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17.

Nun Pfeil und Bogen her, die Hunde vor,
Daß von des Jagdlärms hallendem Getos
Der grüne Wald ertöne nah und fern!

Grillparzer.

Kaum hatten die ersten Strahlen der Sonne die Zinnen des Palatium's vergoldet, so erhob sich im Hofe der kaiserlichen Wohnung ein Lärm, zu dem das Gebell der gekoppelten Jagdhunde, das Wiehern und Scharren der unruhigen Pferde und die Fanfaren der Hörner, mit denen die noch etwa Schlafenden zu der auf heute festgesetzten Jagd im großen Kaiserforste erweckt wurden, das Ihrige beitrugen. Friedmann sprang ans Fenster. So eben waren die Jäger mit den Hunden, die Falkenirer mit den Falken und die Diener mit den Rossen im Begriffe die Pfalz zu verlassen, um sich an das jenseitige Flußufer zu begeben, und dort den Kaiser mit seiner Jagdgesellschaft zu erwarten.

Bald verhallte das Getöse in der Ferne, Friedmann trat lauschend der Thüre des kaiserlichen Gemachs näher. Er hörte die Stimme des Monarchen, der mit einem Ausdrucke, welcher seine innere Bewegung verrieth, ein kurzes Gebet sprach. Wenige Augenblicke hierauf wurde die Thüre geöffnet und Adolph rief seinen Ehrenjunker, damit er die äußeren Eingänge zu seinem Zimmer freigebe und den harrenden Oberkämmerer mit dem diensthabenden Pagen, welche bei dem Geschäfte des Ankleidens behülflich sein mußten, hereinlasse.

Der Monarch sah nicht bleicher aus als gewöhnlich und die schwermüthige Ruhe, welche jetzt wiederum in seinen edeln Zügen herrschte, erschien dem Junker von Sonnenberg als der dunkle Grund, aus dem sich die wilden Wahngestalten emporgerungen hatten, durch welche der kurze Schlaf seines Gebieters auf eine so schreckliche Weise beunruhigt worden war. So tief unsern jungen Freund der Ausdruck dieser stillen Trauer ergriff und rührte, so wirkte sie doch weit wohlthätiger auf ihn, als jenes Bild des Entsetzens, in welches die nächtlichen Träume das ganze Aeußere des verehrten Herrn umgewandelt hatten. Diese Schwermuth schien so ganz in sein Wesen verschmolzen und zu einer, diesem entsprechenden Eigenthümlichkeit geworden zu sein, daß man glauben konnte, ohne sie würde es an gewinnender Anmuth und sanfter Güte verlieren.

Als Friedmann vor dem Monarchen erschien, blickte dieser ihn forschend an. Das übernächtige und blasse Aussehn des Jünglings konnte ihm nicht entgehn und indem er dieses bemerkte, stieg auch eine Ahnung in ihm auf, daß seines Leibjunkers Ruhe durch ungewöhnliche Dinge gestört worden sein könne. Friedmanns zur Erde gesenktes Auge bestätigte diese Vermuthung. Eine Wiederholung der Lehre, welche er, als er am gestrigen Abende den jungen Mann entlassen, diesem mitgegeben hatte, schwebte auf seinen Lippen; allein sie mochte ihm in dem nämlichen Augenblicke überflüssig erscheinen, denn er gedachte der vergangenen Nacht mit keinem Worte und empfing seinen neuen Diener mit einem gütigen und milden Lächeln. –

In ein kostbares Jagdgewand gekleidet verfügte sich der Kaiser, in der Begleitung seines Ehrenjunkers, in die große Wappenhalle hinab, wo die Ritter Günther von Nollingen, Schelm vom Berge und viele andere zur kaiserlichen Umgebung gehörende Grafen und Herrn bereits versammelt waren, und den Monarchen mit einem jubelnden Jagdrufe empfingen. Ein kurzes Frühmahl, nach der Sitte jener Zeit aus geräuchertem Fleische und heißem, stark gewürztem Weine bestehend, wurde eingenommen. Dann folgten Alle dem Beispiele des Kaisers und eilten zum Mainufer, wo bunt bemalte und mit Gold verzierte Nachen sie aufnahmen, um sie zu dem jenseitigen Strande überzuführen.

Es war ein heitrer Morgen, dessen frische Lüfte den angegriffenen Körper Friedmanns erquickten und mit neuer Spannkraft ausrüsteten. Die Strahlen der Morgensonne hüpften aus den spielenden Wellen und zogen lange zitternde Streifen an die bewegte Fläche hin. In einem sanften Rosenlichte erglänzten die Giebel der Häuser und die Spitzen der Thürme. Ein leises fernher summendes Geräusch verkündete, daß das rege Treiben der Stadtbewohner im Entstehen sei und sich bald zu dem tobenden Lärm erheben werde, den es zur Meßzeit schon damals in der angesehenen Handelsstadt hervorbrachte.

Der Junker von Sonnenberg hatte sich in den Kahn begeben, den der anordnende Jagdmarschalk für ihn und die Ehrenjunker der sämmtlichen, dem Jagdvergnügen beiwohnenden Ritter bestimmt hatte. Friedmann stand aufrecht und blickte nach dem jenseitigen Ufer hin, von welchem lustiger Hörnerklang den herannahenden Monarchen und seine Jagdgefährten begrüßte. Rasch glitten die leichten Nachen über den sanft wogenden Strom hin und das Ufer, auf dem bereits eine bunt gemischte Menschenmenge, aus Jagdtheilnehmern, Jagdbedienten aller Art und Zuschauern bestehend, der Ankunft des Kaisers entgegen sah, lag in kurzer Zeit dicht vor ihnen. Da fielen Friedmanns Blicke auf zwei weibliche Gestalten, welche auf zwei schön geschmückten Zeltern neben einem stattlichen Reiter, der ein ansehnliches Gefolge bei sich hatte, hielten. Sein Herz schlug höher, denn er erkannte in der einen die geliebte Amalgundis, in der andern Fräulein Jutta, und in ihrem Begleiter den Bruder der letztern, Volrad von Praunheim. Auch die Edeljunker, welche sich in einem und demselben Nachen mit unserm jungen Freunde befanden, schienen der Erscheinung des lieblichen Mädchens ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Mit scheuen Blicken auf Friedmann steckten sie die Köpfe flüsternd zusammen und nannten halblaut den Namen Amalgundis, indem sie nach der Stelle am Ufer deuteten, wo sie hielt. Den Junker von Sonnenberg würde es nicht befremdet haben, daß junge Leute, welche größtentheils in seinem Alter standen, die Reize der anmuthigen Jungfrau bewunderten; allein als er aus dem spöttischen Lächeln, welches ihre geheime Unterredung begleitete, wahrnahm, daß ihre Aeußerungen einen beleidigenden Sinn gegen das Wesen, das in seinem Herzen die erste Stelle einnahm, enthalten mochten, blickte er plötzlich finster und auffordernd unter sie und seine Rechte fuhr mit einer heftigen Bewegung nach dem Schwerte. – Alle starrten ihn überrascht an und es dürfte wohl zu ernsthaften Auftritten gekommen sein, wenn nicht in diesem Augenblicke der Nachen gelandet hätte und die Stimmen der schon am Ufer versammelten Ritter, ungeduldig und ungestüm nach den Edeljunkern rufend, laut geworden wären. Auch Friedmann sah sich an seine Pflicht erinnert, und es gelang ihm sich noch zeitig genug durch die große Menge der Umstehenden zu drängen, um dem Kaiser, der eben im Begriff war, sein Jagdroß zu besteigen, knieend, wie es die Pflicht seines Amtes heischte, den Steigbügel zu halten. Dann warf er sich rasch auf sein eigenes Pferd, welches Stephan, sein Diener, herbeiführte, und nahm von dem kaiserlichen Jagdmeister die zum Gebrauch des Monarchen bestimmten Jagdspitze, die kostbare mit Elfenbein und Perlemutter eingelegte Armbrust und den hiezu gehörenden vergoldeten Köcher mit Pfeilen in Empfang. Mit diesen Vertilgungswaffen, die gegen Feinde gebraucht werden sollten, welche größtentheils ohne Vertheidigungsmittel waren, mußte sich Friedmann immer ganz nahe bei seinem Gebieter halten, damit er diesem im nöthigen Falle sogleich den Spieß oder die gespannte Armbrust mit dem Pfeile überreichen konnte. Der Kaiser selbst war, wie die beiden Frauen und die übrigen Herrn, welche der Jagdlust beiwohnen wollten, nur mit einem Jagdspieße bewaffnet, der in einem am Sattel befestigten Ringe steckte, und trug, auch wie jene, den verkappten Edelfalken auf der Hand, welchen ihm gleich beim Anlanden der Oberfalkenirer dargeboten hatte.

Es war ein schönes Schauspiel, welches die hier zwischen dem Rande des dunkeln Kaiserforstes und dem Flußufer befindliche glänzende Versammlung dem Blicke darbot: der hoch und schlang gewachsene Kaiser in seiner grünsammetnen mit Perlen und Edelsteinen reich besetzten Jagdkleidung auf einem dunkeln, muthig scharrenden Berberrosse; die beiden schönen Jungfrauen neben ihm auf fein gebaueten Zeltern, die eine ein Bild zarter Anmuth und Unschuld, das dennoch von der Sitte der damaligen Zeit geleitet, vielleicht mehr andern, als sich zu gefallen, an einer wilden und blutigen Lust Theil nahm, die andere mit einem wohl eben so reizenden Aeußeren begabt, dem nur der stolze Trotz in Blick und Mienen die gewinnende Macht sanfter Weiblichkeit bestritt; die Ritter und Edeln, sämmtlich in grünen goldgestickten Gewändern, und unter ihnen am zierlichsten und reichsten geschmückt Herr Günther von Nollingen, der ein leichtes englisches Pferd mit großem Geschicke tummelt; die in drei Reihen regelmäßig aufgestellten, blutroth gekleideten Falkenirer, von denen mancher mehrere der edelsten Stoßfalken auf der mit wildledernem Handschuh bedeckten Hand trug; die Jagdbedienten, in einfachen grünen Wämsern, mit einer Unzahl schäumender Hunde, die vor Ungeduld, ihre blutige Arbeit zu beginnen, in die Stricke bissen, an denen sie gehalten wurden, und die bunte Menge der Zuschauer, welche trotz der frühen Stunde ein so prachtvoller Aufzug herbeigelockt hatte.

Als Alle beisammen waren, als die Edeljunker in der Nähe ihrer ritterlichen Gebieter hielten und der Jagdmarschalk den vor dem Eingange des Geheges befindlichen Schlagbaum aufgezogen hatte, gab der Kaiser aus einem silbernen Jagdhorne, das an einer schweren goldenen Kette um seinen Hals befestigt war, das Zeichen, daß die Jagd begonnen habe und nun völlige Waidmannsfreiheit unter allen Theilnehmern herrsche. Der Jagdruf des Monarchen wurde im gewaltig tönenden Echo von allen Jägern wiederholt, die Hunde flogen losgelassen unter wildem Geheul in den Forst, die Rosse, ihrem eigenen Triebe nachgebend und gereizt durch den Sporn ihrer Reiter, nach verschiedenen Richtungen vorwärts. In einem Augenblicke war der Sammelplatz am Flußufer, wo noch eben ein so reges Getümmel stattgefunden hatte, geräumt und nur noch von den wenigen Zuschauern eingenommen, welche nicht wie so viele andere den Spuren der Jagd in den Wald gefolgt waren, sondern nun zu ihren gewöhnlichen Tagesgeschäften zurückkehrten.

Der Monarch sprengte auf seinem flüchtigen Berberroße so schnell in den Wald, daß bald sein Gefolge weit hinter ihm zurückblieb und nur Amalgundis auf ihrem Zelter, der neben dem gewöhnlichen sanften Fortgange dieser Thiere eine ungemeine Leichtigkeit besaß, sich an seiner Seite zu halten vermochte. Friedmann folgte mit Mühe, doch immer in einer Nähe, wie sie ihm seine Pflicht gebot. Das Fräulein von Praunheim und ihr Bruder Volrad hatten mit Günther gleich anfangs und, wie es unserm jungen Freunde schien, absichtlich einen Seitenweg eingeschlagen.

Es dünkte dem Junker von Sonnenberg seltsam, daß der Kaiser sich immer mehr aus der Gegend entfernte, aus der nur noch in matt verhallenden Tönen das Jagdgetös herüberschallte, und erst als kein Laut desselben mehr vernehmlich war, den flüchtigen Lauf seines Pferdes in einen ruhigen Schritt verwandelte. Jetzt sah endlich bei einer unwillkührlichen Bewegung, welche Amalgundis machte, Friedmann am heutigen Morgen zum erstenmale das Antlitz der still Geliebten in der Nähe. Sie war blaß und erst, als ihre Blicke zufällig den seinigen begegneten und in ihm den rettenden Beistand in der Bude des Lombarden zu erkennen schienen, stieg eine leichte Röthe auf ihre Wangen. Dem Monarchen war die plötzliche Veränderung ihrer Gesichtsfarbe nicht entgangen. Er schauete nach seinem Ehrenjunker um, der, sich schnell sammelnd, herbeiflog, als habe er diesen Blick seines Gebieters für einen Wink sich zu nähern gehalten. Adolph deutete lächelnd und mit einer verneinenden Gebehrde dem Jünglinge an, daß er seiner nicht bedürfe und vertiefte sich dann, nachdem Friedmann wieder in der gehörigen Entfernung folgte, mit Amalgundis in ein vertrauliches Gespräch, das, ohne mit absichtlicher Heimlichkeit geführt zu werden, dennoch weit genug von dem Junker statt fand, um nicht verständlich zu dessen Ohren zu dringen.

Ohne Zwang konnte Friedmann jetzt seine Blicke auf der herrlichen Gestalt ruhen lassen, die mit leichter Anmuth auf dem zarten Thiere, das sie trug, vor ihm hinschwebte. Aus den Gesprächen des Hofgesindes hatte der Junker von Sonnenberg schon am gestrigen Abende vernommen, daß Amalgundis die hinterlassene Waise eines Ritters sei, der mit Adolph von Nassau in enger Freundschaft und Waffenbrüderschaft gelebt habe. Den Namen des Ritters wollte niemand kennen, aber so viel sei gewiß, daß der Kaiser sich der Verlassenen mit der angelegentlichsten Sorgfalt und Güte annehme. Diese Erklärung schien dem Jünglinge so natürlich, daß vor ihr jeder dunkele Argwohn, der ihn bisher beunruhigt hatte, verschwand und er jetzt mit innigem Wohlgefallen sich des schönen Verständnisses erfreuete, das den Mann, der ihm am Höchsten galt, und die Jungfrau, die ihm über Alles theuer war, mit einander vereinigte. Frohe Hoffnungen knüpften sich an diesen Gedanken. Hatte denn nicht auch ihm der Kaiser ein ausgezeichnetes Wohlwollen bewiesen? Durfte er nicht hoffen, dermaleinst, wenn er den Ritterschlag empfangen hatte, wenn er den Lohn für treue Dienste erwarten konnte, durch Adolphs mächtige Vorsprache in seiner Liebe zu Amalgundis begünstigt zu werden?

Mit solchen Träumen einer glücklichen Zukunft beschäftigt, war unser junger Freund, immer seinem kaiserlichen Gebieter und dessen lieblicher Begleiterin folgend, zu einem freien Platze im Walde gelangt, wo Adolph von Nassau plötzlich sein Roß anhielt, indem seine Blicke sich nach einem hoch in der Luft schwebenden Punkte lenkten. Auch Amalgundis und Friedmann brachten ihre Pferde zum Stehn, auch ihre Blicke folgten der Richtung, welche die des Kaisers genommen hatten.

»Seht den Reiher!« rief der Monarch mit lauter Stimme. »Die Jagd hat ihn aufgetrieben und das Glück führt uns ungesucht eine Beute zu, nach der wir heute nicht lüstern waren. Doch man muß nicht verschmähen, was es freiwillig gibt. Frisch auf, mein Falke! Stürm' auf, stürm' nieder, wirf deinen Feind zur Erde!«

Mit diesen Worten nahm er die Haube von dem Kopfe des schönen isländischen weißen Falken, den er auf der Hand trug. Das Thier hob den Kopf in die Höhe, blies die zarten Federn am Halse auf und sendete die klugen Blicke forschend nach allen Seiten hin. Instinktmäßig richtete es die schwarzen Augen bald nach oben hin und schwang sich, in dem nämlichen Moment seinen Feind wahrnehmend, in einen Bogen so schnell empor, daß es gleich, nach dem es seinen frühern Standpunkt verlassen, hoch über dem sich sonnenden Reiher schwebte. Aber auch dieser erkannte jetzt den gefürchteten Gegner und die Gefahr, welche ihn bedrohete. Er schien, indem er den schlanken Hals umwendete und den langen spitzigen Schnabel seinem Todfeinde entgegenstreckte auf dem Rücken liegend gleichsam in den Lüften zu schwimmen. Während er so das einzige Vertheidigungsmittel, welches ihm die Natur gegeben hatte, zu seinem Schutze bereit hielt, senkte er sich, fortwährend jede Bewegung des in immer enger werdenden Kreisen über ihm schwebenden Falken im Auge behaltend, langsam in eine tiefere Luftregion. Auch ihn mochte sein Instinkt leiten, denn je größer die Höhe war, aus welcher sein Gegner auf ihn herabstieß, um so gewisser mußte dessen tödtliche Verwundung sein, wenn es ihm selbst gelang jenen mit der Spitze des scharfen Schnabels aufzufangen.

Mit aller Spannung, welche ganz natürlich aus der Liebe hervorging, die von dem Adel jener Zeit dem Vergnügen der Reiherbeitze gewidmet wurde, sahen die beiden Männer und selbst die schöne Jägerin dem Kampfe entgegen, der sich in wenigen Augenblicken zwischen den beiden feindlich gesinnten Thieren entspinnen mußte. Keine Bewegung der zwei lauernden Gegner entging ihnen, nicht die Ränke, welche der Falke anwendete, um seinen vorsichtigen Feind von der Seite anfallen zu können, nicht die stete Aufmerksamkeit des Reihers, mit welcher dieser immer seine Stellung nach den Absichten, welche sein Gegner verrieth, veränderte. Endlich glaubte der Falke, der, mit dem in der Sonne hell erglänzenden goldenen Halsbande und den Fußringen von gleichem Metall, wie ein leuchtender Stern anzusehen war, den rechten Augenblick zum Angriffe ersehn zu haben. Wie ein flammender Blitz stieß er herab auf den ihn unbeweglich erwartenden Reiher, der seine Stellung so sicher und gut genommen hatte, daß der gewaltige Stoß seines Feindes zu dessen eigenem Unheile ausfiel. Der Falke spießte sich, in dem er einen seltsam gellenden Ton ausstieß, auf der spitzigen Waffe, die ihm mit richtigem Blicke der Reiher entgegen hielt und suchte nun mit ängstlichem Flattern sich im Todeskrampfe von dem Sieger loszumachen. Dieses gelang ihm auch, aber ohne ihm noch nützen zu können. Er sank sterbend zu den Füßen des Kaisers nieder, während sein siegreicher Gegner sich triumphirend in höhere Lüfte schwang.

Friedmann war von seinem Pferde gesprungen und nahm den blutbefleckten, todten Falken von der Erde auf. Einen langen düstern Blick heftete der Kaiser auf die Leiche des Thieres, das ihm die Gewohnheit lieb gemacht hatte.

»Bild meines Schicksals!« sprach er dumpf für sich hin, aber sich plötzlich ermannend, sagte er in gereiztem Tone zu Amalgundis: »Laßt Euern Falken die Schmach des meinen rächen. Hinauf mit ihm gegen den Mörder! Euer Stern steige, der meine ist gesunken!«

Zögernd enthüllte die Jungfrau, deren zartes Gemüth gern den wiederholten Anblick des blutigen Schauspiels gemieden hätte, den Kopf ihres Edelfalken. In wenigen Augenblicken schwebte auch er hoch über dem Reiher, aber er ließ diesem nicht Zeit, seine Vertheidigungsmaßregeln so sicher zu nehmen, wie früher gegen den ersten Angriff. Nur einen Kreis schlang der Falke über dem Haupte des Bedroheten, dann stürzte er heftig auf ihn hinab, klammerte sich mit Schnabel und Krallen fest in das Gefieder des schlanken Halses und riß in der fortsetzenden Gewalt des mächtigen Stoßes den Ergriffenen, dessen ängstliches Gekrächz durch die Lüfte tönte, zur Erde, auf die nämliche Stelle nieder, wo der vorher verwundete Falke sich verblutet hatte.

Aber dieser kleine Kampf zwischen den gefiederten Luftbewohnern sollte nur das Vorspiel eines größern, den drei an dieser Stelle verweilenden Personen, selbst Gefahr bringenden sein. Schon als des Kaisers schöne Begleiterin ihren Falken hatte steigen lassen und dieser sich im kühnen Schwunge himmelan erhob, war Aura, das artige Windspiel, welches, wie gewöhnlich, den Monarchen begleitete, unruhig knurrend und schnuppernd, auf allen Vieren nach einem nahe befindlichen Gebüsche hingekrochen. Während die gespannte Aufmerksamkeit Adolphs, seiner Gefährtin und seines Ehrenjunkers von dem in den höhern Regionen stattfindenden Ereignisse in Anspruch genommen wurde, hatte das Windspiel seine Untersuchungen des ihm verdächtig scheinenden Gebüsches fortgesetzt und sprang nun in demselben Momente, wo Amalgundis Falke mit dem besiegten Reiher herabstürzte, laut heulend zu seinem Herrn zurück, von diesem wieder gegen das Dickigt hin und plötzlich, nach einem kurzen Aufenthalte vor demselben, mit einem gewaltigen Satze in dieses hinein. Da ließ sich mit einemmale ein dumpfes Grunzen vernehmen, das dem jagdkundigen Monarchen zeigte, mit welchem Feinde er es hier zu thun haben würde, und zugleich brach ein mächtiger Eber, zur Wuth gereizt durch den kecken Angriff des Windspiels, aus dem Buschwerke hervor.

So wenig man auch auf dieses Jagdabentheuer gefaßt war, so war doch Adolph keinen Augenblick in Zweifel über das, was hier zu thun sei. Er sprengte rasch dem Eber, der seinen Lauf gerade nach Amalgundis gerichtet hatte, entgegen und stieß ihm den Jagdspieß zwischen Rumpf und Schulter in den Hals. Aber mochte es sein, daß bei der rasch begonnenen Unternehmung die Kraft des Stoßes nicht auf den richtigen Punkt berechnet war, oder mochte der Schaft des Spießes selbst nicht Stärke genug haben, um einem so mächtigen Anlaufe zu widerstehn, genug die Waffe, auf welche der Kaiser mit aller Kraft und Schwere seines Körpers drückte, zerbrach, er selbst neigte sich, das Gleichgewicht kaum noch haltend, zu Boden, und indem er mit einer gewaltsamen Bewegung sich wieder in den Sitz zu schwingen suchte, scheuete sein Pferd vor dem näher dringenden Eber zurück, that einen Fehltritt auf einen daliegenden Baumast und stürzte mit seinem Reiter nieder auf den grünen Grund. Ein Schrei des Entsetzens erklang aus dem Munde der Jungfrau. Alles war das Werk weniger Augenblicke gewesen, so daß der Junker von Sonnenberg, der sich damit beschäftigt hatte, Amalgundis Falken von dem erwürgten Reiher loszumachen, erst, indem er diesen Ruf der Angst vernahm, auch das mächtige Thier, dessen Muth durch die erhaltene Verwundung auf das höchste gesteigert worden war, und die dringende Gefahr, in welcher der wehrlose Monarch schwebte, bemerkte. Er schleuderte den Falken, dessen Kopf er mit der Haube zu bedecken im Begriff war, hoch in die Luft und ohne sich die Zeit zu nehmen, sein Pferd wieder zu besteigen, sprang er mit gezogenem Schwerte nach der Stelle hin, wo eben der wuthentflammte Eber sein borstiges Haupt senkte, um die schrecklichen Stoßzähne gegen Adolph zu gebrauchen, der sich nur mit dem Oberleibe erst unter seinem Rosse hervorgearbeitet hatte und mit bewundernswürdiger Geistesgegenwart, aber vergeblich, nach dem durch die Gewalt des Falles aus seinem Gürtel geschleuderten Dolche suchte. Friedmann schauderte, denn er erkannte, daß er bei aller Eile zu spät kommen würde, den geliebten und geehrten Gebieter zu retten. Nur noch eine Bewegung des gereizten Thieres und das edelste Leben konnte verloren sein! Der Edelfalke, den der Junker von Sonnenberg losgelassen hatte, stieß in diesem verhängnißvollen Momente aus der Luft herab auf den Eber; schlug sich mit den scharfen Krallen fest in dessen Kopf und hackte mit dem krummen Schnabel nach den glühenden Augen; zugleich sprang das kühne Windspiel dem mächtigen Gegner auf den Rücken und verbiß sich mit einer Kraft, die nur die Angst um den bedroheten Herrn ihm geben konnte, in ein Ohr des unter ihm befindlichen Thiers. Diese ohnmächtigen Angriffe dienten nur, den Eber in eine noch größere Wuth zu versetzen, die er durch ein furchtbares Geheul äußerte, ohne ihn von dem Ziele des beabsichtigten Anfalls abzubringen. Schon war er im Begriff, die gewaltigen Fangzähne in die unbeschützte Seite des am Boden liegenden Monarchen zu bohren, der, noch immer von kühnem Muthe beseelt, die Faust zu einem mächtigen, aber wahrscheinlich erfolglosen Schlage nach dem blutdürstigen Gegner erhoben hatte, als plötzlich die waltende Macht der Vorsehung sich rettend in einem schwachen Werkzeuge offenbarte.

Das erste Gefühl, welches sich eines zarten weiblichen Wesens, wie Amalgundis, bei diesem schrecklichen Vorfalle bemächtigen mußte, war das des Entsetzens. Im nächsten Augenblicke aber schon stand es klar vor ihrer Seele, das sie berufen sei, ein so hohes Gut, wie das Leben des Kaisers, zu erhalten. Mit der Gewandtheit des besten Reiters drängte sie ihren Zelter dicht an den wuthgeblendeten Eber hin, der nur für die Beute, die ihm unentrinnbar schien, Augen hatte. Das ganze Wesen der Jungfrau befand sich in der größten Aufregung und diese brachte statt einer Verwirrung der Gedanken, wie sie unter diesen Umständen zu erwarten war, eine Besonnenheit und einen Muth bei ihr hervor, die freilich nur vorübergehend sein konnten, aber in diesem entscheidenden Momente dem kühnsten und erfahrensten Jäger Ehre gemacht hätten. Als sie sich hart an der Seite des Ebers befand, hob sie, dessen Bewegungen anmessend, langsam den Jagdspieß und stieß ihn dann, in dem Augenblicke, wo das schreckliche Thier auf Adolph einbrechen wollte, so sicher und stark in des Ungethüms rechtes Auge, daß er tief in das Gehirn drang und den furchtbaren Gegner todt zu Boden streckte.

Dieser Anstrengung, zu der Amalgundis mit der ganzen Macht eines festen Willens, Geist und Körper genöthigt hatte, folgte sogleich eine gänzliche Erschöpfung. Ihre Augen schlossen sich, sie schwankte im Sattel und würde vielleicht einen gefährlichen Fall zur Erde gethan haben, wenn nicht der Junker von Sonnenberg ihre Ohnmacht bemerkt, sein Schwert, das ihm jetzt doch nicht mehr nützen konnte, von sich geworfen und die Sinkende in seine Arme aufgefangen hätte. Sanft legte er sie auf den Rasen nieder und lehnte den schlanken Oberleib an einen Baumstamm. Dann eilte er zu dem Kaiser hin, um diesem unter dem gestürzten Pferde vollends hervorzuhelfen, aber indem er sich dem Berberroße näherte, erhob es sich von selbst und stand an allen Gliedern zitternd neben seinem Herrn, der jetzt leicht und frisch, als sei ihm auch nicht der geringste Unfall begegnet, vollends aufsprang und in großer Bewegung an Friedmann vorüber nach der Stelle hinschritt, wo Amalgundis besinnungslos und blaß wie eine Todte lag.

»Amalgundis! Meine Retterin: erwache!« rief Adolph, indem er sich neben der Ohnmächtigen niederwarf, mit einer von Angst und Verzweiflung bewegten Stimme. »O schlage die lieblichen Augen auf, daß ich wieder das Licht meines Lebens erblicke! Oeffne die Lippen zu milder und süßer Rede, die wie ein beseligender Himmelslaut in die trübe Klage tönt, welche drückend und langsam durch mein Dasein zieht! Erwache, Amalgundis! Gib nur ein einziges kleines Zeichen Deines Lebens! Ein Zucken der Hand, eine Bewegung der Augenwimpern, ein Beben des Mundes – Alles vergeblich! Sie ist todt, sie ist für mich gestorben! Die schöne Seele ist entflohn in ihre Heimath und kehrt nimmer wieder.«

Während der Monarch diese Worte sprach hatte er Amalgundis Hände ergriffen und diese bald an seine Lippen, bald an sein Herz gedrückt. Jetzt ließ er sie langsam sinken und in der schrecklichen Ueberzeugung, der Tod habe sein Opfer unwiderbringlich an sich genommen, starrte er das blasse unbewegliche Kind mit weit geöffneten Augen, aus denen große Thränen quollen, an. Sein ganzes Wesen trug den Ausdruck der heftigsten Gemüthsbewegung, die jetzt auf dem Punkte des Uebergangs in eine Stumpfheit der Seele, in ein Leiden ohne heftige Merkmale, aber von desto tieferer Gewalt, zu stehn schien. Wieder zeigten seine Wangen jene dunkele Gluth, die auch während des wilden Traums der Nacht, welchen Friedmann belauschte, erschienen war. Seine schlaff herabgehaltenen Arme zitterten, sonst aber war sein Körper regungslos wie eine Bildsäule.

In diesem Zustande fand ihn der Junker von Sonnenberg wieder, der, bei aller seiner Besorgniß um Amalgundis, Fassung genug behalten hatte, sich nach den für diesen Fall geeigneten Hülfsmitteln umzusehn, welche die nächsten Umgebungen bieten konnten. Er hatte aus einem vorüberfließenden Bache frisches Wasser in sein Barett geschöpft und brachte dieses eilig herbei. So sehr ihn auch das Aussehn des Monarchen erschreckte, so fand er es doch für nothwendig, seine erste Sorgfalt der noch immer besinnungslosen Jungfrau zu widmen. Er kniete dem Kaiser gegenüber an ihrer Seite nieder und benetzte die Schläfe der auch jetzt noch so Reizenden mit kühlem Wasser. Er flößte ihr einige Tropfen ein, er rieb die Stirn sanft mit einem Waldkraute, dessen heilbringende Kraft ihm bekannt war. Adolph sah diesem Bemühen theilnahmlos und in eine seltsame Geistesstumpfheit versunken, zu. Als aber jetzt plötzlich die jugendliche Brust von frischen Odemzügen belebt sich wieder hob, als ein sanftes Roth die bisher todesbleichen Wangen zu färben begann, als die Lippen sich leise bewegten, die Hände zuckten, die schönen Augen sich öffneten und endlich zum völlig beruhigenden Zeichen des wiederkehrenden Lebens und Bewußtseins der schöne Mund schwach, aber freundlich lispelte: »Gott Lob, Ihr seid gerettet, mein hoher Herr und Kaiser!« da verwandelte sich Adolphs dumpfe Verzweiflung in die lebendigste Freude, süße Schmeichelworte strömten über seine Lippen, und der Ausdruck seines Danks nahm einen so zärtlichen Character an, daß dieser selbst dem arglosen Friedmann auffiel und ihn in Erstaunen setzte. Erst als des Monarchen Auge zufällig auf seinen Ehrenjunker traf, schien die Erkenntniß, daß ihn die Macht des Augenblicks zu weit geführt habe, in ihm klar zu werden. Mit einem forschenden Blick auf Friedmann stand er ruhig auf und sprach mit einer Gelassenheit, die nicht ganz frei von den Spuren des Zwangs war, den er sich anthun mußte:

»Du hast uns in der That beschämt, Junker von Sonnenberg, indem Du da thätig und heilbringend wirktest, wo wir uns in eitle Klagen ergossen. Vollende Dein Werk und suche jetzt mit geflügelter Eile unser Jagdgefolge auf, laß eine Tragbahre herbeibringen und Alessandro benachrichtigen, daß er uns auf dem Wege nach der Stadt entgegenkomme!«

Zum erstenmale ward Friedmanns Gemüth von dem Hauche der Eifersucht getrübt. Er stand noch zögernd und die Blicke mit leidenschaftlichem Ausdrucke auf Amalgundis gerichtet da, als diese sich langsam erhob und mit matter Stimme sagte:

»Es ist nicht nöthig! Ich fühle, daß meine Kräfte zurückkehren und ich in wenigen Augenblicken wieder mein Roß werde besteigen können. Seid ohne weitere Sorge um mich! Es war nur eine vorübergehende Anwandlung, eine Folge des Entsetzens, das sich in jenem schrecklichen Augenblicke meiner bemächtigte, als ich Euch vertheidigungslos am Boden sah, dem Angriffe des wüthenden Thieres preisgegeben.«

Während Amalgundis dieses sprach, hatte sie sich, wie es schien, unabsichtlich auf Friedmanns Arm gestützt, der von der Berührung des geliebten Wesens getroffen, einen wohlthätigen Schauer durch sich hin strömen fühlte. Jetzt ließ sie ihn los und schritt in der That mit einer Festigkeit und Stärke nach ihrem Zelter hin, die beide Männer überraschte. Als sie neben dem edeln Pferde stand, sah sie mit einem anmuthigen Lächeln nach dem Monarchen hin. Dieser bedurfte einer solchen Aufforderung nicht, ihr den gewöhnlichen Ritterdienst zu leisten, denn schon hatte er ihren schlanken Leib zart umfaßt und hob sie mit einer leichten Bewegung in den Sattel.

»Meine Aura, mein treues Thier!« sagte Adolph, indem er, seinem Pferde sich nähernd, eine Hand den Liebkosungen des Windspiels überließ, das Friedmann von dem todten Eber losgemacht hatte. »Ein muthiger Sinn wohnt in deinem schwachen Körper. Du würdest einen Löwen angreifen, der deinen Herrn bedrohete!«

»Auch mein Falke hat das Seine gethan!« sprach Amalgundis in einem Tone, der bewies, daß sie ihre gewöhnliche Stimmung wiedergewonnen hatte. Zugleich nahm sie den edeln Vogel von der Hand Friedmanns, auf dem ihr Blick sinnend einige Momente verweilte, so daß der Jüngling, von süßer Verwirrung ergriffen, zögerte, sich zu entfernen, um den Verpflichtungen, welche ihm sein Amt auflegte, nachzukommen. Aber ohne seinen Beistand hatte der Kaiser bereits sein Pferd bestiegen und es blieb ihm nichts übrig, als sich auch auf das seine zu schwingen.

Man schlug den Rückweg nach der Stadt ein. Als aber Amalgundis aufs Neue das Getöse der Jagd, die sich nach dieser Seite hingezogen hatte, vernahm, gab sie dem Kaiser die Versicherung, daß sie sich wieder völlig wohl und stark genug fühle, um noch an der allgemeinen Jagdlust Theil zunehmen. Adolph erkannte die Ursache, welche sie bewog eine Sehnsucht nach einem Vergnügen vorzugeben, das ihr zum Mindesten sehr gleichgültig war. Sie wußte, daß er die Jagd leidenschaftlich liebe, und er war es, dem sie dieses Opfer brachte. Allein ein wichtigerer Grund, als blos seine Neigung, veranlaßte ihn ihrem Willen Folge zu leisten. Es war ihm daran gelegen, daß die Begebenheit, welche ihm ohne Amalgundis Beistand das Leben hätte kosten können, ein Geheimniß bleibe und diese Absicht konnte am leichtesten erreicht werden, wenn man sich wieder zufällig und mit dem Anscheine, als sei nichts Besonderes geschehn, zu der übrigen Jagdgesellschaft fand. Auf Friedmanns Verschwiegenheit glaubte er sicher rechnen zu können. Er rief ihn an seine Seite, und indem er ihn nochmals über die Geistesgegenwart und Thätigkeit, welche er bei jener Gefahr gezeigt hatte, belobte, verflocht er in seine Rede einen leichten Wink das Ganze in treuer Brust still zu bewahren.

Indem Friedmann wiederum langsam den Voranreitenden folgte, suchte er aus seiner Seele jede Spur des Argwohns zu verbannen, den Adolphs außerordentliche Trauer bei Amalgundis Mißgeschick und seine ausschweifende Freude bei ihrer Wiederbelebung in ihm erweckt hatten. Er sagte sich, daß sie das Kind eines Waffenbruders sei, dessen Angedenken dem Kaiser sehr theuer, daß die Gewohnheit sie diesem leicht in einem Grade befreundet haben könne, der, obgleich durchaus unsträflich, sehr natürlich unter solchen Umständen große Gemüthsbewegungen hervorgebracht haben müsse. Es gelang ihm sich völlig zu beruhigen und bald kam wieder jene süße Stimmung über ihn, die denjenigen, der zum erstenmale liebt, immer in der Nähe des geliebten Gegenstandes ergreift.

Die große Jagd, der sich die drei Personen, die wir auf ihrem besondern Wege begleitet, jetzt anschlossen, dauerte bis das Gestirn des Tages hinter den blauen Gipfeln des Taunus verschwunden war und die eintretende Dämmerung ihr ein Ziel setzte. An erlegtem Wilde war Ueberfluß, aber nichts ereignete sich ferner, was einer näheren Mittheilung würdig wäre.



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