Abraham a Sancta Clara
Fabeln und Parabeln
Abraham a Sancta Clara

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Edelmann und Nußkern

Ein solcher Edelmann, der seiner Voreltern adlige Tugenden nit auch samt dem Blut erbt, kommt mir vor wie jener Prahler, der in allweg die gemeinen und gewöhnlichen Leut für verworfne Kanallien gehalten und nur sein Haus dem babylonischen Turm gleich geschätzt. Dieser nahm auf eine Zeit eine Nuß samt der grünen Hülsen und unzeitigen Überhüll und sagte also: »Gebet acht, wie ich euch die 3 Ständ: den Bauernstand, den Burgerstand und den Edelstand so artlich werd entwerfen. Erstlich diese grüne Hülsen bedeutet den Bauernstand: diese Hülsen muß man herabschälen – so müssen die Bauern auch geschunden werden. Die andre Schal bedeutet den Burgerstand: diese Schal ist hart, wessenthalben sie muß aufgebissen oder aufgeschlagen werden – so haben die Bürger harte Köpf, derentwegen mit ihnen nit subtil und zart zu verfahren ist. Der süße Kern aber bedeutet den Edelstand« und beißt zugleich die Nuß auf, findet aber wenig Kern, wohl aber einen Wurm, – der ihm ins Maul peroriert. »Pfui, Teufel!« sagt er und speit ihn wieder aus.

Pfui, pfui und abermal pfui! sag ich auch zu einem solchen Edelmann, der ein Kern soll sein von schönen Tugenden, von herrlichen Taten, von adligen Sitten und ist darneben nur ein Wurm, der da nagen und plagen tut seine Untertanen.

 


 


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