubhaft machen können nun und nimmer philosophische Lehren, es muß überzeugen durch seine Tatsächlichkeit, und diese erscheint an erster Stelle in dem Leben und Sein der schöpferischen Persönlichkeiten; erst von der hier gewonnenen Nähe und Anschaulichkeit her kann das neue Leben sich verbreiten und schließlich der gesamten Menschheit zu eigen werden. Daher bemißt sich die seelische Tiefe und bestimmt sich der Charakter der Religionen vornehmlich nach der Eigentümlichkeit der begründenden Geister; sie sind es, welche dauernd dem Gerüst von Lehren und Ordnungen ein inneres Leben verleihen, den nie ganz schlummernden Zweifeln einen festen Tatbestand entgegenhalten, die Religion aus aller zeitlichen Erstarrung immer von neuem zur Kraft ihres Ursprungs zurückführen.

Liegt an der begründenden Persönlichkeit so viel, so war es für das Christentum ein unermeßlicher Gewinn, auf dem Leben und Sein einer Persönlichkeit zu ruhen, die das Niedere der menschlichen Art und auch die Gegensätze, welche das Leben zu spalten pflegen, so weit und so sicher hinter sich ließ. Es erscheint hier zusammen mit schlichtester Einfalt eine wunderbare Tiefe, zusammen mit jugendlicher Freudigkeit der größte Ernst, zusammen mit innigstem Gemüt und weichster Empfindung ein gewaltiger Eifer für das Heilige und ein unerschütterlicher Mut zum Kampf gegen eine feindliche Welt. Gottvertrauen und Menschenliebe bilden hier eine untrennbare Einheit; das höchste Gut ist zugleich ein sicherer Besitz und eine unerschöpfliche Aufgabe. Alle Äußerung hat den Duft zartester Poesie und schöpft ihre Bilder aus den schlichten Vorgängen der Natur, die selbst dadurch eine Veredlung erfährt; nirgends etwas künstlich Zurechtgemachtes, nirgends etwas Maßloses und Überschwängliches, das der orientalischen Art sonst nahe liegt. Überhaupt nichts, was uns als eigentümlich orientalisch anmutet und befremdet; in ausgeprägter Individualität eine Höhe reiner Menschlichkeit, die läuternd und veredelnd wirkt. Und diese Persönlichkeit durch ihre Erlebnisse zugleich ein Urbild menschlichen Schicksals, dessen ergreifender Eindringlichkeit auch die stumpfsten Gemüter sich nicht entziehen konnten.

Soweit das Bild Jesu gegenwärtig blieb – und ganz konnte es den Anhängern nie entschwinden –, hatte das Christentum einen sicheren Schutzgeist gegen ein Versinken in die kleinmenschlichen Angelegenheiten und die träge Gewohnheit des Alltags, einen Schutzgeist auch gegen die eigene Erstarrung und Verflachung, gegen den Rationalismus der Dogmen wie den Pharisäismus der Werkheiligkeit, eine Kraft der Zurücklenkung aus aller Verwicklung der geschichtlichen Gestaltung zur Einfachheit des Reinmenschlichen, eine Kraft auch des Zusammenhaltens gegen alles Auseinanderfallen in Sekten und Parteien, das dem Christentum von früh an drohte. So ist innerhalb des Christentums die Bewegung immer wieder zu Jesus zurückgekehrt und hat immer Neues aus ihm geschöpft. Von hier aus wurde das Christentum immer von neuem sich selbst zum Ideal. Die »Nachfolge Christi«, oft schief und falsch als blinde Nachahmung verstanden, ward das Losungswort alles Strebens zur Wahrhaftigkeit, zur eigenen Christianisierung des Christentums; ihre geschichtliche Bewegung verfolgen, das heißt die innere Geschichte des Christentums enthüllen.

Solche Bedeutung Jesu behält ihre volle Geltung auch für uns Neueren, die von seiner Gedankenwelt so manches trennt; dies Trennende reicht in Wahrheit nur bis zu einem gewissen Punkt, darüber hinaus bleibt die Verbindung. Nur muß vor allem darüber Klarheit walten, daß Jesus ein charakteristisches Bekenntnis von letzten Fragen und höchsten Gütern vertritt, daß daher auch seine Anerkennung Grundüberzeugungen verlangt, daß wie bei jedem schöpferischen Geist, so vor allem bei ihm die Geister sich scheiden, scheiden werden für alle Zeiten.

Die unmittelbare Erwartung des Gottesreiches machte Jesus gleichgültig gegen alle Fragen der bloßen Kultur und der sozialen Ordnung; so läßt sich aus ihm direkt dafür nichts gewinnen, aus ihm keine Bekräftigung und keine Weisung schöpfen. Das trennt ihn scharf von denen, welche die Kulturentwicklung für den Hauptinhalt und die alleinige Aufgabe des menschlichen Lebens erklären; um so mehr wird es die zu ihm hinziehen, welche das Unzulängliche aller bloßen Kultur durchschauen und in der Begründung einer neuen Welt aus dem Grundverhältnis des Menschen zum Quell von Wahrheit und Liebe die einzig mögliche Rettung persönlichen Lebens erblicken.

Gewichtiger, weil mehr dem eigenen Gebiet der Religion angehörig, ist ein Bedenken anderer Art. Die neuere Forschung hat den engen Zusammenhang aller Lehren Jesu mit seiner Überzeugung von der baldigen Welterneuerung, dem nahe bevorstehenden Kommen des Reiches Gottes unwiderleglich dargetan; auch die Ethik mit ihrer Milde, Friedfertigkeit und zugleich doch Freudigkeit erhält ihr rechtes Licht erst aus der Erwartung baldiger Herrlichkeit, ohne das erscheint sie leicht als allzu weich und überspannt. Nun hat die Geschichte jene Überzeugung als irrig dargetan; was Jesus als eine rasche und einmalige Entscheidung betrachtete, das kann nur als eine bleibende Frage und Aufgabe gelten. Nicht leicht und nicht ohne erhebliche Umwandlung hat sich das Christentum darin gefunden; hat es sich damit nicht von Jesus entfernt, ist es nicht in einen Gegensatz zu ihm getreten? Die Veränderung ist unverkennbar und eine Absage für jeden unvermeidlich, der in der Welt unseres unmittelbaren Daseins die einzige Wirklichkeit sieht. Wer dagegen diese Welt nur für eine besondere Art des Seins erachtet, und wer ohne die lebendige Gegenwart einer neuen Welt einer nicht gebundenen und kämpfenden, sondern schaffenden und überwindenden Geistigkeit keine Möglichkeit einer geistigen Selbsterhaltung, keinen Sinn und keine Vernunft aller Mühe und Arbeit sieht, der wird es vollauf anerkennen und freudig verehren, daß Jesus der Nähe und Gegenwart jener Welt einen aufrüttelnden und hinreißenden Ausdruck gegeben hat. Nicht nur durch seine Lehren, mehr noch durch sein Leben und sein Schicksal hat er einen Bruch mit der nächsten Welt vollzogen, hat er sie mit allen ihren Gütern entwertet, indem er die Menschheit zwingend über sie hinaustrieb und sie mit unvertilgbarer Sehnsucht nach einer neuen Welt erfüllte. Die Form, die wir jetzt als vergänglich erkennen, war wohl nicht zu entbehren, um jene Zeit für die Anerkennung eines neuen Reiches zu gewinnen und sie zur Aufbietung ihrer Kraft dafür zu bewegen. Lassen wir uns durch die zeitgeschichtliche Hülle den ewigen Kern nicht rauben, so können wir selbst an diesem Punkte uns weniger von Jesus getrennt als ihm verbunden fühlen, d. h. wir, die wir jenen großen Gegensatz anerkennen und es verschmähen, bloße Daseinsmenschen zu sein.

Daher braucht auch das Streben nach einer neuen Form des Christentums, nach einem aktiveren und universaleren Christentum, das immer zwingender wird, mit Jesus nicht zu brechen, auch es kann sich in den Dienst der von ihm eröffneten Wahrheit stellen und sich das alte Bekenntnis aneignen: »Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens«, das freilich in einem anderen Sinne als die Kirche es getan hat und tut.


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