Wilhelm Walloth
Das Schatzhaus des Königs
Wilhelm Walloth

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Drittes Kapitel

In den Hallen des Königspalastes zu Theben, dessen Säulen auf einer steinernen Plattform parallel mit dem Nil aufgereiht stehen, schritt am frühen Morgen ein junger Mann träumerischen Angesichts auf und nieder. Er trug ein buntes Kopftuch, auch war sein Lendentuch reichverziert; sein übriger Körper blieb nackt, schlanke, glatte Glieder zeigend. Man sah ihm an, daß er nichts oder wenig zu tun hatte, denn die Hände auf dem Rücken, die Augen an der ihn umgebenden Pracht weidend, wandelte er von Zimmer zu Zimmer, von einer Säulenreihe in die andere. Und doch schien ihn zuweilen ein banges Gefühl zu überschleichen; manchmal blieb er stehen; dann fiel sein Kinn auf seine schön gewölbte Brust langsam herab, das Auge umflorte sich oder sah mit schmerzlichem Ausdruck ins Weite. Der Säulenwald, den er durchirrte, trug majestätisch die wuchtige Decke; ein gelblich violettes, schwermütiges Licht, welches die Phantasie eigentümlich aufregte, quoll gedämpft von oben zwischen den Kapitälen herab oder gab den Schatten der ferneren Hallen dunkelpurpurne Farben. Die Luft, die man einatmete, schien von tiefrosigem Hauch durchweht; ein feiner Duft ließ darauf schließen, daß man hier zuweilen kostbares Rauchwerk verbrannte. Endlos reihten sich die Säulen aneinander. Das ermüdete Auge berauschte sich bald an teppichbelegten Gemächern, von deren Decken schwere Vorhänge geheimnisvoll herabflossen, bald bebte es vor langgestreckten, endlosen Gängen zurück, die in größere Säle führten, die wieder in Hallen mündeten und so weiter, immer weiter, bis sich schließlich Hallen, Wände, Säulen und Türen im Grenzenlosen zu verlieren schienen. Unheimliche, erdrückende Pracht prangte allenthalben von den Wänden dieser riesigen Gemächer herab, in derem leeren Umkreis sich der Mensch so verlassen vorkam, als läge er einsam mitten im Meere. Man wagte kaum zu atmen. Alles hier schien Ehrfurcht zu begehren. Stille ringsum; keines Höflings schleichender Fuß war zu hören, keines Soldaten Waffengerassel, keiner Sklavin rauschendes Gewand. Menes (denn das war der junge Mann, der diese Zimmer durchirrte), Menes fuhr sich mit der Hand an die Stirne.

»Wo bin ich da hingeraten?« murmelte er, welches Murmeln sogleich die Echos gespenstisch wachrief.

Gleich am folgenden Tag nach seiner Ankunft in Theben hatte er durch den obersten Kämmerer, der seine Empfehlungsschreiben geprüft und ihn als Sohn seines verstorbenen Freundes wiedererkannte, die Erlaubnis erhalten, dem Könige sich vorzustellen. Dieser Morgen war dazu ausersehen. Er übernachtete im Hause des Kämmerers, der ihm einige Vorschriftsmaßregeln gab, und die Sonne hatte sich kaum erhoben, so stand Menes schon klopfenden Herzens vor dem hohen Portal des Gebäudes, in welchem der Sohn der Sonne über Leben und Tod seiner Untertanen entschied. Als er eintrat, kümmerte sich keine Seele um seine Person. In den sonnigen Höfen würfelten oder kämpften die Soldaten; die Treppen der Hallen hinauf schlüpften, ohne ihn zu beachten, geschäftige Diener mit Goldplatten in den Händen, lautlos wie Eidechsen; Priester, Leopardenfelle um die Hüften, hohe Beamte in vollem Ornat, Papyrusrollen unterm Arm, schritten gravitätisch, aber schweigsam über die bunten Steinfliesen. Wachen standen regungslos, Beil oder Schwert im Arm, vor teppichverhüllten Türen.

»Die Königin verlangt ihr Backwerk« – »der Prinz sein Bad« – »die Sänfte soll bereitstehen« – »der Zug der Musikanten soll sich ordnen« – solche und ähnliche Befehle zischelten sich vorübereilende Hofschranzen in die Ohren. Menes sah diesem Treiben verwirrt zu; seine angeborene Bescheidenheit, um nicht zu sagen Schüchternheit, verstärkt durch die Heiligkeit des Ortes, verbot ihm zu fragen, wo er sich hinzuwenden habe; auch fürchtete er diese, wie es schien, mit Geschäften überladenen Diener in ihrem Berufe zu unterbrechen; er wußte nicht, daß ein Höfling ein geschäftiger Müßiggänger ist. Das Empfehlungsschreiben nebst der Vorladung zur Audienz fest unter dem Arm haltend, schritt er endlich auf eine Wache zu.

»Guter Freund, könnt Ihr mir nicht sagen,« frug er schüchtern, »wo ich den Audienzsaal des Königs zu suchen habe?«

Die Wache gab, einen strengen Blick auf ihn schleudernd, keine Antwort.

Er schritt beklommen weiter, eine Treppe hinauf, einen schmalen Gang hinab. Als er dort hinter einer Türe sprechen hörte, wollte er sich nähern, um anzuklopfen, jedoch ein hinter einem Vorhang hervorgeschlüpfter Sklave winkte mit beiden Händen ab. Auf sein verwundertes Befragen flüsterte ihm der Sklave zu, es dürfe diesen Gang kein Mensch betreten; hier befänden sich die Gemächer der Königstochter Asa-Termutis; diese studiere mit dem jungen Ebräer Mesu, dem sie einst das Leben gerettet und welchen sie beschütze, die heiligen Rollen. Menes frug nach dem Audienzsaal des Königs, worauf ihm der Sklave eine umständliche Beschreibung des Weges lieferte. Unser Freund gab sich vergeblich Mühe, die Weisung des Sklaven zu befolgen, nach einer halbstündigen Wanderung, die ihn durch ein Labyrinth von Gängen, Hallen und Sälen führte, mußte er sich das Geständnis machen, daß er sich gänzlich verirrt und daß er sich immer mehr verirren werde, wenn ihm nicht irgendein Gott einen, der Auskunft erteilen könne, in den Weg schicke. Dies Gewirr von Sälen verlängerte sich vor den entmutigten Blicken immer mehr; immer geheimnisvoller umschloß ihn die phantastisch bunte Dämmerung dieser Wohnungen, immer beängstigender wirbelten die Säle vor seinen eilenden Blicken, immer drohender rückten Decke und Wände auf ihn herein, immer wilder tanzten die grell gemalten Figuren ringsum. Endlich, er war gewiß durch drei- bis vierhundert Säle geeilt, zwang ihn die Müdigkeit, sich auf einer Bank niederzulassen. Ihm gegenüber war eine Szene gemalt, die das häusliche Glück der Ehe in lebhaften Farben schilderte. Es war ihm, als sei das Weib, welches dort ihren Gatten anlächelte, Myrrah. Dieser Anblick des liebenden Weibes, des zärtlichen Gatten verwischte ihm die Gegenwart vollständig; Audienz, Müdigkeit und Verirrtsein waren vergessen. Was mochte sie, seine Myrrah, jetzt in Memphis fühlen, welches Geschäft mochte sie in diesem Augenblick verrichten? Dachte sie an ihn? Ohne Zweifel! Leibhaftig stand sie vor ihm da; es war ihm, als hörte er ihre sanfte Stimme. Mit Wonne malte er sich jede ihrer Bewegungen aus, erinnerte sich an manchen ihrer tiefgefühlten Blicke, wiederholte sich leise, was sie ihm bei dieser oder jener Gelegenheit zugeflüstert. Manche Situationen traten mit solcher Lebhaftigkeit vor ihn hin, daß sie aufregend auf ihn zu wirken begannen. Er hatte ihr einige Tage vor seiner Abreise einen goldenen Ring zum Geschenk gemacht; als er diesen Reif an ihren zarten Finger schieben wollte, zeigte er sich zu enge; er schürfte ihr die Haut dabei und nahm in der Bestürzung darüber den blutenden Finger zwischen die Lippen, das Blut zu stillen. Sie hatte das nicht zugeben wollen. Jetzt erinnerte er sich dieser Szene so lebhaft, daß er unwillkürlich die Lippen wölbte und ein süßer Schwindel an seiner Stirne vorüberzog. Er sah sie erröten; die angenehme Verlegenheit, die ihn damals ergriff, erfaßte ihn jetzt wieder; er schwelgte in diesen Empfindungen, sie schlugen ihm über dem Haupte zusammen, er ging in diesen süßen Phantasien unter. Auch seine Mutter tauchte aus dieser Flut von Bildern vor ihm empor. Er pries sich glücklich, Myrrah in ihre Hände gegeben zu haben. So war sie doch vor Mangel geschützt, hatte ihr stilles Heim und reifte langsam für ihn heran, wie die Rose, die des Brechens harrt. Mit schauerndem Entzücken dachte er an die Stunde des Wiedersehens, jedoch fast mit Vorwurf rief er sich zu, wie er nur an Wiedersehen denken könne, da er kaum Abschied genommen. Viele Tage, viele Monate lagen noch zwischen dieser Stunde und der jetzigen. Ein unendliches Gefühl von Sehnsucht, von Heimweh beschlich ihn. Wie war er doch verlassen, verlassener wie sie. Sie durfte in der Heimat leben, hatte angenehme gute Menschen um sich; er war in der Fremde; Teilnahmlose umgaben ihn kaltherzig. Wer verstand ihn von allen diesen Tausenden! Glichen diese Menschen nicht lebendigen Mumien! Das also nannte man die Welt, dies Hasten und Jagen nach nichts, nach Genüssen, deren sich der Edle schämen muß? Die Götter werfen uns mittellos in diese Welt, sprach er zu sich selbst, und rufen uns zu: nun sieh, wie du dir hindurchhilfst. Selbst die Mittel, uns dieses zweifelhafte Geschenk, das Leben, zu erhalten, müssen wir uns mühsam erringen. Also, um nur überhaupt dies flüchtige Dasein uns zu bewahren, bedarf es schon qualvoller Anstrengung. Und ist dieses Dasein es wert, es sich durch endlose Kämpfe zu erhalten? Dies Dasein, besteht es doch bei Tausenden meist aus weiter nichts, als einem unklaren Traum mit wenig lichten Momenten? Ist dies Dasein der meisten nicht ein ewiger Kampf mit der Not, der der Kämpfer, und sei er der mutigste, endlich doch unterliegt? Und selbst dem besseren Teil der Menschheit dient diesem sein hellerer Überblick, seine tiefere Einsicht doch nur dazu, sich nach der kühlen Stille des Felsengrabes zu sehnen. Menes fühlte, daß ihm diese Reise mannigfache Eindrücke gegeben, daß sich sein Erkennen geschärft, seine Auffassung vertieft hatte; er sah mit anderen Augen in die Welt; auch mochte wohl die Trennung von der, die er liebte, seinen Gedanken höheren Flug verleihen, denn er fühlte, daß der Schmerz veredelt, indes die Freude verflacht.

Eben versenkte sich seine Erinnerung in die Genüsse, die ihm diese Reise von Memphis nach Theben gewährt, er sah des Nil blühendes Ufer vor sich, an welchem reichbemalte Schiffe vorüberschwebten, er hörte das entfernte Rauschen der Palmenwälder, aus welchen rötliche oder blendendweiße Landhäuser schimmerten, eben tauchte das Bild der Wüste vor ihm auf, nach welcher er von seinem Schiffe aus einmal eine kleine Reise unternommen, als ihn plötzlich ein aus der Ferne kommendes Geräusch aus seinem Traume weckte. Was war das? Träumte er noch? Vernahm er so deutlich das Rauschen der Nilwellen? Nein, das Echo sandte ihm Musik; feierlich schwollen aus ziemlicher Entfernung melodische Töne an sein Ohr. Hastig sprang er empor, sich wieder seiner hilfsbedürftigen Lage erinnernd. Vergeude ich hier die Zeit mit nutzlosem Grübeln, rief er sich zu, aufmerksam nach der Richtung spähend, woher die Töne drangen.

»Das ist Rettung,« sprach er dann, »dort muß ich Menschen antreffen.«

Näher, immer näher kam er den Klängen; er hatte kaum drei Säle durchwandert, so befand er sich zwischen Säulen, die ihm den Durchblick auf ein schönes, großartiges Schauspiel, ein Morgenopfer, wie es ihm schien, des Königs gestattete. Mit starrer, plumper Erhabenheit saß der Gott Osiris auf seinem goldenen Throne, die Arme an den Leib gedrückt, die Hände auf den Knien, geradeaus blickend, von so dichten, blauen Weihrauchwolken umwogt, daß seine massigen Glieder wie aus einem Mantel hervorlugten. Vor ihm stand ein stattlicher, nicht mehr ganz junger Mann, dessen hohe, rotweiße Krone ihn sofort als den König kennzeichnete, wenn ihn nicht seine Würde, die angeborene Majestät seiner Bewegungen als solchen verraten hätte. Der König hob beide Arme zu dem Gotte empor; seine stolzen, freien Gesichtszüge zwang er zur Demut; allen Schmuck hatte er abgelegt; ein künstlicher Bart verlängerte das stark ausgeprägte, Herrscherwillen ausdrückende Kinn. Zu beiden Seiten des Bildes standen, mit erhabenen Mienen, Priester, silberne Gefäße voll Wein in den Händen oder die Weihrauchpfanne schüttelnd. Hinter diesen knieten Harfenspielerinnen, andere schwangen Handtrommeln im beweglich schönen Arm, während andere das Kem-kem schlugen und wieder andere einen Gesang zu der finster herabdräuenden Decke emporschickten. Der übrige Teil des halbdunklen Saales war mit betenden Kriegern erfüllt, die ihre Arme zum Zeichen der Demut vor sich niederhängen ließen. Der Gott schien gnädig lächelnd die Huldigungen hinzunehmen; manchmal schien es, als würfe er durch den Weihrauchschleier einen freundlichen Blick auf den Monarchen. Der scharf aromatische Geruch der Weihrauchmischung, die gellend betäubende Musik, die feierlichen Priester, von denen einige Federn auf dem Haupte trugen, die halbnackten Priesterinnen, die steinerne Ruhe des Gottes und das magische Licht, welches von oben durch die Säulen sickerte, die Szene in ein rätselhaftes Düster hüllend, dies alles wirkte auf Menes eigentümlich berauschend.

»Heil dir, Osiris, Hochheiliger, Ewigstrahlender,« sangen die Priester, sich verbeugend, ihre Instrumente schwingend, »siehe gnädig auf den Sohn der Sonne; er naht demütig vor deiner Lichtheit. Hat er dir nicht wohlriechende Hölzer gegeben? Dir nicht verbrannt köstliches Rauchwerk? Hat er dir nicht dargebracht Miriaden Rinder im Lande deiner Heiligtümer? Ließ er dir nicht herbeibringen das dauernde Gestein für deine Tempel? Ja, du hast ihn umgürtet mit Gnade; deine Lichtheit umschwebte ihn im Kampf; seine Feinde warfen sich in den Strom, wie Krokodile in den Nil; er stürzte unter sie, gleich wie der Sperber niederstößt, gleich dem Gotte Baal im Momente seines Schreckens!«

So brauste es feierlich durch die Hallen, bald wie knatternder Donner, wenn die Trompeten sich mit den Trommeln mischten, bald sanft hinsterbend, wie der Nachtwind, der den Papyrusstauden von den Geheimnissen der alten Pyramiden erzählt, oder von den Schrecken des glühenden Sandmeeres, wenn die Saiten der Harfe schwollen, hinüber in das Geflüster der Flöten. Menes stand hinten einer Säule, von wo aus er das Ganze übersehen konnte. Jetzt trat der König näher, um auf den Altar eine Goldschale voll Wein zu gießen. In diesem Augenblick hörte unser Freund neben sich ein Geräusch, wie das Schwirren einer Sehne, wenn sie gespannt wird; er drehte sich um – dicht neben ihm zu seiner Rechten kniete ein Bogenschütze am Boden, der eben im Begriffe war, einen Pfeil auf die Sehne zu legen. Was hatte ein Bogenschütze in solcher Stellung hier zu verrichten? Wollte er schießen? Und welches war sein Ziel? Der erstaunte Menes sah wie eine beringte Hand, die hinter einer Säule hervorkam, dem Knienden auf die Schulter tippte; ein leises: »Warte noch!« schlug an sein Ohr. Unserem Freund erregten die beiden Personen Verdacht; er beobachtete sie mit gespannter Aufmerksamkeit; das Blut strömte ihm vom Kopf nach dem Herzen zurück; krampfhaft preßte er seinen zitternden Leib an die Säule. Der Schütze neigte sich nun vor, setzte das Knie auf den Boden und zielte mit erhobenem, straffem Bogen nach dem König hinüber, der soeben, während alle niedersanken, den goldenen Wein aus der Schale langsam über den Marmor des Altars träufeln ließ. Nun erst wurde unserem Freunde klar, um was es sich hier handelte! Königsmord –! Eine fieberhafte Aufregung bemächtigte sich seiner, die ihn fast gänzlich um den Gebrauch seiner Kräfte brachte. War er nach Theben gekommen, um ein solches Schauspiel mit anzusehen? Sein reines Herz konnte es noch nicht fassen, das Unerhörte; auf den König schießen, hieß ihm auf einen Gott schießen. Was sollte er tun? Sollte er rufen? Er rief ein lautes »Halt!« In diesem betäubenden Stimmgemisch verlor es sich wie ein Tropfen im Meer. Die Gefahr wuchs; er zürnte seiner Tatlosigkeit; schon sank die Pfeilspitze drohend nieder; ohne zu wissen, was er tat, wie im Traume schritt er auf den Altar zu, dabei unaufhörlich mit den Armen abwehrende Bewegungen machend. Seine Beklommenheit ward vermehrt, als er zu bemerken glaubte, daß der links vom Altar stehende Oberpriester mit dem mörderischen Schützen Blicke wechselte; der Priester winkte mit dem Auge; Menes stürzte, die Arme hoch erhoben, auf den Altar zu, aber er hatte ihn noch nicht erreicht, als aus der Papyrusrolle, die er im Arm trug, mit ziemlicher Heftigkeit ein Pfeil zu Ramses' Füßen niederklirrte. Dem König entsank die Schale; ein Gemisch von Hilferufen, Wutgeschrei, abgebrochenen Akkorden des Gesanges erfüllte mit einemmal die Halle. Einige umringten den König, andere zogen die Waffen; Menes deutete nach der Stelle, woher der Schuß gekommen, hob den Pfeil vom Boden auf und überreichte ihn dem erblaßten König. Das Vorgefallene verbreitete sich mit Blitzesschnelle unter der Menge. »Mord! Königsmord!« brauste es von einem Winkel des Saales bis zum anderen; die kahlköpfigen Priester standen regungsloser als ihr Gott; wie ein immer steigender Sturm wogte die Masse auf und ab, Fragen, Antwortgeben, Verwünschungen durchbebten die dicke, weihrauchgeschwängerte Luft, bis sich schließlich, nachdem das Gerücht genugsam verbreitet, alle die vielen Stimmen in einem Schrei der Entrüstung auflösten. Am lebhaftesten war die Verwirrung an dem Ort, von dem der Pfeil geflogen kam, dort hatten die Nächststehenden einen Schützen aufgegriffen, der sich, ohne sich zu verteidigen, ruhig fesseln ließ, seinen Feinden trotzig in die Augen sehend. Während dieser Zeit stand der König mit sinnenden, träumerischen Mienen am Altar, ohne auf das Lärmen um ihn her zu achten. Der Oberpriester war ihm näher getreten, sein Beileid auszudrücken, aber der König warf ihm, als ihm jener die Hand reichen wollte, einen so wildverstörten Blick zu, daß sich der Priester sogleich zurückzog. Der Pfeil ging von Hand zu Hand; der König machte eine abwehrende Bewegung, als man ihm denselben noch einmal zeigen wollte. Als er seine hohe, schwermutumdunkelte Stirne hob, sah er zu seinen Füßen den von seinen Kriegern mittlerweile herbeigeschleppten mutmaßlichen Verbrecher, auf dessen augenblickliche Verurteilung die Umgebung harrte. Gewaltsam hatten sie dem Schützen den Nacken gebeugt, der König jedoch würdigte ihn keines Blickes, sondern reichte, den Ernst seiner Züge mit Anstrengung aufheiternd, dem neben ihm stehenden Menes die Hand.

»Dir verdanke ich mein Leben,« sprach er sanft, »ich danke dir, wer du auch seiest; du sollst von nun an in meiner Nahe bleiben; du darfst dir den Namen ›Freund des Königs‹ beilegen.«

Menes trat bescheiden zurück, aber Ramses ließ seine Zurückweisungen nicht gelten.

»Wessen Leib dem König zum Schilde gedient,« sagte er, »der hat Anspruch auf die höchsten Gnaden, denn ein Gott hat ihn in die Nähe des bedrohten Königs geleitet. Dieser Pfeil würde mich hinweggerafft haben, wenn du ihn nicht aufgehalten, und ich betrachte dich als einen von meinem Vater, dem strahlenden Râ, dem Hochheiligen, Gesandten. Ich lege vertrauungsvoll meine Hand in die deine. Wen ich belohne, der nimmt den Lohn so willig hin, wie der die Strafe, den ich strafe, und dich belohne ich, um meinem Volke zu zeigen, wie sein Herr treue Dienste zu ehren weiß. Achtung und Ehrerbietung diesem Manne,« rief er dann seinem Gefolge zu, »er steht mir von diesem Tage ab an Rang kaum nach.«

Menes mochte fühlen, wie klug der König handelte, ihn vor allem Volk so auszuzeichnen; das mußte den Eifer, ihm zu dienen, aufs äußerste schüren.

Mit einem Blick auf den vor ihm knienden Bogenschützen fragte der Herrscher:

»Erkennst du diesen als meinen Mörder?«

»Er ist es,« sagte Menes, »er stand hinter jener Säule.«

»Man suche aus ihm herauszubringen,« wandte sich Ramses an seine Umgebung, »wer ihn zu dieser Tat verleitet, und ertränke ihn sodann.«

Das Morgenopfer wurde hierauf als beendet betrachtet. An Menes' Arm schritt der König durch die Reihen seiner ihn umjubelnden Krieger, gnädige, heitere Blicke um sich werfend, die nichts von innerer Unruhe verrieten. Den Eingang des königlichen Gemaches umdrängte eine solche Menge von herbeigeeilten Einwohnern Thebens, daß dem Herrscher kaum eine schmale, von Soldaten mühsam gebildete Gasse blieb, aus welcher sich ihm tausend Hände huldigend entgegenstreckten. Selbst vor ihm nieder warfen sich Frauen, ihm Blumensträuße überreichend, oder seine Füße zu küssen suchend. Ramses verteilte viele herzliche Worte unter die ihn Umdrängenden, bis er hinter dem Teppich des Einganges verschwand, welchen die Volksmenge noch so lange umstand, bis ein Kämmerer hinter denselben auftauchte, die Hand gegen die tosende Menge erhebend. Als allgemeine Stille eingetreten war, sprach der Kämmerer: »Der Sohn der Sonne dankt euch für die Beweise eurer Zärtlichkeit und Teilnahme. Nun aber bittet er sein Volk, ihn allein zu lassen. Dieser Vorfall hat sein Herz tief erschüttert. Er bedarf der Ruhe und Schonung.«

Hierauf entfernte sich die Volksmasse auf den Zehen, um ihren geliebten Herrscher nicht zu stören.

Menes hatte man auf höchsten Befehl ein Zimmer im Palaste angewiesen, in welchem er sich, über das eben durchlebte Ereignis nachsinnend, kaum zur Ruhe niedergelassen, als ein Diener ihn aufforderte, ihm vor das Angesicht des Monarchen zu folgen.

Kaum hatte sich der Vorhang hinter ihm geschlossen, kaum umgab ihn das schimmernde Gemach mit seinen reichvergoldeten Möbeln, so gewahrte er mit Bestürzung die Veränderung, die in Ramses' Zügen Platz gegriffen hatte. Die noch vor einer halben Stunde heitere Miene war in eine tiefernste verwandelt; wie gebrochen lag die stolze Gestalt auf einem Ruhelager – ein auffallender Gegensatz zu der erkünstelten Gleichmütigkeit, die sie, solange ihr Volk sie sah, angenommen.

»Hoher Herr,« begann Menes, von Mitleid ergriffen, »konnten die Ereignisse dieses Morgens Euern Mut so tief erschüttern –«

»Verzeihe mir diese Schwäche,« entgegnete Ramses, sich aufrichtend, »du hast recht, ich sollte meinen Empfindungen nicht in solchem Maße nachgeben.«

»Um deines Volkes willen solltest du es nicht, o Herr,« wagte Menes, trotzdem er sein vorschnelles Wort bereute, weiter fort zu fahren.

Der König nickte traurig mit dem Haupte und sah schweigend vor sich nieder.

»Denkt, ich bitte Euch, der Sache nicht weiter nach,« begann Menes aufs neue. »Irgendein Undankbarer, vielleicht ein Wahnsinniger hat diesen Plan gegen dein heiliges Leben geschmiedet. Heitere deine Stirne auf, zerstreue deinen Geist durch Jagd, Gesang oder Tanz. Wiegt die Liebe deines ganzen Volkes, von der du kaum erst die innigsten Beweise erhalten, nicht die Tat eines einzelnen auf?«

»Eines einzelnen! junger Mann,« sagte der König bekümmert, während Tränen sein hohes Auge füllten. »Glaubst du, dies sei der einzige, der wünscht, mir das Herz zu durchbohren? Du irrst! Du kennst nicht das Leben, das ich seit einigen Monaten führe – ich bin bedroht von allen Seiten, wie ein edles Wild, auf das hundert Jäger Jagd machen – denn, laß dir sagen – doch stille!«

Er unterbrach sich, winkte dem Sklaven, hinaus zu gehen und zog dann Menes auf sein Lager nieder, ihm vertraulich die Hand auf die Schulter legend.

»Ich weiß nicht, wie du dich nennst, noch wer du bist,« fuhr er sanfter fort, »und dennoch vertraue ich dir; ich möchte mir an dir einen Menschen erziehen, der mir die Last der Krone tragen hilft, und der mit dem Schild der Treue vor meinem Throne steht; deshalb verbanne ich jedes Mißtrauen aus meiner Seele. Du bist der einzige, dem ich Mitteilungen dieser Art mache; vor meinem Lebensretter wage ich es, mein Inneres zu öffnen, meinen düsteren Vermutungen Worte zu leihen.«

»Wenn ich, erhabener Gebieter, dein Vertrauen verdienen könnte,« entgegnen Menes mit Feuer, »o! wie würde ich mich glücklich schätzen. Immer habe ich mir gewünscht, einem Könige ratend zur Seite stehen zu dürfen, sein zweites, schärferes Auge sein zu dürfen, das in die Hütten der Armut dringt und durch die Tempelwände hinterlistiger Priester. In frühester Kindheit schon träumte ich mich in die einsame Stellung eines Herrschers; und mein kindliches Herz sagte mir: ein König ist nicht glücklich! Ja, ich dankte oft den Göttern, daß sie mich nicht auf einem Thron zur Welt kommen ließen.«

»Dir will ich alles gestehen, was mich bedrückt,« rief der König aus, die Hand seines Freundes ergreifend.

»Du verstehst mich; ich erkenne es an deinem Benehmen. Du sollst mir sein wie ein Vater, denn, wenn du mich auch nicht gezeugt, hast du mir doch das Leben zum zweiten Male gegeben, und nie kann ich dir dies vergelten; meine Gnade ist nur ein schwacher Versuch, die Schuld abzutragen, die du von mir zu fordern hast. Ja! du hast recht! Glücklich sind wir nicht! Deshalb habe ich mir immer einen Mann gewünscht, dem ich mich rückhaltlos hingeben könnte, ohne fürchten zu müssen, es trieben ihn nur selbstische Absichten in meine Nähe, denn die Diener eines Herrschers sind, trotz all ihren Schmeicheleien, seine größten Feinde! Wer ein Wort an uns zu richten hat, verlangt; keiner gibt – jeder verlangt! Es ist ein ödes Leben, dies Leben auf dem Thron; nur Toren können uns beneiden, nur Toren können sich mit der Krone auf dem Haupte glücklich fühlen. Einsam ist unsere Lage, einsam, wie die eines zerstörten Felsentempels – glühender Sand weht um seine umfalldrohenden Säulen, in seinem kühlen Inneren ragen die toten Steinbilder, weit um nichts als der blendende Sand oder nachts der schleichende Schakal; brütende Stille, glühendes Schweigen, hoheitgebietende Marmorwände!«

Ramses stand auf. Das Zucken seiner Lippen verriet die krampfhafte Anstrengung, die er machte, seinen Schmerz zu bewältigen. Das deutliche Empfinden seines Unglücks in dieser Stunde hatte ihn mitteilsamer gemacht; sein sonst verschlossenes Innere strömte heute über; es schien ihm eine Art schmerzliche Wollust zu bereiten, in all seinen Wunden zu wühlen und sein fließendes Herzblut vor den Augen eines Mitfühlenden hinströmen zu lassen. Er schritt hastig im Gemache auf und nieder, während Menes ihm nachsah, feuchten Auges, tief ergriffen. Wenn die Maler Könige auf den Tempelwänden oder in den Grabkammern abbilden, geben sie ihrem Gesichtsausdruck eine heitere Hoheit, eine stolze Befriedigung – o! wie sehr, sprach Menes zu sich selbst, lügen ihre schönen Farben. Unter dem Baldachin baut die Sorge ihr Nest; der Glanz der Krone zieht den unheimlichen Nachtfalter, das Unglück! an, und er umschwärmt die leuchtende mit schwarzem Flügelschlag. Ich sehe ein, daß ich mich nicht getäuscht habe, wenn ich mir den Schmerz als unzertrennlichen Gefährten der Majestät dachte.

»Nein! nein!« seufzte der Gewaltige vor sich nieder, »wem dürfen wir vertrauen? Ich kann nicht mehr an Liebe, Treue oder Tugend glauben. Selbst, wenn die Göttin der Wahrheit vor mich hinträte und mich von dem Dasein dieser edeln Eigenschaften überzeugen wollte, ich würde sie Lügnerin schelten. Liebe, Treue, Tugend, das sind Namen für Dinge, die nicht sind. Vor dem Sonnenlicht der Majestät schmilzt auch der festeste Charakter in Brei zusammen. Ich habe es erlebt. Erst gestern. Ich hörte von einem Juden, der auf die Fürsten schlecht zu sprechen war. Er ward mir als ein starker, harter Charakter gepriesen. Ich ließ ihn vor mich kommen. Er setzte mir scharfsinnig auseinander, warum die Fürsten auf Erden zum mindesten unnötig seien. Ich freute mich über seinen Freimut, wollte ihn aber trotzdem auf die Probe stellen. Er war arm; ich gab ihm eine einträgliche Stelle an den Kanalbauten. Da war es mit seinem Fürstenhaß vorbei – jetzt küßt er mir die Füße und fragt mich jeden Morgen besorgt: wie ich geruht habe!«

»Und was wünschtest du,« frug Menes, »was er hätte tun sollen?«

»Was? Die Stelle ausschlagen! Mich hassen hätte er sollen; dann würde ich vielleicht auch ihn gehaßt haben, aber ich hätte ihn nicht zu verachten brauchen. Es tut mir leid um den Mann!« –

»Und dann unsere Einsamkeit,« fuhr der König fort.

»Nur der Einsiedler in seiner Zelle mag Ähnliches fühlen. Wir haben weder Väter noch Mütter, noch Brüder oder Töchter, oder Söhne. Die Macht ist eine schlechte Entschädigung für einsame Jahre, Zerstreuungen ersetzen nicht wahre Freuden. Ich kann Tausende dem Tode geben, aber ich kann mir keinen einzigen zur Liebe zwingen, trotz aller meiner Macht! O ihr Götter! nehmt mir die Krone vom Haupt, sie brennt mir bis ins Gehirn hinab.«

Menes stand auf und küßte seines Königs Hand mit einem solchen Ausdruck von innigem Mitleid, vermischt mit der edelsten Hingabe, daß Ramses ihn gerührt umarmte.

»Du vertraust mir – verzeihe, daß ich es sage – du vertraust mir zu rasch, o Herr!« sagte Menes. »Du hast mich bis jetzt noch nicht genug geprüft, um mit Bestimmtheit behaupten zu können, daß ich alle die guten Eigenschaften besitze, die mir dein Edelmut wohl andichtet. Auch ich bin ein irrender, fehlender Mensch und der Dienst, den ich dir geleistet, ist dir keine Bürgschaft für meine Tugend.«

»Was bezweckt deine Rede?« fiel Ramses, ernste werdend, ein, »willst du mich abschütteln wie einen lästigen Bettler? Weisest du meine Freundschaft zurück? Soll ich vor dir stehen als ein mächtiger Armer?«

»Wie kannst du also sprechen, Herr,« entgegnete der Jüngling, »ich halte es für meine Pflicht, dich zu warnen, ehe du dich mir völlig hingibst.«

Der König legte seine Stirne sinnend in Falten. Dann erwiderte er langsam:

»Es ist wahr, ich bin zu leidenschaftlich in meinen Ergüssen, ich folge augenblicklich dem, was mir das Herz vorschreibt; du tust recht daran, mir dies ins Gedächtnis zurückzurufen, denn manchen Schaden hat mir mein rasches Vertrauen gebracht.«

Hierauf legte Menes seinem Herrn die Empfehlungsschreiben nebst der Audienzerlaubnis vor. Der König, erfreut darüber, daß er in seinem Retter den Sohn eines treuen Dieners seines seligen Vaters gefunden, durchsah die Rollen und sprach hierauf: »Nicht diese Rollen, nicht diese Beweise, daß deine Familie unserem Königshause treu ergeben war, sind es, die mir dein Vertrauen erwecken; ich glaube deinen Augen mehr als diesen Schriftstücken. Stecke sie wieder zu dir, sie können meine Freundschaft zu dir nicht mehr verstärken.«

Nun vertraute Ramses dem erstaunten Menes an, daß er argwöhne, seine eigene Familie sinne auf seinen Untergang. Besonders seinem Sohn Cha-em-dyam (der sonst sein Liebling gewesen) müsse er mißtrauen; auch seine Gemahlin Urmaa-nofru-râ hege schlimme Pläne im tückischen Busen. Nur seiner Tochter Asa-Termutis sei er versichert; er wisse, daß sie ihn liebe. Auf das Befragen des jungen Mannes, wodurch er sich den Haß seiner nächsten Verwandten zugezogen, erklärte Ramses, daß sein Sohn ebenso wie Urmaa-nofru-râ wünschten, das immer mehr sich verbreitende Geschlecht der Ebräer gänzlich vertilgt zu sehen. Es beruhe auf Wahrheit, meinte er, daß die Ebräer viele ihrer schlimmen Eigenschaften zum Nachteil seines Volkes zur Geltung brächten, jedoch könne er sich nicht entschließen, auf eine grausame Art gegen diesen Stamm vorzugehen. Die Priester, erzürnt über seine Langmut, seien seine heimtückischsten Feinde, ja ihre Verruchtheit fürchte er am meisten; ihrem Rate folgend, habe er (da auch das befragte Orakel zu Amun es gewünscht), wie er jetzt tief bereue, beim Antritt seiner Regierung den Befehl gegeben, alle erstgeborenen Ebräerkinder zu töten. Seine Lieblingstochter Asa-Termutis habe einen zarten Knaben gerettet, dem die Priester, da er sie an Weisheit überträfe, nach dem Leben trachteten, obgleich der Jüngling unter dem persönlichen Schutze der Prinzessin stände. Er wisse sicher, daß sein Vater Seti der Erste eine Jüdin geliebt, und ihm selbst gefielen die Weiber der Juden ihrer helleren Hautfarbe wegen; er wolle dies Volk allmählich mit dem seinigen zu verschmelzen suchen; Heiraten zwischen Ebräern und Ägyptern würde er aus diesem Grunde erlauben, wenn auch die Priester dagegen eiferten. Menes dachte dabei lebhaft an Myrrah, verbarg aber dies Geheimnis noch im hochaufschlagenden Busen.

»Und so,« schloß der Monarch, »bin ich zwar als Sieger hervorgegangen aus den Kämpfen mit den Chetas; meine Kriegskeule ragte ob ihren Häuptern; sie sanken hin vor meinem Streitwagen wie Stroh, aber nun erhebt die Feindschaft meiner Nächsten ihr listiges Haupt, um mich zu vernichten; dieser Pfeil, den du heute morgen mit deinem Leib auffingst, wer weiß, ob er nicht vielleicht von meinem eigenen Fleisch geschmiedet, von einer Hand auf die Sehne gelegt worden war, die mich hegen und pflegen sollte. In meinem Reich herrscht Friede; jeder ist sicher; ein schwaches Weib könnte allein von Memphis bis Theben wandeln ohne Furcht! Nur ich selbst, der diese Ordnung mit der Schärfe meines Schwertes geschaffen, ich stehe unsicher auf einsamer Höhe; meine Familie bedroht mich, und dies Priestergeschlecht hebt seine Hand auf gegen mich!«

Kaum hatte der Herrscher geendet, so wurden Stimmen vor der Türe laut. Ein Sklave meldete Urmaa-nofru-râ, Asa-Termutis, nebst dem Prinzen Cha-em-dyam. Des Königs Züge verfinsterten sich, als er die Meldung dieses Besuches vernahm, er wollte den Wink geben, die Eintrittbegehrenden nicht vorzulassen, doch ein Blick auf Menes bestimmte ihn anders.

»Beobachte sie,« flüsterte er dem Jüngling zu, »ich hätte sie abgewiesen, wenn ich nicht dein Hiersein als Gelegenheit benutzen könnte, das Betragen meiner Verwandten von den Blicken eines unbeteiligten Zuschauers prüfen zu lassen. Du wirst mit Schrecken wahrnehmen, daß ich dir kein Märchen erzählt! Raffe all deinen Scharfsinn zusammen und suche in die geheimsten Falten ihrer Züge einzudringen.«

Der Vorhang rauschte auseinander; die Königin, eine Dame von nicht unschönem, aber strengem Gesichtsausdruck rauschte in das Gemach, ihrem Gemahl mit studierter Rührung um den Hals fallend.

»O Isis! wie ich erschrak, als die Kunde zu mir drang,« hauchte sie erschöpft, »dein kostbares Leben sei in Gefahr gewesen. Welch schreckliches Ereignis! Doch die Götter beschützen es; ich sehe dich gerettet.«

»Hat er gestanden, wer ihn zu dieser Tat veranlaßt?« frug mit finsteren argwöhnischen Blicken der Prinz.

»Das hat er,« erwiderte der König klugerweise.

Er hatte sich in seiner Voraussetzung nicht getäuscht. Sobald ihm dies auf einer Unwahrheit beruhende Wort entfahren war, sah er den Prinzen bebend nach Fassung ringen.

»Er hat – ja – unmöglich,« sagte er verwirrt.

»Warum unmöglich?« frug sein Vater.

»Und wer hat ihn zu dieser Tat verführt?« sagte der Sohn lauernd.

»Wer? Ich weiß nicht!«

»Wie?«

»Er hat noch nicht gestanden,« entgegnete Ramses, einen Blick mit Menes wechselnd, »aber ich hoffe, er wird gestehen! Ich hoffe es, und dann wehe seinen Verführern.«

»Sie verdienen zu sterben,« preßte der Prinz mühsam heraus, indem er seinen scheuen Blick am Boden hinkriechen ließ.

»Ja! das verdienen sie,« sprach Ramses mit schlechtverhehlter Verachtung; »bereits ahne ich die Schändlichen, die mir meine Getreuen zu Werkzeugen des Verrats umwandeln; wer sie auch sein mögen, sie sollen meiner Rache nicht entgehen und müßte ich geweihtes Blut verspritzen.«

Urmaa-nofru-râ lenkte absichtlich das Gespräch auf andere Gegenstände. Sie frug nach dem gezähmten Löwen, den Affen, den Teichanlagen im Park, beklagte sich über ihre Sklavinnen und warf gleich darauf ihrer Stieftochter Asa-Termutis mit herben Worten Lieblosigkeit vor, weil sie noch kein Wort an ihren Vater gerichtet habe, der doch heute morgen erst aus einer großen Gefahr befreit worden sei. Asa-Termutis, die gleich bei ihrem Eintreten mit einer Art Selbstvergessenheit auf Menes geblickt und bis jetzt ihr Auge kaum von ihm gewendet, richtete ihr Gesicht langsam auf ihre Mutter.

»Lieblos nennst du mich?« sagte sie mit starker Betonung, »mich deucht, ich dürfte mit mehr Recht Euch undankbar nennen, denn wer ist hier derjenige, der unser Lob am meisten verdient? Und wen scheint Ihr völlig zu vergessen, ob er gleich in diesem Augenblick der beste Mann im ganzen Reiche ist?«

Nach diesen Worten schritt sie mit schönem Anstand auf den beschämten Menes zu, legte, indem ein begeisterter Glanz ihr großes, von langen schwarzbemalten Wimpern umrahmtes Auge füllte und ihr Busen sich gewaltsam hob, ihre zarte, beringte Hand in die seine, also sprechend:

»Edler Jüngling, du hast mir meines Vaters Leben bewahrt, ich danke dir inniger, als wenn du mir das meine gerettet. In mir dankt dir ganz Ägypten!«

Menes fühlte, wie brennende Schamröte in seine Wangen stieg, er versuchte zu lächeln, einige bescheidene Worte zu sagen, aber dem Blick der edeln Königstochter gegenüber schlug er verwirrt die Augen nieder.

»Sie tut recht, mein Kind,« rief der König aus, »ihm haben wir Dank zu zollen. Es freut mich, Asa-Termutis, daß du daran gedacht.«

Asa-Termutis, wie sie Menes erröten sah, fühlte auch ihre Wangen erglühen; nun erst ward sie sich der Kühnheit ihres Benehmens bewußt; hastig machte sie ihre Hand von der Menes' los und umarmte ihren Vater, ihr Gesicht so ängstlich an dem seinen verbergend, als wolle sie es der Welt nie mehr zeigen. Ramses fühlte bald einen heißen Strom über seine Wangen rinnen.

»Du weinst, mein Kind,« flüsterte er gerührt, »du weinst? Doch, ich kenne ja deine Art; jede heftigere Gemütsbewegung entlockt dir Tränen; so hieltest du es schon seit deinem dreizehnten Jahre – weißt du noch, als dir damals deine Gazelle starb, welche Tränen vergossest du? Man hätte den Nil damit zum Überschwemmen bringen können in einem Jahr der Dürre.«

Sie schmiegte sich an den sehnigen Hals des Vaters und weinte weiter.

»Ja, du liebst mich,« lächelte der König, hingerissen von der Zärtlichkeit seines Lieblingskindes, »diese stummen Tränen entzücken mich mehr als alle Glückwünsche meiner Höflinge, sie sind mir kostbarer, wie die Edelsteine meiner äthiopischen Bergwerke. Sie enthalten Wahrheit, sie strömen aus einer unverfälschten Quelle, und ich irrte mich, als ich sagte: ein König habe keine Töchter; mich wenigstens haben die Götter mit einer Tochter gesegnet, die mir mehr wert ist, als mein ganzes, großes Reich.«

Diese Szene ward von der Königin, wie von ihrem Stiefsohn mit kaum verhehltem Ärger beobachtet. Sie warf ihm unaufhörlich Winke zu, die das edle Verhältnis ihres Gatten und Kindes ins Komische zu ziehen bemüht waren, während der Prinz, wie Menes deutlich gewahrte, finstere Blicke auf seine Schwester schoß, ja sogar mehrmals die Faust unter seinem Mantel ballte. Einmal beugte sich die Königin zu ihm hinüber, ihm etwas ins Ohr flüsternd, wobei sie verächtlich lächelte, indes er aufstampfte. Als das Königskind seine frühere ernstere Fassung wiedererlangt hatte, erkundigte sich Ramses nach ihren Studien, denn er wußte, daß sie nicht ungern ihren Geist leuchten ließ; schon in ihrer Kindheit hatte sie alle ihre Lehrer an Wissen übertroffen, und während ihre Gefährtinnen den Ball warfen oder den Kahn lenkten, hielt sie ihren jungen Kopf über alte Rollen gestützt. Sie erzählte ihm denn auch sofort mit geistsprühender Lebendigkeit von den Geheimnissen der Astronomie, in die sie sich neuerdings versenkt, erzählte ihm von ihrem Streit mit dem Oberpriester, der die Bahn der Gestirne falsch berechnete; auch berichtete sie von der heilenden Kraft mehrerer Kräuter, die sie in ihrem Laboratorium entdeckt. Dabei kam sie auch auf ein Kraut zu sprechen, welches sie nicht ohne inneres Grauen beschrieb. Es sei der größte Feind des Menschenlebens; in geringen Gaben genommen schläfere es ein, in größeren bewirke es den Tod. Urmaa-nofru-râ ließ sich dies Gewächs genau beschreiben und schien ausnehmend viel Interesse an seiner rätselhaften Kraft zu nehmen. Es seien schwarze Körner, verborgen in einer grünen Kapsel, erzählte Asa-Termutis, aber es sei am besten, man spräche nicht von dieser furchtbaren Blume, die irgendein böser Geist gesät habe, um die Menschen zu verderben. Dem König war das Interesse seiner Gattin an dieser tückischen Blume auffallend; er gab Menes einen Wink, den dieser verstand, denn er erblaßte vor Abscheu. Man unterhielt sich noch über diese Pflanze, als ein Sklave eintrat, meldend, der Verbrecher, welcher den Schuß auf die geheiligte Person des Sohnes der Sonne getan, verweigere jede Auskunft, durch wen er zu dieser Verruchtheit veranlaßt worden sei; stummes Kopfschütteln, trübes Lächeln sei seine ganze Antwort gewesen, solange man in ihn gedrungen. Während der Sklave diese Meldung machte, beobachtete Ramses seinen Sohn nebst seiner Gemahlin mit scharfen Blicken. Es entging ihm nicht, wie beide sich bemühten, gleichgültig dreinzuschauen.

»Töte ihn,« sagte der Prinz möglichst gelassen.

»Wenn er nichts gesteht,« warf die Königin hin, »warum ihn länger leben lassen. O! mein Gemahl, ich bitte dich, befreie deine Familie von der Angst, einen Ruchlosen, der nach deinem Leben trachtete, auf der Erde wandeln zu wissen. Du bist uns solche Vorsicht schuldig.«

»Ihr meint, ich solle ihn töten?« frug Ramses.

»Gewiß,« rief der Prinz.

»Sogleich,« rief Urmaa hastig.

»Bist du derselben Meinung, Asa-Termutis?« wandte sich der König an seine Tochter.

»Mein hoher Vater,« flüsterte diese, »er hat verdient zu sterben, tausendmal verdient zu sterben, aber dennoch bitte ich dich, denn mich ergreift ein Mitleid mit dem Schändlichen, da mir jedes Leben, das die Götter gaben, heilig ist; schicke ihn in die Goldbergwerke Äthiopiens; dort mag er büßen, sich bessern. Mir dünkt, kein Mensch hat das Recht, das Leben des anderen zu fordern; zu strafen jedoch hat er die Pflicht.«

»Deine Tochter spricht gut,« fiel ihr Menes ins Wort, »übe Großmut, erhabener Herr; sein Tod kann dir nichts nützen, sein Leben in den Bergwerken dir nicht schaden.«

»Unmöglich,« tobte die Königin auf, »er muß sterben. Ihr seid beide schwache Seelen. Laß den Oberpriester die Sterne oder den Apis in Memphis fragen, er wird verkünden, daß die Götter den Tod dieses Bösewichts wollen.«

Der König erhob sich, einen Zornblick auf sein Weib schleudernd; wohl mochte er ahnen, warum beide, sie und ihr Sohn, so eifrig des Schützen Tod forderten; sie wollten ihn verstummen machen für ewig. Ihm kam es darauf an, daß er rede. »Ruft ihn herein,« sagte er zu dem sich entfernenden Sklaven, »ich will den Mann selbst fragen, ob es sein Wille ist, sein Geheimnis mit in das Grab zu nehmen.«

Bis zum Eintritt des Mörders ging Ramses in dem Gemache auf und ab, indes Urmaa, sobald sie vernommen, der Verbrecher solle hier erscheinen, erblaßte und sich mit sichtlicher Verwirrung erhob.

»Komm, mein Sohn,« sagte sie mühsam, »verlassen wir dieses Zimmer, seien wir nicht Zeuge dieser peinlichen Szene; unsere feinfühlige Seele kann einen solchen Marterauftritt nicht mit ansehen.«

Cha-em-dyam stand zitternd auf.

»Es geht niemand aus diesem Gemach,« sagte Ramses, sich umdrehend, mit leiser Stimme.

»Wie, mein Gemahl? Wie sagtest du? –«

»Ihr sollt bleiben!«

»Wir sollen? Du erlaubst uns nicht? – Du zwingst uns?«

»Zwingen? Ich bitte euch!«

»Wenn du uns nur bittest,« entgegnete Urmaa, gezwungen lächelnd, »so bitte ich dich ebenfalls, mir zu gestatten, daß ich gehen darf.«

Keine Antwort!!

»Hörst du, mein Gemahl?«

»Ich höre!«

»Und du gewährst meine Bitte nicht?«

»Ich habe Gründe, sie nicht zu gewähren!«

»Und diese sind?«

»Einerlei!«

»Ich begehre sie zu wissen!«

»Zürnst du mir?« frug Ramses, da er zu bemerken glaubte, daß sich trotziger Vorwurf in die Stimme seines Weibes mischte.

»Ihr beide sollt,« setzte er dann mit niedergekämpfter Erregung hinzu, »in meiner Gegenwart diesen Mörder beobachten, um zu ergründen, wer ihn gegen mein Leben mißbrauchen wollte.«

Menes erriet, daß der König die Absicht hatte, zu sehen, welchen Eindruck wohl der Verbrecher auf seine heimlichen Freunde ausüben würde; er selbst zweifelte kaum mehr an einem Einverständnis.

»Das ist ein anderes,« erwiderte die Königin, »mir klang aus deinen Worten eine versteckte Anschuldigung, ein Verdacht – doch genug –! Ich will meine Rechtfertigung anderen überlassen. Da kommt der Vorgeladene!«

Mehrere Bewaffnete führten den Bogenschützen, den man völlig entkleidet und dessen Rücken Spuren von Züchtigungen zeigte, vor den König. Den hageren, starkknochigen Schützen überlief ein Zittern, seine Züge drückten Entschlossenheit aus, welche sich besonders in den fest zusammengekniffenen Lippen ausprägte. Er warf der Königin einen Blick zu, als er eintrat, welchen diese bedeutungsvoll erwiderte.

»Du willst also nicht gestehen,« frug ihn Ramses gelassen, »wer dich dazu verführt, den Pfeil auf deinen Herrn abzudrücken?«

Der Mann wechselte wieder einen verstohlenen Blick mit Urmaa.

»Nein,« sagte er.

»Gibst du mir keine Gründe an, warum du so gehandelt?« frug ihn sein Gebieter weiter, »tat ich dir ein Leid? Handle ich unrecht an dir? Hast du Grund, mich zu hassen?«

Der Prinz schien ihm, wie Menes bemerkte, zuzuwinken, er solle schweigen.

Der Mann schüttelte den Kopf und schlug sich auf die Brust.

»Weißt du, daß du sterben mußt?«

»Ich weiß es.«

»Und daß du dir dein Leben erhalten kannst, wenn du Antwort gibst, wenn du gestehst?«

»Ich schwur, zu schweigen,« sagte der Angeklagte dumpf.

Mit dem Gefangenen war der Sklavenaufseher zugleich eingetreten; diesem gab nun der König einen Wink, worauf derselbe die Türvorhänge auseinanderschlug und dem zurückschaudernden Verstockten einen Knecht zeigte, der ein an der Spitze glühendes Eisen in seiner muskulösen Faust hielt. Menes atmete schwer auf, als er sah, wie der Knecht eintrat und das rauchende Eisen dem Nacken des Gefangenen näherte. Der Schütze zuckte zusammen, sein Kopf fiel keuchend auf seine Brust herab; Menes sah den Augenblick gekommen, wo ihm die Todesangst das Geständnis abzwingen mußte. Fragenden Blickes wendete sich der Knecht zu dem sinnenden Ramses; die Augen des Henkers funkelten grausam und sein nackter Arm streckte sich verlangend nach seinem Opfer aus. Eine Zeitlang schwebten alle Anwesenden in größter Spannung, ob der König zu diesem schrecklichen Hilfsmittel der Gerechtigkeit seine Zuflucht nehmen werde. Der König machte einen Schritt auf den Gefangenen zu.

»Wie ist dein Name?« begehrte er zu wissen.

»Hui!« hauchte dieser.

Hierauf folgte eine Pause. Urmaa schien erleichtert aufzuatmen; die Festigkeit des Mannes mußte ihr Vertrauen erweckt haben; sie wagte mit mehr Sicherheit umherzublicken.

»Nun, Hui,« begann der König milde, »ich könnte dich martern lassen, um dir dein Geständnis abzuzwingen; doch da du, wie du sagst, geschworen zu schweigen, will ich dich zu keinem Meineid verleiten. Du dienst denjenigen, die dich gegen mich gebrauchten, treu, bei allen Göttern sehr treu! denn du weißt, daß dich bereits der Tod an der Hand hält, daß du dich durch ein offenes Geständnis retten könntest, und dennoch verschließest du deine Lippen. Würdest du mir ebenso treu dienen, wie meinen Feinden?«

Hui sah verwundert bald den König, bald die Königin an.

»Ich hoffe es,« fuhr Ramses fort, »ich hoffe, ich habe einen treuen Diener an dir gefunden. Du sollst leben, du bist von dieser Stunde an in die Schar meiner nächsten Diener eingereiht. Meiner nächsten, hörst du? Dein Amt sei, mich beim Mahle zu bedienen.«

Der Bogenschütze griff sich mit der Hand nach dem Kopfe, als wolle er sich von seinem Wachen überzeugen.

»Was willst du tun,« rief die Königin aufspringend, »das heiße ich die Großmut zu weit getrieben, mein Gatte; vertraust du dein Leben einem Mörder an? Legst du dich auf einem geschliffenen Schwerte schlafen? Steh' um aller Götter willen davon ab.«

»Laß mich gewähren,« entgegnete ihr der Gemahl. »Bist du es zufrieden? Hui, wirst du mich vielleicht lieben lernen, wenn ich dir ein freundlicher Herr bin?«

»Herr, Ihr scherzt!« stammelte der Verwirrte.

»Ich scherze nicht, es ist mein Ernst!«

»Mich Unwürdigen wollt Ihr zu Euerm Diener ernennen?«

Alle Anwesenden gerieten in die größte Bestürzung; Urmaa riß, ohne zu wissen, was sie tat, eine Verzierung ihres Kleides ab; Wut und Angst verzerrten ihre Züge.

»Ich will es,« sagte der König, sie scharf anblickend.

»Tut es nicht,« rief der Mann mit fast verzweiflungsvollem Ton.

»Was hast du dagegen einzuwenden?« erwiderte der König ruhig.

»Ich bin nicht wert solcher Gnade,« murmelte der Schütze leise, sich wie vernichtet seinem Gebieter bis vor die Füße schleppend.

»Mache dich dieser Gnade wert; ich will nicht wissen, wer dich soweit gebracht, armer Mensch, nach deines Königs Leben zu trachten, jedoch ich sah dir an, daß diese Tat nicht aus deinem Herzen hervorkam. Wir wollen sehen, was wir aus dir machen können. Führt ihn weg und reicht ihm Speise und Kleidung.«

Der König verließ, nachdem er dies gesagt, das Zimmer. Auch Urmaa ging mit ihrem Sohne, beide aufs äußerste bestürzt über diese Wendung der Dinge, deren Zeuge sie waren.

Kaum vermochten sie ihre Verwirrung zu verbergen. Der Schütze kauerte noch so lange am Boden, bis die Krieger den Taumelnden fast mit Gewalt hinausführten. Menes aber pries sich glücklich, die Gunst eines solchen Herrn erworben zu haben und folgte der Königstochter zum Gebet in den Tempel.


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