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Neujahr.

»Du, es ist mir so unheimlich,« sagte meine Frau zu mir …

Es war eine mondhelle Winternacht, wir übernachteten auf einem Dorfe im Gouvernement Tambow, wo ich von Süden her auf dem Wege nach Petersburg einkehrte, und schliefen im Kinderzimmer, dem einzig warmen Zimmer des ganzen Hauses. Als ich die Augen öffnete, sah ich das Zimmer vor mir in einer leichten Dämmerung, von bläulichem Licht erfüllt, die Diele mit Pferdedecken bedeckt und eine weiße Lehmpritsche an der Tür. Über das italienische viereckige Fenster, in das der lichte, schneebedeckte Hof schaute, hing das leichte struppige Stroh silbern von Reif, herab. Es war so still, wie es nur auf dem Lande in den Winternächten sein kann.

»Du schläfst,« sagte meine Frau unzufrieden, »neulich im Karren schlief ich ein, jetzt kann ich nicht mehr. Willst du zu mir,« sagte sie freundlicher. Sie lag auf den Ellbogen gestützt, in einem alten Bette an der entgegengesetzten Wand und schaute mich fragend an. Als ich auf sie zuging, schmiegte sie sich mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit an mich an.

»Du,« sagte sie heiter im Flüstertone, »du zürnst mir nicht, daß ich dich aufgeweckt habe? Es ist mir so unheimlich zu Mute geworden und zugleich so wohl. Ich fühlte, daß wir hier ganz allein in dem verlassenen Landhause sind, und mich faßte eine fast kindliche Angst.« Sie erhob den Kopf und lauschte.

»Hörst du, wie still?« fragte sie kaum hörbar.

Ich schaute im Geiste weit hinaus auf die Schneegefilde um uns herum, – überall war das tote Schweigen der russischen Winternacht, in der geheimnisvoll das neue Jahr heranschlich. Und mir selbst wurde es wohl wie in der Kindheit. So lange habe ich nicht auf dem Lande übernachtet und so lange nicht mit meiner Frau friedlich gesprochen! Ich küßte sie einige Male auf die Augen und auf das Haar, mit jener ruhigen, herzlichen Liebe, die nur in seltenen Augenblicken sich einstellt, und sie erwiderte plötzlich mit hastigen Küssen eines verliebten Mädchens, dann preßte sie lange meine Hand an ihre brennende Wange.

»Wie schön!« sagte sie seufzend und innig. Und nach einem kurzen Schweigen fügte sie hinzu: »Ja, du bist doch der einzige Mensch, der mir nahe steht! … Fühlst du, daß ich dich liebe?«

Ich drückte schweigend ihre Hand.

»Wie ist das geschehen?« fragte sie, die Augen öffnend. »Ich nahm dich ohne Liebe, wir leben schlecht mit einander, du selbst sagst, daß du meinetwegen ein stumpfsinniges, mühevolles Dasein führst … und dennoch fühlen wir immer mehr, daß wir einander brauchen. Woher kommt das und warum immer nur für einige Augenblicke? … Prosit, Neujahr, Kostja!« sagte sie, sich zu einem Lächeln zwingend und einige warme Tränen fielen auf meine Hand. Sie barg ihren Kopf im Kissen und weinte. Die Tränen waren ihr angenehm, denn zuweilen erhob sie das Gesicht, lächelte unter Tränen, küßte meine Hand und wollte nicht aufhören zu weinen. Ich streichelte leise ihr Haar und ließ sie fühlen, daß ich diese Tränen verstehe und sie schätze. Ich erinnerte mich des vergangenen Neujahrs, das wir wie gewöhnlich in Petersburg im Kreise meiner Amtskollegen begingen, wollte mich an das vorvorige Jahr erinnern, konnte es aber nicht und dachte wieder an das, was mir so oft in den Sinn kommt: Die Jahre fließen zusammen in ein einziges wirres und monotones Jahr, voll der grauen Amtstage und der langweiligen jours fixes, die seelischen Kräfte und der Geist lassen nach, das kleinliche, alltägliche, unters Joch gezwängte Leben macht immer mehr seine Rechte geltend und immer unerfüllbarer scheinen die Hoffnungen auf ein eigenes Heim, sich auf dem Lande niederzulassen, im Süden mit Frau und Kindern in den Weingärten zu arbeiten, im See im Sommer zu angeln … Ich erinnerte mich, wie gerade vor einem Jahre meine Frau mit erzwungener Freundlichkeit für jeden sorgte und sich bemühte, der, sich zu unsern Freunden zählend, mit uns die Neujahrsnacht beging, – wie sie manchem der jungen Gäste zulächelte und rätselhaft melancholische Toaste ausbrachte und wie fremd und unangenehm sie mir war, diese aufgeputzte Dame in einer engen Petersburger Wohnung …

»Nun genug, Olja!« sagte ich freundlich und so gut es ging, in unbesorgtem Ton.

»Gib mir das Tuch,« sprach sie leise und seufzte mit kindlicher Hast. »Ich weine schon nicht mehr.«

Ich fand unter dem Kissen das Tuch und wir lagen einige Minuten schweigend.

Das Mondlicht fiel in duftig silbernen Streifen über die Lehmpritsche und erhellte sie mit seinem sonderbar blassen Schein. Alles andere war in Dämmerung gehüllt und langsam schwamm darin der Rauch meiner Zigarette. Die Pferdedecken auf dem Boden, die warme, erhellte Lehmpritsche, alles atmete das weltfremde Leben des Landes, die Gemütlichkeit des eigenen Heims …

»Bist du froh, daß wir hierher gekommen sind,« fragte ich.

»Aber sehr, Kostja, sehr!« antwortet meine Frau, mit hastiger Aufrichtigkeit. »Ich dachte daran, als du einschliefst. Weißt du, eigentlich soll man sich zweimal trauen lassen. Wirklich, was muß es für ein Glück sein zum Altar zu gehen, wenn man schon mit einem das Leben und Leiden geteilt! Und unbedingt zu Hause leben, in einem eigenen Heim, fern von allem … Geboren werden, leben und sterben im eigenen Hause, wie Maupassant sagt.«

Sie verfiel in Nachsinnen und legte ihren Kopf aufs Kissen.

»St. Boeuf,« verbesserte ich sie.

»Das ist doch gleich,« sagte sie, »ich bin vielleicht dumm wie du immer sagst, aber ich bin doch die einzige, die dich liebt … Wenn du willst, gehen wir spazieren?« fügte sie nach einem kurzen Schweigen hinzu.

»Wohin denn?« fragte ich erstaunt.

»Über den Hof. Ich ziehe deine Pelzstiefel und deine Pelzjoppe an. Wirst du denn jetzt einschlafen?«

Nach zehn Minuten zogen wir uns an und lächelnd blieben wir an der Türe stehen.

»Bist du mir nicht böse,« fragte mich meine Frau, mich beim Arm fassend.

Sie schaute mir freundlich in die Augen und ihr Gesicht sah ungewöhnlich lieblich aus in diesem Augenblicke und sie kam mir in dieser Pelzjoppe, in dem grauen Schal, in den sie nach Bauernart den Kopf gehüllt, in diesen weichen Pelzstiefeln, die sie kleiner machten, so mädchenhaft vor.

Aus dem Kinderzimmer traten wir in den Gang hinaus, wo es kalt und dunkel wie in einem Keller war und im Dunkel gelangten wir zum Hausflur, der früher die »Gesindestube« war, dann schallten wir in den Saal und das Wohnzimmer hinein … Das Knarren der Türe, die in den Saal führte, tönte durch das ganze Haus und aus dem Dunkel des großen, leeren Zimmers schauten wie zwei große Augen auf uns zwei hohe Fenster, die nach dem Garten gingen. Das dritte war mit einem halbzerbrochenen Laden bedeckt.

»Halloh,« schrie meine Frau an der Schwelle.

»Ach, nicht doch,« sagte ich, »schau lieber wie schön es dort ist.«

Sie verstummte und wir traten zaghaft ins Zimmer. Ein sehr spärlich bepflanzter und mit niedrigem Baumwuchs bestandener Garten, eher ein über eine weite Schneefläche sich hinziehendes Gebüsch, wurde durch das Fenster sichtbar und die eine Hälfte lag fern vom Hause im Schatten, während die andere, die beleuchtete, sich klar und zart unter dem sternreichen Himmel der Winternacht weiß abhob. Eine Katze, die auf irgend eine Weise in diese leeren Zimmer geraten war, sprang plötzlich leicht vom Fensterbrett herunter und huschte vor unsern Füßen vorbei, mit ihren orangegrünen Augen funkelnd. Ich fuhr zusammen, und das ganze geheimnisvolle Leben des unbewohnten Hauses, das durch meine Schuld verlassen dastand, empfand ich plötzlich tief … Als hätte sie mein Gefühl erraten, faßte mich plötzlich meine Frau am Arm.

»Du hättest dich hier allein gefürchtet?« fragte sie im Flüstertone.

Uns aneinander schmiegend gingen wir über den Saal in das Wohnzimmer zu den Glastüren auf die Veranda. Hier stand immer noch ein großer Divan, auf dem ich schlief, wenn ich als Student aufs Land kam. Es schien, als wären sie gestern gewesen, diese Sommertage, wenn wir mit der ganzen Familie auf der Veranda Mittag aßen, wenn das ganze Haus widerhallte von heimischem Landleben … Jetzt roch es im Wohnzimmer nach Schimmel und Winternässe, die durchfrorenen Tapeten hingen in Fetzen von den Wänden … es war mir so weh und ich wollte nicht an die Vergangenheit denken, besonders im Angesicht dieser schönen Winternacht. Durch die Glastüren des Wohnzimmers war noch deutlicher als im Saale der Garten sichtbar und die ganze weiße Fläche unter dem sternreichen Himmel, – jeder Hügel des reinen, jungfräulichen Schnees, jede Tanne auf der flaumigweißen Ebene. »Dort wirst du ohne Schneeschuh versinken,« sagte ich zur Antwort auf die Bitte meiner Frau, durch den Garten zur Dreschtenne zu gehen. Und doch saß ich einst ganze Nächte hindurch im Winter auf der Dreschtenne in den Garben des Hafers … Jetzt wagen sich wahrscheinlich die Hasen bis zur Veranda selbst heran! Ich riß einen häßlichen Fetzen von der an der Tür hängenden Tapete ab, warf ihn in die Ecke und, als hätte ich eine Tat vollbracht, kehrten wir schweigend in den Hausflur zurück und gingen durch den großen, hölzernen Hausflur in die frostige Luft hinaus. Dort setzte ich mich auf die Treppenstufen, mir eine Zigarette anzündend, während meine Frau mit den Pelzstiefeln knirschend hinunter und auf die Schneehügel hinauf lief und das Gesicht zum blassen Wintermonde erhob, der schon tief über der schwarzen, langen Hütte stand, in der der Wächter des Landhauses und unser Bahnkutscher schliefen.

»Mond, o Mond, die goldnen Hörner dir
Und die goldne Kasse mir!«

rief sie, sich wie ein junges Mädchen im Tanze über den weiten Hof drehend.

Ihre Stimme ertönte laut in der Luft und klang so sonderbar in der Stille dieses toten Landhauses. Sich drehend kam sie bis zum Kutschwagen, der sich im Schatten vor der Hütte schwarz abhob und ich hörte sie im Gehen murmeln:

»Tatjana tritt auf den weiten Hof
Hinaus, in offnem Kleid
Sie dem Mond den Spiegel beut –
Doch im dunklen Spiegelein
Zittert der traurige Mond allein.«

»Niemals mehr werde ich das Orakel um meinen Zukünftigen befragen!« sagte sie nach einer Minute zur Treppe zurückkehrend und lustig die frostige Frische atmend, setzte sie sich neben mich auf die Stufen.

»Bist du nicht eingeschlafen, Kostja? Darf ich mich neben dich setzen, du mein Lieber, mein Goldener?«

Ein großer, brauner Hund kam hinter der Treppe her zu uns heran und wedelte freundlich mit dem dichten, wolligen Schweif. Und sie legte ihre Arme um seinen dichten, wolligen Hals, und der Hund schaute über ihren Kopf hin mit seinen klugen, fragenden Augen und wedelte immer gleichgültig freundlich mit dem Schweif. Ich streichelte auch dieses dichte, kalte, glänzende Fell, schaute in das blasse, menschenähnliche Antlitz des Mondes, auf die lange schwarze Hütte, auf den schneeschimmernden Hof und dachte, mich selbst ermunternd: »Ist denn wirklich alles verloren? Ich bin dreiunddreißig Jahre alt, nach einigen Jahren werde ich pensionsberechtigt sein. Die Schulden würde ich nach und nach abzahlen können, das Leben in Petersburg werde ich bescheidener und häuslicher einrichten, das Gut wird von der Bank losgekauft … In zehn Jahren bin ich frei. Zehn Jahre! Zehn Neujahrsnächte und ich bin frei! … Aber welche langen und schweren Zeiträume trennen diese Nächte.«

Und wieder tauchten die Erinnerungen aus an die falschen und lärmenden, festlichen Zusammenkünfte dieser Nächte im vierten Stock eines großen Hauses in Petersburg, an das graue Alltagsleben, das wie vorher nach diesen Gesellschaften im dunklen Regen und Schnee der nassen Stadt beginnt, an die zahllosen Kutschen, Speise-, Obst- und Fleischhandlungen.

»Was geht jetzt in Petersburg vor?« sagte meine Frau, indem sie den Kopf erhob und leise den Hund zurückstieß. »Woran denkst du, Kostja?« fragte sie mich, ihr durch den Frost verjüngtes Gesicht mir nähernd.

»Ich denke daran, daß die Bauern halt niemals das Neujahr begehen, und daß in ganz Rußland jetzt Totenstille herrscht und alle schon lange, lange schlafen …«

Wir waren nicht aufgelegt zum Gespräch. Es war schon kalt, überall durch das Kleid drang der Frost. Ich umhüllte meine Beine mit den Falten des Pelzes und streckte sie ein wenig, während meine Frau sich auf meine Kniee setzte und einander umarmend, begannen wir uns leise zu wiegen, wie wir es früher taten. Rechts von uns sah durch das Tor die wie ein Goldfeld schimmernde Schneefläche und ein kahler Stamm mit seinen eisbedeckten Zweigen, der weit im Felde stand, erschien wie ein gläserner Märchenbaum. Am Tage sah ich dort das Gerippe einer Kuhleiche. Jetzt witterte der Hund plötzlich etwas und spitzte die Ohren: Weit über dem schimmernden Goldfelde lief etwas Kleines und Dunkles vom Stamme her, – vielleicht ein Fuchs – und in der Totenstille hörte man lange den verhallenden, kaum wahrnehmbaren Laut der geheimnisvoll knackenden Schneerinde.

Endlich fragte meine Frau:

»Und wenn wir hier blieben?« Ich dachte nach und entgegnete:

»Würde es dir nicht langweilig werden?«

Und als ich es sagte, fühlten wir beide, daß wir hier kein Jahr würden aushalten können. Von den Menschen fortgehn, vom Leben. Ewig nur dies Schneefeld zu sehn, den ganzen Tag essen und schlafen aus Langweile … wäre es möglich? Gewiß kann man Landwirtschaft treiben, aber was für eine Wirtschaft soll man führen auf diesen jämmerlichen Überresten eines Landhauses, auf hundert Deßjatinen Ackerland. Und jetzt gibt es fast überall solche Landhäuser, – auf hundert Werst in der Umgebung gibt es kein einziges Haus, wo es hell, lustig wäre, wo man etwas Lebendiges und Vernünftiges wahrnehmen könnte! Und in den Dörfern der Hunger …

»Aber wie lebten denn hier dein Vater, deine Mutter, deine Brüder?« fragte meine Frau.

»Das waren Menschen von anderem Schlage, Olja!« sagte ich leise. »Es war auch keine so öde Wüstenei hier. Wir leben doch eigentlich in einer halbwilden Wüste, wo es nur Oasen gibt … Und wenn ich ein Armer, ein Schwacher bin, wie es halt das Schicksal eines Russen ist, wie soll es denn mich nicht zu den menschenbewohnten Oasen ziehn? Und dort, in dieser Oase, in diesem dunklen, engen Petersburg, was kann ich anders sein, als ein Beamter, der sein ganzes Leben für einen verhaßten Dienst hingibt und nicht weiß wozu er existiert.«

»Was sollen wir denn dann, Kostja?«

»Nicht denken,« antwortete ich, »wir sind kleine Menschen und unser Name ist Legion …« Und da ich zurückkehren wollte zu dem guten, kindlichen Gefühl, mit dem ich erwachte, wiegte ich meine Frau auf den Knieen ein.

»Wollen wir lieber von andern Sachen sprechen,« sagte ich mit erheuchelter Unbesorgtheit langsam ihre Hand küssend, »und dann in das Kinderzimmer und eia popeia!«

Als ich jedoch am Morgen einschlief und am folgenden Tage in dem strohgeflochtenen Karren auf die Station fuhr, dachte ich immer über dasselbe nach. Wir waren fest eingeschlafen und wir mußten uns, gleich nach dem Aufstehn, zur Fahrt rüsten. Als hinter der Mauer die Schlittenkufen knarrten und die Pferde im Tandemgespann über die Schneehügel unter den Fenstern vorbeizogen, lächelte mir meine Frau noch im Halbschlafe schmerzlich zu und ich fühlte, daß es ihr leid tat, das warme Zimmer des Landhauses verlassen zu müssen …

»Da haben wir nun das neue Jahr,« dachte ich, aus dem knarrenden, von flaumigem Reif bedeckten Wagen in das graue Feld hinausstarrend. »Wie werden wir diese neuen dreihundertfünfundsechzig Tage verleben?«

Aber das stete Klappern der Schellen verwirrten meine Gedanken, ich wollte nicht an die Zukunft denken … Als ich aus dem Wagen hinausschaute, vermochte ich nicht mehr die trübe, schwarzblaue Landschaft um das Landhaus wiederzuerkennen, das selbst immer mehr in der flachen Schneesteppe verschwand und nach und nach mit der dunklen Ferne des frostigen Nebeltages verschmolz. Der Kutscher stand, indem er die mit Reis bedeckten Pferde durch Zurufe anspornte, auf dem Bocke, scheinbar gleichgültig gegen das neue Jahr, gegen das weiße, öde, leere Feld und gegen sein eigenes Schicksal. Mit Mühe langte er unter dem Mantel und der Pelzjoppe in die Tasche, zog daraus seine Pfeife hervor und bald roch es in der Winterluft nach dem Schwefel der Zündhölzer und nach dem duftigen Knaster. Es war ein heimatlicher, angenehmer Geruch, und mich rührten die Erinnerungen an die eine Nacht und den Tag auf dem Lande, meine vorläufige Aussöhnung mit meiner Frau, die schlummernd in eine Ecke des Wagens gedrückt, ihre großen, von Reif grauen Wimpern schloß. Allein einem innern Verlangen gehorchend, um sich so schnell als möglich in die Reinlichkeiten und Alltäglichkeiten des gewohnten Lebens zu verlieren, rief ich mit erheuchelter Lustigkeit: »Trab! Trab! Stepan, munter! Wir kommen zu spät.«

Und weit vor uns liefen schon die nebligen Umrisse der Telegraphenstangen den Schienenweg entlang und das stete Klappern der Schellen war ganz im Einklang mit meinen Gedanken, von dem zusammenhangslosen und sinnlosen Leben, das mich wieder weiterhin erwartet …


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