Björnstjerne Björnson
Gedichte
Björnstjerne Björnson

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König Friedrich der Siebente †

(1863)

Nun schied unserm König ein wahrer Freund!
        Und es senkt bei dem Schlag
Sein Banner der Norden und folgt vereint
        Am Begräbnistag.
Doch, Dänemark! dein sind die tiefsten Schmerzen:
Nun brach dir das wärmste, das größte der Herzen,
        Nun brach deine beste
        Landesfeste,
Nun dehnt sich ein Schrei ob des Königs Tod
        Wie aus tiefster Not!

Ihn, der geboren zu Dänemarks Glück,
        Traf des Todes Los.s
Jung stießen sie ihn vom Hofe zurück –
        In des Volkes Schoß.
Da gedieh er gut und ward eins mit den Scharen
Der Bauern, Matrosen in Lust und Gefahren.
        Selbst hat ihm das Leben
        Die Schule gegeben – :
Als fertig die Schlinge für Dänemark, –
        War er lebensstark.

Schnell zeigte sein Geist sich bauerndumm,
        Wo ein Kniff sich fand;
Der Verräter feinste List schlug um
        Vor dem schlichten Verstand.
Er kannte ja nur des Volkes Gedanken,
Drum gab er ihm Freiheit sonder Schranken;
        Dem Ganzen war hold er –
        Nicht teilen wollt' er,
Und hielt eine Rede, nur kurz, die hieß:
        »Nicht geschehn wird dies!«

Ein Matrose am Steuer beim Ansturm vom Meer
        Standfest und klar!
Größeres Lob war nicht sein Begehr.
        Wir bringen's ihm dar!
Stracks dreht' er das Schiff gen Nordensrunde,
Dem wahren, sicheren Ankergrunde; –
        Rings sprach im Reiche
        Bald jeder das gleiche:
»So dumm ist der wohl nimmer; seht,
        Wie trefflich es geht.«

Auf Deck rief er eben die Männer all:
        Sturmsegel gesetzt!
»Land«, klang es vom Mast beim Wogenprall
         Jetzt, eben jetzt, –
Da entglitt das Steuer den treuen Händen,
Tot sank er hin – das Schiff will wenden...
        Wenden? Nimmer!
        Sein Kurs bleibt immer;
Ihr kennt ihn, Dänen, Mann für Mann, –
        Sein Kurs heißt: Voran!

In Reih' und Glied allzeit bereit,
        Als Wahlspruch er kor.
Wie ragt' er in ehrlicher Tatkraft weit
        Den andern vor.
Sie ernten die Frucht: geübte Soldaten,
Stehn alle, so treu, so erprobt in Taten!
        Das Schiff kann nicht schlingern:
        In vielen Fingern
Liegt fest das Steuer geborgen an Bord;
        Hurra gen Nord!

Nichts andres bleibt jetzt in der Zeiten Drang:
        Ausharren voll Pflicht,
Wachthalten im Dunkel, nicht blaß, nicht bang, –
        Gott ist unser Licht!
Hier ist's dumpf, ist es still, drückt die Sehnsucht nieder,
Lauscht jeder halb atemlos wieder und wieder, –
        Hier sind Wartezeiten, – –
        Bis die Himmelsweiten
Rosig erhellt uns künden: es naht
        Der Tag zur Tat!


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