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19.

Jetzt scheint auf der einen Hälfte der Welt
Die Natur todt. Täufelsträume necken
Den Schlaf hinter zugezogenen Vorhängen.

Shakspeare.

Es war eine dunkele und stürmische Nacht, in der Junker Friedmann den Italiener Bandini zu einem Unternehmen begleitete, das, obgleich es ihm noch räthselhaft sein mußte, dennoch Ansprüche auf seine Mitwirkung zu haben schien. Ein Verrath gegen den Kaiser, seinen hochverehrten und geliebten Herrn, dünkte ihn etwas so Entsetzliches, daß sein ganzes Innere sich in einer zornigen Aufwallung befand und er von einer edeln Begierde entflammt war, das Seine zur Vereitelung irgend eines schwarzen Planes, zur Entlarvung eines heimlich schleichenden Bösewichts beizutragen. Hatte er doch selbst schon als wissenloses Werkzeug dem tückischen Meuchelmorde dienen sollen, war er doch nur durch des Monarchen Vorsicht und Alessandros Weisheit vor der Theilnahme an diesem schrecklichen Verbrechen bewahrt worden!

Der Sturm wüthete furchtbar in den Schindeldächern der leicht gebaueten Häuser. Kein Stern leuchtete vom Himmel herab, der mit einer dichten Wolkenhülle bedeckt war. Der Lombarde wickelte sich fester in seinen Mantel, der Junker von Sonnenberg aber, entflammt von edeln Gefühlen für Pflicht und Recht, gewöhnt jede Beschwerde der Witterung und der Jahreszeiten zu ertragen, achtete nicht des tobenden Sturmes und schritt ruhig neben dem eilenden Begleiter hin.

»Bandini, wohin führt Ihr mich?« sagte er endlich mit halblauter Stimme zu diesem, nachdem sie schweigend schon mehrere Straßen durchschritten hatten. »Ich vertraue Euch, denn Ihr habt Euch mir als einen Freund erwiesen und mich gewarnt, ehe ich noch ahnen konnte, daß mich Adolphs Feinde für wichtig genug hielten, mich zu ihren Zwecken zu mißbrauchen. Aber meine Seele ist zu heftig bewegt worden durch Euere Reden und Benehmen, als daß ich nicht nähern Aufschluß von Euch verlangen sollte. Wer sind die Verräther, die ich entlarven soll? Wer wagt es, hier in der geheiligten Nähe des Monarchen ein verbrecherisches Einverständniß anzuspinnen?«

»Wer das wagt?« erwiederte leise der Krämer. »O der Leute sind gar viele, die um der Absolution von Blutschuld oder Todtsünde willen ihre Seele immer fester dem Bösen verschreiben, während sie glauben, sich dem Himmel gefällig zu machen, wenn sie denjenigen zu verderben suchen, der ihnen als ein Feind der Kirche geschildert worden ist! Aber von diesen spreche ich nicht. Sie haben doch eine Art Gewissen, das vor dem gesalbten Haupte zusammenschrickt, und sie sind zu feige, um die Ränke und Entwürfe, an denen sie ewig spinnen, zur wirksamen That zu bringen. Nein! Die Leute, die ich meine, sind anderer Art. Ihr Gewissen ist längst todt und ihr Ich ist der Abgott, dem sie jedes Opfer bringen. List und Verstellung, Raub und Meuchelmord sind Dinge, die sie mit der größten Seelenruhe üben, sobald es ihnen etwas einträgt. Sie umarmen Euch und nennen Euch ihren besten Freund, indem sie Euch von hinten den Dolch in das Herz stoßen. Sie lächeln noch, wenn das geschehn ist, und lächeln fort, bis sie sich in die Hölle gelächelt haben. Ihr werdet bald Näheres von ihnen erfahren und alte Bekannte in ihnen finden. Doch jetzt still! Hinter dieses Gemäuer müssen wir treten und hier den Boten jener lächelnden Verräther erwarten.«

Die beiden nächtlichen Wanderer befanden sich jetzt in der Nähe der Stadtthors, durch welches sich damals der räthselhafte Befreier des Waffenmeisters Ralph Strichauer entfernt hatte. In jener Nacht war der lombardische Handelsmann erst spät von einem Gelage mit seinen Landsleuten zurückgekehrt. Sein Weg führte ihn an diesem Thore vorüber und er erkannte, indem er verborgen die Heranschleichenden belauschte, mit Entsetzen unter den drei Männern einen, dessen Nähe wohl schreckliche Erinnerungen in ihm erwecken konnte, den auch wir schon kennen, als einen vielgestaltigen Proteus, als den unversöhnlichen Feind Adolphs von Nassau. Er war nahe genug, das Geflüster der Männer zu verstehen und so war es ihm durch dieses zufällige Zusammentreffen möglich, dem Junker von Sonnenberg sich dankbar zu erweisen, indem er ihm Gelegenheit gab, seinem kaiserlichen Herrn einen wichtigen Dienst zu leisten. Er selbst war zu klug und zu sehr seinem Handelsgeschäfte zugethan, um selbst seinen Dank dieser Art zu verdienen. Wer heute hoch stand, konnte morgen fallen, und wenn auch der Italiener im Grund seines Herzens auf der Seite dessen war, der ihm der Gerechte dünkte, so mochte er es doch mit Keinem verderben.

Der Junker von Sonnenberg stand schweigend und harrend an der Seite des Italieners hinter der verfallenen Mauerwand, aber seine Seele ward von stürmischen Empfindungen bewegt, die ihn um so mächtiger ergriffen, je weniger er wagen durfte, sie laut zu äußern. Durch eine Spalte in dem Gemäuer konnten sie, soviel es das vom Thurme matt herabschimmernde Licht erlaubte, die Straße und das Thor im Auge behalten. Sie mußten lange warten, ehe etwas Besonderes sich ereignete, das ihre Aufmerksamkeit erregt hätte. Nur war es dem Junker auffallend, zum Oeftern das erleuchtete Fensterchen in der Wohnung des Thorwarts sich öffnen und jemand dorten erscheinen zu sehen, der, als harre er der Ankunft eines andern und horche nach diesem hin, einige Zeit am Fenster verweilte und dann sich wieder zurückzog.

Endlich wurden die Töne der Mitternachtsglocke durch den heftig stürmenden Nordostwind von der St. Bartholomäi-Kirche zu dem Gehör der Harrenden herübergetragen. Mit dem letzten Glockenschlage vernahmen sie zugleich die Schritte eines Herannahenden und ein unverständliches Gemurmel, das von diesem auszugehen schien. Waffengeräusch wurde hörbar. Friedmanns Hand zuckte nach dem Schwerte, Bandini aber hielt ihn zurück und machte ihm bemerkbar, daß der Kommende nur zu seiner unsinnigen Belustigung mit seinem Degen gegen die Steine, die ihm im Wege lagen, schlug.

» In vino veritas! sagen die Lateiner, aber diesesmal haben sie unrecht,« ließ sich jetzt die bekannte Stimme des Waffenmeisters Ralph Strichauer vernehmen, dessen lallende Sprache und taumelnder Gang den Lauschenden die Vermuthung einflößte, der wackere Bote habe dem Becher mehr als billig zugesprochen. »Ich möchte den sehen,« fuhr er in seinem Selbstgespräche fort, indem er sich um auszuruhen an die Wand eines Hauses lehnte, »der mir jetzt mein Geheimniß abschwatzen wollte und dem ich offen heraussagen sollte: Domine, hier auf der Brust trage ich in wohlversiegelten Pergamenten das Wohl und Wehe von Kaiser und Reich! Und dennoch habe ich meine vier Kannen Augsburger Maaß, aufrichtig getrunken und die Nagelprobe gemacht und kein Tropfen ist übrig blieben. Unser eins, der gewöhnt ist ranarum more zu leben, geht auf wie ein Schwamm, wenn er so lange trocken in Herrn Volrad's verborgenem Kämmerlein sitzen muß, wie ich. Und ist nun die dürre Zeit vorüber, so saugt er in sich, was hinein geht und der Fisch im Wasser ist dann nicht munterer, wie der Wein in Meister Ralph. Hinc illae lacrymae! Das waren böse Zeiten. Doch was verplemperst Du Deine Zeit mit Pappeln, Bruder Pantaleon? Die Wände haben Ohren und diese boshafte Wand kann zum Feinde an Dir werden und Deine Worte ausbringen, wo sie nicht gehört werden dürfen. Aber sie soll Respect bekommen, sie soll sehen, mit wem sie es zu thun hat!«

Bei diesen Worten schlug er so heftig mit seinem Schwerte gegen die Mauer, daß es in viele Stücke zersplitterte. Einige Augenblicke lang blieb er still und hielt den Stummel gegen das herabschimmernde Licht.

» Optime fecisti!« sagte er dann und steckte das übergebliebene Stück des Schwertes, das nur wenige Zoll über den Griff hinausragte, in seinen Gürtel. »Du hast den Feind besiegt, du hast einen guten Dolch gewonnen und ein schlechtes Schwert, das dir beim letzten Kampf mit dem Junker nasutulo untreu gewesen, verloren. Doch vorwärts, Meister Ralph! Der Gestrenge könnte es dich übel entgelten lassen, wenn er eher auf dem Platze wäre, als du!«

Er taumelte gegen das Thor hin und bestürmte es mit so gewaltigen Faustschlägen, daß ihr Schall weithin durch die Nacht dröhnte.

»Mit diesem betrunkenen Schelmen werden wir ohne große Künste fertig werden!« raunte Bandini seinem Nebenmanne zu. »Seine Helfershelfer haben ihn aus peinlicher Haft losgemacht und das erste, was er unternimmt, ist ein Schelmenstück, das auf's Neue den Galgen verdient. Laßt mich nur machen! In seinem jetzigen Zustande sieht er einen Fuchs für einen Löwen an und ich hoffe ihm seine Pergamente abzuschwatzen, ohne daß wir nöthig haben Gewalt zu gebrauchen, was unnützen Lärm und Aufsehn erregen könnte. Wenn er das Thor hinter sich hat, treten wir hervor und verlangen Auslaß. Ihr tragt das kaiserliche Wappen, und man darf ihn Euch nicht versagen. Entlaufen kann uns der Schuft nicht, denn der Wein liegt ihm zu schwer in den Gliedern und dafür, daß er mir meinen Laden hat plündern wollen, soll er seinen Botenlohn in dieser schlechten Sache verlieren.«

»Aber, sagt mir, Bandini!« versetzte eben so leise der Junker: »warum habt Ihr diese Sache, da Ihr sie voraus gewußt, nicht in kaiserlicher Pfalz oder bei dem Stadtschultheißen angezeigt? Dann hätte man dem Diener des Verraths mit Schergen hier aufgepaßt, ihn festgenommen und Alles wäre öffentlich nach Urtheil und Recht geschehn und entschieden worden.«

»Mit Euerer Oeffentlichkeit!« entgegnete unwillig der Lombarde. »Daß dann der Verräther selbst, der ohne Zweifel in der Nähe kaiserlicher Person steht, hübsch Alles vorauserfahren, seine Sendung aufgeschoben hätte und Antonio Bandini als ein falscher Ankläger erschienen wäre, um seinen Vorwitz in Kerkerhaft oder mit noch ärgerer Strafe zu büßen? Ich mag nichts zu thun haben mit dem Kaiser und dem Schultheißen, das wißt Ihr! Ich will Euch dienen, denn Ihr habt mir einen großen Dienst geleistet und wenn Ihr dann etwas Weiteres thun wollt in dieser Angelegenheit, so mögt Ihr das mit Euch selbst ausmachen.«

Es lag so viel Wahres in den Gründen, welche der Italiener angab, daß Friedmann ihnen seine Beistimmung nicht versagen konnte. Aber er fühlte sich jetzt weit mehr beunruhigt, als früher. Der Verräther sollte dem verehrten Monarchen so nahe sein, dieser nährte die Schlange, die mit ihrem giftigen Zahne nach ihm zielte, an seiner Brust, arglos gab er sein Vertrauen einem heimtückischen Bösewicht hin! Und wer konnte dieser Bösewicht sein? Er ließ alle Personen des Hofs, die in besonderer Gunst bei dem Monarchen standen, an seiner Erinnerung vorübergehen, keiner schien ihm schändlich genug, um so argem Verbrechen sich hingeben zu können. Aber, als er Günthers von Nollingen gedachte, regte sich doch ein leiser Verdacht in ihm, den er übrigens schnell unterdrückte, um einem im Punkte der Treue sonst wohlberufenen Rittersmanne nicht unrecht zu thun.

Indessen war der Thorwart herabgekommen und schalt heftig, ohne jedoch seine Stimme sehr zu erheben, mit dem betrunkenen Ralph über das Getöse, das er verursachte.

»Schweig, Nachteule!« rief trotzig der Waffenmeister. »Du hast zu gehorchen und ich habe zu befehlen. Ich gebe Dir das Paßwort und Du schließest auf. Lubus in fabula heißt das Wort und nun mache eilig oder der Lupus kommt über Dich und bohrt Dir einen so scharfen Zahn in Dein Fleisch, daß Du Dein Lebenlang daran denkst!«

»Wenn der gestrenge Herr Schöff nicht wäre, so wollte ich schon mit Dir fertig werden, Du Grobhans!« sprach unwillig der Pförtner für sich hin, indem seine Schlüssel am Thore rasselten. »Da ist Dir aufgethan;« fügte er lauter hinzu: »hebe Dich nun hinweg und laß Dich nicht so bald wieder sehen in der guten Reichsstadt! Nicht immer sind unsere Herrn so gnädig, einem Vogel, wie Dir, die Fittiche zu lüpfen.«

» Per aspera ad astra, sagen die Lateiner!« entgegnete Ralph und taumelte durch das geöffnete Thor. »Aber davon versteht die Nachteule nichts und Bruder Pantaleon ist nicht dafür da, sie aus ihrer Dummheit zu erlösen.«

Diese letzten Worte wurden von den Lauschenden kaum vernommen, denn der Waffenmeister sprach sie erst aus, als er schon das Thor hinter sich hatte.

»Auf Nimmerwiedersehn, Du Tölpel von einem Spürhund!« murmelte der Pförtner ihm nach, indem er sogleich das Thor wieder verschloß. »Beim Sanct Veit, Deinesgleichen hätte ich mir nimmermehr zum Bewahrer meiner Geheimnisse auserwählt.«

»Jetzt ist es Zeit!« flüsterte Bandini hastig, dem Junker zu. »Jetzt packt ihn und gebraucht Euer Ansehn, daß er uns sogleich das Thor wieder öffnet.«

Ohne zu zögern schritt Friedmann rasch hinter der Mauer, die ihn bisher verborgen hatte, hervor und auf den Thorwart los. Er hatte mit starker Faust den Arm des erschrockenen Mannes ergriffen; ehe dieser seine Annäherung bemerkt, er hielt ihn so fest, daß er nicht von der Stelle konnte, er sah dem Zitternden mit zornigem Blicke ins Angesicht und sagte in gebieterischem Tone:

»Auch mir öffne sogleich! Ich befehl es Dir im Namen kaiserlicher Majestät.«

Der Wächter war ein Mann, den diese unerwartete Begegnung wohl für den ersten Augenblick in Schrecken setzen konnte, dem es jedoch bald gelang sich wieder zu fassen und der nun dem Junker mit trotziger Stimme erwiederte:

»Was ficht Euch an und wer seid Ihr, daß Ihr gewaltthätig verfahrt gegen freier Reichsstadt wohlbestallten Thorwart? Sehet Euch vor! Ein Pfiff von mir und die nahe Wache kommt herbei und Ihr büßt zwischen vier feuchten Mauern den jugendlichen Muthwillen, den Ihr mit mir treiben wollt.«

»Schurke!« knirschte Friedmann. »Ich könnte Dir das Paßwort des Verraths geben und Du würdest dem zweiten Lupus in fabula das Thor ohne Weiters aufthun, wie Du es dem ersten aufgethan hast. Aber sieh her, –« bei diesen Worten zog er ihn in den Schein des vom Thurme herabschimmernden Lichtes – »dieses Kleid zeigt Dir, wer ich bin und daß ich ein Recht habe, Dir zu gebieten. Jetzt öffne im Augenblicke oder, so wahr ich der Junker von Sonnenberg bin, ich gebe Dich noch in dieser Nacht als Mitwisser und Theilnehmer eines hochverrätherischen Unternehmens bei kaiserlicher Majestät an und nachher hast Du Quartier in freier Luft gefunden und verkehrst mit Krähen und Raben und andern Galgenvögeln.«

Der Pförtner sah sich entdeckt und verlor nun alle Fassung. Er sank dem Junker zu Füßen und beschwor diesen in den rührendsten Worten, ihn nicht unglücklich zu machen mit Weib und Kindern und zu verschweigen, was er nur auf übernatürlichem Wege erfahren haben könne. Er wolle ja gern Alles thun, was er verlange, er habe nur nicht gleich das kaiserliche Wappenkleid erkannt, als er ihm so trotzig geantwortet.

»So öffne ohne Zaudern das Thor!« gebot Friedmann »Im Uebrigen fürchte nichts. Einen Wurm, wie Dich, mag ich nicht zertreten.«

Neue Schwierigkeiten erhoben sich jetzt, denn der Thorwart gab vor, er finde den Schlüssel nicht mehr an seinem Bunde und müsse in der Dunkelheit ihn verloren haben.

»Hier ist er,« sagte spöttisch Bandini, indem er ihn von der Erde aufnahm. Seinem Scharfblicke war es nicht entgangen, daß der Pförtner, wahrscheinlich um die Verfolgung des Waffenmeisters zu verzögern, den Schlüssel absichtlich hatte zur Erde fallen lassen. Friedmann öffnete nun selbst und schritt, von dem Lombarden begleitet, rasch durch das Thor in die dunkle Nacht hinaus auf einem Pfade, den er nicht kannte und von dem er nicht wußte, wohin er führe.

Mit einem Seufzer blickte der Thorwart den zwei hinwegeilenden Männern lange nach. Endlich verschloß er wiederum das Pförtchen und sprach, indem er die schmale Treppe zum obern Theile des Thurmes hinanstieg:

»Ich kann's nicht ändern! Das ist derselbe tolle Junker, der dem Ralph schon eins über die Nase versetzt hat und ich müßte mich sehr irren, wenn dem Trunkenbolde jetzt nicht ein Schlimmeres bevorstünde.

Der Böse muß es dem Junker gesteckt haben mit dem Lupus in fabula oder der Ralph hat es herausgeplappert im Trunke. Ich wasche meine Hände in Unschuld, mag es kommen wie es will! Habe ich doch die Absolution vom Hochwürdigen einmal weg und muß doch für das Uebrige Herr Volrad stehen, der Alles angeordnet, wie ich es befolgt.«

Mit diesem Troste begab er sich auf sein Lager, wo er bald einschlummerte, aber die ganze Nacht hindurch vom Galgen, von Krähen und Raben träumte. Bald war sein Genosse Ralph der Henker, der ihn frohen und lachenden Muthes aufknüpfte, bald kam es nur bis dahin, daß ihm der Strick um den Hals gelegt wurde und dann Kaiser Adolph selbst auf schäumendem Rosse herbeistürmte, um ihm Gnade zuzurufen. Eine so traumreiche Nacht, wie diese, hatte der Mann noch nicht erlebt, und als er am Morgen seiner Ehehälfte erzählte, was ihm begegnet sei und was ihm geträumt habe, verfehlte diese nicht, ihm eine Erklärung seines Traumes zu geben, die ihm die Haare zu Berge trieb und ihn den Galgen als nahe und wirklich bevorstehendes Ziel seines Lebens betrachten ließ.



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