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Giovanni Battista Morgagni

Geboren am 25. Februar 1682 in Forli, Oberitalien (Romagna), gestorben am 6. Dezember 1771 zu Padua, gab 1761 in zwei Bänden heraus: »De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis libri quinque«. Durch dieses Werk, in dem er Sektionsbefunde musterhaft beschrieb und sie mit dem Verlauf der Krankheiten verglich, wurde er der Begründer der modernen pathologischen Anatomie. »Daraus erklärt sich,« wie Rudolf Virchow sagt, »daß er einen so entscheidenden Einfluß auf die Methode der Krankenuntersuchung ausgeübt hat.« (M. und der anatomische Gedanke. 1894. S. 17.) Der aus M.'s Geburtsort vom 19. Oktober 1711 an Prof. Vallesnieri gerichtete Brief – in Übertragung – zeigt, daß er neben seinen wissenschaftlichen Bestrebungen in seinen früheren Jahren auch recht alltägliche Neigungen gehabt hat.

 

Ich nehme an, daß Euer Hochwohlgeboren und deren ganzes hochgeehrtes Haus glücklich nach Padua zurückgekehrt ist, und ich schreibe Ihnen deshalb dorthin, indem ich mir die Freiheit nehme, Ihnen zweierlei Bemühungen zu verursachen. Die eine ist die, daß ich Sie bitte, an Herrn Zeno Hofpoet eine Kopie der Rolle und unseres Kalenders für das bevorstehende Studienjahr zukommen zu lassen; und die andere, daß ich Sie um eine Notiz anflehe, die von der ersten ganz verschieden ist. Ich beabsichtige, mich mit schwarzem Amoer von Florenz zu versehen und mir einen städtischen Anzug zu machen, um genau in der neuesten Mode von Padua aufzutreten. Und da solche Mode einen längeren oder kürzeren Mantel, als der unsrige ist, erheischen kann, und ebenso die Jacke und die Beinkleider, so kann ich nicht wissen, wieviel Amoer ich bedarf. Hier inliegend sind drei Fäden. Der längste ist das Maß für einen Mantel, der mir gerade unter die Wade der Beine ginge, der kürzeste ist das Maß der Hose, welche von der Hüfte mir bis zur Höhe des Knies gehen würde, und der dritte Faden ist das Maß für eine Jacke an meinem Rücken, aber lang nach römischer Mode. Ich möchte nun, daß Euer Hochwohlgeboren dafür sorgte, daß ein erfahrener Schneider von all dem entnehme, wieviel Armlänge des besagten Amoer ich gebrauche (ich meine Florentiner Ärmel), um einen Mantel, Jacke und Hose nach dortiger neuster Mode anzufertigen. Sehen Sie, was für Umstände Ihnen bereitet werden; aber Ihre große Gefälligkeit einerseits und andererseits Ihr guter Wille für meine Angelegenheiten, lassen mich die große Freiheit nehmen ...

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