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Park Benjamin

Gold

 

»Gold ist, in seiner letzten Analyse, der Armen Schweiß und der Tapferen Blut.«

Joseph Napoleon.

 

Ihr Großen und Stolzen, vergeudet das Geld!
Vermehrt euer Gut mit dem Reichthum der Welt;
Thürmt auf eure Tempel von Marmor, erbaut
Kuppeln und Säulen, daß staunend sie schaut
Das Volk und sich wundert, wie reichere Pracht
Ihr entfaltet, als Kön'ge in all ihrer Macht.
Verschleudert, verschwendet – wozu ist sonst gut
»Der Armen Schweiß und der Tapferen Blut?«

Schenkt Wein in die Becher, verziert mit Geschmeid' –
Tragt Perlen im Halsband und Perlen am Kleid;
Laßt blinken Demanten mit hellerem Glanz,
Als die Sterne am Himmel des tropischen Lands!
Ob der Sklave sie grub in dem dunkelen Schacht,
Was schiert euch der Sklav, wenn die Freude euch lacht?
Euch blinkt der Gesteine funkelnde Gluth,
»Der Armen Schweiß und der Tapferen Blut.«

Die Noth und das Alter stehn draußen am Thor –
Laßt sie frieren und hungern und winseln davor!
Ob ein Bissen, ein Trunk auch verbannte die Noth,
Und den Leib und die Seele entrisse dem Tod:
Ihr fühlt ihre Angst nicht, ihr kennt nicht ihr Weh,
Ihr wandelt nicht baarfuß durch Regen und Schnee –
Sollt mit Lumpen, wie diesen, ihr theilen eu'r Gut,
»Der Armen Schweiß und der Tapferen Blut?«


Hinaus in die Schlacht zieht Morgens ein Heer,
Zehntausend Soldaten in blitzender Wehr;
Heim kehren sie Abends, gelichtet die Reihn;
Wo sind ihre Banner? Welch Klagen und Schrein
Ihr Wittwen und Waisen, erstickt in der Brust
Euren Jammer, vergällt nicht den Stolzen die Lust!
Für sie hat gewonnen der Kämpfenden Wuth
»Der Armen Schweiß und der Tapferen Blut.«

Gold! Gold! o du Fluch für das Menschengeschlecht,
Du machtest von jeher den Freien zum Knecht;
Beschwingte den Leib auch des Vogels Geschick,
Die Seele doch fesselt ein Wort und ein Blick.
Für dich verschachern wir Frieden und Ruh,
Die Ehre, den Ruhm und die Liebe dazu,
Und vermischen wie Schaum mit des Lebens Fluth
»Der Armen Schweiß und der Tapferen Blut.«

 

*

 


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