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Nachwort zur Übersetzung von Aphorismen von Paul Valéry

Vorstehende Aphorismen stammen aus den beiden 1934 und 1935 erschienenen Bänden »Rhumbs«, in denen Paul Valéry die Aufzeichnungen aus seinem inneren Leben sammelte. Paul Valéry ist der größte lebende französische Dichter, ein Geist von antikem Ausmaß, der sich in einem Werk von merkwürdig sparsamem äußeren Umfang kundtut. Doch es enthält ein Dutzend säkularer Gedichte und einige hundert Seiten einer alles überragenden Prosa, und da wie dort ist eine Sinnlichkeit des Gedankens und ein Vergeistigtsein des Sinnlichen, wie dies seit den besten Zeiten der Antike nur selten eingetreten ist. Eine Schweigeperiode von zwanzig Jahren trennt Valérys Jugendwerke von den Werken seiner Reife. Während dieser Zeit vollzog sich, genährt aus dem noch als unmittelbar erlebten Bestand platonischen Geistes, verstärkt durch die erleuchtendsten Einsichten in das Wesen der Kunst, die allmähliche Ausbildung eines Begriffes von Dichtung, wie er reiner und unbedingter nicht mehr gedacht werden kann: Dichtung als vollkommenster Ausdruck menschlichen Bewußtseins. Valéry erfand den Mythos des Geistes und schuf ihm in seinen Werken mannigfaltige Gestalt. Gewährung des Geistes und Entzug heißen ihm die tiefsten Fühlbarkeiten, die der tragisch empfundenen Existenz des Menschen zuteil werden können.


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