Georg Bötticher
Allerlei Schnick-Schnack
Georg Bötticher

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Das Lied vom Rad.

        Es hat das Rad
Gestehn wir's grad,
Sich heut die Welt gewonnen.
Spott, Haß und Hohn
Sind lange schon
Vor ihm in nichts zerronnen.

Im Anfang fuhr,
Was männlich nur.
Auf riesigen Formaten
Betrieb's mit Fleiß
Mann, Jüngling, Greis,
Und meist nicht ohne Schaden.

Bald aber auch
Kam's in Gebrauch
Bei Frauen und bei Mädchen.
Sie merkten's schnell,
Denn sie sind hell,
Wie hübsch sie auf dem Rädchen!

Zum Dritten dann
Lockt' und gewann
Der neue Sport die Kinder.
Heut strampeln wie
Die Alten sie
Und – purzeln auch nicht minder.

Das Publikum,
Dem erst zu dumm
Die Radlerei erschienen,
Schwärmt heut fürs Rad.
Wo eins sich naht,
Erheitern sich die Mienen.

Das brave Roß,
Das erst verdroß
Das Sausen und das Klingeln:
Heut zuckt's nicht mehr
Und sollt ein Heer
Von Radlern es umzingeln!

Dem Hund sogar,
Dem offenbar
Das Ding im Anfang graulich:
Ist heut, wenn's steht
Und sich nicht dreht,
Mit ihm – fast zu vertraulich!

Kurz – aller Welt
Das Rad gefällt –
Verstummt ist jedes Tadeln.
Zeigt eins sich wo,
Spricht alles froh:
»Was Reizendes, dies Radeln!«


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