Hans Dominik
Das ewige Herz
Hans Dominik

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Ein Leben erfüllt sich

Das Jahr 1524 hat dem nun 44jährigen Peter Henlein die letzte große Erschütterung gebracht. Von nun an wird sein Leben durch die achtzehn Jahre, die dem Meister auf Erden noch vergönnt sind, geruhsam verlaufen. Die alten Geschichten sind abgetan und vergessen. Wohl wird sein Name in der Folgezeit noch oft in den inscribenda, in den »Hausbriefen« und in anderen Akten der Reichsstadt genannt, doch handelt es sich nicht mehr um kriminelle Vorkommnisse. Vielmehr läßt fast jede dieser Aufzeichnungen erkennen, wie sehr der Rat die Kunstfertigkeit des Meisters zu schätzen und ihn als zuverlässigen Mann im städtischen Dienst zu verwenden weiß.

So erhält er 1529 von dem Nürnberger Zeugmeister Martin Pfintzing einen Auftrag, der unbedingtes Vertrauen voraussetzt. Jener hatte einem gewissen Schulmeister Simon eine zu einer sphaera armillaris bestimmte kupferne Kugel übergeben, um darauf »des Himmels Lauf« zu stechen und ihm auf die Arbeit einen Vorschuß von 25 Gulden gewährt. Simon, Schulmeister, nebenher wohl Kupferstecher und zweifellos ein windiger Bursche, war mit dem Gelde und der Kugel nach Straßburg entwichen. Nun soll Meister Peter ihn dort suchen und der Stadt Nürnberg . . . sei es im Guten, sei es im Bösen . . . wieder zu dem Ihrigen verhelfen. Wenn der Schulmeister die Arbeit inzwischen vollendet hat, soll Meister Henlein ihm den rückständigen Lohn entrichten. Im anderen Fall soll er ihm den Vorschuß und die Kugel wieder abnehmen und sich im Notfalle der Hilfe des Straßburger Stadtgerichts bedienen.

Aus den Akten läßt sich nicht ersehen, wie die Sache ausgegangen ist. Wahrscheinlich hatte der flüchtige Kupferstecher Straßburg schon wieder verlassen, als Meister Peter dort ankam. Nur das steht fest, daß der Nürnberger Rat den Meister als Bevollmächtigten entsandt und durch Briefe den Straßburger Behörden gegenüber legitimiert und autorisiert hat.

Das aber legt die Vermutung nahe, daß Peter Henlein zu dieser Zeit schon die Stellung eines »Stadtschlossers« und »Stadtuhrmachers« inne hat. Derartige städtische Beamtungen sind ja im Mittelalter vielfach vorhanden. Es finden sich auch Stadtzimmerleute, Stadtmaler, Stadtmaurer (Stadtbaumeister) und noch andere mehr. Alle diese müssen sich in erster Linie der Stadt zur Verfügung halten und beziehen dafür ein bestimmtes Wartegeld. Private Arbeiten sind ihnen gestattet, doch gehen die städtischen Aufträge jederzeit vor und mehrfach ist es deswegen zu Streitigkeiten gekommen. Auch noch andere Privilegien werden diesen Stadthandwerkern gewährt; beispielsweise darf sich der Stadtmaurer aus dem städtischen Marstall beritten machen und der Stadtschlosser an seinem Laden oder Hause den städtischen Adler führen.

Die Nürnberger Stadtakten nennen Meister Peter ausschließlich »den Schlosser Henlein«. Andere Amtsstellen führen ihn jedoch als den Uhrmacher auf. So schließt das Nürnberger Landpflegamt einen Vertrag mit »Peter Henlein, urhmacheren« ab und in anderen Dokumenten wird er als orelmacher bezeichnet. Seine Stellung als ein dem Rat Verpflichteter, also als Stadt Schlosser, geht unter anderem aus einem »Verlaß« des Landpflegamtes hervor, in dem es heißt: »Peter Henlein ist bevolhen die urh zu Hersprug zu besichtigen, ob man die im kirchturm an eine größere glocke richte mochte.«

Solche Befehle wiederholen sich die ganzen Jahre hindurch und zwar handelt es sich immer um Großuhren an den Türmen von Kirchen und Stadtgebäuden, an denen Meister Henlein seine Kunst zu beweisen hat.

Doch darüber werden die Oerlein nicht vernachlässigt. Bis zum Anfang der dreißiger Jahre führen die inscribenda immer wieder »selbgeent orologia« des Meisters auf, die der Rat erwirbt, um sie als Geschenke zu verwenden. Erst danach verschwinden die Oerlein aus den Akten der Stadt, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie ihren Seltenheitswert verloren haben; befinden sich zu dieser Zeit doch schon viele dieser kleinen orologia in den Händen der Patrizier, nicht nur in Nürnberg, sondern auch in den anderen großen Reichsstädten. – – –

Unablässig hat Meister Peter mit seinen Gesellen Oerlein gebaut und auch andere Schlosser Nürnbergs widmen sich der neuen Kunst. Das Oerlein ist keine Rarität mehr; ist auch kein Schmuckstück mehr für reiche Stutzer. Es beginnt ein geschätzter Gebrauchsgegenstand zu werden. Hochstehenden und einflußreichen Persönlichkeiten macht der Nürnberger Rat nun andere Präsente. Als es sich 1529 wieder einmal darum handelt, den Großkanzler de Gattinara günstig zu stimmen, den man sechs Jahre früher durch zwei orologia geehrt hat, glauben die Nürnberger Herren ihren Zweck besser durch wertvolle Bücher erreichen zu können. Sie lassen dem Kanzler ein Exemplar der Pandekten überbringen, drei Bände in Samt »dreierley farb« mit silbernen Spangen gebunden und außerdem die »Institutionen« in Samt, mit silbernen und vergoldeten Spangen gebunden.

Wo man noch Oerlein schenkt, stattet man sie besonders kostbar aus. So führt das Nürnberger Jahresregister für das Jahr 1529 an:

»Item 7 guld. Rh. für ein vergult orlein, das Pangratz Wagner zu inspruck dem Wolfg. Graswein, tirolischen obersten Cantzler, geschenk hat.«

Als aber 1541 der Staatssekretär Nikolaus von Granvella im Gefolge des Kaisers nach Nürnberg kommt, verehrt man ihm ein »klein kunstlich orologium in einer kristallen kugel«, das den Rat hundert Goldgulden kostet. Hier hat also die Ausschmückung schätzungsweise den achtfachen Wert des eigentlichen Oerleins, und das Ganze konnte so als Geschenk für den Staatssekretär bestehen. – – –

Das Jahr 1530 stellt wohl den Höhepunkt der Regierung Karls des fünften dar. Die Auseinandersetzung mit Frankreich hat mit einer vollständigen Niederlage des alten Feindes im Westen geendet. Als Gefangener des deutschen Kaisers hat der französische König einen Frieden schließen müssen, der dem heiligen römischen Reich für lange Zeit die Vormacht in Europa sichert. In Augsburg ist ein Reichstag zusammengetreten, auf dem man noch einmal versucht, die religiösen Streitigkeiten zu schlichten und in der confessio augsburgiana die Formel zu finden glaubt, nach der Papisten und Lutheraner im Reiche friedlich nebeneinander leben können. Stetig ist auch der allgemeine Wohlstand gewachsen und hat den handeltreibenden Reichsstädten zu einer ungeahnten Blüte verholfen. – – –

Die Lebensbahn des nun fünfzigjährigen Meisters Henlein steht im Zenit. Während in Nürnberg und auch schon in anderen Reichsstädten zahlreiche Meister die kleinen Oerlein fertigen, arbeitet er selbst unentwegt an der Verbesserung seiner Erfindung weiter. Eine seiner Sorgen gilt den treibenden Federn für die Gang- und Schlagwerke der orologia. Noch ist ja das Walzverfahren unbekannt. Aus gezogenen Stahldrähten müssen die Federlein in Rotglut gehämmert werden; schwer ist es dabei, über die ganze Länge eine gleichmäßige Spannkraft zu erhalten, doch durch geschickte Verbesserungen gelingt es Peter Henlein in weitgehendem Maße. Seine Oerlein zeigen eine Regelmäßigkeit des Ganges, die ihnen nach wie vor die Spitze im Kleinuhrenbau sichert. Auch die Werkzeuge werden stetig verfeinert und verbessert. Die Formgebung der Radzähne erfolgt nach mathematischen Überlegungen so vorteilhaft und exakt, daß die schädliche Reibung auf einen Bruchteil ihrer früheren Höhe verringert wird.

Was hier für die Oerlein erfunden wird, wirkt sich auch auf den Bau der Großuhren aus. So erhält der Meister in diesen Jahren den Auftrag, eine Großuhr mit angefügtem Planetarium, die bisher mit einem Gewicht von zweihundert Pfund betrieben wurde, in Ordnung zu bringen und nach der Instandsetzung läuft sie mit einem Gewicht von nur vierzehn Pfund, eine Tatsache, die beredter als viele Worte für den technischen Fortschritt spricht. Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern legt Meister Peter den Hauptwert auf das »lebende Herz«, das Uhrwerk selbst, während spätere Generationen unendlich viel Fleiß und Kunst auf die Ausstattung der Gehäuse verwenden, ohne das Werk wesentlich zu verbessern. – – –

So verstreicht langsam das vierte Jahrzehnt des Jahrhunderts. Über das, was Meister Peter in dieser Zeit an den Oerlein geschaffen hat, ist nur wenig überliefert; um so mehr ist über seine Tätigkeit als Stadtuhrmacher in den Ratsverlässen und Stadtrechnungen Nürnbergs zu finden.

Da heißt es z. B.:

»Item 1 Pfd. n(ovi) 1 sh. hat Jorg Hofman dem Hainlein, Schlosser, zalt von in or in der Cantzley zuzerichten. Sabato post Invocavit 1535.«

Zweierlei läßt sich aus diesen wenigen Zeilen entnehmen. Erstens, daß die Amtsstuben der Stadt schon vielfach mit Wanduhren ausgestattet sind und zweitens, daß dem Stadtschlosser Henlein nicht nur die Pflege der großen Außenuhren, sondern auch diejenige der kleineren Innenuhren obliegt. Dabei bleibt sein Arbeitsgebiet nicht auf den Raum innerhalb der Stadtmauern beschränkt, auch nach den der Reichsstadt zugehörigen Ortschaften muß er im Auftrage des Rates mit Gesellen und anderen Hilfskräften hinausziehen, um dort Uhren anzubringen. Ein Beispiel dafür ist der Auftrag, den das Nürnberger Landpflegamt dem Meister erteilt. Am 6. August des Jahres 1541 wird darüber ein längerer Vertrag geschlossen, daß Peter Henlein für das Städtchen Lichtenau, unweit Ansbach, das dem Landpflegamt unterstellt war, eine Uhr fertigt und anbringt.

»Ein gute bestendige neue Hor soll man dahin ordnen, die auch nit zu clein sei.«

Langsamer als in früheren Jahren schreitet Meister Peter aus, als er vom Landpflegamt in seine Werkstatt hinter Sankt Katharinen zurückkehrt. Gebeugter ist seine Gestalt; ergraut sind Haupthaar und Bart des nun Sechzigjährigen. Auch anderer Kummer noch drückt den Verwitweten. Mußte er doch vor noch nicht eines Jahres Frist sein zweites ehelich Gemahl, die Meisterin Margreth zu Grabe geleiten. Verwaist ist danach sein Haus und auch in der Werkstatt ist manches anders geworden.

Valentin, erst Lehrbub, dann Junggesell bei ihm, ist nun schon längst selber Meister und baut die Oerlein so geschickt und kunstgerecht, wie er es bei Peter Henlein gelernt hat. Nur der alte Georg ist Schlosserknecht geblieben. Wie alle die Jahre zuvor steht er am Schraubstock und führt Feile und Hammer, obwohl's ihm bisweilen schon schwer fällt. Im übrigen sind neue jüngere Gesichter um den Meister in der Werkstatt, in die er nun eintritt.

»Sieht heute frischer als sonst aus der Meister«, raunt Georg seinem Nachbarn zu, »scheint gute Kunde vom Pflegamt mitzubringen.«

Meister Peter hat inzwischen eine Schublade geöffnet, entnimmt derselben einen Stoß Zeichnungen und blättert darin. Nun hat er gefunden, was er suchte und bald merkens die Gesellen, daß es neue große Arbeit gibt. Mit einem Stück Rötel zeichnet er dem Georg auf der Feilbank Platten auf, die mit dem Kreuzmeisel aus starkem Eisenblech auszuschlagen, zu richten und zu befeilen sind.

»Mach's gut, Georg«, sagt der Meister, »es gilt Ehre einzulegen beim Pflegamt. Werde Dir später angeben, wo die Löcher in die Platten zu bohren sind.«

»Werd's nicht verfehlen«, brummt Georg vor sich hin, während Meister Peter schon beim nächsten steht und ihm ein anderes Zeichenblatt weist.

»Bist ein geschickter Schmied, Nikodem«, sagt er zu dem, »sind hier die Räder für ein groß Orelwerk zu schmieden. Halt Dich daran, hat Eile der Auftrag, den das Pflegamt uns gegeben.« – – –

Kräftig arbeitet der Blasebalg, brausend strömt der Wind durch die Esse. Hellrotwarm zieht Nikodem das Eisen mit der Zange aus der Glut und legt es auf den Amboß. Taktmäßig schlägt er mit dem Handhammer darauf, dröhnend folgt der schwere Hammer in den Händen des Stockgesellen nach, und unter den Schlägen nimmt das Eisen die gewollte Gestalt an. Sie verstehen sich auch auf's Schmieden die Schlosser, die hier am Amboß arbeiten und so meisterhaft formen sie das kirschrote Eisen vor, daß es nur wenig nachzufeilen gibt, um ein vollkommenes Zahnrad zu erhalten. In wenigen Tagen häufen sich so die Platten, Räder und Radwellen für die neue Uhr, die Meister Henlein für den Schloßturm in Lichtenau baut. Schnell geht die Arbeit vonstatten, doch immer noch nicht schnell genug für das Amt. Am Morgen des 20. August kommt ein Bote vom Rat in die Werkstatt und gibt dem Meister ein Brieflein.

»Ist recht«, sagt der, nachdem er's gelesen. »Bestellt dem gestrengen Herrn, daß ich gleich komme; will bloß das Gewand wechseln.«

Nur kurz ist das Schreiben, das der Bote dem Meister überbrachte:

»Die hora beim Peter Henlen soll man den pfleger sehen lassen, den Henlen fordern für das rathaus.« –

Nun steht er im Rathaus vor dem Pfleger und breitet seine Zeichnung aus. Sorgfältig prüft sie der Beamte, läßt sich die Maße nennen und nickt dann befriedigt.

»Wird ein schönes Werk werden Meister Henlein, so Ihr da schaffet; ich meine wohl, daß die Uhr sich gut auf dem Forchels-Turm ausnehmen wird, ohne daß es vonnöten wäre, den Turm nochmals zu erhöhen. Ich laß Euch darüber später noch Bescheid zukommen.« Damit ist die Unterredung für heute beendet, doch schon zehn Tage danach läßt der Pfleger den Meister abermals rufen.

»Bin selbst in Lichtenau gewesen, Meister«, beginnt er die Unterhaltung. »Leider geht's nicht so, wie ich gedacht. Hängen wir das Werk auf dem Turm nach Norden hin, so können's die bei dem Tor im äußeren Schloß und auf der Wach nicht sehen, als es da am nötigsten wäre, daß sie es mit Fleiß ablesen könnten. Hängen wir's nach Süden, können's wieder die vor den alten Kemenaten im äußeren Schloß nicht sehen. Weiß nicht, wie wir's hängen sollen, daß alle Leute die Weiser erschauen.«

Während der Pfleger die Stirn in nachdenkliche Falten zieht, überlegt Meister Henlein eine kurze Weile für sich und spricht dann:

»Ich wüßt ein einfach Mittel, gestrenger Herr. Der Turm in Lichtenau ist viereckig. Geben wir doch der Uhr vier Weiserblätter und auf jedem einen Weiser. Dann können es die Leut von allen Seiten erblicken.«

Die Züge des Pflegers entspannen sich. »Ihr meint, das wird gehen?« fragt er.

Meister Peter ist seiner Sache sicher. »Ist nicht schwierig, gestrenger Herr«, beginnt er seinen Plan zu entwickeln. »Ist kein neues Werk dafür vonnöten. Brauchen wir nur die Weiserblätter und zwei Räder mehr, um die Weiser durch zwei eiserne Stangen zu treiben. Hier könnt Ihr's sehen.« Er deutet bei den Worten auf die Zeichnung. »So führen die Stangen durch die Turmwände hindurch zu den Weisern.«

»Was wird's kosten Meister?« will der Pfleger noch wissen. Meister Peter macht im Kopf einen Überschlag. »Auf den Gulden genau kann ich's nicht sagen. Ich schätze vier Weiserschilder . . . die Stangentriebe . . . sechs bis sieben Zentner wird's wiegen . . . mag sich auf etwa 40 Gulden stellen. Ist das Ganze dann so gut wie vier Uhren, nach jeder Himmelsrichtung eine.«

»Macht es dann so, Meister Henlein«, gibt der Pfleger seine Zustimmung und läßt seinen Schreiber kommen. Eine neue Urkunde, einen Zusatzvertrag über drei weitere Zeiger muß der nach dem Diktat des Pflegers fertigen. Und weil man doch einmal beim Schreiben ist und der Pfleger ein tüchtiger Beamter, so heißt es in diesem Schriftstück weiter:

»Darauf er, Heinlein, sich erpoten, die urh gut und gerecht zu machen; was in seinem leben daran mangl sich erfinde, den woll er auf sein costen wenden; aber dieweil die urh noch nit gefertigt, is man mit ime auch des lons oder kaufs nit ainig worden.« – –

Im Hochsommer hat Meister Peter den Auftrag vom Pflegamt erhalten. Als der Nebelmond ins Land kommt, ist das Werk vollendet. Am 16. November fährt ein schwerer Leiterwagen des städtischen Bauhofes in der Gasse hinter Sankt Katharinen vor und alles wird darauf verladen. Uhrwerk, Gewichte, Weiserschilder und eiserne Gestänge. Dann steigt der Meister mit zwei Gesellen hinzu, der Wagenführer läßt die Peitsche knallen und in flotter Fahrt geht es hinaus in den kühlen Herbstmorgen.

Als die frühe Dämmerung hereinbricht, ist das Ziel erreicht und die erste Nacht bleibt der Meister mit seinen Gesellen im Haus des Pflegers von Lichtenau. Am nächsten Tage beginnt der Einbau der Uhr. Schreiner und Maler muß der Meister annehmen. Rüstig schreitet die Arbeit fort und am 29. November geht und schlägt die neue Turmuhr zum ersten Mal. Meister Peter kehrt nach Nürnberg zurück und der hohe Rat der Stadt dekretiert:

»Peter Henle soll ein verzeichnus geben, was man ime für die hora gen Lichtenau schuldig sei.« – –

Die Uhr von Lichtenau ist die letzte größere Arbeit des Meisters. Ein zweiter Auftrag, auch den Turm des Städtchens Hersbruch mit einer Uhr zu versehen, kommt nicht mehr zur Ausführung und bald schlägt auch für den Meister die letzte Stunde.

»Peter Henlein urmacher auf s. Katharinengraben gestorben« lautet die Eintragung in dem Sebalder Großtotengeläutsbuch. Der Name des Meisters steht zwischen vielen anderen Namen in den Eintragungen zwischen dem 4. Juni und 14. September des Jahres 1542. Das genaue Datum seines Todestages ist unbekannt. Aus der Reihenfolge der Namen läßt sich nur entnehmen, daß Peter Henlein wahrscheinlich in den letzten Augusttagen jenes Jahres die Augen für immer geschlossen hat. Ein Künstler ging mit ihm dahin, der seiner Vaterstadt durch sein Werk neuem Ruhm gewann und der Menschheit mit seiner Erfindung ein Geschenk machte, das aus dem Kulturleben der Völker nicht mehr hinweg zu denken ist.


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