Björnstjerne Björnson
Gedichte
Björnstjerne Björnson

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Vaterlandsweise

(1859)

Es reckt sich ein Land in den ewigen Schnee,
Von Sagen umrauscht wie vom Donner der See.
Wohl trägt es dem Landmann nur kärglichen Lohn,
Doch ist es geliebt, wie die Mutter vom Sohn.

Sie nahm auf den Schoß uns, dieweil wir noch klein,
Und weihte uns fromm in ihr Sagabuch ein.
Wir lasen – . Das Auge ward feucht und groß.
Die Alte saß lächelnd und nickte bloß.

Wir sprangen zum Fjorde, wir schauten gebannt
Den Bautastein, der da seit Urzeiten stand;
Sie stand da, noch älter, und träumte stumm,
Und Steingräber lagen im Kreis ringsum.

Sie nahm bei der Hand uns und führt' uns gemach
Zum Steinkirchlein schlicht unters niedrige Dach,
Wo demütig beugten die Väter ihr Knie,
Und mütterlich sprach sie: tut ihr wie sie!

Sie deckte die bergschroffen Hänge mit Schnee,
Sie krauste mit Sturmfaust den Spiegel der See,
Sie gab ihren Söhnen des Schneeschuhes Hast
Und rief ihre Söhne zu Ruder und Mast.

Sie rief ihre Töchter in Reih' und in Glied
Und hieß sie uns spornen mit Lächeln und Lied.
Sie selber hielt auf dem Sagathron Wacht
In ihrem Mantel aus Nordlichtpracht.

Da scholl ein Vorwärts durch Norwegen hin
In Väterzunge, mit Vätersinn!
Für Freiheit und nordische Art hurra!
Und rings von den Bergen kam's wieder: hurra!

Da ging der Begeistrung Lawine zu Tal,
Da straffte sich jegliche Sehne zu Stahl,
Da stand über Gipfeln ein flammendes Haupt,
Des Blick uns nun ewig die Ruhe raubt.


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