Björnstjerne Björnson
Gedichte
Björnstjerne Björnson

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Bei einer Ehefrau Tode

Sie kannte des Todes Auge seit jenem dunklen Tag,
Da ihr der Erstgeborne entseelt zu Füßen lag;
Und als sie's rief zur Mutter, zur fernen, die verschied,
Da folgte ihr dies Auge mit unbewegtem Lid;
Ihr ahnte, als am Grabe sie stand im Trauerflor:
Jetzt trifft es mehr als Einen, jetzt, Leben, sieh dich vor!
Und als ihr Gatte umsank, der starke Mann, da sprach
Sie schmerzlich: O, ich wußte, das Schwerste käme noch nach.
Sie dachte, ihn, ihn hätte gewählt des Schöpfers Grimm,
Und stemmte ihre Hände wider den Boten schlimm
Und wollte mit ihrem Leibe, schwach wie ein Birkenreis,
Ihn schirmen, ihren Helden – und gab sich selbst so preis.
Sie lächelte so selig: ihr Urteil war gefällt,
Ihr Opfer angenommen, – gerettet war ihr Held.
Bewundrung, Liebe wölbten ein strahlend Sternenzelt
Von Glück zu ihren Häupten in ihrer letzten Stund,
Bis schneeweiß sie entschwebte fort in der Engel Rund.
Es zieht solch eine Liebe wohl bis an Gottes Brust
Die Seelen mit sich, die sie umfängt voll Opferlust.


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