Friedrich Wilhelm Weber
Dreizehnlinden
Friedrich Wilhelm Weber

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XXV. Schluß

            Und nun ist mein Lied zu Ende,
Und ich hab' es doch gesungen,
Alter Uhu, dir zum Trotze,
Dir und deinen Lästerungen.

Manchmal wollt' ich schier verzagen,
Dacht' ich an dein bittres Höhnen,
Sah ich deine Schlote rauchen,
Hört' ich deine Hämmer dröhnen;

Drang zu meiner weltvergeßnen
Siedelei im Wasserschlosse
Das Gewieher und Gebrause
Deiner dampfbeschwingten Rosse.

Denn die Zeit ist schwer; ehrwürd'ge
Heil'ge Satzung wird zur Fabel,
Recht zu Aberwitz; aus Trümmern
Baut der Wahn ein neues Babel;

Wild die Herzen, feil die Treue,
Gold und Macht die höchsten Götter,
Und den Altar unterwühlen
Hier die Heuchler, dort die Spötter.

O, die Zeit ist schwer geworden,
Und mich mahnt ihr wirres Rauschen;
Anderm Saitenspiel als solchem,
Andrer Lehre will sie lauschen.

Doch, was quillt, das muß zutage,
Und in langen Winternächten
Fuhr ich fort, getrosten Mutes,
Einsam Reim an Reim zu flechten.

Nicht für viele, nicht für manche;
Nur für diesen, nur für jenen,
Der abseits der großen Straße
Horchen mag verlornen Tönen:

Wie zu einer Waldkapelle
Nicht im Feierzug die Frommen,
Doch abseits der großen Straße
Jägersmann und Pilgrim kommen,

Die allein, gebückten Hauptes
Durch das niedre Pförtlein treten,
Um am kleinen staubbedeckten
Holzaltare still zu beten;

Scheidend dann zu dürren Kränzen,
Die sich sacht im Winde regen,
Wohl als Opferspend' ein armes
Reis von ihrem Hut zu legen. –

Helf' uns Gott den Weg zur Heimat
Aus dem Erdenelend finden:
Betet für den armen Schreiber,
Schließt der Sang von Dreizehnlinden!


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