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Bis zur Märzrevolution

(Aus dem fünften Bande der »Deutschen Geschichte«) Vorwort

Durch ein langes Augenleiden ist die Fortsetzung dieses Buches verzögert worden, und ich will nur wünschen, daß man dem Lande nicht anmerke, wie schwer mir zuweilen die Arbeit fiel.

Noch weit mehr als seine Vorgänger verdankt der vorliegende Band den Beiträgen freundlicher Leser. Ohne diesen gütigen Beistand, aus amtlichen Quellen allein hätte ich manche Ereignisse nicht verstehen können, und ich bitte auch für die Schilderung der Revolutionsjahre herzlich um solche Mitteilungen. Die Aufgabe wird immer schwieriger, je mehr die Erzählung sich der Gegenwart nähert.

Ein Mangel läßt sich bei allem Fleiße nicht ganz beseitigen. Das Leben der breiten Massen des Volks bleibt in einem Zeitalter reflektierter Bildung immer geheimnisvoll, und wieviel der Historiker auch an wirtschaftlichen, politischen, religiösen Erklärungsgründen vorbringen mag, zuletzt kann er doch nur einfach die Tatsache feststellen, daß die Stimmung der Zeit reif wurde für eine Revolution.

Die Geschichte dieser acht Jahre wirkt wie ein erschütterndes Trauerspiel. Zuerst hohe Entwürfe, glänzende Hoffnungen, überschwengliche Träume, nachher fast überall ein klägliches Mißlingen, ein unvermeidlicher Zusammenbruch. Den tragischen Ernst, der im Stoffe selber liegt, darf der Darsteller nicht durch vornehmen Gleichmut künstlich zu verwischen suchen.

Welchen Mißbrauch treibt man doch heute mit dem Ausspruch: Sine ira et studio – einem Worte, das niemand weniger befolgt hat als sein Urheber. Gerecht soll der Historiker reden, freimütig, unbekümmert um die Empfindlichkeit der Höfe, ungeschreckt durch den heute viel mächtigeren Haß des gebildeten Pöbels. Aber so gewiß der Mensch nur versteht, was er liebt, ebenso gewiß kann nur ein starkes Herz, das die Geschicke des Vaterlandes wie selbsterlebtes Leid und Glück empfindet, der historischen Erzählung die innere Wahrheit geben. In dieser Macht des Gemüts, und nicht allein in der vollendeten Form, liegt die Größe der Geschichtschreiber des Altertums. (Vf.)


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