Björnstjerne Björnson
Gedichte
Björnstjerne Björnson

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Halfdan Kjerulf †

(1868)

Hart griff der Winter die jungfrohe Kraft,
Doch er griff fehl. Der lenzfrische Saft
Rettete sich in dem leidenden Stamme.
Hochsommer bracht' ihm der Blütezeit Flamme,
Spätherbst gab reifender Früchte Prangen, –
Wenige, doch süß und mit rosigen Wangen.

Sein ward die Frucht – und wird ewig gesät,
Da, wo man ewig im Sommer steht.
Er allein fand
Leidengebeugt sich an Todesstroms Rand.
Weiter kämpft' er mit Winter und Eis,
Kämpft' um den Sommer, des Sängers Preis,
Kämpfte im Sinken, noch demütig schön
In brünstigem Flehn.

Hat ihn der Sommer auch wirklich gefällt, –
Jetzt, da man's erntet, das goldene Korn,
Hat er gesiegt; unter Jagdruf und Horn,
Einzugsfeier er hält.

Er ist der Dichtkunst mächtiges Bild.
Winterlich herb und doch sommerlich mild.
Gleichwie die Lüfte in zitterndem Schein,
Rosige Gipfel und laubfrischer Hain,
Bäche, die blumige Wiesen durchgleiten,
Klingen und spielen in Sonnenlichts Saiten,
So soll die Dichtkunst erstehen aufs neu', –
Bleibt sie, selbst fallend, der Sache nur treu, –
Mächtig sich dehnen,
Bald ist hier Sommer mit Sommers Sehnen.


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