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Nur stellenweise brechen die Strahlen der Frühsonne an diesem Junitage durch das Gewölk. Ein breiter Lichtbalken fällt in die Gasse hinter Sankt Katharinen, streift die hochgiebligen Häuser und dringt, durch Butzenscheiben vielfach gebrochen und verfärbt, auch in den Wohnraum, in dem Peter Henlein und sein Weib beim Frühbrot sitzen.
Der Tisch ist reichlich bestellt. Neben einem Korb voll weißer Wecken und einer Schale goldgelber Butter liegt auf steingutner Schüssel ein rosiger Schinken und angenehm dampft und duftet die morgendliche Einbrennsuppe aus der Schüssel. So ist alles vorhanden, was einen hungrigen Magen erfreuen könnte, doch Meister Henlein hat an diesem Morgen wenig acht darauf. Schweigsam sitzt er da, hat kaum ein paar Löffel Suppe gegessen und den Teller dann wieder zurückgeschoben. Eine Weile hat sich's die Meisterin stumm mit angesehen. Nun hält sie's nicht länger und sie beginnt auf ihn einzureden.
»Peter, was ist mit Dir? Hast Dich die ganze Nacht gewälzt – – – hast auch im Schlaf so wild gesprochen, daß ich mich schier bekreuzigen mußte. Bist jetzt stumm wie ein Fisch; will Dir kein Essen und Trinken schmecken . . . will zum Bader schicken, daß er Dir zur Ader läßt. Muß das schwere Blut heraus, daß Du wieder heiteren Sinnes wirst . . .«
Meister Henlein lacht kurz auf. »Es steckt nicht im Geblüt«, erwidert er mit einer abweisenden Bewegung. »Kann mir kein Bader nichts nützen.«
»Solltest auch mal wieder zur Beicht gehen«, spricht Frau Kunigunde weiter. »Warst ohnhin lang nicht dort. Kann Dir Erleichterung bringen.«
»Ist keines Pfaffen Sach nicht!« sagt Meister Peter während sich die Falten auf seiner Stirn bedenklich vertiefen. Da gibt die Frau es auf, ihn anderen Sinnes zu machen.
»Wenn Du nicht essen willst, kann das Bärbel abräumen.« Sie greift ein silbernes Glöcklein, schwingt es, daß es hell durch den Raum klingt. Sagt zu der eintretenden jungen Hausmagd: »Kannst abtragen, Bärbel.«
Gehorsam kommt die Magd dem Auftrag nach und stellt Schüssel und Teller auf ein geschnitztes Brett. Zwar ist es ihr unfaßlich, wie ein rechtschaffener Christenmensch die leckeren Speisen unberührt wieder vom Tisch gehen lassen kann, doch darüber zu rechten, steht ihr nicht zu; das wäre nur Sache ihrer gestrengen Herrin, die dem Meister mit zusammengekniffenen Lippen stumm gegenüber sitzt. Noch einmal kommt die Hausmagd mit einem kleinen Schipplein und Bürstlein zurück, um die Brosamen auf dem Tisch zusammenzufegen. Während sie die Bürste über das Leinen der Tischdecke gleiten läßt, schaut Meister Henlein ihr zu; zerstreut und abwesend zuerst, dann aufmerksamer und wie gebannt zuletzt.
Jetzt ist sie mit der Arbeit fertig und will gehen. Da hält der Meister sie mit einem Ruf zurück, nimmt ihr die Bürste aus der Hand, fährt selbst damit über das Tischtuch.
»Hab' ich's nicht recht gemacht, Meister?« fragt sie und schaut erschrocken, ob etwa noch Krumen auf dem Tisch liegen geblieben sind.
»Ist schon recht Bärbele, kannst gehen«, winkt der Meister ab und fährt mit seinem Spiel fort, während die Magd hinausgeht. Scharf blickt er dabei auf das Bürstlein und beobachtet wie die einzelnen Borsten sich biegen und wieder vorschnellen, während er damit über das Leinengewebe streicht.
Eine Weile schaut die Meisterin seinem Treiben kopfschüttelnd zu; dann macht sich ihre Besorgnis in Worten Luft.
»Josef Maria, was ist's mit Dir Peter? Wie verwandelt bist Du seit gestern. Hat Dich der böse Blick getroffen? Hat's Dir eine Trud angetan?«
»S'ist nichts Frau«, erwidert der Meister kurz, »ich muß in die Werkstatt.«
Damit springt er auf, wirft die Bürste auf den Tisch und eilt aus dem Zimmer. Mit besorgtem Blick sieht Frau Kunigunde ihn gehen. Sie hört den Meister noch kurze Zeit draußen in einer Kammer kramen, in der er . . . das muß sie trotz ihrer Kümmernis bedenken, . . . eigentlich nichts zu suchen hat. Dann vernimmt sie seine festen Schritte auf dem Gang, der zur Werkstatt führt.
»Ist ein recht Kreuz mit denen Erfindern«, seufzt sie vor sich hin. – – –
Meister Henlein tritt in seine Werkstatt. Hinter ihm schlägt die Tür von selbst zu; eine federnde Stahldrahtspirale drückt sie nach der Öffnung jedesmal wieder in die alte Lage zurück. Es ist eine Erfindung, die Peter Henlein vor Jahresfrist machte und mancher Tür in Nürnberg anfügte. Eine kleine nützliche Sache, die dem Jungschlosser die ersten Kreuzer und Gulden ins Haus brachte . . . die ihn weiter dazu geführt hat, die stählerne Feder auch als treibendes Mittel für sein Oerlein zu verwenden.
Er geht durch die Werkstatt, erwidert den Gruß seiner Gesellen und wendet sich seinem Arbeitsplatz am Fenster zu.
»Was trägt der Meister unter dem Arm?« raunt Martin der zweite Gesell dem ersten Gehilfen Georg zu. »Sind doch, so meine Augen mich nicht täuschen, drei oder gar vier Bürstlein. Was will er damit? Haben doch genug Reiserbesen hier, die Werkstatt sauber zu halten.«
»Hab's auch gesehen; kann Dir nicht sagen, wozu er sie braucht. Mußt selber zum Meister hingehen, wenn Du's wissen willst«, meint Georg.
»Werd ich auch tun«, trumpft Martin auf. »Wollte den Meister ohndem sprechen.«
Aus der Schublade seiner Feilbank zieht der Geselle ein Blatt, von jener Art wie sie es in der Papiermühle an der Pegnitz besonders schön und glatt herstellen. Beschaut sich noch einmal die Zeichnung, die er gestern nach Feierabend darauf entworfen hat und geht damit zum Meister.
Der hockt vornübergebeugt auf seinem Schemel, doch die Lupe liegt diesmal unbenutzt neben ihm, und auch das kleine Oerlein hat er beiseite geschoben. An einem winzigen Schraubstock macht er sich zu schaffen und der Gesell will seinen Augen kaum trauen, als er sieht, was Meister Henlein dort treibt.
Einzelne Borsten hat er in den Schraubstock geklemmt wie man sonst wohl einen Draht, der befeilt werden soll, einspannt. Mit einem feinen Elfenbeinstäbchen schlägt er leicht gegen die Borsten, beobachtet wie sie nach dem Schlag zurückschnellen, greift nach einer Schere, kürzt sie ein wenig und beginnt das eigenartige Spiel von Neuem. So versunken ist der Meister in seine wunderliche Beschäftigung, daß er den Gesellen nicht bemerkt. Erst als der noch näher herantritt und ihn anspricht, richtet Meister Henlein sich auf. Während er ihn abweisend anblickt, fragt er:
»Was willst Du Martin?«
»Wollt Euch eine neue Zeichnung weisen, Meister; ist der Plan für ein neues Bisamäpflein. So's Euch gefällt, möcht ich's ausführen.«
Der Meister hat ihm das Blatt aus der Hand genommen; betrachtet's erst flüchtig, schaut dann aufmerksamer darauf und nickt ein paarmal.
»Ist ein hübscher Entwurf, Martin«, meint er zustimmend, greift nach dem Reißblei auf seinem Tisch und spricht: »Hier könnte man die Ornamenta ein wenig verändern«, macht ein paar verbessernde Striche auf der Zeichnung und reicht sie dem Gesellen zurück. Redet weiter: »Ist gut so, Martin. Führ es so aus. Wirst am Ende noch einmal Dein Meisterstück auf die Äpflein machen.«
Während der Gesell zu seiner Feilbank zurückkehrt, vertieft sich Meister Henlein wieder in seine Arbeit. Sorgsam verwahrt er die Borsten in einem Schächtelchen. Ein winzig Eisenstücklein, das neben dem orologium liegt, spannt er in den Schraubstock ein und schickt sich an, mit einem Bohrer, der kaum stärker als eine Borste ist, zwei Löchlein darein zu bohren. Das ist eine Arbeit, die ein scharfes Auge, eine sichere und ruhige Hand und viel Geduld erfordert. Schädlich kann dabei jegliche Störung werden und eine Störung ist es, als nun Valentin der Lehrbub zu dem Meister tritt. Unwillig legt er die Bohrfiedel beiseite, blickt auf den zerbrochenen Schlüssel, den der Junge ihm vorzeigt und hört dessen Frage an.
»Hat mir der Georg gesagt Meister, daß ich den Schlüssel heil machen soll; hat mir aber nicht gewiesen, wie's zu machen ist; hat mich zu Euch geschickt . . .«
Meister Henlein fährt sich ungeduldig durch's Haar.
»Mußt den Schlüssel in dem Schmiedefeuer löten Valentin. Georg soll Dir's genau weisen und mit dabeistehen, bis die Lötung fertig ist; bestell ihm das von mir.« Mit diesem Bescheid trollt sich der Bub, während sich Meister Henlein daran macht, das zweite Löchlein zu bohren. – – –
»Ich soll's Dir weisen«, sagt Georg der Gesell zu Valentin. »Da merk fein auf; erst müssen wir den abgebrochenen Bart mit Eisendraht fest an den Schlüsselschaft binden, daß Bruchstelle genau auf Bruchstelle paßt. Schau zu, wie ich's mache. Sieh, wie ich den Draht mit der Zange zusammendrehe. So, jetzt sind die Stücke in richtiger Lage verbunden. Nun können wir damit zur Esse gehen.«
Auf dem Wege dahin fragt der Gesell nebenher: »Sprach der Meister sonst noch etwas zu Dir?«
»Hat nichts weiter gesagt der Meister« antwortet ihm Valentin, »war gar eifrig dabei, feine Löchlein zu bohren; hat kaum aufgeschaut von seiner Arbeit.«
»Sahst Du die Bürsten auf seinem Tisch?« will Georg weiter wissen.
»Hab nicht darauf geachtet, kann's Euch nicht sagen«, erwidert der Lehrbub.
»Mußt Deine Augen besser aufsperren«, knurrt der Gesell und tritt an die Esse, »merk jetzt auf! Erst bauen wir aus frischer Kohle ein Bettlein für den Schlüssel. So! Nun packen wir ihn hinein, schütten Schlaglot und Lötpulver darauf. Noch ein passend Stück Kohle darüber. Jetzt zieh den Blasebalg, daß die Esse in Glut kommt.« – – –
Inzwischen ist auch der zweite Gesell hinzugekommen. Er hat ein Blech für das neue Äpflein zugeschnitten und will es ausglühen.
»Mußt warten Martin, bis wir gelötet haben«, empfängt ihn Georg und benutzt die Gelegenheit, ihn über den Meister zu befragen. Kopfschüttelnd hört er sich an, was der Andere zu berichten weiß. Meint danach: »Ist eine verwunderliche Sach mit dem Meister. Was tut er mit den Borsten? Ist nicht zunftgerecht für einen Meister auf dem Schlosserhandwerk. Möchte wissen, wie's noch ausgehen wird . . .«
»Hat blau geblitzt aus dem Feuer!« schreit Valentin dazwischen.
»Blasebalg nicht mehr ziehen!« ruft der Gesell und eilt zu ihm.
»Ist recht so, Bub. Das Lot ist geflossen!« Während er die obere Kohle abhebt, spricht er weiter: »Ist gut durchgeflossen, das Lot. Wollen's hier auf den Essenrand stellen und verkühlen lassen.«
»Kann jetzt wohl an's Feuer heran?« sagt Martin, als Meister Henlein dazu kommt.
»Hast den Bart gelötet? Ist recht so, Georg«, meint er zu dem ersten Gesellen. »Hat's der Bub begriffen? Mußt noch ein wenig mit dem Blech warten«, spricht er zu Martin weiter. »Will mir Leim warm machen.« Während er's sagt, hält er einen Tiegel über die Glut.
»Was ist's mit dem Meister?« flüstert der erste dem zweiten Gesellen zu. »Erst Borsten, nun Leim? Ist kein zünftig Schlosserwerk mehr. Pfuscht den Bürstenbindern und Schreinern ins Handwerk. Kann ihm eine Rug einbringen, wenn's vor das Amt kommt.«
Martin legt die Finger auf die Lippen. »Schweig still, Georg! Darüber können wir nicht rechten. S'ist die neue Kunst, die Uhrmacherkunst, die das mit sich bringt.«
»Ist mir ganz gleich, Martin, ob's neue oder alte Kunst ist. Die Gebote der Zunft muß jeder halten . . . auch unser Meister. Er sollt sich ein warnend Beispiel an seinem Bruder Hermann, dem Messerschmied nehmen. Der kann's auch nicht lassen, in anderes Gewerk hinein zu pfuschen. Fertigt nicht nur seine Messer, wie's ihm zukommt, sondern auch Scheiden dazu mit goldenen und silbernen Beschlägen. Will's nicht leugnen, daß es gar kunstvoll gravierte Stücklein sind. Er greift aber damit in das Gewerk der Goldschmiede ein. Hat dessentwegen schon viermal vor dem Rat unserer Stadt erscheinen müssen. Ist auch schwer verwarnt worden. Unser Rugamt läßt nicht mit sich scherzen. Haben die Herren gedroht, so er nicht davon läßt, ihn in den Turm zu setzen . . . Könnt unserm Meister am Ende noch ähnlich ergehen, so er die Bürstenbinder und Schreiner wider sich aufbringt . . .«
»Das braucht unser Meister nimmer zu fürchten. Ist die Uhrmacherkunst, die er betreibt zwar jetzt noch bei uns Schlossern. Wird aber vielleicht bald einmal eine eigene Zunft daraus entstehen. Werden die Uhrmacher dann wohl ein verbrieft Recht bekommen, auch Borsten und Leim zu gebrauchen. Bleibt nicht immer alles so wie es ist, Georg. Kommt neue Zeit, kommt auch neues Gewerk.«
»Ist mir mein ehrlich Schlossergewerk lieber als das da«, unterbricht ihn der erste Gesell mit einer Gebärde nach Meister Henlein hin. Dann nimmt er den Schlüssel vom Essenrand und winkt dem Lehrbuben ihm zu folgen. Spricht dabei im Fortgehen zu dem.
»Merk Dir's, Valentin! Die Schmiede schweißen, die Schlosser löten hart, die Spengler löten weich und die Schreiner leimen. So ist's Zunftbrauch von altersher. Wollen den Schlüssel jetzt in den Schraubstock spannen und befeilen. – – –
Meister Henlein sieht den Leim aufkochen und zieht seinen Tiegel vom Feuer.
»Kannst jetzt an die Esse«, sagt er zu Martin und kehrt zu seinem Arbeitsplatz zurück. Mit einem Zänglein greift er sich erst eine und dann noch eine der zugeschnittenen Borsten, taucht sie ein wenig in den heißen Leim und fügt sie in die feinen Löchlein, die er vorher bohrte. Grübelnd sitzt er davor, bis der Leim erkaltet und hart geworden ist.
Während der Viertelstunde, die darüber vergeht, malt er sich mit halbgeschlossenen Augen aus, wie sein orologium mit dieser neuen Vorrichtung arbeiten wird. Die Waag wird danach nicht mehr beliebig weit ausschwingen können. Die feinen Borsten werden eine zu starke Bewegung federnd abfangen. Auch wenn der, der solch ein Oerlein trägt, hastige Bewegungen macht, wird es doch nicht mehr geschehen können, daß das winzige Bälklein zu stark schwingt und die feinen Lappen an der Spindel die Fühlung mit dem Kronrad verlieren. So hat er sich's gedacht, so hat er's in schlaflosen Nächten geplant und nun . . . bald schon . . . in den nächsten Minuten schon wird er's probieren können, ob der Gedanke richtig war . . . ob die Börstlein leisten, was er sich von ihnen erhoffte.
Den Ausschlag der Waag sollen sie begrenzen, doch mehr noch als das erwartet Meister Peter von seiner Erfindung. Durch ein feines Hebelchen vermag er sie auch weiter oder näher an die Waag zu stellen und damit will er den Gang des Oerleins beeinflussen. Je nachdem er sie näher oder weiter stellt, soll es schneller oder langsamer laufen. Derart regeln will er das kleine Werk damit, daß es die Stunden ebenso genau weist, wie die großen Wohnungsuhren . . . Wird es gelingen? . . . Meister Henlein fiebert vor Ungeduld.
Nun endlich ist es soweit. Der Leim ist hart geworden. Fest sitzen die Borsten in dem kleinen Eisenteilchen. Der Meister zieht das orologium zu sich heran und fügt das Teilchen an der vorgesehenen Stelle ein. Die Lupe in das eine Auge geklemmt, beobachtet er, wie das Ganze arbeitet, wenn er den kleinen Hebel verstellt. Lange Minuten starrt er wie gebannt auf das Spiel der Waage; wie sie hin und her schwingt, die Borsten berührt, um ein winziges biegt und dann wieder zurückschwingt. Nun lehnt er sich tiefatmend zurück und seine Züge entspannen sich. Gelungen scheint ihm zu sein, um was er sich solange sorgte. Das Spiel des orologiums geht jetzt, so wie er's im Geiste vorausgeschaut. Die Lösung, um die er so lange gerungen, ist nun gefunden.
Zu Viertelstunden summen sich die Minuten. Eine volle Stunde ist vergangen und noch immer sitzt der Meister vor seinem orologium, als könne er den Blick nicht losreißen von dem rhythmischen Spiel der Waage und dem gleichmäßigen Gang der Rädlein. – – –
Während Peter Henlein in der Werkstatt sitzt und sinnt, braut sich in seiner Wohnung ein Unwetter zusammen. Frau Kunigunde hat nach seinem Weggang Auftrag gegeben, des Meisters Sonntagsgewand zu reinigen. Aufgeregt ist das Bärbele nach kurzer Zeit zurückgekommen und hat der Meisterin berichtet, daß alle Bürsten fort sind. Zusammen sind sie darauf in die Kammer gegangen und haben die Meldung der Magd bestätigt gefunden. Einen Augenblick ist die Meisterin sprachlos, dann erinnert sie sich daran, den Meister vorher in der Kammer gehört zu haben, und schnell ist sie sich darüber klar, daß nur der die Bürsten an sich genommen haben kann. Mit dem Auftrage sie zurückzuholen, wird Bärbel in die Werkstatt geschickt.
Es dauert geraume Zeit, bevor sie zurück kommt. Ungeduldig empfängt sie die Meisterin; fragt nach einem kurzen Blick:
»Du bringst nur drei Bürsten, Bärbel, wo ist die vierte!«
»Hat der Meister mir nicht geben wollen, gestrenge Frau Meisterin. Hat gesagt, er braucht sie noch. Hat sie in seine Lade geschlossen.«
Frau Kunigunde möchte sprechen, doch in Gegenwart der Magd will sie über den Meister nichts sagen. Sie schweigt, bis Bärbel das Zimmer verlassen hat; dann macht sie für sich ihrem gepreßten Herzen Luft: ›Das wäre ja noch schöner, Meister Peter! Mein bestes Bürstlein fortzunehmen! . . . In der Werkstatt verschließen . . . das gibt's fein nicht! . . . Was hat der Mann nur? Wird alle Tage wunderlicher mit ihm . . . mag er in seiner Werkstatt treiben, was er will, aber mein Bürstlein muß ich zurück haben . . . werd beim Mittagsmahl ein Wörtlein mit ihm darüber reden.‹ – –