Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Im Herbst.

 

I.

Gegen 11 Uhr abends, als wir im Salon saßen, trat für einen Augenblick eine Pause im Gespräch ein, und dies benutzend, stand sie sogleich von ihrem Platz auf und blickte mich scheinbar flüchtig an.

»Nun, jetzt ist's Zeit,« sagte sie mit einem leichten Seufzer und mein Herz erzitterte in der Ahnung irgend einer großen Freude und eines Geheimnisses zwischen uns. Ich ging den ganzen Abend nicht von ihrer Seite und den ganzen Abend haschte ich nach dem verborgenen Glanz in ihren Augen und empfand angenehm ihre Zerstreutheit und eine kaum merkliche, aber vollkommen neue Liebkosung in dem Ton ihrer Unterhaltung. Jetzt fühlte ich plötzlich, daß der entscheidende Moment gekommen. Im Tone, mit dem sie wie bedauernd sagte, daß es Zeit sei, fortzugehn, ahnte ich einen verborgenen Sinn – nämlich, daß sie wußte ich würde ihr folgen.

»Sie auch?« fragte sie halb bejahend, da sie sah, daß ich den Hut nahm. »Folglich begleiten Sie mich,« fügte sie flüchtig hinzu und etwas aus der Rolle fallend, schaute sie sich schüchtern lächelnd um.

»Nun, auf Wiedersehen,« sagte sie freundlich der Frau des Hauses.

Die Herren standen auf und in der Zurückhaltung, mit der sie ihre Arme nach dem Händedruck senkten, lag eine echte Achtung vor ihr. Graziös und geschmeidig wie alle Südländerinnen, mit einer Mischung von italienischem Blute, faßte sie mit einer leichten, gewohnten Handbewegung den Rock ihres schwarzen Atlaskleides und lächelte noch einmal allen zum Abschied zu. Und in diesem Lächeln, in dem jungen, feinen Gesicht, in den schwarzen Augen und Haar, – sogar in der feinen Diamantenschnur am Halse und in den Brillanten der Ohrringe schien es – lag die Schüchternheit eines Mädchens, das zum erstenmale liebt. Während man sie bat, ihren Gatten zu grüßen und man ihr im Vorzimmer in den Mantel half, stand ich zur Seite und zählte die Sekunden, in der Angst, jemand könnte zugleich mit uns hinausgehn. Jetzt drückten wir dem Hausherrn die Hand, einige Stimmen sagten »Auf Wiedersehn« und die Tür, aus der auf einen Augenblick ein Lichtstreifen auf den dunklen Hof fiel, drückte sich leise ins Schloß.

Indem ich das nervöse Zittern unterdrückte und eine ungewöhnliche Leichtigkeit im ganzen Körper verspürte, faßte ich sie an der Hand und führte sie sorgsam die Treppe hinunter, wobei ich sie auf die Stufen aufmerksam machte.

»Können Sie sehn,« sagte sie, indem sie vor ihre Füße sah. Und in ihrer Stimme vernahm man wieder eine leise Schüchternheit und eine ermunternde Freundlichkeit.

Ich beeilte mich, ihr etwas zu antworten und indem ich in Pfützen und Blätterhaufen trat, führte ich sie aufs Geratewohl über den dunklen Hof, vorbei an den entlaubten Akazien, die geräuschvoll und elastisch wie Schiffstauwerk unter dem feuchten und starken Wind der südlichen Novembernacht knarrten.

»Ich kann mir denken, was für ein Sturm jetzt auf dem Meere ist,« sagte ich mechanisch, immer erregter und ohne zu wissen, wie ich die nötigsten Worte hervorbringen sollte.

»Jetzt muß es wahrscheinlich sehr spät sein,« unterbrach sie mich unruhig, dem Rauschen der Bäume lauschend, – »ich bin schon den dritten Abend nicht zu Hause und es ist mir sehr peinlich vor den Meinigen.«

»Wieso denn spät?« entgegnete ich für einen Augenblick verlegen. »And wollen Sie denn wirklich nach Hause,« fügte ich plötzlich innehaltend und die Stimme senkend, hinzu. Auch sie blieb stehn.

»Wohin denn sonst?« fragte sie erstaunt und fast streng.

Hinter dem Gittertore leuchtete die Laterne meiner Equipage. Ich blickte nach ihr hin, dann auf ihr Gesicht und erinnerte mich plötzlich, daß sie mir schon längst eine Fahrt mit mir um die Stadt zugesagt hatte.

»Zum Meere,« brachte ich leise heraus. Da ergriff sie mit ihrer kleinen, vom Handschuh zusammengepreßten Hand den eisernen Torriegel und schob ihn ohne meine Hilfe halb zur Seite. Eilig ging sie auf die Equipage zu und stieg ein. Ebenso schnell nahm ich neben ihr Platz und indem ich sie bis zum Knie ins Plaid hüllte, sagte ich leise, aber mit fester Stimme zum Kutscher: »Um die Stadt, zum Strande!«

 

II.

Wir sahen einander flüchtig an und ich erinnere mich, daß wir die erste Zeit kein Wort sagen konnten. Das, was uns den letzten Monat heimlich beunruhigte, war jetzt gesagt worden und wir verstummten nur deshalb, weil wir es sehr deutlich und unerwartet gesagt hatten. Ich drückte lautlos ihre Hand an meine Lippen und wandte mich erschüttert ab und starrte in die düstre Ferne der Straße vor uns. Ich fürchtete sie noch und als sie auf meine Frage, ob's ihr nicht kalt sei, nur leise lächelnd die Lippen regte, nicht fähig zu antworten, begriff ich, daß auch sie mich fürchtet, aber meinen Händedruck beantwortete sie dankbar und fest.

Der Wagen fuhr rasch in gerader Richtung durch die halbdunkle Straße der schon menschenleeren und einschlummernden Stadt dahin. Der Südwind rauschte in den Bäumen auf den Promenaden, ließ die Flammen der wenigen Gaslaternen an den Straßenkreuzungen aufflackern und rüttelte an den Schildern über den Türen der zugesperrten Läden. Zuweilen tauchte irgend eine gebeugte Gestalt auf, die mit ihrem schwankenden Schatten unter der schaukelnden Lampe einer Taverne in die Höhe wuchs. Aber bald verschwand auch diese Laterne und auf der Straße war es wieder leer und nur der feuchte Wind schlug aus dem Dunkel uns beständig ins Gesicht. Der Schmutz spritzte hinter den Vorderrädern auf und sie schien ihrem Laufe mit Interesse zu folgen. Ich schaute mitunter auf ihre gesenkten Wimpern und auf das unter dem Hute gesenkte Profil. Ich fühlte sie so nahe, verspürte den feinen Duft ihrer Haare und selbst der glatte, zarte Pelz ihrer Boa erregte mich. »Rechts,« sagte ich zum Kutscher, einem schweigsamen Österreicher, als vor uns die violetten Bogenlampen der Hauptstraße auftauchten. Und zwei Straßen vorher bog er in eine derart lange, breite Straße ein, daß es schien, als würde sie kein Ende nehmen. Da waren fast gar keine Laternen und nur aus einzelnen Häusern drang Licht durch die Vorhänge und Läden der Fenster. Als der Wagen das alte, jüdische Stadtviertel und den Bazar hinter sich hatte, endete plötzlich das Pflaster wie abgebrochen. Infolge des Stoßes bei einer neuen Biegung fiel sie zurück und ich umarmte sie unwillkürlich. Sie schaute geradeaus, dann wandte sie sich zu mir, – wir sahen uns Auge in Auge, in ihrem Blick war keine Angst, kein Zögern mehr, – eine leichte Schüchternheit lag über ihrem unwillkürlichen Lächeln, – und ohne mir meines Tuns bewußt zu sein, preßte ich einen Augenblick meine Lippen auf die ihren. Ohne meine Hand loszulassen, erwiderte sie flüchtig und schüchtern meinen Kuß und plötzlich verlegen sprach sie, um etwas zu sagen: »Decke mir die Füße mit dem Plaid zu.«

Sorgfältig, als wäre sie meine Frau, hüllte ich ihre Kniee ins Plaid und in meiner Seele zitterte jede Faser vor unzähmbarer Freude. O, dieses erste – Du – nach dem ersten Kuß! In meiner Freude war schon keine Sorge, kein Zweifel mehr, aber es war süß, sie niederzuzwingen. Und indem wir uns wieder anblickten, begannen wir nach den Lichtern vor uns in der Ferne zu schauen …

 

III.

In der Finsternis schwirrten die hohen Silhouetten der Telegraphenstangen der Straße vorüber, – endlich verschwanden auch sie, bogen irgendwo zur Seite ab und entzogen sich unsern Blicken. Der Himmel, der schwarz über der Stadt lag, sich aber doch von dem Halbdunkel der Straßen abhob, floß hier in eins zusammen mit der Erde und eine feuchte, winddurchwehte Finsternis umgab uns.

Ich schaute zurück. Die Lichter der tiefer liegenden Stadt verschwanden, sie waren gleichsam im dunklen Meere irgendwo zerstreut, – und vor uns schimmerte nur ein Feuerschein, so einsam und fern wie am Rande der Welt. Das war eine alte, moldauische Schenke auf der großen Landstraße und ein starker Wind wehte von dort herüber, der sich raschelnd verwirrte in den vertrockneten Maisstauden.

»Wohin fahren wir?« fragte sie, das Zittern ihrer Stimme unterdrückend. Aber ihre Augen leuchteten, – indem ich mich zu ihr neigte, vermochte ich sie zu sehen, – und es lag in ihnen ein eigener und doch zugleich so glücklicher Schein.

»Zu den Landhäusern hinter dem Leuchtturm,« sagte ich, »fürchtest du dich?«

Sie schloß die Augen und schüttelte lächelnd den Kopf.

»Dort ist es jetzt so schaurig wie auf einem Bilde Böcklins. Ich liebe dich, ich möchte mich mit dir in das Dunkel dieser unfaßbaren Nacht verlieren … Sag', wie ist das alles gekommen?«

»Ich weiß nicht,« antwortete sie langsam. – »Sag' mir lieber, ist es wahr, daß du mich auch früher liebtest … vor dem heutigen Abend?«

Der Wind brauste durch die Maisfelder und die Pferde stürmten ihm entgegen. Auf einige Minuten tauchten in der Ferne, das Dunkel horizontal erhellend, zwei weit von einander stehende Leuchttürme auf, zwei große, unheilverheißende Lichter, die irgendwo in der Luft hingen. Dann sank eines davon und begann zu verlöschen als verschwände es in der Erde, während das andere gleichsam anwuchs und heller aufleuchtete, indem es einen langen, weißlichrauchigen Streifen von sich warf. Dieser wandte sich plötzlich seitwärts irgendwohin in der Richtung nach dem Meere und verglomm. Nur die Nacht und die Finsternis blieben um uns. Auf lange Zeit schienen jetzt bewohnte Orte vorüber zu sein. Wieder bogen wir ab und der Wind veränderte sich plötzlich, wurde feuchter und kühler und umstürmte uns noch unruhiger, wobei er mit dem Umhang meines Mantels wie mit Flügeln spielte … Sie senkte den Kopf gegen den Wind, dann wandte sie sich zu mir:

»Wirklich,« sagte sie halblaut, »wohin fahren wir und wozu ist diese sonderbare, zufällige Nacht? Ich habe sogar verlernt von solchen Nächten zu träumen und was wird morgen, übermorgen sein? … Woher bist du und wer bist du denn?« fügte sie mit erstauntem Lächeln hinzu, indem sie die im Dunkeln funkelnden Augen weit öffnete. »Du verstehst wohl, was ich meine. Mir ist es, als sähe ich dich zum erstenmal und zugleich ist es mir so wohl bei dir wie im Traume!«

»Nur nicht denken,« antwortete ich.

»Ich weiß nur, daß dies alles so sein muß für uns beide und daß ich dich liebe …«

Und ich verstummte, indem ich den Wind in vollen Zügen einatmete. Und ich begehrte noch wilder, daß alles Dunkle, Blinde, Unfaßbare, was in dieser Nacht lag, noch unfaßbarer, noch toller sei. Die Nacht, die in der Stadt eine gewöhnliche Ungewitternacht war, was war sie hier in der freien Natur! In ihrem düsteren Sturme war jetzt etwas Großes, Herrscherhaftes – und als ich endlich durch das Wogen des Steppengrases ein gleiches, monotones Rauschen in der Ferne vernahm, packte mich eine unheimliche, tolle Lust.

»Ist es das Meer?« fragte sie.

»Ja, das Meer!« sagte ich, »dort sind schon die letzten Landhäuser.«

Und in dem bleichen Dunkel, an das wir uns gewöhnten, tauchten die großen, düsteren Umrisse der Pappeln in den Villengärten auf, die zum Meere herabstiegen. Das Rollen der Räder, das Stampfen der Hufe durch den Schmutz, das von den Gartenmauern widerhallte, wurde für einen Augenblick vernehmbarer, bald aber ward es übertäubt von dem nahenden Rauschen der Bäume, in denen sich der Wind verfing, und dem Wogen des Meeres. Einige fest verschlagene Landhäuser in den Gärten, die sich wie Leichen bleich aus dem Dunkel hoben, zogen vorüber … dann wurden die Pappeln vereinzelter und plötzlich strömte durch den freien Raum eine feuchte Luft, – die von den ungeheuren Wassern wie ihr Atem aufs Land herüberwehte …

»Halt!« sagte ich, den Kutscher am Arm rührend.

Sie sah zu mir auf.

»Sind wir schon da?« fragte sie erstaunt.

»Ja,« antwortete ich, indem ich sie unter den Arm faßte.

Die Pferde hielten an.

Und bald wurden das gleiche, majestätische Wogen, in dem die gewaltige Schwere der Wassermassen fühlbar war, und das wirre Rauschen der Bäume in den unruhig schlummernden Gärten hörbarer und wir gingen schnell über Lachen und welke Blätter durch eine hohe Allee zu den Stranddünen …

 

IV.

Drohend wogte das Meer in der Tiefe. Es wollte gleichsam die Geräusche dieser schlummernden Nacht übertönen. Groß, sich im Raume verlierend, lag es tief unten und hob sich weiß durch die Schaumkämme der ans Ufer schlagenden Wellen ab. Alles war wild und mächtig in ihm und herrlich und schön zugleich, daß wir zu ihm eilten, ohne des Weges zu achten. Viel schrecklicher war das wirre Rauschen der alten Linden und Pappeln hinter der Gartenmauer, die wie eine düstre Insel aus dem felsigen Strande emporragte. Man fühlte, daß in diesem weltfremden Orte nun die Nacht des Herbstes gebieterisch herrscht. Und der alte, große Garten, das für den Winter verschlagene Haus und die offenen Lauben an den Zaunecken waren tiefschaurig in ihrer Verlassenheit. Nur das Meer raunte in gleichen Tönen, siegesbewußt und immer herrlicher im Vollgefühl seiner Macht. Der feuchte Wind brachte uns auf der Stranddüne ins Wanken, aber wir hielten Stand und konnten nicht lange genug die weiche, bis zur Tiefe der Seele dringende Meeresluft atmen. Dann begannen wir, uns aneinander schmiegend, über nasse, lehmige Pfade und zerbrochene Holzstufen in ungeschickter Eile hinunterzusteigen zu der weißen, schäumenden Brandung.

»Fall nicht!« rief ich am Rand der Düne, ihr meine beiden Hände entgegenstreckend.

Gehorsam vertraute sie sich ihnen an und das war der letzte Augenblick gegenseitiger Befangenheit. Als wir auf dem Kiessande festen Fuß gefaßt, sprangen wir sofort vor der Welle, die an den Felsen zerstob, zur Seite und lachten laut auf, indem wir einander anblickten.

»Schau schnell hinaus!« sagte sie.

Ich sah nach der Stranddüne, – dort ragten schwarz die Pappeln empor und raunten und unter uns tönte wie zur Antwort das Meer mit gierigem, wütendem Wogenschlag. Die hohen, bis zu uns aufsteigenden Wellen, schlugen ans Ufer wie Kanonendonner, wirbelten auf in schimmernden, schäumenden Wasserstürzen, wühlten den steinigen Sand auf, rissen zurückrollend das verschlungene Meergras, Schlamm und Kiessand mit sich, der laut in dem naßkalten Tosen knirschte. Die Luft war voll feinen, kühlen Staubs und alles ringsumher atmete die freie Frische des Meeres. Das Dunkel erblich mehr und mehr, das Meer wurde weit hinaus sichtbar.

»Und wir sind allein,« sagte sie die Augen vor dem Winde schließend, und diese Worte ergänzten gleichsam alles, was uns umgab …

 

V.

Wir waren allein. Ich umfaßte sie und küßte ihre Lippen, trunken von ihrer Süße, ich küßte ihre Lider, die sie mir neigte, und schloß sie lächelnd. Ich küßte das vom Seewind kalte Antlitz, und da sie sich auf einen Stein setzte, kniete ich nieder vor ihr, matt von all der Wonne. »Und morgen?« sagte sie über mich gebeugt.

Und ich erhob das Haupt und schaute ihr ins Gesicht, hinter uns wütete das Meer und über mir ragten die rauschenden Pappeln empor.

»Was morgen?« wiederholte ich ihre Frage und hörte meine Stimme zittern vor Tränen unbezähmbaren Glücksgefühls.

»Was morgen?« sagte ich lachend und küßte ihren Busen durch das Kleid.

»Ich, der ich trunken bin von deiner Nähe, von deiner Schönheit und Jugend, dem dein ganzes Wesen sagt – ich bin dein, du bist meiner wert, – was kann ich dir sagen?«

Lange antwortete sie mir nicht, gab mir dann die Hand und ich zog den Handschuh ab und küßte die Hand und ihre Hülle und atmete den Duft ihres Leibes.

»Ja,« sagte sie langsam und ich sah im Sternenlicht ihr blasses, glückliches Antlitz.

»Wie ist doch alles das wie ein Traum, wie weh ist es mir und ich weiß nicht warum, und doch so wohl. Als Mädchen sehnte ich ohn Ende mich nach Glück und alles schien mir so öde und alltäglich, daß jetzt diese vielleicht einzig glückliche Nacht meines Lebens der Wirklichkeit fremd und wie ein Vergehen erscheint. Morgen wird es mir noch mehr wie ein Traum sein, morgen werde ich selbst mit Grauen an diese Nacht denken, jetzt aber ist es mir gleich … Ich liebe dich,« – sagte sie heimlich, zart und sinnend wie zu sich selbst – und strich mir leise durchs Haar.

Ob sie wirklich so sprach und ob es wirklich alles war, was mir jetzt in Erinnerung kommt? Ich weiß es nicht, aber brauchen die Menschen nur Wahrheit und Wahrheit?

Wenige bläuliche Sterne blinzelten durch die Wolken über uns, und nach und nach wurde der Himmel klarer, und schärfer erhoben sich die Pappeln über dem steilen Ufer, und das Meer trennte sich immer weiter vom fernen Horizont. War sie besser als die andern, die ich liebte? Ich weiß es nicht. Aber in dieser Nacht war sie ohnegleichen. Und als ich den Atlas über ihren Knieen küßte und sie unter Tränen wie zur Antwort auf meine unendlichen Liebeserklärungen und Zukunftspläne lachte, schaute ich sie an voll wahnsinnigen Entzückens, und im bleichen Sternenlichte war ihr blasses, müdes, glückliches Antlitz schön wie bei einer Unsterblichen.


 << zurück weiter >>